Ulf Ziegler - Nichts Weißes

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Nichts Weißes: краткое содержание, описание и аннотация

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Dies ist die Geschichte von Marleen, die sich, noch ehe sie Lesen lernt, in die Welt der Buchstaben verliebt. Hineingeboren in eine erfolgreiche Werber- und Illustratorenfamilie, träumt sie früh von wahrhaft Großem: der perfekten Schrift.
An der Kunsthochschule hat sie Rückenwind, kann Marleen sich selbst Kontur verleihen. Ihr Pioniergeist treibt sie voran, bald steckt sie mittendrin in der Jobwelt der Achtziger — und erliegt deren Verheißungen. Die Medien erfahren einen Schub, plötzlich geht alles rasend schnell, schon hat man den Halt verloren. Sie muss erste Rückschläge einstecken, berufliche wie private. Flexibilität ist gefragt, schon in den Anfangszeiten der Globalisierung, und Marleen gibt sich flexibel, koste es, was es wolle — in der Hoffnung, dass ihr Traum weniger flüchtig ist als die Welt, gegen die es gilt, ihn wahrzumachen.
Mit Nichts Weißes legt Ulf Erdmann Ziegler den Roman einer Generation vor, für die das Hereinbrechen des Computerzeitalters identisch ist mit dem eigenen Erwachsenwerden. Randscharf, raffiniert, brillant.

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Der Alltag des Typografen mochte auf Laien wirken, als würde eigentlich gar nichts geschehen. Erwachsene Menschen saßen den ganzen Tag lang vor Buchstabengebilden. Anders als die Bildhauerei, die auch ihre Zeit brauchte, machte das Schriftzeichnen nicht einmal Lärm. Ein Typograf wusste von seinem schneckenhaften Fortschritt und war wahrscheinlich deshalb so gewissenhaft wie ein Uhrmacher. Ein Tag war aus seiner Sicht nicht lang, sondern kurz. Man vertat nicht viel Zeit mit Geschwätz, man dehnte keine Mittagessen und trank auch keinen Weißwein dazu. Für eine wirkliche Unterbrechung des Arbeitstags musste die Citronique ausfallen oder überhaupt der Strom, aber auch das war noch nicht wirklich ein Grund, die Arbeit am Zeichentisch ruhen zu lassen. Da draußen war wohl wirklich etwas geschehen.

Die erste Frage lautete, ob man hinuntergehen sollte, um zu helfen. Aber in ein rauchendes Kaufhaus zu laufen, vor dem Feuerwehrautos und Rettungswagen parkten, schien wenig vernünftig. Die zweite Option war, das Büro zu räumen, denn wenn es einen Anschlag gegeben hatte, konnte ein weiterer folgen. Es konnte auch der Kaufhausbrand außer Kontrolle geraten. Stüssi tastete die großen Fenster zum Boulevard alle paar Minuten ab, um zu prüfen, ob sie sich erhitzten.

Marleen war nun, als wäre sie ein Laufbursche, vergessen. Ihr fiel auf, dass Fränzi und sie in diesem Augenblick die einzigen anwesenden Frauen waren, wobei Fränzi gerade besonders beschäftigt war, weil sie am Telefon versuchen musste, die Zeit anzuhalten. Die Männer — in der heutigen Besetzung acht, und sieben von ihnen Schweizer — standen dicht beisammen in der Werkstatt. Wie eine Gruppe Pinguine sahen sie aus in ihrer schwarzen und weißen Kleidung, mal in der Mitte des Raums, dann wiederum am Fenster, dann um den Arbeitsplatz Fränzis gedrängt.

Da war er, der Krieg, mitgebracht aus Algerien oder sonstwoher, im Koffer, unsichtbar, und vor ihren Augen aufgeflammt. Die Gegenwart wurde als Geisel genommen, der Schmerz per Zufall verteilt, der Stillstand erzwungen. Der Stillstand im Atelier Passeraub, Furrer und Stüssi fiel unter dieses Gebot der Verhältnismäßigkeit, dass man nicht weiterbaut an den Bögen und Pfeilern der zivilen Gesellschaft, um sie solider, stimmiger, offener und schöner zu machen, Ziele, die sich die Schweizer Typografen auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Es konnte nicht richtig sein, einem Buchstaben seinen letzten Schliff zu geben, während da unten Menschen mit Verbrennungen aus dem rauchenden Gebäude getragen wurden, und keineswegs alle lebend.

Marleen lernte damals das Schweizerdeutsch von David Jaccottet, einem Dreijährigen, und war über den Bueb und das Bärli noch nicht weit hinausgekommen. Sie verstand also fast nichts von dem, was seit zwei Stunden gesprochen wurde. Es wurde geraucht, was sonst nicht erlaubt war. Das Haus gegenüber war inzwischen mit Flatterband abgesperrt; man hatte nur den Gehweg auf der Seite des Atelierhauses offen gelassen, wie Alain wusste, der sich mit Monique davongemacht hatte und gegen Mittag allein mit einem Dutzend daumennagelgroßer Törtchen zurückgekehrt war. Sieben Tote habe es gegeben. Die Stunde der Mittagspause war gekommen, und die Gruppe wurde stiller, flüsternd, rückte enger zusammen. Als Marleen begriff, dass sie beten würden, drehte sie sich auf ihren Mokassins schnell und leise zum Gang, an dessen Ende sich die Toiletten befanden.

Das Staunen

Nach Paris kam man als armer Migrant, als namenloser Künstler, als Spross des Mittelstands mit Ambitionen. So war es auch bei Marleen gewesen, die ihr Studium in Kassel nach dem sechsten Semester abgebrochen — oder, wie sie ihrer Mutter erklärt hatte,»unterbrochen«— hatte, um für viertausend Francs im Monat als typografische Assistentin zu arbeiten. Sie würde Proben ihrer Arbeit nach Kassel schicken, von Weingart Seminarscheine bekommen und dann, in ein oder zwei Jahren, am Ende eines Semesters eilig die Prüfungen absolvieren. Dies war der Part, den Lore Schuller, die selbst brav ihr Diplom gemacht hatte, nicht glauben wollte.

Passeraub hatte Marleen in einem zweiten Anlauf erläutert, dass der Aufttraggeber der Tempi Novi darauf bestehe, der Schriftfamilie den ultrafetten Schnitt hinzuzufügen.»Glauben Sie, dass eine Leseschrift eine Anwendung von Ultrafett braucht?«, hatte er gefragt und sie, wie zuvor, in die Klemme gebracht, Zustimmung und Ablehnung gleichermaßen verdächtig.

«In einem Katalog, zum Beispiel, um einen Slogan herauszuheben. Oder den Produktnamen.«

«Also schon!«

«Schon «hieß offenbar» doch«.

«Doch«, sagte sie kleinlaut.

«Na gut«, sagte Passeraub, väterlich.»Dann machen Sie für mich den Entwurf. Prägnante Beispiele, so wie Sie wollen.«

« Tempi Novi Ultrafett.«

«Jo-ho.«

Jede Schrift ließ sich irgendwie aufblasen. Aber Passeraubs Ideal einer Leseschrift war, dass man jedes Wort gegen dasselbe Wort in einer anderen Schriftstärke austauschen konnte, ohne viel Platz zu verlieren oder zu gewinnen. Am besten keinen. Das schien nahezu unmöglich. Andererseits lief der halbfette Schnitt, wie Passeraub ihn entworfen hatte, in der Tat kaum weiter als der magere. Sie ließ sich den gesamten Alphabetsatz auf Papier ausbelichten, vergrößerte das» H «und das» o«, halbfett, am Fotokopierer, schwärzte die Buchstaben nach, zeichnete sie von Hand mit Tusche ab — dies waren die Techniken, die sie kannte. Man soll eine Schrift, hatte Weingart gesagt, wie einen Menschen kennenlernen, nach und nach. Man kann sie sogar, hatte er leise ergänzt, für ihre Schwächen lieben.

Die Tempi Novi war serifenlos, aber keine dogmatische Schrift mit einem Kreis für ein» o «oder einem Kreuz für ein» t«. Das» a «war mit Dach gehalten wie in der Helvetica . Passeraub feierte die Bäuche von» b «und» p«, indem er die vertikalen Striche nur zart anlegte. Das» y «hatte seinen Tanzfuß, das» i «hatte einen runden Punkt. Die Strichstärken waren in geheimnisvoller Weise minimal variiert.

Was für eine Anfängerin sie doch war! Noch nie hatte sie einen kompletten Schriftschnitt selbst entwickelt. Entweder gab es einen fetten Schnitt oder eben nicht. Hatte eine Schrift zu wenig Varianten, nahm man eine andere. Die Anwendungen, die Designerspielchen hatten alle Kräfte aufgesaugt, und eine gewisse kalligrafische Routine half jetzt nur insofern, als dass Marleen einen Strich zu Papier zu bringen wusste, wie sie es wollte — nicht so ähnlich. Natürlich wusste sie, dass der fette Buchstabe nach außen wie nach innen wächst, während er höher nicht werden soll. Ein bisschen wie die breiten Reifen eines Rennwagens. Am Mittag wartete sie, schüchtern, bei Furrer, bis der seine Aufgabe beendet hatte und sie bemerkte. Er betrachtete das» o «und sagte,»sehr schön. — Ach so, die Tempi Novi . Haben Sie denn nicht die originalen Entwürfe? Wenn Ihnen der Innenpunzen beim ›o‹ schon fast zuläuft, was machen Sie dann erst beim ›e‹? Sie tappen ja noch im Dunkeln!«

Marleen verdrückte sich in die Mittagspause. Sie fragte sich, ob dies eine Prüfung sei, die man nur bestehen konnte, wenn man resignierte. Wahrscheinlich warteten alle darauf, dass sie die Unmöglichkeit des Unternehmens einsah. Und erst wenn sie es zugeben würde, wäre sie eine von ihnen.

Als sie zurückkam, standen drei Schuber auf ihrem Schreibtisch. Sie enthielten, wie die Kürzel ahnen ließen, Passeraubs gesamte Zeichnungen der Tempi Novi im letzten Zustand, mager, halbfett und fett. Es waren nichts anderes als Bleistiftnotizen auf einem transparenten Träger, zwanzig Zentimeter hohe Konturen auf einer Linie. Sie begriff sofort, dass ihr dies zuvor gefehlt hatte. Sie nahm das» o «aus allen drei Registern und legte sie übereinander. Das hatte etwas vom Querschnitt einer Zwiebel. So konnte sie sich zumindest vorstellen, wie es in die Breite gehen würde. Am Abend hatte sie schon die erste Reinzeichnung für» Hono«. Mit dem Silberblick der Naharbeiter sah sie von ihrem Schreibtisch zur Türöffnung, in deren Gegenlicht jemand stand, die Locken überstrahlt, das Gesicht kaum zu entschlüsseln, wie fotografisches Korn. Das musste Passeraub sein. Er trat an ihre geneigte Arbeitsfläche, legte seinen Zeigefinger auf das» n «und sagte:»Den Einschnitt betonen!«Er lachte über sein eigenes Ungeschick, und weg war er.

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