Ulf Ziegler - Nichts Weißes

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Nichts Weißes: краткое содержание, описание и аннотация

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Dies ist die Geschichte von Marleen, die sich, noch ehe sie Lesen lernt, in die Welt der Buchstaben verliebt. Hineingeboren in eine erfolgreiche Werber- und Illustratorenfamilie, träumt sie früh von wahrhaft Großem: der perfekten Schrift.
An der Kunsthochschule hat sie Rückenwind, kann Marleen sich selbst Kontur verleihen. Ihr Pioniergeist treibt sie voran, bald steckt sie mittendrin in der Jobwelt der Achtziger — und erliegt deren Verheißungen. Die Medien erfahren einen Schub, plötzlich geht alles rasend schnell, schon hat man den Halt verloren. Sie muss erste Rückschläge einstecken, berufliche wie private. Flexibilität ist gefragt, schon in den Anfangszeiten der Globalisierung, und Marleen gibt sich flexibel, koste es, was es wolle — in der Hoffnung, dass ihr Traum weniger flüchtig ist als die Welt, gegen die es gilt, ihn wahrzumachen.
Mit Nichts Weißes legt Ulf Erdmann Ziegler den Roman einer Generation vor, für die das Hereinbrechen des Computerzeitalters identisch ist mit dem eigenen Erwachsenwerden. Randscharf, raffiniert, brillant.

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Ihr wird der Po kalt, sehr kalt, eine gerechte Strafe. Irgendwann kommt Cristina, oder ihr Geist, und holt sie rein. Mama sagt, sie sollte sich nicht gehen lassen. Sie soll was tun. Marleen lässt sich von Cristina das verkotzte Kleid geben und steigt in den Waschkeller hinab. Selbst so ein Schonwaschgang dauert recht lang, wenn man durch das Bullauge zuschaut. Dann hängt sie das Kleid umständlich auf einen Bügel, Rotz und Wasser. Als sie oben wieder auftaucht, ist es schon dunkel geworden.

Müller und Schmidts

Drei Schwestern, drei Mahlzeiten täglich, das macht das Leben angenehm. Die Tage ähneln sich wie Seehäfen. Über der Pomona ziehen, von Westen kommend, schwarzgerahmte Wolken hinweg, zwischendrin jagt das Licht herunter in Kegeln, die 133 überstrahlt wie ein Segel. Das alles tauscht Marleen ein gegen Kassel, wo der Schneematsch den Radfahrern Fallen stellt, der Himmel tagsüber auf Dämmerung geschaltet ist, und die Straßenbahnen durch die Schneisen rasen wie Axt auf Rädern. Sie geht im Flur auf und ab und guckt abwechselnd in die beiden Zimmer und in die Küche, weil die Räume größer und bedeutender erscheinen, wenn man selbst nicht drin ist. Sie lässt sich Eierkohle in den Kellerverschlag liefern, womit sie den Herd in der Küche heizt, ein unscheinbarer, weiß emaillierter Kasten, auf dessen beringten Eisenplatten man spät in der Nacht noch Wasser erhitzen kann, für die Wärmflasche; Marleen schläft im Kalten und nahezu bilderlos. Sie versucht sich an einer dreidimensionalen Typoaufgabe für Weingart, die sie verschleppt hat wegen zu Hause. Sie vermisst Franz, aber sie hat ja die Briefe.

Sie sind alle am Mittwoch gekommen, drei Stück, eine halbe Stunde vor ihrer Abfahrt, der erste vom Weihnachtsfeiertag aus Regensburg, der zweite drei Tage später aus München, der dritte am letzten Tag des Jahres wieder aus Regensburg. Franz beschreibt jedes Blatt von vorn und hinten, mit dünner Feder, die Abstriche bisweilen ungenau, aber dennoch ist jedes Wort ein Wortbild, steil und fest. Sie müsste das nicht zweimal lesen, aber sie tut es:

«Ich mache es allen recht, oder habe es jedenfalls versucht. Der Vater hat mich immer mit Geschenken geködert. Lego und Eisenbahn und all dies Zeug. Valentina und Gert — meine Mutter und mein Stiefvater — waren natürlich dagegen, für sie mußte immer alles ›bewußt‹ sein. Waren die schockiert, als ich zur Bundeswehr gegangen bin. Nach dem Motto, ›Aber Bub, da wird doch gar nicht biologisch-dynamisch gekocht!‹ Zu Weihnachten nur Honigwachskerzen auf dem Tisch und zu Silvester kein Feuerwerk, weil das Geld dann den Kinderchen in der Dritten Welt fehlt. Ich versuche, nicht zur einen Seite zu neigen und nicht zur anderen. Die alternative Seite, um es allgemein zu sagen (denn am Ende gehen wir ja doch alle weder in Richtung Vater noch Mutter, sondern von beiden weg …), sieht sich selbst als non-materialistisch, aber mir stellt sich das nicht so dar. Nur ein anderer Begriff von Ökonomie. Mir macht es nichts aus, nirgends dazuzugehören, falls das mein Schicksal ist. Aber ich meine nicht Dich. Du bist von all dem frei, warum auch immer.«

Merkwürdig bleibt, dass er ihr keine Adresse genannt hat, mit der Begründung, er würde pendeln; nun hat sie eine Regensburger Anschrift, aber ihr will so gar nicht einfallen, was man antworten könnte. Auf einen Brief vielleicht, aber auf drei?

Die Professoren tun sich schwer, in der ersten Woche des Jahres in Erscheinung zu treten, aber die Werkstattleiter sind alle da, so dass man in Erfahrung bringen kann, wie man im Portraitstudio ein Glanzlicht setzt oder die Fotosetzmaschine bedient. Junge Männer bürsten sich das Haar aus, wo die Mutter sie zuletzt gestreichelt hat, und junge Frauen üben aufs Neue, nicht allzu häuslich zu sein. Wer große Geräte bedient, die 16-Millimeter-Bolex auf dem Stativ, sieht unangreifbar aus. Jeder erfindet sich einmal pro Semester neu, verwandelt sich von einem Landsknecht in einen Lackaffen, vom blonden Gretchen zur Büßerin, Röhrenjeans statt Bundfaltenhosen, Bluejeans statt Minirock, einer nimmt es plötzlich mit dem Waschen nicht mehr genau, der andere lässt sich ein bizarres Bärtchen stehen. Die Herkunft wird verwischt; was bleibt, ist der Charakter. Dorit ist charmant und schneidend zugleich. Chris verströmt Männlichkeit und Güte. Gerhard, nach Worten suchend, hohläugig, wirkt immer wie gerade aus einem Albtraum erwacht. Brit, hochgewachsen, trägt ihren Kopf wie eine kostbare Blüte; sie spricht nicht mit jedem. Alessandro hat Picassos Augen, zitiert aber bei jeder Gelegenheit Tucholsky.

Wer einen Klassenraum betritt, darin neun erwachsene Menschen, sieht Kameraden vor sich, Freunde vielleicht. Aber der Eindruck täuscht, es sind auch Feinde darunter, und die Liebespaare richten es vorerst so ein, dass es niemand merkt. In den Wohngemeinschaften werden Ideen ausgebrütet, Materialien getauscht, Moden gezüchtet. Die WGs sind die Heizwerke der Hochschule, Kaderschmieden der Fleischlichkeit, Netzwerke der Neigungen.

Die Straßen und Plätze heißen nach Ebert, Marx, Lassalle, Bebel, aber die Häuser haben riesige Augen, Falten und Grübchen, die Hauseingänge sind hoch und breit. Auf den Klingelschildern und drumherum wuchern die Namen. Im vierten Stock am Bebelplatz ist eine Wohnung mit sieben Zimmern seit dreizehn Jahren im Besitz von Kommunarden, die sich allerdings nicht mehr so nennen; weder ist ihr Zusammenwohnen» gesellschaftlich «motiviert, noch wollen sie die Öffentlichkeit davon überzeugen. Das ist bereits geschehen. Die Familien der Ärzte und Anwälte, die im gleichen Haus wohnen, sind sämtlich aus der WG im vierten Stock hervorgegangen. In diesem Winter sind die sieben Zimmer durchdrungen von einem Blechsound, ein Scheppern und Jaulen, zusammengehalten vom kapriziösen Gesang einer männlichen Stimme. Man muss The Smiths nicht gleich in der ersten Woche mögen. Auf die Dauer bleibt einem nichts anderes übrig. Das ist hier Kult: der englische Trotz, das fiese Motto, die augenzwinkernde Travestie. Der Name der Band ist übergegangen auf die WG, Die Schmidts. Um mitzuspielen, nennt sich die Gruppe gegenüber Müller, was insofern passt, als der Hauptmieter der Wohnung, die zwei Zimmer weniger hat als die der Schmidts, so heißt. Hendrik Müller hat sein Grafikdesignstudium mit einer furiosen Serie auf dem Kopf stehender Motive abgeschlossen und arbeitet jetzt für die Bundesbahn. Anders als andere, fürchtet er sich nicht vor dem Erfolg. Er bewohnt das große Erkerzimmer und spielt auf seinem Thorens alltäglich Love over Gold oder Making Movies , seltener Sultans of Swing . Das erinnert ihn an die lockige Liebe seines ersten Semesters, worüber er jedoch nicht spricht. Eher hofft er, nicht ganz unbegründet, dass der Sprungfedernklang dieser Gitarre weitere Mädchen mit Stil und Grazie in sein ungemachtes Bett hüpfen lassen wird.

Ein leinenweißes Bett, kunstschmiedeisern gefasst; durch die geschlossenen Fensterläden dringt ein Rest von Mondlicht, das Jesus am Kreuz, der vom Kopfende her traurig herabblickt, mattsilbern beleuchtet. So hat sich Esmeralda das vorgestellt, was ihre Mutter ihr als» Zusammensein mit einem Ehemann «angedeutet hatte. Stattdessen: keine Eheschließung, keine Fensterläden, ja, es ist noch nicht einmal dunkel, als sie sich im November mit einem melancholischen Jungen allein findet, der in Katjas Zimmer an einem Wochenende haust, während Katja, seine Freundin, abgehauen ist zu einem anderen. Esmeralda weiß nicht einmal, ob er Nicolaus heißt oder Nicolai, aber sie öffnet ihm, der nass ist von der Landstraße, kalt und hungrig, an einem Freitagabend die Tür. Das großzügige Nachgeben, ein schicksalhaftes Öffnen. Nico, traurig und lüstern, ist der Erste.

Am Sonntagabend ist die ganze WG wieder da, aber Nico weg für immer. Müller wittert seine Chance und nimmt sich Esmeraldas an, aber nicht um sie zu heiraten, sonst wäre er nicht Müller. Er gibt ihr den Namen Esmé, das hat er aus einer Kurzgeschichte. Esmé flüchtet nach Weihnachten von Müller zu den Schmidts, vom Liebe-über-Gold zum Zähneknirschen, von Geld & Connections zu den werdenden Künstlern.

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