Chantal goss die Gläser wieder voll. Sie waren bereits an der zweiten Flasche angelangt.
»Vielleicht lächelst du dir aber auch eine gutaussehende Frau an«, flüsterte sie hierbei fast konspirativ.
»Frauen?! Igitt. Was soll ich mit Frauen?«
Chantal nahm der Blondine das Glas aus der Hand.
Und danach zeigte sie der Beschwipsten, dass die Liebe unter Frauen auch himmlisch sein kann. Männer waren schließlich auf Monate hinaus nicht greifbar.
Warum also auf die Freuden der Liebe verzichten!
Die darauffolgenden Monate in der Klinik am Bodensee vergingen wie im Flug.
Professor Lemberg brauchte Chantal nicht zu fragen, wie sie das Kunststück mit Viola fertiggebracht hatte. Die Blicke der Blondine sprachen Bände. Die Frauen tuschelten und waren neidisch.
Dieser eine Abend, diese Nacht und die darauffolgenden vielen Tage waren sowohl für Viola aber auch für Chantal wie eine Befreiung.
Sie hatten sich im wahrsten Sinne des Wortes aneinandergeklammert.
Sie hatten sich gegenseitig aus den Tiefen ihrer Qualen und Ängste herausgeholfen. Beiden Frauen war jedoch bewusst, dass sich nach diesem Klinikaufenthalt ihre Wege wieder trennen würden.
Sie verhielten sich wie unzertrennliche Schwestern; schwammen jeden Tag, machten unter Anleitung Gymnastik und ließen die Physiotherapien über sich ergehen. Die Lymphknotenoperationen hatten beträchtliche Spuren hinterlassen. Es dauerte viele Wochen, bis sie ihre Arme wieder ohne Schmerzen bewegen konnten. Sie gingen am Bodensee spazieren und saßen bis in die Nacht hinein zusammen. Fast jede zweite Nacht lagen sie zusammen im Bett. Sie streichelten sich, liebten sich und kuschelten sich eng aneinander.
Das geht schon in Ordnung, lachte der Professor, als man ihm mitteilte, dass Chantals Bett oft unbenutzt blieb.
Chantals gute Figur entpuppte sich als Fluch. Ein Brustaufbau mit Eigengewebe war schlichtweg unmöglich.
Mit einer vergleichsweise kleinen Brust wollte sie sich auch nicht zufriedengeben. Es blieb also nur die Möglichkeit, Silikonkissen einzupassen. Danach sahen ihre Brüste aus wie vor der Operation; prall und fest. Der Professor war tatsächlich eine Koryphäe. Die Narben verschwanden fast vollständig unter den Rundungen.
Der 14. November war ein kalter und sonniger Tag. Chantal und Viola wurden gleichzeitig entlassen. Viola bestand darauf, zusammen mit ihrer Freundin 14 Tage Abschieds-Urlaub in Bad Füssing zu machen.
So nannte sie das.
In einem noblen Hotel mit zwei Innen- und zwei Außen-Thermal-Becken teilten sie sich noch einmal ein großzügiges Appartement.
An einem Sonntag, Ende November, trennten sich ihre Wege. Mit Tränen in den Augen versprach Viola hochheilig, so oft wie möglich mit Chantal zu telefonieren. Natürlich würde sie so bald wie möglich nach Frankfurt kommen. Aber Chantal machte sich nichts vor. Dieses blonde Gift mit den großen neuen Brüsten würde sie bald vergessen haben. Und das war auch gut so.
Der Taxifahrer lud beflissentlich die Koffer ein sein Fahrzeug. Eine Fahrt nach Frankfurt hatte er nicht alle Tage. Als er sah, wo er seine kostbare Fracht im Frankfurter Nordend ablud, war er mit seiner Welt wieder versöhnt; zumal ihm die gutaussehende Dame einen Hundert-Euro-Schein zusätzlich in die Hand drückte.
Chantal hatte von unterwegs das Ehepaar Lorenz angerufen, das in den letzten 18 Monaten sowohl ihre Villa in Frankfurt, ihre Wohnung im 22. Stock als auch die Villa im Odenwald pfleglich behandelt hatte. Als sie das Haus betrat, flackerte bereits das Feuer im Kamin. Ausreichend Geld konnte etwas Herrliches sein.
Der Nieselregen hielt sie nicht davon ab, zunächst Harald zu begrüßen.
»Guten Tag mein Liebster«, sagte sie, während die Regentropfen das wieder länger gewordene Haar durchtränkten.
»Vor einiger Zeit habe ich nicht mehr damit gerechnet, dich wiederzusehen. Ich habe ein bisschen Silikon mitgebracht. Aber sonst geht es mir wieder prima. Du hast mir gefehlt. Ich werde dir heute Abend zuprosten. Also bis später.«
Danach wanderte sie von Zimmer zu Zimmer, um wieder Besitz von der schönen Villa zu nehmen; Heimatluft zu tanken.
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