Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Später, vor dem Bücherregal, registrierte ich reflexhaft, was wir nicht besaßen, den ganzen Proust zum Beispiel, aber ich empfand keinen Neid mehr. Ich stand vor den Büchern wie einer, dem erst an der Tür seines Freundes einfällt, daß dieser umgezogen ist.

Plötzlich hörte ich Theas Stimme hinter mir. Ich fühlte mich irgendwie ertappt und griff nach dem orangefarbenen Strindberg-Bändchen.

Ich verstand sofort. Trotzdem fragte ich:»Mit welchen Fischen?«Sie wiederholte, was ich zu Verena gesagt hatte.

«Wenn die Mauer fällt, ist hier Schluß«, sagte ich und blätterte in» Fräulein Julie«. Die Gespräche waren schon vor meiner Antwort verstummt.

«Das ist doch klar! Ohne Mauer keine DDR!«sagte ich und blätterte weiter.

«Ich verdiene siebenhundert Mark«, sagte ich, nachdem es wieder ruhiger geworden war,»das sind weniger als zweihundert West, vielleicht weniger als hundertfünfzig. Das hätte ich in Westberlin als Kellner an einem Wochenende zusammen.«

Wie ein Lehrer wandte ich mich den Gästen zu:»Wenn ich als Hilfsarbeiter zehn- oder zwanzigmal mehr verdiene als ein Dramaturg, warum soll ich dann kein Hilfsarbeiter werden? Wozu braucht die Gesellschaft heute noch ein Theater?«Sie lachten und buhten und nannten mich Clown und Verräter.

«Was für Aufgaben denn?«rief ich ihnen zu.»Wen lasse ich denn im Stich?«

Der Salzstangenknacker sagte, er wisse nicht, wer ich sei und was ich mache, das sei ihm aber auch egal, denn mit Reaktionären wolle er bei aller Notwendigkeit von Veränderung nichts zu tun haben. Die *** vom DT fistelte, ich sei ein Provokateur, ja, ein Provokateur.

«Ich meine«, rief ich versöhnlerisch,»daß euch das Publikum davonlaufen wird …«

Ach, Nicoletta! Ich sprach von Publikum, meinte aber etwas anderes, etwas Grundsätzliches. Von Publikum zu reden war eine Verniedlichung. Die Aufmerksamkeit würde aus der Welt verschwinden, die Aufmerksamkeit, die uns alle auf eine Bühne gehoben hatte, das wollte ich sagen. Aber das hätte niemand verstanden. Die begriffen ja nicht mal, daß es Masochismus war, was ich da praktizierte, daß ich, schrecklich, es auszusprechen, viel mehr verlor als diese Schauspieler. Ja, natürlich, die würden immer irgendwas finden. Thea bekäme immer irgendeine Rolle. Sie mußten keine Angst haben. Ich aber verlor alles, ALLES! Leid und Glück! Ost und West! Himmel und Hölle!

Michaela litt bleich auf ihrer Eisscholle und versuchte zu lächeln.

Gegen zwei gingen wir schlafen. Die Plüschtiere über meinem Kopf, ein nach vorn übergefallener Hund und ein Bär, der auf dem Rücken lag, schienen vom Spiel auszuruhen. Robert hatte mit den Mädchen bis nach Mitternacht Musik gehört und schlief in einem anderen Zimmer.

Michaela kam in einem zerknitterten blauen Pyjama aus Seide herein. Thea habe ihn wegschmeißen wollen, weil er in der Maschine ruiniert worden sei. Nun gehöre er ihr. Mitten in der Nacht erwachte ich von ihrem Weinen. Es sei alles zuviel, sagte sie, einfach zuviel. Mit meiner Hand unter ihrer feuchten Wange schlief sie noch vor mir wieder ein.

Am nächsten Morgen hatten Thea und Thomas ein Frühstück vorbereitet, das auf mich wie eine Entschuldigung wirkte und zugleich der Vollzug jenes Rituals war, das Michaela so bewunderte. Über den Biedermeiertisch war eine blütenweiße gestärkte Decke gebreitet. Berührte man den Saum mit dem Schenkel, hob sich der Stoff an der Tischkante. Die Servietten unserer Gastgeber steckten in silbernen, mit Initialen verzierten Ringen, unsere Servietten waren zu einer Art Krone gefaltet. Michaelas Nachahmung scheiterte schon an der beiläufigen Geste, mit der selbst die Mädchen ihre Servietten entfalteten und sich zurücklehnten, als erwarteten sie, daß man ihnen serviere.

Gold- und rotumrandetes Geschirr, silbernes Besteck, sogar Vorlegegabeln, ja Messerbänkchen schmückten den Tisch. Zwei Sorten bitterer» Jam «leuchteten in Kristallschalen, neben denen der Plastebecher mit Senf und das Meerrettichglas wie die Harlekine im Hofstaat wirkten. Außer diesen hatte allein das kleine russische Metallgestell für das Salz eine Entsprechung in unserem Haushalt, obwohl uns das dazugehörige Löffelchen abhanden gekommen war.

Was bei Tisch gesprochen wurde, hatte nichts mit dem gestrigen Abend zu tun. Zumeist redeten die Mädchen. Robert ignorierte uns vollständig. Er hatte sich in eine von ihnen oder in beide, das habe ich nie herausgefunden, verliebt. Im Hintergrund lief ein Klavierkonzert von Chopin. Alles war dazu angetan, mich glauben zu machen, die Welt sei dieselbe wie bei unserem letzten Besuch im April.

Plötzlich trieb Thomas zur Eile. Zum ersten Mal hörte ich von dem Treffen der» Gewerkschaftsvertrauensleute der Theater«. Thea sollte dort das» Gedächtnisprotokoll «ihrer Verhaftung vortragen. Ich hoffte mich durch mein Versprechen, den Tag mit Robert zu verbringen, dieser Zumutung entziehen zu können. Doch Robert hatte jedes Interesse am Planetarium verloren. Also mußte ich mit ins Deutsche Theater.

Wir fanden nur im zweiten Rang Platz. Ich schwor mir, zum letzten Mal auf Michaela Rücksicht genommen zu haben. Von denen, die auf der Bühne saßen, kannte ich nur Gregor Gysi. Man müsse den psychischen Druck, der auf den Bereitschaftspolizisten laste, berücksichtigen, sagte er, die seien einfach strukturiert und auf Situationen wie diese gar nicht vorbereitet.

Es wurden Gedächtnisprotokolle verlesen, von Schlägen auf Rücken, Beine, Nieren und Kopf war die Rede. Thea las ohne Pathos, ihr Bericht war einer der kürzesten. Einmal sagte sie: Das möchte ich nicht wiedergeben. Zwei Frauen vor uns weinten.

Applaus, Gelächter, Buh- und Zwischenrufe wechselten einander fast gleichmäßig ab. Plötzlich wurde es lauter. Von überall her Hohngelächter, wie es gestern abend auch über mich niedergegangen war. Ich glaubte, vorher Gysis Stimme gehört zu haben.

«Er hat die Stirn, uns zu fragen, warum wir die Demonstration nicht angemeldet hätten!«rief Michaela mir ins Ohr.

Das hat dir der Teufel souffliert! schoß es mir durch den Kopf. Dabei lachte ich. Natürlich wurde weitergeredet, aber eben nur, um zu reden; man flüsterte, man räusperte sich, rutschte auf den Stühlen herum und unterhielt sich ungeniert. Doch die teuflische Saat ging auf.

Ich bin mir nicht sicher, denke aber, daß es der Intendant des Schwedter Theaters war, der da wie ein Besessener auf die Bühne stürmte. Mit bebender, fast erstickter Stimme schrie er, auch weil er das Mikro zu weit weghielt, daß, wenn hier schon davon die Rede gewesen sei, daß man Demonstrationen beantragen solle, daß er dann beantragen wolle, daß diese Beantragung jetzt hier und überall erfolgen solle, daß in allen Städten, daß überall dort, wo ein Theater sei, wo es Leute wie uns gebe, daß dort Demonstrationen beantragt werden sollten, überall, im ganzen Land!» Danke!«rief er in den Applaus und Jubel, der über ihn hereinbrach. Thea und Michaela waren aufgesprungen und klatschten.

Auf der Bühne wurde sofort das Procedere besprochen, welche Fristen eingehalten werden müßten und so weiter. Zum Schluß stand als Termin der 4. November fest.

Abends, auf der Rückfahrt, hielten wir in Leipzig und gingen ins» Astoria«, ich habe es Ihnen gezeigt, dieses noble Hotel direkt am Ring, unmittelbar neben dem Bahnhof. Man ließ uns ein, wir bekamen Plätze und aßen fürstlich.»Eigentlich geht es uns doch gut«, sagte ich. Daß die Straße vor dem» Astoria «dieselbe sein sollte wie die, auf der vor dreizehn Tagen ein Militärkordon gestanden hatte, über die vor sechs Tagen siebzigtausend Demonstranten gezogen waren, schien jetzt genauso unwirklich wie die Annahme, morgen könnte es hier zu einer Schlacht kommen.

Am Montag saß ich ab zehn auf meinem Platz in der Dramaturgie, las ein wenig, ging um zwölf in die Kantine und fuhr um zwei nach Hause. Ich kümmerte mich um den Haushalt, ich ging einkaufen, ich legte mich hin, später machte ich Abendbrot. Danach setzte ich mich mit Robert vor den Fernseher. In der Tagesschau hieß es, in Leipzig wären hundertfünfzigtausend auf die Straße gegangen. Kein Wort über Festnahmen oder Straßenschlachten.

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