Günter entpuppte sich als gepflegter, gut riechender Herr um die Fünfzig, ehemals sicher rothaarig, nun grau-gewellt. Leichter Bauchansatz, mittlere Schwanzgröße und ein wilder Stecher, der ständig die Bumsposition wechseln wollte und zwischendrin immer versuchte ins falsche Loch zu stoßen. Dagegen wehrte ich mich freundlich aber energisch, dabei dachte ich: nix da mein Lieber, mein Arsch ist ne Einbahnstraße! Also fummelte er zwischendrin nur mal mit dem Finger an meinem Hinterausgang, schien das Lieblingsloch von Günter zu sein. Solange er da nichts einführte, ließ ich ihm den Spaß.
Als diese hektische Nummer vorbei war, Günter sich wusch, dann wieder anzog, wunderte ich mich, dass mir die Sache nichts ausgemacht hatte. Es hatte mich nicht gestört natura an seinem Schwanz zu lutschen und auf seinen Wunsch an den rasierten Eiern zu lecken, denn er hatte sich als sehr sauber erwiesen. Auch seine Fummelei und Rammelei waren gefühlsmäßig spurlos an mir vorübergegangen, nichts davon hatte mich innerlich berühren können. Viel abstoßender fand ich die Zungenküsse. Dabei hatte ich entweder versucht meine Mundöffnung so schmal als möglich zu machen oder ich hatte den Kopf wie unabsichtlich zur Seite gedreht wenn sich seine Lippen näherten. Das musste ich nun wirklich nicht unbedingt haben, dass mir jeder Kerl seinen Lappen in den Hals hängen wollte. Das würde ich zu verhindern wissen. Für den Schwanz gab es ja Kondome, den einzuführen war erträglich, aber um die Zunge konnte man leider kein Gummi ziehen. Auch fremden Speichel- Sabber schlürfen zu müssen, fand ich absolut nicht erquickend.
Mein Fazit war also, ich würde diesen Job problemlos ausüben können.
Aber dass eine solche Turnübung, wie mit dem hektisch-leidenschaftlichen Günter, anstrengend war, machte sich, dank meines Alters, im Nachhinein schon bemerkbar. Es knackte verdächtig in meinem Gebälk, dass ich mich reckte und verbog um die Glieder etwas zu lockern. Danach legte ich mich mit einem großen Kaffee, alle viere ausgestreckt auf mein Bett, um mich ein wenig zu erholen.
Dennoch war ich happy wieder einen Hunderter verdient zu haben. Dafür hatte sich die knappe Stunde gelohnt. So konnte es weiter gehen.
„Bea- es war schon einer da!“ musste ich direkt über das Telefon kundgeben.
„Wer? Was? Wovon redest du?“ fragte meine Tochter verständnislos.
„Na ein Freier auf miete-mich! Du, nach so kurzer Zeit! Erst ein paar Stunden da ein Profil reingesetzt und direkt Kundschaft. Toll! So kann das weitergehen!“ erklärte ich freudig lachend.
„Mama, ich versteh dich nicht mehr! Wie kannst du dich über so einen Wichser freuen?“ klang ihre Stimme ungläubig, fast angewidert.
„Blödsinn! Über die Kohle, nicht den Kerl. Der ist mir doch egal!“ belehrte ich sie.
Esther war wesentlich verständnisvoller. Nach meinem Bericht fragte sie neugierig: „Und du hast das erst gestern reingesetzt? Toll- das scheint ja effektiv zu sein. Ha ha ha, lustig! Und du konntest mit dem Kerl poppen ohne dich zu ekeln? Dann wirst du bestimmt genug verdienen um zu Recht zu kommen. Aber sag mal, meinst du nicht dass du ein wenig zu sehr unter dein wahres Alter gegangen bist? 51? Nee- das ist doch nicht glaubhaft. 57 oder 58 wäre akzeptabel. Nicht dass dir demnächst so mancher Kunde an der Tür gleich wieder wegläuft. Hi hi, weil der keine Omi poppen will.“ Kicherte sie amüsiert.
„Reife Frauen sind gefragt! Und bis jetzt hatte ich ständig Angebote von den Kunden, viele wollten lieber mich als so junge Hühner. Meinst du die hätten mich gefragt wenn sie mich als Oma gesehen hätten? Nee!“ erwiderte ich beleidigt.
Sie lachte: „War doch nicht so gemeint. Natürlich siehst du gut aus, sieht man dir dein Alter nicht an. Das muss man anerkennen. Klar. Aber ich finde nur, du solltest es nicht übertreiben mit der Schummelei. Nicht das du dir ein Eigentor schießt.“
„Werde ich ja sehen. Aber ein paar schöne Fotos muss ich noch hochladen. Ich warte auf Bea mit ihrer Digicam. Dann wird die Sache sicher noch besser laufen.“ Beendete ich das Telefonat.
Als Rabea am nächsten Tag erschien um die Aufnahmen zu machen ergab sich ein neueres Problem.
„Was willst du denn für die Fotos anziehen?“ wollte sie wissen.
„Wie anziehen? Ich will sexy Bilder reinsetzen. Keine Modeaufnahmen! Die sollen Appetitanregend sein!“ belehrte ich meine Tochter.
Sie schüttelte den Kopf und erklärte: „Das weiß ich ja. Aber du willst doch bestimmt keine Nacktbilder reinstellen, deshalb sollten die mit schöner Wäsche sein. Zeig mal was du in der Richtung hast!“
„Nix.“ Wehrte ich energisch ab. „Mit meiner Baumwoll-Unterwäsche kann ich mich nicht zeigen, jedenfalls nicht um Kunden zu werben. So was haben die Männer zu Hause, ne Ehefrau mit Oma-Strickstrumpf-Schlüpfer. Nein- ich will Bilder oben ohne, nur mit einer engen Jeanshose mit offenem Reißverschluss. Hab ich in einer Illustrierten gesehen. Das war echt geil. Pass auf, ich zeig dir mal wie!“ begeisterte ich mich und wechselte die Kleidung.
Nachdem wir den richtigen Hintergrund gefunden und einige Aufnahmen in verschiedenen Posen, ohne den Kopf zu zeigen, gemacht hatten, starteten wir den Versuch die Bilder ins Netz zu setzten. Aber es haperte an der nicht vorhandenen Software.
„Geht nicht Mama. Das können wir nur über meinen Laptop machen, auf deinem kann ich nicht einmal mit dem Speicherchip arbeiten. Das olle Ding hat dafür keine Anschlussstelle. Tja, musst du entweder zu mir kommen oder ich bringe meinen Läppi mit.“ Bedauerte meine Tochter ehrlich.
„Gut,“ nickte ich, „dann komm ich nach Feierabend zu dir runter. Brauchst mich nicht abzuholen, ich fahre mit dem Bus. Gegen acht bin ich da.“
Sie lachte wie über einen Witz während sie wissen wollte: „Wie bitte? Wieso Feierabend? Du musst doch hier keine Stempelkarte drücken. Du kannst doch kommen und gehen wann du willst. Komm direkt mit. Auf was willst du warten?“
Ärgerlich belehrte ich sie: „Mein liebes Kind. Es gab hier mal Geschäftszeiten. Diese hatte ich schon wegen der arbeitsunlustigen Weiber auf acht Stunden von 11 bis 19 Uhr gekürzt, obwohl die Öffnungszeiten in solchen Läden überall 12 bis 14 Stunden sind. Daran hatten sich die Kunden gewöhnt. Und genau diese Zeiten werde ich hier einhalten, denn in der Zeit können noch Kunden hier anklingeln. Und genau auf die warte ich. 3 hatte ich ja schon und es werden hoffentlich bald mehr.“
Mit einem verständnislosen Murren verabschiedete sich meine Tochter.
Am Abend setzten wir nur 2 der Fotos in mein miete-mich-Profil, weil die restlichen Aufnahmen nicht gut aussahen. Denn es war für mich nicht einfach mich in Fotopose zu setzen, ich ließ mich ungern fotografieren und meistens sah man das auch. In diesem Fall hatte ich eine schlechte Haltung oder Bea nicht zielgerichtet geknipst, weil ich den Kopf nicht sichtbar haben wollte.
Wir waren uns darüber einig, dass es für mich Zeit war, mal attraktivere Unterwäsche zu kaufen um wirklich reizvolle Aufnahmen gemacht zu bekommen.
Ich blieb über Nacht bei den beiden und fuhr am nächsten Morgen gerädert von Rabeas harter Couch nach Hause.
Im Bus sitzend ließ ich die letzten Wochen untätigen Wartens gedanklich an mir vorüberziehen. Es war eine bescheidene Bilanz. Für eine Hure eher sogar eine schlechte, dachte ich, was mir ein breites Grinsen aufs Gesicht zauberte. Irgendwie machte es mir dennoch Spaß als Rentnerin eine Huren-Karriere zu starten. Karriere? Oh ja, die würde es werden! Da war ich mir sicher. Denn was auch immer ich in meinem Leben gemacht hatte, ob in der Glückspiel- Gastronomie- oder Puffbranche oder auch als Marktschreierin, ich war immer erfolgreich. Und das wollte ich auch im Rentenalter sein und bleiben: wenn schon- denn schon: erfolgreich!
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