Ulf Ziegler - Nichts Weißes

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Nichts Weißes: краткое содержание, описание и аннотация

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Dies ist die Geschichte von Marleen, die sich, noch ehe sie Lesen lernt, in die Welt der Buchstaben verliebt. Hineingeboren in eine erfolgreiche Werber- und Illustratorenfamilie, träumt sie früh von wahrhaft Großem: der perfekten Schrift.
An der Kunsthochschule hat sie Rückenwind, kann Marleen sich selbst Kontur verleihen. Ihr Pioniergeist treibt sie voran, bald steckt sie mittendrin in der Jobwelt der Achtziger — und erliegt deren Verheißungen. Die Medien erfahren einen Schub, plötzlich geht alles rasend schnell, schon hat man den Halt verloren. Sie muss erste Rückschläge einstecken, berufliche wie private. Flexibilität ist gefragt, schon in den Anfangszeiten der Globalisierung, und Marleen gibt sich flexibel, koste es, was es wolle — in der Hoffnung, dass ihr Traum weniger flüchtig ist als die Welt, gegen die es gilt, ihn wahrzumachen.
Mit Nichts Weißes legt Ulf Erdmann Ziegler den Roman einer Generation vor, für die das Hereinbrechen des Computerzeitalters identisch ist mit dem eigenen Erwachsenwerden. Randscharf, raffiniert, brillant.

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Den Vermieter ließ Marleen wissen, dass ihr Lebensgefährte bei ihr eingezogen sei, eine bombastische Formulierung, wenn auch die rechtstaugliche.»Na, dann haben sich ja zwei gefunden«, kam zurück. Als sie ihm zu zweit begegneten, war sie vorsichtiger:

«Das ist Franziskus Orth.«

«Ach, der Lebensgefährte. «Sie biss sich auf die Lippen.

Franz hatte die Wirkung von Stroboskoplicht. In seinen Augen bekam alles diese metallische Unvermeidbarkeit. Über den Illustrationsprofessor, von dem Marleen enttäuscht war, sagte er,»Das ist die Langzeitwirkung von Alkolhol. Das macht läppisch. «Tomas Weingart kommentierte er,»Ja, der hält sein Geheimnis zurück. «Selbst Hagen Kluess war für ihn ein lösbares Rätsel:»Der hält euch auf Trapp, damit ihr nicht zum Denken kommt. «So fiel die Furcht der Novizin ab von Marleen; gerade an den Tagen, an denen Franz nicht da war, fühlte sie sich stark, als hätte sie eine unsichtbare Armee hinter sich.

Die Karlsaue zeigte sich als gewaltiges Naturtheater, schwergrün. Die Abende wurden länger und länger. Marleen begann, wenn sie allein war, weite Wege zu laufen, durch die Karlsaue bis an den Stadtrand, ganz um den Bugasee und bis in die Stadt zurück; dann mit der Straßenbahn bergauf nach Wehlheiden. Sie streunte umher auf den Anliegergrundstücken der Vereine an der Fulda, die nicht gesichert waren, und sah den Ruderern zu. Auf einer ihrer Juniwanderungen fand sie den Baum.

Es waren eigentlich zwei gewaltige Stämme, zwillingshaft miteinander verwachsen. In die Außenseite des glatteren Stamms waren Zeichen mit Taschenmessern eingeritzt, Herzen und Initiale. Am folgenden Abend kam sie wieder, mit dem Kleid, dem aus der Hochschule geliehenen Stativ, ihrer Nikkormat mit dem Zoom 35 bis 70 Millimeter und in der schwarzen Kamera Tri-X Pan für 36 Belichtungen. Die Baumstämme glänzten matt, das Gestrüpp dahinter wie Schamhaar. Ja, sie stand vor einem naturgewachsenen Monument des Eros, einer Doppelerektion, von Einsamen und Liebenden aufgesucht und gezeichnet; in der Tat war die Mulde zwischen den Stämmen eine perfekte Stütze, um es im Stehen zu treiben. Sie nahm das Monument in verschiedenen Ansichten auf, noch unschlüssig, was es hergeben würde.

«Superaffengeile Bildidee, und du bist der King«,

aber wieso eigentlich der King? Als Frau? Und während sie noch grübelte, erkannte sie in den Messergraffiti eine Raute, eine Salmiform, senkrecht geteilt und mittig mit einem Kreis versehen. Ihr schwante, dass dies die Vorstellung eines Zwölfjährigen von einer Muschi war, und dokumentierte das Ding, mit einer Andeutung der benachbarten Schnitzereien, den Herzen, den Initialen, frontal und scharf. Im späten Tageslicht sahen die Graffiti nicht aus wie geschnitzt, sondern wie mit Filzstift auf Papyrus gekrakelt. Während das Licht weiter nachließ, starrte sie aus einiger Entfernung wieder das Monument an und erblickte darin plötzlich zwei in den Himmel ragende Beine, eine nackte Riesin, kopfüber im Erdreich begraben. Sie drapierte das schwarz-weiße Kleid in der Mulde. Die Schwärzen zeigten schon keine Struktur mehr im Restlicht, so dass die weißen Zackenformen umso deutlicher hervortraten. Sie dachte, diese Riesin trägt am Unterleib einen … wie hieß das noch mal, so einen glitzernden Minislip, wie Tänzerinnen in Männerlokalen. Das rahmte sie im Sucher ihrer Nikon, belichtete vom Stativ mit einer Sekunde aus halber Distanz, die Kindergraffiti frontal mitgenommen als Bild-im-Bild, die Scham der Riesin als zentrales Motiv, vom Kleid entflammt, dessen Muster bis an den unteren Bildrand züngelte. Um Mitternacht, in ihrer Küche, hielt sie den nassen Filmstreifen gegen das Licht.

Wie von Mama getuscht, dachte Marleen.

Anders als den meisten Studenten — den Söhnen und Töchtern von Lehrern, Handelsvertretern, Apothekerinnen — war Marleen die Gestaltung, inzwischen Visuelle Kommunikation genannt, nichts Neues, so dass sie nicht jenen Schub bekam von Stolz und Ambition, der die jüngeren Semester antrieb und sie zu allen möglichen Irrtümern verleitete, sich selbst betreffend, die anderen, die Lehrenden und die Lehre. Sie wollte verstehen, wie Schriften gemacht wurden, nicht nur einzelne Buchstaben, sondern komplette Systeme, und die Kasseler Frage bestand für sie einzig darin, wie viel Tomas Weingart darüber wusste. Sie musste den Tresor erst öffnen können, um zu erfahren, ob etwas drin war. Merkwürdig, wie wenig die anderen sich dafür interessierten. In Hagen Kluess’ Atelier hingen prämierte Plakatentwürfe von Sechstsemestlern in Schwarz-Weiß, die Schrift immer die Futura , entweder im Bleisatz zusammengestümpert oder vom professionellen Satzbetrieb geordert. Die beherrschten noch nicht einmal den Fotosatz — Dilettanten!

Nicht weniger merkwürdig als die Grafik bei Kluess war die Fotografie bei Leveke. Da war das Fotografieren verboten. Die Aufgaben bestanden ausschließlich darin, im Labor mit Licht auf Fotopapier zu zeichnen, was zu allerhand archaischen Stillleben führte, Kämme, Linsen, Gabeln, Hände.»Fangt klein an, es kann immer noch größer werden«, war die Maxime des Fotoprofessors Leveke, der» Korrekturen «nur zweimal im Semester vornahm, und dessen eigene Glanzleistungen Laborbelichtungen in Körpergröße waren, nächtlich wirkende Choreografien, für Studenten schon aus Kostengründen unerreichbar. Eine studentische Hilfskraft von Hagen Kluess hatte den Schattenriss seiner Erektion eingereicht und rückseitig» Fangt klein an …«betitelt, was die Feindschaft der Professoren, schon vorher von beiden Seiten aufs Eitelste gepflegt, noch vertiefte. Vor allem männliche Studenten schlugen sich leidenschaftlich auf Kluess’ oder auf Levekes Seite, beflügelt durch Anekdoten über Bosheiten, mit denen der eine den anderen überzogen hatte. Die Studentinnen waren bei weitem vorsichtiger; eine kleine Gruppe, zu der auch Marleen eine Weile gehörte, besuchte — wenn auch nicht ganz unbeschwert — beide der sich befehdenden» Klassen«. Auf diese Weise konnte man weder in der einen noch in der anderen Welt etwas werden, studentische Hilfskraft, Wortführer, bester Kumpel oder der mit dem Abonnement auf den» ganz klar besten Entwurf«. Allerdings war Leveke drauf und dran, seine Assistentin zu heiraten; schon bald würde Hagen Kluess ihm in nichts nachstehen wollen und eine Studentin zur Frau nehmen, die seinen 911 würde fahren dürfen, jedenfalls für die Zeit des Führerscheinentzugs. Leveke fuhr kein Auto und trank auch nicht.

Noch lief Marleen im Tempo des Kollektivs, aber sie begann sich zu fürchten vor dem Sommer. Franz, da gab es keinen Zweifel, führte zwei Leben zugleich, oder drei, und hielt sie getrennt wie der Chemiker seine Säuren. Seine charmante Art, anwesend zu sein, ahnte Marleen, war der Perfektion der Auslassung geschuldet. Die Zukunft, das war der blinde Fleck.

Im Juli kam Franz pünktlich zur Präsentation des» Kleids«. Da waren sie, Kumpel und Spitzel, Liebende und Zerstrittene, Schmidts und einsame Wölfe. Es war zu warm im großen Seminarraum, die Tische aufgestellt zu einem großen Hufeisen. Alle hatten ihre schwarz-weißen Fotos ausgepackt und so gelegt, dass Hagen Kluess, der auf der Innenseite des Hufeisens seinen Rundgang machen würde, sie sehen konnte. Einige standen, weil sie keinen Platz gefunden, oder weil ihre Arbeiten nicht fertig geworden waren, im Hintergrund. Marleen saß neben Franz. Sie hatte die beiden Baumbilder vergrößert, die große Ansicht und das Detail; Franz hatte ein DIN-A4-Blatt vor sich. Darauf stand, mit Schreibmaschine ins weiße Papier gehauen:

Anleitung für Performance, Juni 1987

30 Studentinnen der Visuellen Kommunikation» im Kleid «stürmen die Pressevorbesichtigung der documenta 8,»besichtigen «das Fridericianum. Nach 15 Minuten sind sie urplötzlich verschwunden.

Franziskus Maria Orth, Kassel, im Juli 1985

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