Titel: NALA - Der Hexenberg Autor: Gabriela Proksch Bernabé Copyright © 2020
Erstauflage: 2020 www.nala.horse kontakt@nala.horse
Kampenwand Verlag Raiffeisenstr. 4
83377 Vachendorf - Traunstein
www.kampenwand-verlag.de
Vertrieb durch:
www.feiyr.com
Umschlagfoto und Illustration: Claudia Martina Rauber
Umschlaggestaltung, Satz: Patricio Perez
Autorinnenfoto:
Bella Steger
Als Hörbuch 978-3-947738-08-3 und Printbuch ISBN 978-3-947738-07-6
erhältlich
Gabriela Proksch Bernabé
Nala
Der Hexenberg
Illustrationen von Claudia Martina Rauber
Inhalt
1 Leitfaden 12 1 Leitfaden Die Geschichte von Nala, ihren Freunden und den Tieren ist ein ma- gischer Roman. Alle Wesen, die darin vorkommen, sind erfunden. Ich habe mir die künstlerische Freiheit genommen und persönliche Lieblingsplätze in den Alpen ein wenig zusammengerückt. Eine energetische Heilung ersetzt nicht die Untersuchung und Be- handlung eurer Pferde durch fachkundige TierärztInnen und an- dere medizinisch ausgebildete Fachmenschen. Selbstverständlich ist die moderne Medizin wichtig für die Therapie von Tier und Mensch. Auch psychotherapeutische Begleitung kann uns alle dabei unter- stützen, zu wachsen und mit Schwierigkeiten besser umzugehen. Sich helfen zu lassen ist natürlich. Das haben Menschen seit Urzei- ten getan, egal, wie diese Hilfe durch die verschiedenen Zeitalter genannt wurde. Unbefangen und voller Neugier könnt ihr Pädago- gInnen, TherapeutInnen oder BeraterInnen begegnen. In unserem Reittherapieinstitut am Sonnhof stehen wir mit vier Therapiepfer- den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bei, wichtige Fragen zu lösen und neue Lebenskraft zu schöpfen. Falls ihr mit Pferden euer Leben teilt, seid bitte achtsam mit den wundervollen Geschöpfen, die uns anvertraut sind. Sie sind unsere Brüder und Schwestern. Respektiert jedoch in diesem Zusammensein die eigene Gesundheit. Schützt euch mit einem Helm, Handschuhen und geeigneter Ausrü- stung. Pferde sind Fluchttiere und ihre Instinkte stammen aus einer Zeit lange vor knatternden Traktoren, Autobahnen oder surrenden Drohnen. Und das ist gut so. Sie verbinden uns dadurch mit unse-
2 Brief 15 2 Brief Ein schauerliches Heulen ertönte: „Wooouuuuuh, wooouuuuh, wooouuuuh...“ Nala suchte hektisch nach ihrem Telefon. Den Klingelton „Wolfsgeheul“ hatte sie für ihre beste Freundin Rosalie ausgesucht. Unter einem Haufen achtlos am Boden liegender Klamotten zog sie ihr Handy hervor. „Hi, Feuerwolf, wie geht´s?“ Im Sommer hatten sich die beiden Mädchen auf einem Reiterhof in Südfrankreich kennengelernt und unglaubliche Abenteuer miteinander erlebt. Ihre Freundin bekam damals von einer indianischen Medizinfrau den Namen Feuerwolf und Nala wurde Sternenträumerin genannt. „Hi, ich habe aufregende Neuigkeiten für dich!“, begann Rosa- lie das Gespräch. Nala saß plötzlich viel aufrechter in ihrem gemütlichen, roten Sitzsack: „Das klingt ja spannend, was gibt’s denn?“ „Du fehlst mir so! Aber stell dir vor, es gibt eine Möglichkeit, wie du in meine Nähe ziehen kannst, wenn du Lust hast!“ Nala sprang vor Neugier auf: „Und wie soll das funktionieren? Du lebst in Tirol und ich in Bayern! Da ist immerhin eine Staats- grenze dazwischen.“ „Die Schule, in die ich im Herbst wechseln werde, beginnt ein
3 Hexenbrunnen 23 3 Hexenbrunnen „Hooooo“, mit einem tiefen, brummenden Laut entspannte sich Rosalie und brachte damit den riesigen Noriker Gandalf, einen fuchs- farbenen Wallach mit goldblonder Mähne, zum Stehen. Sie blickte über das Tal und genoss den Ausblick auf die fernen Gipfel. Lang- sam stieg das Mädchen von ihrem schnaubenden Pferd. Die schwar- zen Dohlen, die im Schwarm das Joch belauerten, umkreisten Rosa- lie. Oft bettelten die Vögel bei den rastenden Wanderern um Speck, Brot und Käse. Die ganze Bande stürzte sich dann zeternd auf die Reste der Jause, die sie manchmal abbekam. Doch heute waren die Dohlen besonders unruhig. Sie kreischten und flatterten aufgeregt umher. Einer der dunklen Gefiederten schien größer als die anderen zu sein. Oder täuschte sich Rosalie? Nein, nein, die ganze Gruppe war durcheinander und aufgebracht und attackierte zögerlich den eindeutig kräftigeren und schwarzblau schimmernden Raben. Ein Rabe! War das Tendo? Das Krafttier von Nala? Wie kam der denn hierher? Über Rosalies Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Hey, Tendo! Hier bin ich! Komm her!“, rief sie dem Wind und dem Vogel entgegen. „Kraaah, kraaah“, hörte sie nun. „Da bist du jaaah!“, könnte der Stimmkünstler ebenso gesagt haben. Aus diesem geheimnisvollen Raben wurde man nie richtig schlau. Das Medizintier ihrer Freun- din war genauso listig und klug wie undurchschaubar. Aber das war nicht das Wichtigste. Wo er sich aufhielt, würde Nala nicht weit sein. Mit Gepolter legte Tendo eine wackelige und windschiefe Landung hin. Der Lattenzaun, der die Weide der Hochalm abgrenzte, erschien ihm wohl als geeigneter Platz für einen Plausch unter Freunden.
4 Nalas Ankunft 28 4 Nalas Ankunft Am Bahnhof fielen sich Nala und Rosalie in die Arme. „Endlich bist du da!“, freute sich die Tirolerin und umarmte ihre Freundin. „Und zu neuen Abenteuern bereit“, antwortete diese verwegen. „Stell dir vor, ich habe Tendo gestern bei meinem Ausritt getrof- fen! Er hat sich den Dohlen am Joch oben angeschlossen und bringt sie ganz schön durcheinander. Schnappt ihnen die besten Brocken weg, die sie von den Wanderern abgestaubt haben.“ Rosalie berich- tete von ihrem seltsamen und furchterregenden Erlebnis im Wald. „Das klingt echt gruselig! Aber wir wollten doch hier einen Steinkreis, einen Eingang in die magische Welt, finden. Vielleicht war Tendo da, um uns zu so einem Platz zu führen. Könnte das der Weg in die Anderswelt sein?“, vermutete Nala. Rosalie antwortete: „Warum flimmerte dann das Licht so ko- misch? Gandalf und ich, wir haben ziemlich gebibbert und sind blitzartig umgekehrt, als die unheimliche Gestalt auftauchte. So- bald wir beim Hexenbrunnen waren, wollte das Pferd aber wieder umkehren und in den Wald hineinlaufen. Wir spürten beides gleich- zeitig, Angst und Verlockung.“ Nala, die ihren Koffer hinterherzog und sich mit einem Ruck- sack abmühte, blieb japsend stehen.
Читать дальше