Yasemin Akan
Das Mädchen, das nie spricht
Eine arabische Geschichte
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Inhaltsverzeichnis
Titel Yasemin Akan Das Mädchen, das nie spricht Eine arabische Geschichte Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1 Bilal
Kapitel 2 Radwan
Kapitel 3 Rislan
Kapitel 4 Neuigkeiten
Kapitel 5 Nassira
Kapitel 6 Vorbereitungen
Kapitel 7 Beschützer
Kapitel 8 Schloss
Kapitel 9 Mörder
Kapitel 10 Yassira
Kapitel 11 Vollmond
Kapitel 12 MörderJahresTag
Kapitel 13 Souhail
Kapitel 14 Amal
Kapitel 15 Amira
Kapitel 16 Familie
Kapitel 17 Vertraut
Kapitel 18 Enes
Kapitel 19 Lehrerin
Kapitel 20 Mission
Kapitel 21 Beschützer
Kapitel 22 Reue
Kapitel 23 Blutverlust
Kapitel 24 Koma
Kapitel 25 Leben
Kapitel 26 Liebe
Kapitel 27 Maktub
Impressum neobooks
Ich vergrub etwas aufgeregt die Hände in die Jackentaschen meiner Lederjacke und schaute mich um. Es ist laut hier, viele verschiedene Schüler stehen im Gang verteilt und unterhalten sich müde. Mir fiel sofort auf, dass hier die Hälfte der Schüler Ausländer sind. Wo ich herkomme, hatte ich kaum was mit Ausländer zu tun, was mich etwas nervöser machte. Meine Gedanken wurden unterbrochen: „Ey Bruder bist du neu hier? Habe dich noch nie gesehen“, stand plötzlich ein Typ vor mir, ungefähr so groß wie ich, hellbraune Haare und rasiertem Bart. Ich nickte. Er fing breit an zu lächeln und hielt mir fröhlich die Hand hin, in die ich lächelnd einschlug.
„Bei welchem Lehrer bist du?“, fragte er mich weiter.
„Herr Hamlin oder so“, antwortete ich ihm nachdenklich.
„Ach, nicht bei mir. Aber warte“, sagte er und schaute durch die Menge.
„Onur“, rief er und machte mir ein Zeichen, dass ich ihm folgen sollte, was ich dann auch tat.
„Hey was geht“, begrüßte, ich schätze das ist Onur, ihn mit einem Handschlag und der Typ neben ihm grüßte ihn mit demselben Handschlag bevor sich alle drei an mich wendeten.
„Dieser Bruder hier kommt in deine Klasse“, sagte er dann und deutete auf mich.
„Ich muss rein“, ergänzte er dann schnell und drehte sich beim gehen kurz noch zu mir, um ein knappes „Ciao“ zu sagen bevor er in ein Klassenzimmer verschwand.
„Hay, ich bin Onur und das ist Zain“, sagte er und zeigt auf seinen Freund neben ihm. Beide sahen, genauso wie ich, wie typische Ausländer aus. Onur trägt kurze Locken. Die Haare von Zain sind an den Seiten viel kürzer als seine glatten pechschwarzen Haare oben. Zain trägt auch als einziger einen Bart, der meinen etwas ähnlich sieht.
Gerade als ich eine Antwort geben wollte, kam ein Lehrer und alle liefen rein. Herr Hamlin stellte sich bei mir vor und hielt mich direkt vorne auf.
„Stell dich mal kurz vor“, sagte er und setzte sich, sodass ich jetzt alleine vor der gesamten Klasse stand und alle mich stumm anschauten. Ich fühlte mich etwas unwohl, weswegen ich es kurz fasste: „Ja ich bin Bilal, 20“.
Unwohl spielte ich mit meinem Zeigefinger mit der abstehender Haut an meinem Daumen. Ein Mädel aus der mittleren Reihe meldete sich. Ich gehöre nicht zu dem Typ, der auf jedes Mädchen geiert. Ich habe nichts mit Mädchen zu tun. Ich finde es unnötig, mit jedem Mädchen etwas gehabt zu haben und dann auch noch stolz darauf zu sein. Es ist nichts, worauf man stolz sein sollte. Ganz im Gegenteil. Ist man unberührt, kann man stolz sein. Solche Frauen schätze ich.
„Boah Dilara, du brauchst gar nicht erst Nummer fit zu machen, lass es“, redete plötzlich die ganze Klasse durcheinander und das eine Mädchen hörte auf sich zu melden. Ekelhaft.
„Du kannst dich setzen. Such dir einen freien Platz aus“, befreite mich Herr Hamlin endlich.
Zain und Onur in der letzten Reihe machten direkt Zeichen auf einen freien Platz neben einem Jungen mit einer Lockenmähne. Lachend machte ich mich auf dem Weg und setzte mich.
„Hey Bilal, ich bin Anwar“, flüsterte er mir sympathisch zu.
„Hey freut mich“, lächelte ich glücklich zurück.
Mir fiel ein Stein von Herzen. Ich bin echt froh, dass ich so herzlich empfangen wurde. Ich habe mir die ganze Nacht Gedanken gemacht, wie die Klasse sein wird und ob ich Jungs finden werde mit denen ich mich verstehe.
..
In der Pause blieben alle in der Klasse, was mir neu war. Auf meiner alten Schule mussten wir immer alle raus.
„Müssen wir nicht raus?“, fragte ich deswegen verwirrt und Zain und Onur kamen mit ihren Stühlen zu mir und Anwar.
„Nein, die beiden ältesten Jahrgänge dürfen während den 15 minuten Pausen drin bleiben“, erklärte mir Zain und lehnte sich zurück. Ich nickte verstehend.
„Cool, wir mussten immer raus“, antwortete ich und lehnte mich jetzt auch zurück.
„Meistens bleiben alle drin. Nur die Raucher gehen immer raus“, ergänzte Anwar. Zwei hübsche Mädchen setzten sich zu uns auf den Tisch. Ich schätze beide sind ebenfalls Ausländer.
„Aus welchem Land kommt ihr eigentlich alle?“, sprach ich meinen Gedanken aus.
„Zain kommt aus Marokko, Anwar ist halb Jordanier und halb Palästinenser, Rabia und ich kommen aus Türkei und Lina kommt aus Afghanistan. Richtig bunt“, lachte Onur. Rabia hatte lange hellbraune glatte Haare und Lina brustlange schwarze Wellen. Beide scheinen mir sehr sympathisch und beide hatten nicht ein Kilo schminke im Gesicht. Sieht so aus, als würden diese fünf meine neuen Freunde werden.
„Wie kam´s dazu, dass du ausgerechnet im letzten Jahr die Schule wechselst? Ich meine, nicht mehr lange, dann sind wir alle fertig mit Schule. Wenn ich fragen darf“, fragte Rabia mich und strich eine Strähne hinter das Ohr. Onur schaute sie direkt streng an und antwortete ihr, bevor ich überhaupt nur meinen Mund öffnen konnte: „ Sus. Ona izin verin. Belki bunu söylemek istemiyor ". Das einzige was ich verstand war „sus“, was „Sei leise“ oder etwas in der Art bedeutet.
„Die Arme. Sie hat doch nichts falsch gemacht“, sagte ich dann.
„Kannst du Türkisch?“, fragten beide direkt verwundert wie aus einem Mund. Lachend schüttelte ich den Kopf.
„Ich hatte mal vor längerer Zeit zwei türkische Freunde und weiß, dass sus sei leise bedeutet“, antwortete ich amüsiert, „Und zu deiner Frage, ich habe bei meiner Mutter gelebt, aber sie ist vor einem Monat ins Ausland gereist, aus geschäftlichen Gründen. Anfangs wollte ich nur in den Sommerferien bei meinem Vater bleiben, aber da meine Mutter eh noch weg ist und ich die Zeit mit meinem Vater vermisst habe, habe ich beschlossen länger zu bleiben“, erklärte ich.
„Oha interessant“, kommentierte Zain, der wie die anderen neugierig zuhörte.
„Und woher kommst du?“, fragte Lina.
„Saudi Arabien“, antwortete ich ihre Frage und Anwars Augen wurden sofort groß.
„ Sprichst du arabisch? “, fragte mich Anwar begeistert auf Arabisch.
" ja “, antwortete ich ihm auf Arabisch und alle schauten uns verstört an. Auf Anwars Lippen bildete sich ein fettes Grinsen.
„Ha! Hahahah endlich habe ich auch jemanden. Jetzt seid ihr nicht mehr die einzigen, die sich auf einer anderen Sprache unteralten können“, lachte er schadenfroh Rabia und Onur aus. Wir konnten nicht anders, als einfach mit zulachen. Es klingelt wieder und Onur ging kopfschüttelnd wieder auf seinen Platz zurück. Die anderen machten es ihm nach.
..
Die zweite Pause verbrachte ich mit Rabia und Lina. Die Mädels und ich schauten zusammen durch die Klasse und sie erzählten mir wie wer ist. Während dem voll bombardieren von Namen und Informationen fiel mir eine Person auf.
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