Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Im Tal bog ich in einen Feldweg ein, der zu einem Hügel führte. 359Plötzlich blinkte fünfzig oder hundert Meter vor mir ein rotes Auge auf. Durch den geröteten Dunst sanken die Schranken herab. Ich zwang mich weiterzugehen, immer weiter, bis an die Schranke heran. Der Zug kam schnell näher, ein Güterzug mit leeren Kohlewaggons holperte vorüber, und schon hob sich die Schranke wieder, das Warnlicht verlosch. Die Nacht fiel auf mich nieder. Ich starrte ins Schwarz, dorthin, wo eben noch ein rötlicher Schimmer auf den Schienen gelegen hatte. Meine Augen wollten sich nicht mehr ans Dunkel gewöhnen.

Tastend wagte ich mich hinüber, erkundete mit der Fußspitze die Schienen und sah dann wenigstens genug, um den Pfützen ausweichen zu können.

Ich ging weiter. Ahnen Sie, was ich suchte?

Eine Kreuzung, einen Kreuzweg 360, möglichst abgelegen. Nach einigen hundert Metern, als der Mond erschien, führte mich der Weg an eine schmale Asphaltstraße.

Von allen Menschen, die je einen Kreuzweg aufgesucht hatten, war ich wohl der einzige, der nicht einmal vage hätte sagen können, was er wollte. Dann wieder verging ich beinah vor Scham bei der Vorstellung, jemand könnte von meinem Treiben erfahren.

Ich wartete. Mein Atem ging schnell, ich schwitzte. Woher auf einmal diese Angst? Was, wenn ein wild gewordener Hund auf mich zukäme oder ein tollwütiger Fuchs? Würde ich schießen?

Aushalten, stillstehen, ermutigte ich mich, nichts anderes hast du zu tun. Hier gehst du nicht weg.

Die Augenblicke und Minuten spulten sich ab, die Zeit drehte und kreiste. Es hatte schon Mitternacht geschlagen und dann halb eins. Die Kälte kroch an mir hoch. Ich mußte husten. Der Himmel wurde schwarz. Aufzuschauen war mir unangenehm, als böte ich meine Kehle dar. Stark sein heißt stillstehen, aushalten, wiederholte ich.

Natürlich passierte nichts! Glauben Sie etwa, ich hätte wirklich auf irgend etwas gewartet?

Als der Mond hervorkam, versuchte ich mir die wenigen Quadratmeter innerhalb meines Blickfeldes einzuprägen: poröser Asphalt, der an den Rändern kleine Fjorde bildete. An einer Stelle war er so dünn, daß sich das darunterliegende Kopfsteinpflaster wie ein Netz abzeichnete. Zwei mickrige Bäume auf der anderen Seite, rundherum Unkraut und Äcker mit Wintersaat und verharschten Schneeinseln.

Wie groß aber war mein Erstaunen, als ich im Mondlicht gen Süden einen Berg erkannte, der steil aus der Landschaft ragte, ein halsloser Kopf, die Bäume deuteten das Haar an, zwei Serpentinenwege die Stirnfalten … da glotzte mich tatsächlich etwas aus Augenhöhlen an 361— und verschwand im nächsten Moment, trat erneut hervor, verging. Das Ganze schien sich nach links zu neigen, bildete sich um und um wie Wolken. Mal erkannte ich den Mund und die stumpfe Nase sofort, dann wieder senkte sich ein Schleier darüber.

Plötzlich fror ich, meine Füße schienen zu schrumpfen, ich wunderte mich, warum ich nicht schwankte oder hinfiel. Es war nach eins oder halb zwei, als ich auf der Stelle zu treten begann. Schließlich lief ich ein paar Schritte hin und her, hob ein Stöckchen auf und zog einen Kreis um mich, wie ich es als Kind beim» Landmausen«-Spiel gemacht hatte.

Ich nieste, noch einmal und noch einmal. Ich war dabei, mich zu erkälten, mein Lachen klang heiser. Geschah etwas, oder geschah nichts?

Sollte ich den leichten Wind und das entfernte Hundebellen als Antwort nehmen? Ich hatte Lust zu singen.»Der Mond ist aufgegangen«, begann ich, dann, etwas lauter,»die goldnen Sternlein prangen am Himmel hell und klar. «Ich stockte und fuhr mit dem fort, was mir gerade einfiel.»Wie eine stille Kammer, wo ihr des Tages Jammer verschlafen und vergessen sollt. «Dann:»Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder, den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter. «Dieses Kinderlied war das einzige, das ich von Anfang bis Ende konnte. Ich wiederholte es mehrmals. Später begann ich zu zählen, zählen konnte ich bis an mein Lebensende …

Ich fuhr herum. Kein Schrei, kein wölfisches Heulen hätten mein Blut tiefer gefrieren lassen als jenes Zirpen. Ich war überzeugt, eine Grille gehört zu haben, eine Grille unmittelbar neben mir im Gras. Ich lauschte, schnappte nach Luft, lauschte. Die Stille war wie ein Bernstein, der das Zirpen umschloß.

«Ach«, seufzte ich, und noch einmal,»ach!«In diesem Augenblick verstand ich, was ich wollte: Es war nicht mehr und nicht weniger als mein Leben . Ich wollte mein Leben zurück, jenes, an das ich kaum Erinnerungen besaß, das ich viel zu früh weggegeben hatte. Alles, was ich getan hatte — ich wußte es doch längst —, war kein Leben gewesen, sondern ein grobes Mißverständnis, eine Verirrung, ein Wahn!

Ich wollte endlich wissen, wer ich war, wenn nicht der, für den ich mich die ganze Zeit gehalten hatte. Egal was sich mir offenbarte! Ich würde es annehmen. Für ein neues Leben würde ich alles geben, alles!

Ich griff nach der Pistole. Sie war warm. Eine Weile behielt ich sie in Händen, dann schleuderte ich sie mit aller Kraft von mir. 362Mir schien sie das einzige zu sein, was ich zum Tausch anbieten konnte. Ich hörte ihren Aufschlag nicht. Die Stille drückte auf meine Schultern, die Stille füllte mir die Ohren.

Dann wieder das Bellen, diesmal länger, ein anderes kam dazu, noch eins, ein Hund weckte den anderen, dann wieder Schweigen — wie ein Hieb. Das Scharren meiner Sohlen war entsetzlich laut. Ich. Nichts als Stille und Leere, in der ich die Augen aufriß.

«Was, zum Teufel, ist daran so schlimm?!«Was, so fragte ich mich, war denn wünschenswerter, als leer zu sein, geleert, gereinigt vom Wahn der Worte und des Ruhmes, von Jenseits und Unsterblichkeit. War es nicht herrlich, all das los zu sein?

Was ich für Krankheit gehalten hatte, war es nicht Heilung? Hatte ich mir denn nicht etwas gewünscht, was mehr sein sollte als Erkenntnis? War ich nicht endlich frei zu tun, was ich wollte, alles hinter mir, alles vor mir!

Ich hatte Durst, ich verlor den Faden meines Denkens. Nur Kälte, Kälte innen und außen.

Lüge ich nicht, wenn ich so viel Faßliches mitteile? Solche Stunden lassen sich weder greifen noch begreifen, sie sind heimisch allein in der Nacht, die das Innerste nach außen kehrt.

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich dort aushielt. Die Kirchturmuhren hatten aufgehört zu schlagen. Kein Rascheln mehr, kein Bellen irgendwo in der Ferne.

Irgendwann begann das Rumoren. Ich fürchtete mich nicht, eher fühlte ich mich gestört. Zwei Lichtpunkte erschienen, zwei leuchtende Augen, die sich in der Finsternis geöffnet hatten. Das Rumoren näherte sich von überall her, es stampfte über den Acker, durch die Luft. Bald tauchte hinter dem ersten ein zweites Paar leuchtender Augen auf, dann ein drittes, ein viertes. Es schien, als schwebten sie über der Erde, so schnell kamen sie heran. Plötzlich war alles eins: geblendet verbarg ich die Augen in der Armbeuge, wußte nicht mehr, wo die Straße war, mußte ich zurück oder nach vorn — und im selben Augenblick diese Sirene, eine Schiffssirene, die Posaune des Jüngsten Tags! Vier Fernlaster auf ihrer Irrfahrt zwischen Autobahn und Fernstraße donnerten an mir vorbei, ihr Luftsog erfaßte mich, wirbelte mich herum und ließ mich taumeln. Ein paar Schritte stolperte ich ihnen nach; das aber reichte schon, der Bann war gebrochen. Ich setzte wieder einen Fuß vor den anderen auf dem Weg nach Haus.

Als ich erwachte, war es zwölf. Hatte ich geträumt? Es war Mittag, ein stiller heller Mittag. In meinem Zimmer lagen schlammverkrustete Wanderschuhe und eine dreckbespritzte Hose. Ich erschrak darüber, doch nur für einen Augenblick.

Wie immer

Ihr

Enrico Türmer

Freitag, 6. 7. 90

Armer Jo!

Jetzt verpaßt Du wirklich was. Das Gerede vom» ganz besonderen Menschen «fand ich immer unerträglich, aber als wir ihm dann tatsächlich begegneten, sind Vera und ich ihm vom ersten Blick an verfallen: seine zarte Statur, die hellen Augen, sein schöner Kopf, seine» durchgebildeten «Hände. Seine Manierlichkeit brachte mir den lang vergessenen Begriff der gelungenen Fürstenerziehung wieder in den Sinn. Trotz seines hohen Alters wirkt er jungenhaft, daran kann nicht mal der Rollstuhl, in dem zu sitzen er meistens gezwungen ist, etwas ändern.

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