Angelika Klüssendorf - Das Mädchen

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Das Mädchen: краткое содержание, описание и аннотация

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"Angelika Klüssendorf erzählt von einem jungen starken Mädchen, das sich herausarbeitet aus allem, was sie umgibt und niederhält: die tyrannische Mutter, die autoritären Lehrer, der bürokratische Staatsapparat.
Am Anfang scheint alles schon zu Ende zu sein: Der Vater trinkt und taucht nur sporadisch auf, die Mutter lässt ihre Wut an den Kindern aus, die Klassenkameraden meiden das Mädchen, der jüngere Bruder kapselt sich völlig ab. Und doch gibt es eine Kraft, die das Mädchen trägt. Die Bilder aus» Brehms Tierleben«, die sie bewundert, der Traum vom kleinen Haus mit Garten auf dem Lande, Grimms Märchen. Und immer wieder Menschen, die ihr etwas bedeuten und die sie halten. Eines hat sie gelernt: Man muss sich holen, was man braucht. Auch wenn sie mehrfach beim Ladendiebstahl erwischt und schließlich ins Heim gesteckt wird, kann sie sich auch dort auf die neue Lage einstellen. Und das Kinderheim wird auf überraschende Weise zu einem Refugium, wo Kindheit erstmals gelebt werden kann.
Mit ihrer klaren, knappen, präzisen Prosa, großer Lakonie und trockenem Humor versetzt Angelika Klüssendorf den Leser in eine Welt, die das Kindsein kaum zulässt. Atemlos folgt man einer Heranwachsenden, die nichts hat, worauf sie sich verlassen kann, und trotzdem den Lebenswillen nicht verliert — kein bemitleidenswertes Opfer, sondern ein starker, abgründiger Charakter. Ein literarisches Meisterwerk!" (KiWi)

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Sie kann nicht anders, sie muss August Kreische den Nachtisch verweigern, obwohl sie seine Kopfnüsse fürchtet. Als der Tischdienst das Schälchen mit Götterspeise vor ihr abstellt, löffelt sie schnell das rote, süße Glibberzeug in sich hinein.

Gerippe? In dieser Frage liegt ein so ungläubiger Ton, dass es still am Tisch wird.

Sie gibt vor, ihren Spitznamen zu überhören, kratzt mit ihrem Löffel über die leere Schale.

August Kreische beugt sich zu ihr herüber, und seine Augen verwandeln sich in schmale Schlitze. Du kommst nachher zum Rapport, sagt er und lehnt sich wieder zurück.

Sie steht als Erste vom Tisch auf, huscht schnell hinaus, und als sie sich in der Tür noch einmal kurz umdreht, hat der dicke August einen derart verblüfften Ausdruck im Gesicht, als hätte er zum ersten Mal bemerkt, dass es Jungs und Mädchen gibt.

Erst Stunden später schaffen es zwei seiner Hofschranzen, sie zu fassen. August Kreische verzichtet auf seine Kopfnüsse, dafür muss sie sein Zimmer putzen, den Schrank aufräumen und seine Schuhe auf Hochglanz polieren.

Es ist Samstagmittag, und zum Nachtisch gibt es Schokoladeneis. Bisher sind alle ihre Eisportionen im Magen von August gelandet, und diesmal hat er sie besonders im Auge. Kaum steht das Eis auf dem Tisch, winkt er schon einfordernd mit der Hand zu ihr herüber. Sie überlegt nur kurz, dann beugt sie sich über das Eis und bespuckt es schnell mit kleinen Spritzern von allen Seiten. Die Kopfnüsse machen ihr diesmal nichts aus, mit einem erhabenen Gefühl löffelt sie das Schokoladeneis, ganz langsam.

Andrea aus ihrem Zimmer scheint ihre Nähe zu suchen; sie fragt sie nach den Büchern, die sie liest, nach ihrer Familie. Andrea geht auf die EOS und kommt nur am Wochenende ins Heim. Sie hat einen Freund, einen richtigen Freund. Nachdem sie sich im Gruppenraum auf dem Sofa Erlebnisse aus ihrem Leben anvertraut haben, erfährt sie, dass es Andrea schon gemacht hat. Sie will nicht nachfragen, dumm erscheinen, also nickt sie, versucht ein wissendes Nicken hinzubekommen. Andrea ist in ihrem Alter, doch statt Spinnenbeinen hat sie runde Schenkel und einen großen Busen, sie sieht nach Sex aus, und trotzdem hat sie es als Einzige aus dem Heim geschafft, auf die EOS zu gehen, sie wurde für ihr gutes Russisch ausgezeichnet, und seitdem ist ihr Spitzname Mui, das heißt im Russischen: wir. Sie hat schon von Mädchen gehört, die es machen, doch hat sie sich diese immer als verdorben vorgestellt, und Mui entspricht in nichts diesem Bild.

Die Mädchen haben Geheimnisse, die sie einander anvertrauen. Ehe eine die verborgene Welt der anderen betreten darf, werden Schwüre ausgetauscht, flüsternde Stimmen wehen durch die Zimmer, und einmal hingeflüstert, scheinen die Geheimnisse ein Eigenleben zu führen, so als würde jedes Mädchen eine Botschaft vor sich her tragen: Seht her, ich hab den Schwanz meines Vaters ausgehalten, die Fäuste des Liebhabers meiner Mutter; als wäre dies alles noch sichtbar auf ihrer Haut.

Angesichts solcher Erfahrungen erscheint ihr das eigene Schicksal weniger schlimm, die erlebten Demütigungen fast bedeutungslos.

Um Mui zu beeindrucken, erfindet sie für sich einen Freund, einen Freund, der mit ihr geht. Sie weiß nicht, warum sie ihn humpeln lässt und er auf einem Auge blind ist — dafür gibt sie ihm eine beeindruckende Tätigkeit: Er arbeitet auf dem Rummel, bei den Karussells. Mui versteht zuerst nicht, wie er von Wagen zu Wagen springen kann, wenn er doch humpelt — er humpelt nur leicht, ganz leicht, antwortet sie und macht ihr vor, wie er sein Bein nachzieht. Natürlich gab es Küsse, über alles andere weigert sie sich zu sprechen.

17

Sie sitzt auf der Bettkante und beobachtet, wie Mui und Carmen ihre Koffer packen, die Luft ist erfüllt vom Gesumm ihrer erwartungsvollen Stimmen. Sie wird nicht wie die anderen in den großen Ferien nach Hause fahren; die Mutter will sie nicht sehen.

Als der Bus am Horizont verschwindet, steht sie immer noch da und winkt.

Im Heim ist es ungewohnt still, sie geht in den Waschraum, zieht sich aus und dreht die Duschen auf. Keiner sieht sie und kann sich über sie lustig machen, sie springt umher, lässt die kleinen, harten Wassertropfen auf ihre Haut prasseln, bis es wehtut. Sie steht vor dem großen Wandspiegel und kann nicht einschätzen, was der ihr zeigt: nicht mehr Kind, aber auch nichts anderes, ein Nichtkind, Nichtmädchen, ein spindeldürres Ding dazwischen; sie geht ganz nah an den Spiegel heran, quetscht ihre Nase gegen das Glas, macht einen Kussmund.

Sie findet eine Ferienarbeit. Frühmorgens fährt sie mit dem Fahrrad aufs Feld, um Rüben zu verziehen. Während die Sonne aufgeht, lockert sie mit der Hacke die Erde, dann kriecht sie auf allen vieren die Reihen entlang, zieht die schwachen Pflanzen und das Unkraut heraus, lässt nur die starken Rüben stehen. Schon bald schmerzt ihr Rücken, eine Rübenreihe scheint endlos lang, die Sonne brennt bald unbarmherzig, nach einer Woche ist ihre Haut dunkelbraun.

Doch dann stürzt sie auf einer frisch geteerten Straße vom Fahrrad, die kleinen scharfen Asphaltsteinchen schürfen ihr die Haut vom Oberschenkel, sodass unter dem Dreck das rohe Fleisch zu sehen ist.

Ein Arzt kommt ins Heim, untersucht sie und gibt ihr eine Tetanusspritze. Sie muss für ein paar Tage im Bett bleiben.

Sie liest noch einmal Der Graf von Monte Christo, begleitet Edmond Dantès auf seinen Etappen durchs Leben, kostet mit ihm am Ende den Moment der Rache aus. Sie wünscht sich, mit jemandem über das Buch zu sprechen, einen Menschen, der ihre Begeisterung teilt.

Die Hitze im Zimmer macht sie träge, sie kommt sich wie in einem Backofen vor. Die Wunde an ihrem Bein ist mit einem flüssigen Pflaster übersprüht, fasziniert betrachtet sie, wie winzige Eiterwürmer die zarte Pflasterschicht durchbrechen. Sie denkt an Mui, versucht sich ihren Freund vorzustellen, malt sich aus, wie es beide miteinander machen. Ein Prickeln durchläuft ihren Körper, zieht sich in der Mitte zusammen, sie wünscht sich, jemand würde sie genau dort berühren. Sie erinnert sich an die Sommertage in der Heide, als sie eng mit Steffitanzte. Sie lässt ihre Hände zwischen den Beinen verschwinden, bewegt sie genauso, wie Steffies ihr gezeigt hat; nach einer Weile scheint es, als würde sich eine innerliche Explosion in ihr vorbereiten, und doch kann sie nicht aufhören, es ist schön, heiß, unbekannt.

Schläfrig und gleichzeitig rastlos treibt sie durch die nächsten Tage. In der Ferne das unentwegte Schnattern der Gänse, nachts bleibt sie lange wach. Als das Wetter umschlägt, Sommerstürme durch die Luft toben, beginnt sie von ihrem Bruder Elvis zu träumen. Wenn sie morgens erwacht, meint sie, ihren Bruder zu riechen, als würde er neben ihr liegen. Sie sieht ihn vor sich, sein Babylächeln, seine mit Flaum überwehte Babyglatze, sie stellt sich vor, über seinen kleinen Bauch zu pusten, ihn zu kitzeln, sie hört ihn vor Vergnügen glucksen. Sie bekommt ihren Bruder nicht mehr aus dem Kopf. Auch als sie wieder aufstehen darf, ist ihr, als würde sie ihn wie ein Sehnsuchtspaket mit sich herumtragen; der Geruch von Milch löst einen Brechreiz in ihr aus. Sie wird schon vor Sonnenaufgang wach, liegt da, ohne sich zu bewegen, wünscht sich, sie wäre eingefroren, unter einer eisigen Schneeschicht begraben. Sie muss ihren Bruder sehen, aber sie weiß nicht, wem sie sich anvertrauen kann. Sie versucht sich Fräulein Keulitz mitzuteilen, doch wie soll sie Sehnsucht erklären? Ihr ist zum Knochenkotzen, die Traurigkeit sitzt ihr wie ein bockiges Gefühl in der Brust. Sie hält es nicht aus, kann es nicht aushalten, und so schleicht sie sich früh an einem Wochentag aus dem Heim. Während sich der Himmel rot färbt, läuft sie durch die warme Morgenluft, es sind ungefähr fünfzig Kilometer, die sie von ihrem Bruder trennen. Sie folgt den unebenen Straßen, vorbei an den mit Unkraut überwucherten Wiesen, an Getreidefeldern, Gehöften, grau verputzten Einfamilienhäusern. In der nächsten Kleinstadt steigt sie in den Zug. Sie verschließt die Toilettentür hinter sich, und auf dem Klodeckel sitzend, horcht sie auf die Stimme des Schaffners. Sie verlässt die Toilette erst, als sie am Hauptbahnhof einfahren. Früh abends steht sie vor der Kinderkrippe, doch da ist ihr Bruder längst abgeholt. Erschöpft läuft sie durch die Straßen. Sie übernachtet in einer Laube, träumt schlaflos vor sich hin — noch nie ist ihr eine Nacht so lang erschienen.

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