Ulf Ziegler - Nichts Weißes

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Nichts Weißes: краткое содержание, описание и аннотация

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Dies ist die Geschichte von Marleen, die sich, noch ehe sie Lesen lernt, in die Welt der Buchstaben verliebt. Hineingeboren in eine erfolgreiche Werber- und Illustratorenfamilie, träumt sie früh von wahrhaft Großem: der perfekten Schrift.
An der Kunsthochschule hat sie Rückenwind, kann Marleen sich selbst Kontur verleihen. Ihr Pioniergeist treibt sie voran, bald steckt sie mittendrin in der Jobwelt der Achtziger — und erliegt deren Verheißungen. Die Medien erfahren einen Schub, plötzlich geht alles rasend schnell, schon hat man den Halt verloren. Sie muss erste Rückschläge einstecken, berufliche wie private. Flexibilität ist gefragt, schon in den Anfangszeiten der Globalisierung, und Marleen gibt sich flexibel, koste es, was es wolle — in der Hoffnung, dass ihr Traum weniger flüchtig ist als die Welt, gegen die es gilt, ihn wahrzumachen.
Mit Nichts Weißes legt Ulf Erdmann Ziegler den Roman einer Generation vor, für die das Hereinbrechen des Computerzeitalters identisch ist mit dem eigenen Erwachsenwerden. Randscharf, raffiniert, brillant.

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Sie würde ihn den Jaccottets vorstellen, bevor diese das Haus verließen, die Kinder wären natürlich aufgeregt, aber Franz würde mit ihnen sanft sein und duldsam. Katie war immer leichter ins Bett zu bringen als David. Sie würde Franz bitten zu flüstern, bis sie sicher sein konnte, dass die Kinder schliefen. Händels Violinen striegelten die Bläser, während sie in der Küche Käse essen und Rotwein trinken würden, nicht viel. Das Concerto grosso aus dem Wohnzimmer ginge automatisch zu Ende mit einem fast unhörbaren vierfachen Klicken, weit weg das Schnaufen Davids. Ihre Blicke wären bis dahin zur Ruhe gekommen, schweigend sähen sie einander an. Das würde sie nutzen für den Übergang, ihre Hand in seinem Haar, ihr Mund auf seinem. Die Sofalandschaft, im L gebaut, wäre der Schauplatz, ein wohliger dritter Ort, nicht seins, nicht ihrs. Keine Kerzen, kein Laken, keine Verhütung. Er wäre der andere Franz, der leibliche, Franziskus Maria, nicht sprechend, in jungenhafter Weise überwältigt, jenseits seines Verstands. Sie würde beide Hände auf seinem Po haben, um ihn ganz zu besitzen, ein Teil ihrer selbst. Das nahm sie sich vor: beide Hände, wenn es so weit wäre.

Müde war sie am nächsten Tag, aber es war nicht die Müdigkeit der Gewohnheit, sondern die großer Erwartung. Die Gesichter der Kollegen schienen heller zu sein als sonst. Die Geistesgegenwart Stüssis wie vom Schöpfer in seine Stirn geknetet. Alain mit seinem langen Kopf, seine Wimpern schwarze Quasten. André wie von innen ausgestopft mit Pappmaché, der Marzipanmund offen stehend, Augen wie ein Labrador. Es war durchaus angenehm, ihm nah zu sein. Sie müsste sich nicht überwinden, wenn er zärtliche Regungen zeigen würde. Er wäre der Richtige in dem Sinne, als er wahrscheinlich nicht der Falsche wäre. Er wäre recht wie aufrecht. Er wäre von allen Typografen, die sie mochte, der, den sie am liebsten mochte. Ein guter Entwurf. Ein Lebensentwurf wie die Kosmos , gut sichtbar, leicht zu entziffern, haltbar, uninteressiert an Sperenzien und Sensationen. Solche Gedanken verfolgten Marleen in ihrer Nische, während sie die Versalien K, Q und B aufblies, die Tempi Novi ultrafett, das ungeliebte Kind. Am Mittag traf sie Franz.

Sie drückte ihn an ihren Busen. Sie küsste ihn auf den Mund. Er grinste ein bisschen schief. Das war neu an ihm, eine Andeutung vorsichtigen Bedauerns um die Mundwinkel, ein Hauch von Vergeblichkeit.

Von der Metro gingen sie die Rue du Bac hoch —»weil die so herrlich laut ist«, wie Franz sagte —, bogen am Quai Voltaire ein und nahmen die Rue des Saint Pères zurück zum Boulevard St. Germain. Sie deuteten auf Straßenschilder, Einbahnstraßenschilder, die Namenszüge der Bäckereien, der Juweliere, der Antiquare; die Rauten der Tabak- und Presseläden. Eine Plakette an einer Postfiliale: Défense d’afficher.

«Und nun«, sagte Franz, der stehenblieb,»tun wir so, als wenn es all das nicht gäbe.«

«Was nicht gäbe?«

«Die Beschriftung der Stadt.«

Sie beschrieben einander nun die Häuserfluchten, die Höhe und die Farbe der Fassaden, die Fensterreihen, das zufällige Ornament der offenen und der verschlossenen Fensterläden.

Marleen:»Siehst du das rosa Haus, vor dem der weiße Lieferwagen …«

Franz:»Kein Lieferwagen! Es gibt noch überhaupt keine Autos!«

«Ach«, staunte Marleen.»Keine Autos! Briefkästen?«

«Ja.«

«Mülleimer?«

«Nein.«

«Telefonzellen?«

«Nein.«

Nachdem sie gründlich versucht hatten, sich eine Stadt reiner Baukörper vorzustellen, waren die bewegten Objekte dran. Lieferwagen ohne Beschriftung, Taxis ohne Taxizeichen, Busse ohne Werbung.

«Ziemlich trist«, sagte Marleen.

«Nicht weit von Irrenhaus«, sagte Franz. Sie lachten.

Sie holten sich Thunfischbaguettes, die sie auf der Straße aßen.

«Jetzt umgekehrt«, schlug Franz vor.

«Umgekehrt wie?«

«Es gibt nur die Beschriftung. Alles andere ist unsichtbar.«

Marleen blieb stehen; eine Olive rollte ihr davon, der eine Taube nachjagte.

Es dauerte eine Weile, bis das Bild erschien, die Stadt gläsern, die Beschriftungen schwebend, frontal und in ihren Fluchten, still und in Bewegung.

«Und Menschen?«, fragte Marleen.

«Keine Menschen«, sagte Franz.

«Kein Geräusch, stimmt’s?«

«Absolute Ruhe.«

So standen sie da und sahen, was sonst niemand sah. Später blickten sie sich in die Augen; Franz ließ einen Finger über ihre Stirn laufen, die Nase herunter und über den Mund. Manche Passanten drehten den Kopf nach ihnen um.

Sie liegen auf dem Eisenbett im Mädchenzimmer, das Plumeau über ihre nackten Leiber gezogen, und gucken zur Decke auf, die gruselige Fissuren zeigt. An der Wand hängt eine Zeichnung, die zwei Studien eines männlichen Gesichts zeigt. Franz hat kein Wort darüber verloren.

«Beschreib mir das Alphabet!«, sagt er.

«Wie das?«

«Ich bin Japaner und habe noch nie ein lateinisches Alphabet gesehen.«

«Das a ist eine Hohlform, aus deren hinterem Stamm …«

«… rückwärtigem …«

«… aus deren rückwärtigem Stamm ein Dach entsteht, das umgekehrt zur Schreibrichtung läuft.«

«Was ist denn die Schreibrichtung?«

«Von links nach rechts.«

«B.«

«Das b ist eine vertikal gestellte halbe Schleife. Wenn der Strich die Linie berührt …«

«Was für eine Linie?«

«Franz!«

«Wir haben in Japan keine Linie!«

«Die Linie trägt alle Buchstaben, so dass deren Unterseiten genau gleichauf liegen. Sie ist aber nur für den Gestalter da, im Buch ist sie nicht zu sehen.«

«Okay.«

«Der aufrechte Strich berührt die Linie. Die Ausbuchtung, der Bogen, reicht nur bis zu seiner halben Höhe und deutet in die Schreibrichtung. Das ist also nach rechts …«

«Der Japaner ist nicht blöd!«

Marleen gackert leise.»In der Handschrift sieht es etwas anders aus.«

«C.«

«Woher kann der Japaner denn unser Alphabet?«

«Hat ihm mal jemand aufgesagt. Der Japaner merkt sich alles. Also Vorsicht!«

«Das c wird auf halber Höhe begonnen. Man muss für die Breite eines Buchstabens Platz lassen, denn der Strich wird gegen die Leserichtung geführt.«

«Platz lassen?«

«Zum vorhergehenden Buchstaben!«

«Ach so.«

«… wird entgegen der Leserichtung nach links geführt, im Bogen nach unten, berührt die Linie und steigt dann wieder auf, aber wird nicht vollendet.«

«Das kann ich mir vorstellen«, sagt Franz.»Das a ist eine hohle Nuss mit Sonnenschirm. Das b ist eine Geisha, die auf dem Rücken ihr Öfchen trägt. Das c ist der geöffnete Mund eine kleinen Kindes.«

«Wie leicht das klingt«, sagt Marleen.»Und wie schwer es in Wirklichkeit ist.«

Schoß der Familie

Das Wochenende hatte sie mit den Kindern verbracht. Marleen war Teil des Haushalts der Jaccottets geworden, eingeweiht in die Vorlieben von Katie und David, in die Rituale von Pierre und Ann. Bald bediente sie auch die Waschmaschine, darin ihre eigene Wäsche und die der Familie. Sie kannte die Besitzstände im Badezimmer, Anns Duftfläschchensammlung, die Pierre für überflüssig hielt, und Davids Badewannenente, die Katie nicht anfassen durfte. Gelegentlich bediente sie sich bei den Tampons aus dem Schränkchen im großen Bad.

Kassel war ganz von ihr abgefallen, der Stundenplan, die Pfennigfuchserei, die Langeweile und die Einsamkeit. Paris war jeden Tag wie eine Reise, vom Dachversteck in die Brutkammer der Familie, von dort in die scheppernden Kolonnen der Pendler — das Atelier wie eine Lichtung im Wald. Immer machte sie zuerst eine Runde durch die Werkstatt und begrüßte Fränzi, oder wer schon da war und noch nicht in die Arbeit versunken. Sie wollte Alain in eine Programmiererfrage verwickeln, aber an diesem Tag war Monique um halb neun allein mit der Citronique, deren kleiner Bildschirm in seiner Tiefe» Befehle «zeigte, irgendwelche unbegreiflichen Kürzel. Monique starrte in dieses kleine Aquarium der Zeichen, als sie sich zu Marleen wandte, die neben ihr stand; zwar erkannte sie Marleen, schien aber für einen Moment vergessen zu haben, wer sie selbst war.

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