Ulf Ziegler - Nichts Weißes

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Nichts Weißes: краткое содержание, описание и аннотация

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Dies ist die Geschichte von Marleen, die sich, noch ehe sie Lesen lernt, in die Welt der Buchstaben verliebt. Hineingeboren in eine erfolgreiche Werber- und Illustratorenfamilie, träumt sie früh von wahrhaft Großem: der perfekten Schrift.
An der Kunsthochschule hat sie Rückenwind, kann Marleen sich selbst Kontur verleihen. Ihr Pioniergeist treibt sie voran, bald steckt sie mittendrin in der Jobwelt der Achtziger — und erliegt deren Verheißungen. Die Medien erfahren einen Schub, plötzlich geht alles rasend schnell, schon hat man den Halt verloren. Sie muss erste Rückschläge einstecken, berufliche wie private. Flexibilität ist gefragt, schon in den Anfangszeiten der Globalisierung, und Marleen gibt sich flexibel, koste es, was es wolle — in der Hoffnung, dass ihr Traum weniger flüchtig ist als die Welt, gegen die es gilt, ihn wahrzumachen.
Mit Nichts Weißes legt Ulf Erdmann Ziegler den Roman einer Generation vor, für die das Hereinbrechen des Computerzeitalters identisch ist mit dem eigenen Erwachsenwerden. Randscharf, raffiniert, brillant.

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Eine Woche lang ist die Kutsche unterwegs, die Fenster verdunkelt. Ihr gegenüber sitzt Weingart, der sie bewacht, schweigend. An der Poststation Neuss, als die Pferde gewechselt werden, hört Marleen die Stimme ihrer Mutter, die ihre Herausgabe fordert. Weingart ruft, er leugne nicht, dass Marleen Schuller hier drinnen sei, aber er bestehe darauf, dass sie auserwählt sei, höheren Aufgaben zu dienen. Wieder setzt sich die Kutsche in Bewegung. Schließlich, als die Tür von Uniformierten geöffnet wird, ist Marleen geblendet. Sie sieht nur Weiß. Aber sie kennt die Technik. Sie kann, was weiß ist, als schwarz sehen. Schwarz auf Grau ist das Kreuz der Nation, das sie empfängt. Das Tor, es entgeht ihr nicht, ist dem kleinen» m «nachgebaut, von Bodoni vielleicht, sehr delikat. Deshalb hat die Kutsche gehalten, weil sie da nicht durchpasst. Während durch den linken Torbogen Leute entgegenkommen, wählt sie den rechten, nachdem sie Weingart, dessen Gesicht im Negativ erscheint, die Hand gereicht hat. Sie ist nun angekommen in der Hauptstadt Helvetiens, in Paris.

Es ist gut, vor dem Piepen des Weckers aufzuwachen. Das macht einen weniger empfindlich für die Mühen des Tages. Marleen steht auf. Das Licht ist rosarot. Die anderen Dachgauben, die sich zu ihrer eigenen im rechten Winkel als Flucht darbieten, sind bleigrau und taubenblau: als wären die Mädchenkammern die Mädchen selbst, die Gauben ihre Hauben. Sie stehen in Reihe, bereit, gerufen zu werden, die Gesichter leer. Das frühe Licht umfängt sie und überstrahlt nun ihre schlichten Gewänder, die aus Drahtwolle gehäkelt sind. Es verspricht gute Geschäfte und einen prächtigen Tag. Der rötliche Schimmer lässt die leeren Gesichter der Mädchen schön erscheinen. Sie geben sich, wenige Minuten nur, der Hoffnung hin. Sie sind bereit, ihre Hände auszustrecken nach dem Apfel. Aber dann sind die Dächer wieder blau und grau. Der Dienst beginnt in fünfzehn Minuten. Man muss bis dahin gewaschen sein.

Marleen kommt ins Atelier, gepeitscht von Tatendrang. Schnell hat sie erkannt, dass es für den Satz kein technisches Hindernis mehr gibt. Gewöhnliches Layout wird an der Maschine sofort erledigt. Anderes wird außer Haus gegeben und kommt als Rolle oder großer Umschlag per Boten innerhalb von zwei Stunden zurück. Das Atelier ist groß und sauber. Es ist nicht wirklich hell, es ist nur gut beleuchtet. Man sieht den silbrigen Schopf von Titus Passeraub. Sein Körper erscheint als unwirklicher Schatten hinter einer gefrosteten Glaswand. Ihm gehört der letzte und der größte Raum, und wenn er vorgeht in die Werkstatt — so nennt er die Arbeitsplätze der anderen —, sieht man ihn zuerst auf dem Gang, die gefrostete Glaswand nun hinter sich, im Profil. Er neigt zum Watscheln. Man hält ihn zunächst für korpulenter, als er ist. Titus Passeraub ist nicht in seinem Körper, er ist in Gedanken. Seine Gedanken sind bei der Schrift.

«Es ist mir gegeben, Formen wie Architekturen zu betrachten, in jeder Weise sie wenden zu können. Das ist bei mir schon immer so gewesen. Um dann zu einem Ergebnis zu kommen, muss man mathematische Definitionen anwenden. Diese zu beherrschen, habe ich gelernt. Erst in der Kombination beider Mittel — oder Fähigkeiten — kann eine Schrift entstehen, die ihrer Zeit gewachsen ist, visuell und technisch, beides in einem. «Der junge, schmale Mann mit dem schütteren Haar und der riesigen Brille schreibt mit. Zunächst glaubt Marleen, der Meister spreche zu seinem Schüler. Dann stellt sich heraus, dass er der Mitarbeiter einer Fachzeitschrift ist. Er berichtet über die Tempi Novi , Passeraubs neue Schrift. Dass Marleen von der nie etwas gehört hat, ist kein Wunder, denn sie ist noch nicht auf dem Markt.

Der erste Eindruck, wie immer, trügt. Passeraub erklärt sich nicht stündlich und nicht täglich, er erklärt sich fast nie. Furrer und Stüssi, seine Teilhaber, herrschen über die Werkstatt. Fränzi Lüthi nimmt Anrufe an. Eine Mademoiselle Monique sitzt vor einem Klotz von einer Maschine mit einem gläsernen Auge und schreibt auf der Tastatur, die davor auf einem fahrbaren Tischchen liegt, mit zehn Fingern fliegend. Im Labyrinth des Ateliers, mit seinen semitransparenten Scheiben, arbeitet ein halbes Dutzend Assistenten. Davon ist die Hälfte mit Anwendungen beschäftigt, Signets werden entworfen, komplette Erscheinungsbilder für mittlere Betriebe, das Layout für einen Jahresbericht. Die anderen arbeiten wirklich an Schriften. André, ein großer Junge aus dem Basler Land, verbringt den Montag über Entwürfen zu einem» e«. Fast hätte sie zu ihm gesagt, dass dies ihr Buchstabe sei. Am Abend, die Aktentasche unter dem Arm, sieht Passeraub sich Andrés Arbeit mit zusammengekniffenen Augen an. Er legt seinen Finger auf das Papier und ruft:»Den Auslauf leicht verstärken!«Dann ist er weg.

Kein Radio im Atelier, keine Musik, kein Wort zu viel. Marleen ist glücklich. Noch macht sie Krümelarbeit, aber das ist allemal besser als zuzusehen. Kaum ist sie wieder auf der Straße, läuft ihr die Zeit davon. Sie bemerkt, dass die Pariserinnen sich schnell bewegen. Frauen flanieren nicht.

Ende September fragt Pierre, ob sie am Sonnabend mitkommen wolle in die Oper. Die Kinder seien dann bei einer befreundeten Familie auf dem Land. Marleen zögert. Sie sollte jetzt besser nicht sagen, dass L’incoronazione di Poppea für sie im Moment nicht so wichtig sei. Pierre sagt,»Du musst nicht, Marleen. «Sie sagt danke. Kaum sind die Jaccottets aus dem Haus, geht sie hoch in ihre Kammer. Die Kraft reicht noch so eben, um sich auszuziehen, dann schlüpft sie unter die Steppdecke und zieht die Filzdecke drüber. Die ist braun und trägt am unteren Ende ein rotes Feld, in dem ein quadratisches Kreuz ausgespart ist.

Rien

Es gibt einen langen Tisch für die Arbeit im Kollektiv und für betriebsinterne Präsentationen. Es gibt zwei Arbeitsplätze, in denen Schreib- und Zeichentisch kombiniert sind, die gehören Stüssi und Furrer. Auf einer Konsole steht jenes große, kastenförmige Gerät, an dem abwechselnd oder gemeinsam Monique und Alain arbeiten. Sie nennen den Kasten zärtlich» la Citronique«. Alain sagt, es sei Moniques saure Schwester. Die Arbeitsflächen der Assistenten sind groß genug, um mehrere Entwurfsbögen nebeneinander zu legen. An einem großen Leuchttisch sitzt ein dicker junger Mann mit einer dicken Brille und schneidet Folien wie ein Graveur. Das ist Wendelin. Der Platz, den man für Marleen freimacht, hat einer Simone gehört, die das Atelier von einem Tag auf den anderen verlassen hat. Liegengeblieben sind Vorstudien einer modernen Schrift, und zwar ein fetter Schnitt, das sieht Marleen, während Niklas Furrer das Material mit den Händen zusammenfegt und im Papierkorb versenkt.

«Das brauchen wir nicht mehr«, stellt er fest, mit der Unverrückbarkeit der Schweizer Diktion.

Zurück bleibt das Werkzeug: Stifte, Pinsel, Messer, Papier, Folien, Lineal, Zirkel. Tabula rasa.

Marleens Nische liegt jenseits des Flurs mit mattem Tageslicht von einem Fensterfries her, der auf den Hinterhof hinausgeht. Es gibt vier solcher Nischen ohne Türen. Drei davon sind belegt vom Archiv. Täglich wachsend, wird es irgendwann den Raum brauchen, der jetzt Marleens Arbeitsplatz ist. Ein fünftes Zimmerchen hat eine doppelte Tür, eine Lichtschleuse. Kaum zu begreifen, wie der dicke Wendelin sich in diese Zelle quetscht mit den Filmen aus der Citronique, Negative, die er entwickelt, im entlegensten Winkel des Ateliers. Am Ende des Flurs gibt es nur noch zwei Türen, Femmes und Hommes. Sie bemerkt die Schatten derer, die vorbeikommen, auf ihrem Zeichentisch. Es hat aber keinen Sinn aufzuschauen, weil niemand stehenbleibt. Da der Flur in der oberen Hälfte verglast ist und ihre Nische keine Tür hat, erreicht sie das Mischlicht aus der Werkstatt. Wie um sie zu testen, gibt Furrer ihr vier Großbuchstaben, Weiß auf Schwarz, die das Logo einer Boutique namens RIEN werden sollen. Furrer ist ein Mann von sanfter Ironie, seine Augenbrauen immer fragend. Er ist doppelt so alt wie Marleen.

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