Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Plötzlich löste sich eine der Frauen von der Hauswand — ihre hautengen Hosen liefen ab den Waden in einem weiten Schlag aus — und trabte neben uns her. Ein buntes Tuch, in Piratenart um den Kopf geschlungen, verdeckte ihre Haare. Sie näherte sich unserem Fenster, kam dichter heran — sie war blutjung —, küßte ihre eigene Hand und drückte die Fingerkuppen vor Robert an die Scheibe. Selbst als sie rennen mußte, um auf gleicher Höhe zu bleiben, sah sie ernst herein, obwohl die Frauen hinter ihr loslachten, ja sich vor Lachen bogen und wir ihre Rufe und das Gejohle hören konnten, ein Spalier von Frauen, die uns auslachten. Dreimal klopfte sie noch gegen die Scheibe, dann war das alles verschwunden.

An Roberts Hals blühten rote Flecken.»Du hast ihr einfach gefallen«, versuchte Michaela ihn zu beruhigen.

Pariser Boden betraten wir am Fuße von Sacré-Cœur. Die Luft war milder, als ich erwartet hatte. Das Häusermeer strahlte eine Ruhe aus, die von den wenigen Wagen und Mopeds, die wie Fischlein durch die Straßen flimmerten, nicht gestört wurde. Wir stiegen die Stufen hinauf.»Wie oft waren wir nach getaner Arbeit hier heraufgekommen, fröstelnd, seit wir die Ankunft des Herbstes am Boulevard St-Germain gesehen hatten, den Regen über der Seine«, rezitierte ich. 37Robert wollte wissen, was das große Dach auf der linken Seite sei, und stutzte, weil ich unsicher war, welcher Bahnhof es sein könnte oder ob es überhaupt ein Bahnhof war. Ich wunderte mich, wie wenig markante Punkte es gab, Madeleine und den Louvre, ganz rechts der Eiffelturm, alles andere verschwamm, und mir war es recht. Am liebsten hätte ich mich auf einer der Bänke ausgestreckt und geschlafen. Das weiße Gestein erinnerte mich an die Fischer-Bastei. 38Die Tauben, die von der Kehrmaschine aufgescheucht wurden, stammten vom Neustädter Bahnhof. 39

Plötzlich kniete ein Mann vor mir. Er war wie ein Stein vom Himmel gefallen, mitten auf den Weg. Er blickte zu Boden, als betete er, und bot uns einen Kranz verschwitzter Haarsträhnen dar. Das unförmige Ding in seinen Händen stellte sich als Mütze heraus, in der bereits eine Münze lag. Ich hatte keine Francs und traute mich nicht vorbei. Mamus sprang mir bei, stopfte einen Schein in die Mütze und flüsterte in perfektem Deutsch:»Von der ganzen Familie. «Eine Frau, die, wie wir später erfuhren, Deutschlehrerin in Erfurt ist, sagte, es sei nicht hinnehmbar, daß sich ein Mensch vor anderen Menschen derart demütige. Während sie weiterredete und sich ein Halbkreis bildete, hob der arme Lazarus — er dachte wohl, man spreche mit ihm — langsam den Kopf. Als die Gruppe seiner zerschrammten Stirn und Nase gewahr wurde und in sterbensmüde Augen und einen zahnlosen, halb geöffneten Mund sah, verstummten die Reden. Wir traten geschlossen die Flucht an.

Danach verging die Zeit wie im Flug. Als gäbe es überall etwas Besonderes zu schnüffeln, wurden wir in der Nähe des Centre Pompidou herausgelassen, am Triumphbogen, am Concorde und am Invalidendom, obwohl wir mit Ausnahme des Centre vom Bus aus den besseren Blick gehabt hätten.

Als wir am Eiffelturm hielten, am anderen Ende des Feldes, machten wir uns en famille auf die Suche nach einer Toilette. Auf dem Rückweg sahen wir, wie sich innerhalb von Sekunden unsere Reisegruppe vor der mittleren Bustür zusammenzog, um sich gleich darauf ebenso schnell zu einer Reihe zu ordnen. Die Ersatzbusfahrerin schöpfte mit einer viel zu großen Kelle Suppe in weiße Plasteteller. Robert und ich stellten uns an. Da wir aber, endlich an der Reihe, weder Napf noch Löffel vorweisen konnten, wurden wir aufgefordert, uns zu gedulden, um von den hastigen Essern, wie sich die Fahrerin ausdrückte, eine leere Schüssel zu übernehmen, die wir dann abwaschen könnten.

Über dieser Prozedur war mir entgangen, daß nun, nach erfolgter» Stärkung«, der Turm» bestiegen «werden sollte. Die ersten hatten sich bereits davongemacht, als ich noch versuchte, Mamus und Michaela zu einem Spaziergang zu überreden. Mein einziger Erfolg war, daß Mamus mir ein paar Scheine zusteckte — und schon hatten wir uns getrennt.

Ich überlegte, ihnen nachzulaufen, machte sogar ein paar Schritte — plötzlich war ich kurz davor, in Tränen auszubrechen. Das Bewußtsein, für zwei Stunden frei zu sein, so frei, wie ich es noch nie in meinem Leben gewesen bin, beraubte mich meines Willens. Ich ging zurück zu dem Café, in dem wir auf der Toilette gewesen waren, um dort, vor allen Eventualitäten geschützt, zu warten. Der herbeieilende Garçon, der mich wohl wiedererkannt hatte, wollte mir den Eintritt verwehren; er machte sich nicht mal die Mühe, mit der ganzen Hand zu wedeln, nur seine Finger streckten sich ein paarmal angewidert. Ich deutete auf die freien Barhocker und ging weiter.

Ich betonte Kaffee auf der letzten Silbe und bestellte außerdem» mineralnaja woda«, als wäre es weniger peinlich, russisch als deutsch zu sprechen. Ich zeigte dann einfach auf eine der beiden Flaschen, die mir die Bardame vor die Nase hielt, und merkte zu spät, daß in der anderen das richtige Wasser, das mit Kohlensäure, gewesen wäre.

Wie gern hätte ich mich mit jemandem unterhalten. Ich beobachtete die Kellnerin, die an einer riesigen Kaffeemaschine hantierte, starrte auf den Verschluß ihres BHs, der durch die weiße Bluse schimmerte, und fühlte mich vollkommen überflüssig.

Ich bekam einen Kaffee mit geschäumter Milch, bediente mich aus einer großen Zuckerdose und beobachtete, wie der Zucker durch den Schaum sank und an den Rändern hängenblieb.

Ich hatte zwei oder drei Schluck getrunken, als mir plötzlich der Geruch von verbrannter Milch in die Nase stieg. Ich verrührte einen zweiten Löffel Zucker, trank in kleinen Schlucken weiter, doch sobald ich die Tasse absetzte, roch es wieder nach verbrannter Milch.

Die Kellnerin schälte unmittelbar vor mir eine Zitrone. Ich glaubte erst, eine Kollegin sei an ihre Stelle getreten, so erschreckend alt, ja schrumplig waren ihre Hände. Ich zeigte mein Portemonnaie vor, erwartete die Rechnung im Stehen und büßte fast die Hälfte meiner Francs ein, weil ich mir schoflig vorkam, nur Münzen zurückzulassen.

Dabei hatte ich nicht mal ausgetrunken, zu stark war die Erinnerung an diese Plastetassen, diese grünen, roten oder braunen Plastetassen 40, randvoll mit heißer Milch, die Haut darauf, die, sooft ich sie abfischte und am Tellerrand oder der Hose abwischte, neu entstand, die an der Lippe hängenblieb und wegen der mir vor Ekel der Atem stockte. Ich trat hinaus.

Obwohl es stürmisch und kalt war, schien es plötzlich Frühling auf Erden geworden zu sein. Alles badete in einem anderen Licht. Ich lief los, als könnte ich Dich in Paris finden, als wäre es möglich, daß Du mir jeden Augenblick entgegenkommst. Ich wollte Dich bei mir haben und mit Dir auch alles, was wir kannten, was wir gesehen hatten, was uns gehörte, unsere Straßen, unsere Welt. Diese konzentrierte Zerstreuung, die alles würdigt, allem huldigt, brüderlich, schwesterlich und voller Begehren. Das weiße Dekolleté der Zigarettenverkäuferin im Dunkel ihres Standes. Ich mußte in die Knie gehen, um ihr Gesicht zu sehen. Eine Fünfundzwanzigjährige, die, in ihr Tuch gehüllt, gestern zweiundfünfzig geworden ist. Ich bitte, sie begrüßt mich, sie wiederholt meine Bitte, sie reicht mir das Päckchen, ich zahle, sie bedankt sich, ich bedanke mich, wir verabschieden uns voneinander.

Wie ein Glücksspieler bestimmte ich meinen Kurs an jeder Ampel neu. Ich wußte nicht, wo ich suchen sollte, ich war mir nur sicher, Dich zu finden. Die ersten Schritte in Freiheit, ging es mir durch den Kopf, die ersten Schritte in Freiheit. Ich wollte mein Alter vergessen, meinen Namen, meine Herkunft, ich wollte nur sehen und einen Fuß vor den anderen setzen und Dich bei mir haben.

Zwei Nordafrikaner fragten mich etwas, ihre Stimmen so kostbar wie schwere glänzende Stoffe, ich zuckte mit den Schultern und lief weiter. Paris, erwacht zu einer marktschreierischen Werbung, bot im Februarlicht bereits den Frühling feil. Ich berührte Obststiegen, Metallgeländer, Hauswände, Türklinken. Ich wußte Dich nah. Ich sah Dich nicht, das wäre zuviel gewesen, aber ich war mir gewiß, daß wir dieselbe Luft atmeten, ich konnte Dich hören.

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