Ulf Ziegler - Nichts Weißes

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Nichts Weißes: краткое содержание, описание и аннотация

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Dies ist die Geschichte von Marleen, die sich, noch ehe sie Lesen lernt, in die Welt der Buchstaben verliebt. Hineingeboren in eine erfolgreiche Werber- und Illustratorenfamilie, träumt sie früh von wahrhaft Großem: der perfekten Schrift.
An der Kunsthochschule hat sie Rückenwind, kann Marleen sich selbst Kontur verleihen. Ihr Pioniergeist treibt sie voran, bald steckt sie mittendrin in der Jobwelt der Achtziger — und erliegt deren Verheißungen. Die Medien erfahren einen Schub, plötzlich geht alles rasend schnell, schon hat man den Halt verloren. Sie muss erste Rückschläge einstecken, berufliche wie private. Flexibilität ist gefragt, schon in den Anfangszeiten der Globalisierung, und Marleen gibt sich flexibel, koste es, was es wolle — in der Hoffnung, dass ihr Traum weniger flüchtig ist als die Welt, gegen die es gilt, ihn wahrzumachen.
Mit Nichts Weißes legt Ulf Erdmann Ziegler den Roman einer Generation vor, für die das Hereinbrechen des Computerzeitalters identisch ist mit dem eigenen Erwachsenwerden. Randscharf, raffiniert, brillant.

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«Knickerbocker, Filzhütchen mit Feder.«

«Quatsch, der trägt doch kein Hütchen mit Feder.«

«Dann isser auch nich’ aus Tirol.«

«Aus Südtirol. Die Mutter ist Italienerin, oder fast.«

«Oder fast gar nicht. Mal ehrlich.«

«Er ist mehr beim Vater in München aufgewachsen, aber auch bei der Mutter in Regensburg.«

«Klar, der macht ’ne Bäderkur in Budapest und feiert Karneval in Rio.«

Nach dem sechsten Alt ist Marleen dann flüssig, oh, wie gut sie ihn schon kennt, den Göttinger Grübler, den Zweifler, den Pendler.

«Franz hat eine phänomenale Auffassungsgabe. Er kommt in einen Raum und kann dir später ein Dutzend Personen aufzählen, alle, aber auch, was die anhatten.«

«Das gibt’s manchmal bei Verrückten«, sagt Cristina, ein Lachen unterdrückend.

«Und er hat ein echtes Gespür für Buchstaben, aber er liest wie der Teufel.«

«Wie meinst du, aber …«

Marleen merkt nicht einmal mehr, dass sich Cristina über sie lustig macht. Es trägt sie davon. Sie vertraut ihrer Schwester den Traum mit dem Pferd an. Cristina ist begeistert,

«Ein nacktes Pferd! Jetzt versteh’ ich, Marleen. Kein Wunder, dass es mit dir durchgeht.«

Sie gehen sonst nicht Arm in Arm, doch jetzt erweist sich das als günstig für das Gleichgewicht. Sie wissen nicht mehr, wo sie losgegangen sind, wie spät es ist und wo sie hinwollen, aber es kann noch nicht Mitternacht sein. Urplötzlich bleibt Marleen stehen:

«Hey, siehst du das an der Ecke?«

«Das an der Ecke.«

«Die Ecke!«

«Biste jeck?«

«Das ist Papas Lokal.«

Cristina ist gar nicht angetan von der winzigen Kneipe an der Ecke mit den merkwürdigen beschrifteten Glasscheiben, aus der Rauch kommt, als würde es drinnen brennen. Aber da hat Marleen sie schon bis zur Tür gezerrt, dort werden sie hineingezogen von fremden Armen, von der Skifflemusik angesaugt, und sofort mit Schnäpsen versorgt. Drei Minuten zieht Cristina den Kopf ein, bis sie begreift, dass Papa Petrus hier nicht ist, dann wird sie locker, sie sieht sich das an, diese Schnapsnasen, Frackträger, verwegenen Ladies jenseits der vierzig, getrieben vom Banjo, gewiegt von der Posaune, die Musiker, oh Schreck, stehen auf dem Tresen. Marleen quatscht mit einem glubschäugigen Typ, fusselige schwarze Koteletten, als würde sie den schon immer kennen. Es ist so voll, dass umfallen unmöglich ist. Während draußen die Knallfrösche hochgehen, als würde die Altstadt bombardiert, steigt die Kombo hinter der Bar herunter und zieht über die Küche ab. Jemand bedient den Plattenspieler: Es ertönt eine Fanfare aus einem Synthesizer, die sich wiederholt, während aus einem Loch weiter hinten im Tresen eine Figur auftaucht. Erst der Kopf, dann der Rumpf, die Beine, eine Art Statue, vom Fasslift aus dem Keller an die Oberfläche des Tresens getragen, wo sie nun stillsteht. Plötzlich schallt ein metallischer Beat aus den Lautsprecherboxen. Die Figur beginnt sie sich in Zeitlupe zu entkleiden. Es ist ein Mann.

Die Beleuchtung in der S-Bahn blendet die beiden. Der Schwefel des Feuerwerks hat sich in die Nase gefressen. Der Alkoholexzess rächt sich mit der Löschung von einigen tausend Zellen im Gehirn. Aber das merken die Schwestern nicht. Was ihnen zusetzt, ist der plötzliche Entzug von Alt, Altstadt, Älteren, was ihnen fehlt, ist die gewaltige schunkelnde Kohorte, diese Lebensdröhnung, die es so nur dort gibt, das Geldding, das Künstlerding, das Alles-oder-nichts. Diese unverbrüchliche Saufbrüderschaft unter Freunden und Fremden, egal, Wiederaufbau gespiegelt in Wiederabbau, der Tag mit Wucht geworfen in die Nacht, seit Jahrzehnten, und soeben waren sie noch Teil dessen, eingepackt ins karnale Ganze. Die Lebensgier der Meute gebündelt im Auftritt der lebendigen Statue, von schräg unten gesehen, reglos nackt im Gebrüll für eine Minute, bevor jemand das Licht ausmacht, und als es wieder angeht, ist der Mann weg und sein Bild ins Gedächtnis eingefräst. Nun sind sie unterwegs in der Gegenrichtung, volltrunken und kaputt, in Wirklichkeit nur weggegangen, aber sie fühlen sich verlassen, vom Rumpeln der Bahn gerädert. Cristina kriegt kaum noch die Augen auf, die nun auch nicht mehr so florentinisch sind, und sie lallt.

«Mar… Marleen. Wie findst du eijtch l… l… l…«

«Lesben?«

«L… l…«

«Lebkuchen?«

«Eh, verarsch misch nit.«

«Ja, wat denn?«

«Lecken.«

«Wie rum?«

«Wie wie rum?«Das ist nun wirklich zu viel für Cristina, die Kleine, die links von rechts und oben von unten und den Rhein von der Autobahn nicht mehr unterscheiden kann.»Am Kaiser «schafft sie es noch gerade bis zur Tür und kotzt sich dann doch halbwegs auf ihr kleines Schwarzes. Marleen nimmt es nun in den Arm, das Kind, und tröstet es die zwei Minuten bis zum Neusser Hauptbahnhof.

«Gefeiert, nä?«, sagt der Taxifahrer, der das Fahrzeug sachte in die Pomona schaukelt, damit die Kleine ihm nicht das Leder verdirbt, das hat noch gefehlt, vierachtzig Fahrpreis und eine halbe Stunde putzen in der eiskalten Nacht. Die Straßen sind plötzlich überfroren, knirschen, als hätte die Erde eine Gänsehaut bekommen. In die Stichstraße will er nicht einbiegen, zu riskant, die dreißig Meter darunter können sie auch gehen. Also sich irgendwie gegenseitig dahintragen, zur Pomona 133.»Nee, Scheiße noch mal«, fällt es Cristina ein.»Du hast ja Geburts…stag. Tut mir schreckich … tut mir schreckl…l…l…ch.«

Das Erste, was Marleen vom neuen Jahr erblickt, sind ihre Jeans und ein nicht ganz sauberer Schlüpfer, die sie vor dem Bett hat fallen lassen, in dem sie mittags um eins noch liegt. Sie fühlt sich mürbe, kalt und dreckig, dreckig zwischen den Zehen und unter den Achseln, unter den Lidern; dreckig im Kopf. Sie lugt zur anderen Seite des Zimmers und entdeckt ein matt sich hebendes und wieder senkendes Bündel. Nichts zu hören, kein Atem, nichts. Recht hat Cristina, sich zu verstecken, und sie selbst taucht ebenso, obwohl die horizontale Lage den Kopf stechen macht, wieder unter der Decke ab. Wenn das rauskommt, was sie da getan haben. Der kleine Bruder, das wird er ihnen nie verzeihen. Der arme Linus, von den Schwestern nackt gefesselt und dann … stimuliert und damit gequält. Erlöse uns von dem Bösen. Wenn nur ein Gerechter … der heilige Sebastian am Kreuz, halbnackt, blutend. Linus. Quatsch. Sie schnellt hoch, sitzt kerzengerade im Bett, die Augen aufgerissen, aus denen sie sich das Gelbe wischt. Der Samen, dem weinenden Bruder abgezwungen. Geträumt. Oh Gott. Was nun. Beichte, Kloster, Verlies.

Vor ihrem Auge taucht das Bild eines Wasserglases auf, riesig, klar. Sie stürzt in die Küche. Johanna wendet Fischstäbchen und schaut die verknitterte Schwester im verknitterten Nachthemd an wie Jüngstes Gericht. Marleen schämt sich. Im Wohnzimmer liegt ein Päckchen mit lila Schleife, aber sie rührt es nicht an.

So ein käsiger Leib mit stinkendem Innenleben, das sich nach außen kehrt. Wie eine Collage von Wunden und Narben. Ein Ziepen und Zerren unter den Haarwurzeln beim Waschen. Eine unbegreifliche Verkopplung von Atmen und Furzen. Und welcher Idiot ist darauf gekommen, das Haus weiß zu streichen? Es beißt wie Säure in den Augen. Öffnete sich der Erdboden, um sie zu verschlucken, es täte ihr um sich selbst nicht leid.

Sie sitzt auf einem kleinen Findling, der am Rande des Teichs aufgestellt ist, im Mantel und in Hausschuhen, und starrt in das schwarze Wasser. Ein Dienstag. Es gibt keine Post. Es ist keine Post gekommen, nicht zu Weihnachten, nicht danach, nicht heute. Heute sowieso nicht: Hätt’ ich auch nicht verdient. Trotzdem, es ist ein Dienstag, und die bringen keine Post. Er schreibt sowieso nicht. Ich bin’s auch nicht wert. Was das wohl soll, der erste Tag des Jahres, und niemand rührt sich. Und wenn schon, und wenn er selbst käme, er würde sich ekeln vor mir. Und so weiter, immer im Kreis.

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