Angelika Klüssendorf - Das Mädchen

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"Angelika Klüssendorf erzählt von einem jungen starken Mädchen, das sich herausarbeitet aus allem, was sie umgibt und niederhält: die tyrannische Mutter, die autoritären Lehrer, der bürokratische Staatsapparat.
Am Anfang scheint alles schon zu Ende zu sein: Der Vater trinkt und taucht nur sporadisch auf, die Mutter lässt ihre Wut an den Kindern aus, die Klassenkameraden meiden das Mädchen, der jüngere Bruder kapselt sich völlig ab. Und doch gibt es eine Kraft, die das Mädchen trägt. Die Bilder aus» Brehms Tierleben«, die sie bewundert, der Traum vom kleinen Haus mit Garten auf dem Lande, Grimms Märchen. Und immer wieder Menschen, die ihr etwas bedeuten und die sie halten. Eines hat sie gelernt: Man muss sich holen, was man braucht. Auch wenn sie mehrfach beim Ladendiebstahl erwischt und schließlich ins Heim gesteckt wird, kann sie sich auch dort auf die neue Lage einstellen. Und das Kinderheim wird auf überraschende Weise zu einem Refugium, wo Kindheit erstmals gelebt werden kann.
Mit ihrer klaren, knappen, präzisen Prosa, großer Lakonie und trockenem Humor versetzt Angelika Klüssendorf den Leser in eine Welt, die das Kindsein kaum zulässt. Atemlos folgt man einer Heranwachsenden, die nichts hat, worauf sie sich verlassen kann, und trotzdem den Lebenswillen nicht verliert — kein bemitleidenswertes Opfer, sondern ein starker, abgründiger Charakter. Ein literarisches Meisterwerk!" (KiWi)

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Von den Fotos ist sie enttäuscht, sie weiß nicht, wer sie da anblickt, das Lächeln scheint jemand anderem zu gehören.

Am liebsten würde sie für immer hierbleiben, doch dann fahren sie weiter. Inzwischen hat sie erfahren, was es mit dem großen Bauch von Ellen auf sich hat: Sie ist scheinschwanger, das heißt, in ihrem Bauch ist nur Luft und kein Kind.

13

Das Hotel Atlantik sieht aus wie ein Schloss, ein Dornröschenschloss, und sie versucht sich die Mauern rosenüberwuchert im Sonnenlicht vorzustellen, doch noch weht ein kühler Wind vom Meer her. In dem großen Zimmer steht ihr Bett direkt neben dem Ehebett, zu nah, findet sie und zieht es vor, auf dem Sofa zu schlafen.

Ihr Vater besteht darauf, dass sie jeden Morgen, bevor sie zur Schule geht, eine Tasse Milch trinkt. Sie ist nicht besonders aufgeregt, als sie zum ersten Mal in ihre neue Schule geht. Spätestens im Herbst wird sie woanders sein, weil Saisonkellner im Winter nie an der Ostsee arbeiten. Andererseits hätte sie hier eine Chance, sich neu zu erfinden; niemand kennt sie, sie hat neue Kleider, einen neuen Haarschnitt, eine neue Schultasche, warum sollte nicht auch sie selbst völlig neu sein können? Sie könnte sich als tolle Sportlerin zeigen, als vorbildliche Schülerin. Doch noch während die Lehrerin sie begrüßt und ihr den Platz zuweist, weiß sie, dass es sinnlos wäre, sich anzustrengen; sie wird neben ein Pummelchen gesetzt, das sie auf den ersten Blick als Außenseiterin erkennt, die anderen Mädchen stecken die Köpfe zusammen und kichern.

Nach Schulschluss läuft sie durch den Kiefernwald, die Dünen hinunter zum Meer, geht am Strand entlang, sucht nach Bernsteinen und vom Sand stumpf geschliffenen Glasscherben. Sie hat schon ein ganzes Glas voll gesammelt, sie sucht auch Muscheln, die sie auf Zigarrenkisten klebt, in die Zwischenräume streut sie winzige Glitzerkörner. Das sind Geschenke für Ellen und ihren Vater. Sie malt auch Bilder, häkelt Topflappen, ihre Blumensträuße sind sorgfältig zusammengestellt: Margerite, Kornblume, Mohn, von Sauerampfer und Gräsern umrandet; sie versucht Ellen und ihren Vater jeden Tag zu beschenken.

Oft sitzt sie nahe den Bahngleisen, lässt sich von dem Geruch nach Rauch, Sommerluft und Kräutern betören, dreimal am Tag kommt die schwarze Molli vorbei, eine langsam fahrende Dampflokomotive. Das Pfeifen des Zugs weht zu ihr herüber, als wäre dies ein Gruß, nur an sie gerichtet. Überall blühen gelbe, weiße, bläuliche Kräuter, wilde Gräser und goldfarbene Büsche, ein Farbenmeer bis zum Horizont, dahinter das richtige Meer, und noch weiter dahinter soll der Westen sein. Der Westen steht für alles, was für sie niemals erreichbar sein wird. Manchmal versucht sie sich vorzustellen, wie der Westen aussieht, ihre Fantasie reicht von einer Kraterlandschaft bis zum Schlaraffenland, eigentlich aber beunruhigt er sie in seiner Unwirklichkeit. Lieber bleibt sie bei dem, was ihr vertraut ist; sie denkt an ihren Bruder, auch an die Mutter, sie vermisst ihre Puppen, doch sie beschließt, dass sie sie nicht mehr braucht.

Im Hotel wohnen auch Ausländer, der lange Flur ist eine Geräuschkulisse aus verschiedenen Sprachen; es gibt zärtliche Laute, die geschmeidig wie fliegende Fische durch die Luft gleiten, es gibt Radau, Lachen, ersticktes Weinen, und manchmal rutscht eine Klage durch die Türritzen und verharrt dort wie ein Geist. Sie klopft an die Türen und bittet um Briefmarken; bald hat sie so viele Briefmarken gesammelt, dass sie ein Album damit füllen kann. Auf ihrer Lieblingsmarke ist ein tanzendes goldenes Nilpferd zu sehen.

Sie hat sich mit einem polnischen Jungen angefreundet, sein Vater ist Sänger in der Combo, die abends im Hotelsaal spielt, seine Mutter streicht ihr oft übers Haar und sagt in gebrochenem Deutsch, wie schön sie sei, dunkles Haar und blaue Augen, sie prophezeit ihr viele Verehrer. Wodek zeigt ihr, wie man auf zwei Fingern pfeift. Sie laufen den Kutschen hinterher, in denen Touristen durch die Gegend gefahren werden, und setzen sich hinten auf die Ersatzreifen, manchmal knallt der Kutscher mit der Pferdepeitsche nach ihnen. An einem Abend, während sein Vater spanische Schnulzen singt, küsst Wodek sie. Noch stundenlang scheint ihr Mund zu brennen. So hat sie sich einen Kuss nicht vorgestellt, sie hat zwar gewusst, dass die Zunge mit im Spiel ist, aber nicht, dass es sich so eklig anfühlt, darauf kann sie verzichten. Doch sie schafft es nicht, ihm ihren Mund am nächsten Abend zu verweigern.

Wodek hat eine Idee, er will den Urlaubern am Strand billig eingekaufte Limonade teuer verkaufen, dafür aber braucht er erst einmal Geld.

Bist du dabei? sagt er und zieht einen Grashalm durch die Zähne. Sie ahnt, was kommen wird, dennoch ist sie sofort einverstanden.

Fünf Mark würden fürs Erste genügen, sagt er, und das Geld zu beschaffen ist natürlich ihre Aufgabe.

Sie nimmt einen Schein aus der Brieftasche des Vaters, unglücklicherweise hat ihr Vater die Scheine gezählt. Niemals könnte sie zugeben, ihren Vater bestohlen zu haben — den Vater, der so heroisch seine Tochter zu sich geholt hat. Sie lügt verzweifelt, lügt sich in ihre Wahrheit hinein, die einzige Möglichkeit, aus der Sache wieder herauszukommen.

Ihr Vater schließt sie im Zimmer ein und geht. Sie schlingt die Arme um ihren Oberkörper, läuft laut weinend, ihre Unschuld beteuernd, durch den Raum, doch die Stunden vergehen, und ihr Vater kommt nicht zurück. Sie ist müde, ihre Stimme heiser, das Blut rauscht in ihren Ohren. Sie will nur noch weg von hier. Sie packt ihre Sachen in einen Beutel, klettert aus dem Fenster den Blitzableiter herunter und landet auf einem flachen Teerdach. Von dem Teerdach sind es mindestens noch fünf Meter bis auf den Boden. Sie wirft zuerst den Beutel herunter, dann setzt sie sich auf den Rand des Daches und schaut nach unten, versucht abzuschätzen, ob sie da heil ankommen kann, und ist am Abend immer noch nicht gesprungen. Erst als oben im Zimmer das Licht angeht, springt sie in die Tiefe, und der Aufprall auf dem Boden ist genauso schlimm, wie sie befürchtet hat.

Es hätte besser enden können, sagt der Arzt, als er sich die Röntgenbilder ansieht; sie muss für eine Weile im Krankenhaus bleiben. Ellen besucht sie mit verweintem Gesicht, und ihr Vater zwinkert ihr am Bett stehend zu, sie sieht sofort, dass er getrunken hat. Niemand spricht mehr von dem Diebstahl. Sie nimmt sich vor, Flaschen zu sammeln und die fünf Mark zu ersetzen, doch sie verwirft den Gedanken wieder — hat sie nicht mit dem Sprung in die Tiefe bewiesen, dass sie keine Diebin ist?

Es hat sich einiges verändert, als sie aus dem Krankenhaus kommt. Wodek ist weg, die Combo seines Vaters in ein anderes Ostseebad weitergezogen. Ihr Vater ist nun Gaststättenleiter in einem kleinen Tanzlokal, und sie haben eine eigene Wohnung. Stolz führt er sie durch die Gaststätte. An den Fenstern hängen orangefarbene Gardinen, die Tanzfläche glänzt, als wäre sie mit Speck poliert, die Köchin trägt eine weiße Schürze, die über ihrem mächtigen Busen spannt, durch die Küchenfenster fällt helles Mittagslicht auf Geschirr und Töpfe, alles erscheint ihr friedlich.

Ellen erinnert sie an einen Kugelfisch. Die Fische können Luft und Wasser in ihrem elastischen Magen aufnehmen und so den Körper zu einer Kugel aufblähen. Dann steigen sie an die Oberfläche und schwimmen wie Bälle auf dem Wasser. Sie stellt sich vor, Ellens Bauch wäre ein Wasserball, aus dem sie zischend die Luft entweichen lässt.

Ellen wünscht sich, dass sie Mutti zu ihr sagt. Als Ellen diese Bitte mit leiser Stimme vorträgt, erkennt sie darin eine Angst, die ihr vertraut ist, die Angst, abgewiesen zu werden.

Sie sitzt vor einem Teller Milchreis, den Ellen gekocht hat, doch sie rührt das Essen nicht an, es schmeckt ihr nicht.

Wie kannst du das wissen? sagt Ellen. Du hast doch noch gar nicht gekostet.

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