Angelika Klüssendorf - Das Mädchen

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"Angelika Klüssendorf erzählt von einem jungen starken Mädchen, das sich herausarbeitet aus allem, was sie umgibt und niederhält: die tyrannische Mutter, die autoritären Lehrer, der bürokratische Staatsapparat.
Am Anfang scheint alles schon zu Ende zu sein: Der Vater trinkt und taucht nur sporadisch auf, die Mutter lässt ihre Wut an den Kindern aus, die Klassenkameraden meiden das Mädchen, der jüngere Bruder kapselt sich völlig ab. Und doch gibt es eine Kraft, die das Mädchen trägt. Die Bilder aus» Brehms Tierleben«, die sie bewundert, der Traum vom kleinen Haus mit Garten auf dem Lande, Grimms Märchen. Und immer wieder Menschen, die ihr etwas bedeuten und die sie halten. Eines hat sie gelernt: Man muss sich holen, was man braucht. Auch wenn sie mehrfach beim Ladendiebstahl erwischt und schließlich ins Heim gesteckt wird, kann sie sich auch dort auf die neue Lage einstellen. Und das Kinderheim wird auf überraschende Weise zu einem Refugium, wo Kindheit erstmals gelebt werden kann.
Mit ihrer klaren, knappen, präzisen Prosa, großer Lakonie und trockenem Humor versetzt Angelika Klüssendorf den Leser in eine Welt, die das Kindsein kaum zulässt. Atemlos folgt man einer Heranwachsenden, die nichts hat, worauf sie sich verlassen kann, und trotzdem den Lebenswillen nicht verliert — kein bemitleidenswertes Opfer, sondern ein starker, abgründiger Charakter. Ein literarisches Meisterwerk!" (KiWi)

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Später reiht sie sich in die Schlange vor dem Speisesaal ein, Jungs und Mädchen stehen laut redend hintereinander. Sie steht schweigend da, und als ihr jemand auf den Rücken tippt, dreht sie sich um. Ein rothaariger Junge zeigt ihr grinsend sein Pferdegebiss und sagt: Da hängen zwei Fäden an deiner Schürze herunter.

Sie guckt und guckt, kann keine Fäden an ihrer nagelneuen Schürze entdecken. Sie erkennt nur an dem einsetzenden Gelächter, dass es sich um einen Scherz handeln muss, und braucht noch eine Weile, bis sie merkt, dass mit den zwei Fäden ihre Beine gemeint sind.

Das Kinderheim liegt an einer Landstraße, der große, mit Birken bewachsene Garten dahinter grenzt an eine Gänsefarm. Das Haus ist ein Bau aus den zwanziger Jahren und steht so vereinzelt in der Landschaft, als wäre es vom Himmel gefallen. Die Eingangstür aus Eichenholz lässt sich nur schwer öffnen, über der Tür steht in roten Buchstaben: Kinderheim Geschwister Scholl.

Im Erdgeschoss sind der Gemeinschaftswaschraum, die Küche, der Speisesaal und hinter einem Flur die Schuhputzkammer. Die Treppe zu den oberen Stockwerken hat einen kleinen Absatz, dort hängt hinter einer Glastafel ein Plakat mit den zehn Geboten der sozialistischen Moral. Das zweite Gebot lautet:»Du sollst Dein Vaterland lieben und stets bereit sein, Deine ganze Kraft und Fähigkeit für die Verteidigung der Arbeiter-und-Bauern-Macht einzusetzen.«

Wie soll sie ein ganzes Land lieben, fragt sie sich, wenn sie nicht einmal ihre Familie lieben kann, und warum heißt Vaterland Vaterland, würde ihr Vater ein Land regieren, ginge es dort drunter und drüber. Die anderen neun Gebote erscheinen ihr genauso komisch, das dritte Gebot lautet:»Du sollst helfen, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu beseitigen. «Wie soll sie das anstellen? Dem Heimleiter seinen Wartburg wegnehmen und einem Ärmeren schenken? Seine privaten Wohnräume befinden sich in einem zweistöckigen Anbau, direkt neben dem Heim, am Wochenende arbeiten dort die Jungs aus der Gruppe der Großen, gerade sind sie dabei, eine Sauna einzubauen. Dafür bekommen sie Vergünstigungen, dürfen rauchen und bis nach Mitternacht in der Diskothek bleiben. Während die Kinder aus der Gruppe der Kleinen und Mittleren alle Anweisungen strikt befolgen müssen, werden die großen Jungs mit Nachsicht behandelt. Herr Nissen, der Heimleiter, steht oft bei ihnen, sie grillen, trinken Bier in der flirrenden Sommerluft, während die anderen Kinder nur von Weitem zusehen dürfen. Mit ihr hat Herr Nissen noch kein persönliches Wort gewechselt, obwohl er ihren Namen in die Liste der positiven Gruppe eingetragen hat. Seine halslose Gestalt erinnert sie an eine Rohrdommel, der Bauch scheint schon am Kinn zu beginnen, und er läuft etwas steifbeinig, als müsse er das Gehen noch üben. Wochentags erklingt seine Stimme pünktlich um sechs Uhr morgens durch den Lautsprecher und ruft zum Frühsport auf. Keines der Mädchen hält sich daran, sie trotten schlaftrunken in den Waschraum, und erst nach dem Frühstück, wenn sie den Schulweg antreten, werden sie langsam wach. Die Strecke vom Heim in den nächsten Ort beträgt drei Kilometer, sie laufen, den Ranzen auf dem Rücken, in Zweierreihen hintereinander, und noch immer hat sie sich mit keinem der Kinder angefreundet, sie bleibt für sich, redet nur, wenn sie angesprochen wird.

In der Schule sitzt sie neben Carmen, deren Spitzname Radatte lautet, sie sind in der Klasse die beiden einzigen Heimkinder. Sie mustert die anderen und wird von ihnen gemustert, von den Jungs wird sie offenbar für nicht tauglich befunden, für nicht schön, etwas in dieser Art müssen ihre Blicke bedeuten, das spürt sie genau, und auch die Mädchen scheinen mit ihr nichts anfangen zu können.

Es gibt eine kleine Bibliothek im Gruppenraum, dort sitzt sie, auch an den schon warmen Sommertagen, hört durch das Fenster die Gänse krakeelen und versinkt in den Märchenwelten, hält sich bei den Feen auf, den Trollen und Derwischen. Sie liebt die Sonntage, frühmorgens blättert sie leise die Buchseiten um, während die anderen noch schlafen und der Kuchengeruch sich im ganzen Haus ausbreitet. Der Kuchen wird von der Bäckerei aus dem Nachbardorf geliefert, Eierschecke mit einer zarten Bienenstichkruste, luftiger Käsekuchen, Streuselschnecken, schokoladenüberzogener Marmorkuchen mit Kirschen, der Schneewittchen heißt, und dieses Paradies auf Blechen verströmt einen Duft, der ihr fast den Atem nimmt.

Ihr Platz im Speisesaal ist an der Stirnseite eines Sechsertisches, ihr gegenüber sitzt ein unglaublich fetter Junge. Dieser August Kreische hat einen ähnlichen Hunger wie sie, Kartoffeln, Fleisch, Wurstbrote verschwinden blitzschnell in seinem Mund, und noch während er sich die glänzenden Lippen leckt, muss der Tischdienst seinen Teller nachfüllen. Niemand wagt, ihm zu widersprechen, er ist der Älteste in der Gruppe der Großen, und dem Anschein nach ist ihm alles egal; mit einem Fingerschnipsen bringt er die anderen Kinder dazu, ihm ihren Nachtisch zu bringen, die Erzieherinnen sehen darüber hinweg; es kümmert ihn auch nicht, wenn ein Speichelfaden in seinem Mundwinkel hängt oder Flecke seinen Pullover zieren, er hat nur Augen für das Essen auf dem Tisch. Als sie sich weigert, ihm ihren Pudding zu überlassen, hievt er sich wortlos von seinem Stuhl, geht zu ihr, gibt ihr eine Kopfnuss und nimmt sich ihren Pudding. Der Schlag dieser Pranke wirft ihren Kopf herum, sie sieht Sterne und schafft es trotzdem, nicht loszuheulen.

Es gibt zwei Köchinnen im Kinderheim, die ihre Arbeit so gut verstehen, dass sie sich wie im Schlaraffenland vorkommt; stehen Hefeklöße auf dem Speiseplan, schafft sie zwölf Stück, und danach steckt sie sich als Vorrat noch zwei große Klöße in ihre Schürzentaschen. Doch zu ihrem Leidwesen nimmt sie kein Gramm zu, schon gar nicht an den richtigen Stellen, sie kommt sich wie eine Stabheuschrecke vor oder ein Stelzvogel; lange, schlaksige Gliedmaßen, zwei Brustwarzen, der Bauch leicht geschwollen und ein nackter Hamster zwischen den Beinen. Samstags ist Duschtag. In dem großen Gemeinschaftswaschraum gibt es einen abgetrennten Teil, in dem die Mädchen nebeneinander unter zehn an der Decke befestigten Duschen stehen, und am liebsten möchte sie sich diesem Reinigungsritual entziehen, denn die Blicke der anderen Mädchen sind unerbittlich. Aber auch die Jungs, die Mittel und Wege finden, sich das Duschspektakel anzusehen, sind nicht zimperlich. Gerippe hat ’nen nackten Hamster, schallt es durch den Raum. Gerippe ist einer ihrer Spitznamen, ansonsten wird sie noch Speiche oder Hungerhaken gerufen.

In der Schule bekommt sie gute Noten, obwohl sie während des Unterrichts heimlich liest. Vor ihr sitzt Constanze, die Klassenschönste, deren langes, blondes Haar manchmal auf ihre Schulbank fällt, und sie muss sich Mühe geben, es nicht zu berühren. Sie weiß nicht, ob sie das schöne Haar und den Menschen, der es besitzt, lieben oder hassen soll; sie möchte diese Haarpracht in ein Tintenfass tauchen, beschmutzen, anspucken, aber dann möchte sie auch darin versinken, ein Teil von so viel Schönheit sein.

Als sie eine Grammatikarbeit schreiben, bemerkt sie, wie Constanze die leeren Heftseiten anstarrt, und sie wirft ihr geschickt einen Spickzettel zu. In der Pause bedankt sich Constanze bei ihr mit dem Anflug eines Lächelns.

Der Schulweg führt an einer Kirschplantage vorbei, an Feldern und Gehöften, die Sonne brennt auf den Asphalt, bei Westwind liegt der strenge Geruch nach Schweinestall in der Luft. Die Insekten lärmen, begleiten jeden ihrer Schritte, sie stellt sich vor, wie Bienen und Ameisen miteinander reden. Manchmal hebt sie einen Stein auf, trägt ihn ein paar Schritte bei sich, doch dann muss sie zurückgehen — in ihrer Vorstellung hat sie den Stein seiner Familie entrissen, deshalb muss sie ihn an genau die Stelle zurücklegen, wo sie ihn gefunden hat.

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