Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Zu Hause war Michaela nicht vom Fernseher wegzubekommen. In eine Decke gehüllt, wandte sie nicht mal den Kopf, wenn sie mit uns sprach. Bei jeder winzigen Veränderung rief sie uns herbei und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf den Bildschirm.

Michaela hatte Robert Fondue versprochen, alles war vorbereitet, die Platten im Kühlschrank, die Brühe im Topf. Aber selbst als alles auf dem Tisch stand und wir schon die Spieße in den Topf steckten, blieb sie zusammengekauert vor dem Fernseher hocken. Robert war den Tränen nah. Zweimal bat ich sie, sie möge kommen, sie wisse doch nun, wie es ausgegangen sei.

Was ich denn eigentlich zu diesem Desaster zu sagen hätte? Ich tue so, als ginge mich das alles nichts an, als hätte unsere Provinzpostille nicht auch ihren Anteil an der Katastrophe. Ich sagte, daß es wenige Dinge gebe, die mich von einem Fondue abhalten könnten. Du weißt, wie ich das meinte. Michaela versteinerte.

Nichts, nichts habe noch einen Sinn, wenn die Leute so krank und debil wählten. Sie könne hier nicht mehr atmen, könne kaum noch jemandem ins Gesicht sehen, und ich sei genauso bescheuert wie alle anderen.

Wie von der Bühne herab fragte sie mich plötzlich: Wer bist du, wer bist du eigentlich? Ich mußte lachen, nicht über ihre Frage, sondern über das, was mir sofort durch den Kopf schoß: Ein Suchender, sagte ich. Und was suchte ich? Das richtige Leben, sagte ich und war selbst überrascht von der Ruhe und Selbstverständlichkeit, mit der mir das über die Lippen kam. Wundersamerweise setzte sie sich dann doch zu uns an den Tisch.

Ach, Jo, was soll ich denn machen? Ich würde ihr so gern helfen. Aber sie will die Wahrheit einfach nicht hören, jedenfalls nicht von mir.

Als ich heute vom Mittagessen kam — der Galluswirt hatte» geflaggt«, das heißt, er hatte zur Feier des Wahlsieges weiße gestärkte Tischdecken aufgelegt —, saß Piatkowski, der hiesige stellvertretende CDU-Vorsitzende, am Tisch und lutschte Drops, um seine Fahne zu mildern. Und mit wem unterhielt er sich? Mit Barrista!

Als Piatkowski mich sah, schlug er eine dunkelrote Urkundenmappe auf und reichte mir ein A4-Blatt, auf dem sich der CDU-Kreisverband Altenburg» tief bewegt «bei den Wählerinnen und Wählern bedankte. Ich sagte, daß wir nichts mehr annehmen könnten, nichts mehr für diese Woche.

«Oder Sie zahlen Expreßzuschlag«, sagte der Baron. So habe er es neulich gemacht. Für das Doppelte bekomme er sicher noch eine halbe Seite. Piatkowskis feuchte Lippen begannen zu beben. Was denn für hundertfünfzig Mark möglich sei. Knapp vierzig hoch und eine Spalte breit. Piatkowski zog, während er nachsann, die schwarz-rot-goldene Kordel seiner Mappe straff, willigte schließlich ein, verzichtete mit einem Seufzer auf sein neues CDU-Symbol (das» ex oriente pax «gilt offenbar nicht mehr) und wählte einen dicken Rahmen wie für Traueranzeigen. Der Text wird nur mit der Lupe zu lesen sein. Ich quittierte, das Geld bar erhalten zu haben.

Als Piatkowski draußen war, fragte ich den Baron, ob er wisse, mit wem er eben gesprochen habe. Piatkowski hat im Oktober, am Tag nach der ersten Demonstration in Altenburg, an dem Michaela und ein paar andere vom SED-Kreissekretär ins Rathaus geladen worden waren, auf der anderen Seite des Tisches neben dem SED-Chef gesessen und unverhohlen gedroht, daß all jene, die den Dialog blockierten, nicht mit Milde rechnen dürften — wofür er sogar vom Kreissekretär gerügt worden war. Der hatte sich nämlich» tief bewegt «von der Demonstration gezeigt.

Der Baron zuckte mit den Schultern. Worüber ich mich denn aufrege? Etwa über den armen Schlucker, der da gerade zur Tür hinausgehuscht sei? Piatkowski, sagte ich, sei der letzte, der Mitleid verdiene. Ich solle doch einmal überlegen, was ich da sage. Dieser Mensch werde die Kommunalwahlen nicht mehr in seinem Parteiamt erleben, das wisse dieser Piatsoundso selbst am besten. Seine Arbeit werde er aus demselben Grund verlieren. Ob ich wisse, warum Piatsoundso in die CDU gegangen sei? Um die Drogerie seiner Eltern zu retten, weil man ihm gesagt hatte, entweder SED oder der Laden. Und da habe er Zuflucht zur CDU genommen, um das Geschäft wenigstens so lange über Wasser zu halten, wie sein Vater am Leben war. 109Dann habe man ihm den Posten in der Verwaltung angeboten, in der Kämmerei, wie der Baron die Abteilung Finanzen nennt. Piatkowski hatte ihm offensichtlich völlig den Kopf verdreht. Mit einem Schnipp könnten wir den doch erledigen, sagte der Baron, wir müßten nur anrufen und mit einem Artikel drohen, das reiche schon, wir brauchten nicht mal Platz für ihn zu verschwenden. Und ob ich nicht gerade den Beweis erhalten habe, wie schwer es ihm gemacht werde, ein paar Zeilen an die Öffentlichkeit zu bringen, während ich schreiben könne, was und soviel ich wolle. Er sehe es ungern, so der Baron, wenn ich meine Zeit mit Leuten wie Piatsoundso vergeude, davon abgesehen, daß es nicht gerade ritterlich sei, auf einen Besiegten einzuschlagen.

«Gerade jetzt, wo es darauf ankommt«, sagte er,»müssen Sie wissen, was Sie tun!«Er sagte das eindringlich und so leise, daß selbst Ilona, die bis eben noch in der Küche zu hören gewesen war, es nicht verstanden hätte. Dann kam Felix, Georgs ältester Sohn, herein, er hatte den Wolf ausgeführt, und der Baron fragte mich, ob ich ihn auf einem Spaziergang durch die Stadt begleiten wolle. Er sei bisher immer nur von Termin zu Termin gehetzt, jetzt möchte er sich einfach mal treiben lassen. Ich mußte es ihm abschlagen, den Wagen aber können wir noch eine Weile behalten.

Dein E.

Mittwoch, 21. 3. 90

Liebe Nicoletta!

Verheißungsvoller als der Bamberger Poststempel sind die beiden Ausrufezeichen am Rand und die Anstriche, in denen ich Ihre Handschrift zu erkennen glaube. 110

Barrista ist bereits wieder im Land. Er hat den Streit mit Ihnen zugegeben. Natürlich verneinte er zunächst meine Frage und lehnte es ab, von» Streit «zu sprechen, gestand dann aber ein, er habe nicht eingesehen, warum er weniger Recht haben solle, sich in der Redaktion aufzuhalten, als Sie. Wenn er nicht mehr erwünscht sei, möge ich ihn das wissen lassen. Schließlich beichtete er, etwas» trotzig «reagiert zu haben, versicherte zweimal, Ihnen nichts vorzuwerfen, und sprach überschwenglich von Ihren Arbeiten für den» Stern«, von denen ich leider keine Ahnung hatte. Sollte eine Aussöhnung nötig sein, wolle er den ersten Schritt gehen.

Vielleicht dächten Sie, so Barrista weiter, heute über einiges anders. Ich fragte nach. Im Westen, dozierte er, seien wesentlich mehr Leute über den Ausgang der Wahl enttäuscht als hier. Ihn, Barrista, interessiere nicht diese oder jene Politik, sondern die Demokratie. Der Staat stehe seinen Bürgern sowieso mehr im Weg, als ihnen ihr Fortkommen zu erleichtern.

Mit den Artikeln konfrontiert, hob er die Arme und ließ sie erschöpft wieder sinken. Genau das habe er gemeint, als er sagte, über einiges in Ruhe sprechen zu wollen. Barrista hatte den Wunsch geäußert, zukünftig mehr miteinander zu reden, um möglichst viele Ideen auf den Tisch zu bekommen, was aber wohl doch etwas anderes ist. […]

Seiner Collegemappe entnahm er einen Hefter, der viel zu klein für die hervorquellenden Papiere war. Obenauf lag ein schwer leserliches Anschreiben — ich entzifferte kaum meinen Namen —, in dem er mir anheimstellte, wer von diesem Dossier Kenntnis erhalten solle. Das meiste sind Kopien aus Zeitungen und die Dokumente der Verteidigung sowie das Urteil. […]

Während ich blätterte — Ihr Material ist vollständig enthalten —, redete er auf mich ein. Man komme ja nicht herein und sage: Hello, Jungs, vor zwei Jahren hat mal der Staatsanwalt bei mir geklingelt.

Ich werde selbst noch sehen, sobald ich geschäftliche Verantwortung zu übernehmen hätte, daß man immer mit einem Bein im Gefängnis stehe, weil man Entscheidungen zu fällen habe, die durch unvorhersehbare Entwicklungen, durch fremdes Verschulden oder einfach durch Pech in eine falsche Richtung gelenkt werden könnten. Wie oft habe er die Verantwortung für etwas übernehmen müssen, das gegen seinen Ratschlag, gegen seine Stimme, gegen seinen ausdrücklichen Wunsch geschehen sei.

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