Mara Laue - Die Tote vom Dublin Port

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Eine Drogentote bei den Dublin Docks – für die Polizei ein eindeutiger Fall und schnell abgehakt. Pech nur, dass Russel O'Leary, Pub-Musiker, sporadischer Privatdetektiv und Freund der Toten, genau weiß, dass Aislyn keine Drogen nahm. Warum will der leitende Ermittler dem Fall trotzdem nicht weiter nachgehen? Wem gehört der Wagen, in dem ein Zeuge Aislyn kurz vor ihrem Tod gesehen hat, und was wollte sie überhaupt mitten in der Nacht am Hafen? Je näher er den Antworten kommt, desto mehr muss Russel erkennen, dass Aislyn nicht die Frau war, für die er sie gehalten hat. Doch diese bittere Wahrheit hat ein Ausmaß, das nicht nur ihn in höchste Gefahr bringt.
"Mara Laues Kriminalromane sind spannend, realistisch, gut recherchiert, flüssig geschrieben und entführen einen zu Orten, von denen man am Ende des Buches glaubt, sie selbst gesehen und erlebt zu haben. Sehr empfehlenswert für Fans klassischer Ermittlerkrimis." (Iny Lorentz)

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Mara Laue

DIE TOTE VOM

DUBLIN PORT

Ein Irland-Krimi

Inhalt EINS ZWEI DREI VIER FÜNF SECHS SIEBEN ACHT NEUN ZEHN ELF WISSENSWERTES - фото 1

Inhalt

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

ELF

WISSENSWERTES

Glossar der gälischen Namen und Begriffe

Über die Autorin

EINS Dienstag 19 März 2019 Russel wartete bis der Applaus im Pub The - фото 2

EINS

Dienstag, 19. März 2019

Russel wartete, bis der Applaus im Pub The Temple Bar sich gelegt hatte, ehe er ans Mikrofon trat. »Ladies und Gentlemen, nach dem rasanten Galopp von The Molly Maguires hören Sie als letzten Song vor der Pause ein ruhiges Liebeslied, das Sie alle kennen, eine Hommage an die schönste Frau Irlands: Star of the County Down . Im Song heißt sie Rosie McCann, aber geben Sie ihr in Gedanken ruhig den Namen Ihrer Liebsten. Das tue ich nämlich auch.«

Er zwinkerte Aislyn zu, die an einem Tisch in seiner Nähe saß und ihn strahlend anlächelte. Für ihn ging eine Sonne auf; ein Eindruck, der nicht nur Aislyns wunderschönem roten Haar geschuldet war. Er nickte seinen drei Bandmitgliedern zu, schlug den ersten Akkord auf der Gitarre an, und der Song begann. Während Russel sang, ließ er kein Auge von Aislyn und sie nicht von ihm. Sicherlich war das der Grund, warum er den Refrain mit besonderer Hingabe sang:

»From Bantry Bay down to Derry Quay

From Galway to Dublin town

No maid I’ve seen like the fair cailín

That I met in the County Down.«

Das Publikum ging mit, und Russel fühlte sich in seinem Element. Er liebte Musik und besonders die alten irischen Balladen. Im Gegensatz zu Aislyn hatte sein Talent zwar nicht zum Studium an der Royal Acadamy of Music gereicht, aber sie war dennoch seine große Leidenschaft – nach Aislyn. Vielleicht hatte sein Versagen bei der Aufnahmeprüfung nicht einmal so sehr an mangelndem Talent gelegen, sondern daran, dass er sich damals nicht hatte entscheiden können, ob er Musiker werden oder zur Polizei gehen sollte. Doch die Polizei hatte ihn auch nicht gewollt.

Weil aber für ihn keine anderen Berufe vorstellbar waren, hatte er sie miteinander verbunden. Tagsüber arbeitete er als Privatdetektiv und abends spielte er mit der Band in Pubs. Die restliche Zeit über gab er Gitarrenunterricht und betätigte sich als Straßenmusiker. Ein lohnendes Geschäft, denn besonders die Touristen waren sehr freigiebig und ließen sich manchmal auch etwas kosten, ein Erinnerungsfoto mit einem echten irischen Musiker zu schießen. Alles in allem ein wunderbares Leben, das er gegen kein anderes eintauschen wollte.

Und Aislyn O’Malley war die Krönung seines Glücks. Für ihn war sie wie das Mädchen im Song der wunderschöne Stern seines Lebens. Sie kannten sich seit zwei Jahren, und die Hochzeit war nur noch eine Frage der Zeit. Wäre es nach Russel gegangen, hätten sie gleich morgen geheiratet. Er konnte Aislyn genug für ein sorgenfreies Leben bieten. Von seinen Großeltern hatte er ein kleines Häuschen am Oaklands Drive in Rathgar geerbt, in dem zwei Personen bequem leben konnten. Einschließlich der zwei oder drei Kinder, die er fest in seine Zukunft eingeplant hatte.

Aber Aislyn wollte noch warten, bis sie ihr Studium in zwei Jahren beendet und eine Anstellung gefunden hatte. Idealerweise beim Dublin Philharmonic Orchestra. So gut, wie sie war, hatte sie durchaus Chancen. Und Russel konnte ihren Wunsch verstehen, sich erst beruflich zu etablieren, ehe sie mit ihm eine Familie gründete.

Er sang den letzten Refrain, und das Lied endete. Applaus brandete auf, aber für ihn zählte nur Aislyns wunderbares Lächeln.

»Danke schön!«, fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, dem Publikum zu sagen. Er stellte die Gitarre auf den Ständer und ging zu Aislyn.

Sein Freund, Detective Sergeant Declan Walsh, der mit ihr am Tisch saß, schob ihm ein Glas Guinness hin. »Ich beneide dich – euch beide – immer wieder um euer musikalisches Können. Diese Kunst entzieht sich mir leider vollkommen.«

Russel winkte ab. »Dafür kannst du fantastisch kochen. Ich schaffe gerade mal das Aufwärmen von Tiefkühlkost.« Er trank einen Schluck Guinness und blickte Aislyn an. »Aber für dich, meine Wunderbare, werde ich es lernen, wenn es sein muss. Ich weiß ja, bei wem ich in die Lehre gehen kann.« Er zwinkerte Declan zu.

Aislyn lächelte und schüttelte den Kopf. Sie beugte sich zu ihm herüber und gab ihm einen Kuss, den Russel innig erwiderte.

Declan stieß ihn an. »Hey, hebt euch noch was für zu Hause auf.«

Russel löste sich widerstrebend von Aislyn und grinste. »Bitte nur keinen Neid!«

»Was heißt hier Neid?« Declan grinste ebenfalls. »Ich bin glücklich verheiratet. Apropos verheiratet.« Er sah auf die Uhr. »Ich muss los. Jimmy kommt in einer Stunde von der Schicht nach Hause, und ich will meinen Mann heute mal mit einem tollen Essen verwöhnen.«

Russel blickte ihn skeptisch an. »Und du glaubst, dass du das in einer Stunde schaffst? Abzüglich der Zeit, die du bis nach Hause brauchst.«

Declan zwinkerte ihm zu. »Ich habe gestern schon vorgekocht und muss es heute nur noch aufwärmen.« Er stand auf. »Wir sehen uns.«

»Bis dann, Dec«, sagte Aislyn, während Russel nur grüßend die Hand hob.

Er nahm Aislyns Hände. »Gehen wir nachher noch zu mir oder zu dir?«

Sie schüttelte den Kopf. Das Leuchten in ihren Augen verschwand. »Ich muss noch zu Tom und Jenny. Wir wollen noch mal das Stück üben, das wir am Montag vorspielen müssen.«

»Jetzt noch?« Russel sah auf die Uhr. Es war Viertel vor acht.

Aislyn nickte. »Tom konnte nicht früher. Er hat noch einen Nebenjob. Und Jenny kann morgen nicht, also muss es heute sein.« Sie seufzte.

»Was ist los, my fair cailín ?« Normalerweise machte jede Übungsstunde Aislyn glücklich. Doch sie erweckte den Eindruck, als wäre sie am liebsten der Verabredung ferngeblieben.

Sie zwang sich sichtbar zu einem Lächeln. »Nichts.« Sie drückte seine Hände. »Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?«

Er nickte. »Ich habe da so eine Ahnung.«

Sollte er sie noch mal fragen, was los war? Denn irgendetwas bedrückte sie. Oder würde sie das als aufdringlich empfinden? Frauen waren manchmal allzu eigen in ihren Reaktionen. Wahrscheinlich würde Russel sie auch in hundert Jahren nicht verstehen. Aislyn legte den Kopf auf seine Schulter und die Arme um ihn und schmiegte sich an ihn. Er erwiderte die Umarmung und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel.

»Ich liebe dich auch, meine wunderbare Rosie McCann. – Ihr übt doch bestimmt nicht bis in die Nacht. Hast du Lust, hinterher noch zu mir zu kommen? Ich bin hier um elf fertig.«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss morgen früh raus. Aber morgen Abend mach ich es wieder gut.«

Sie legte eine Hand an seine Wange und sah ihn lange an. Schimmerten da Tränen in ihren Augen? Er zog sie enger an sich und streichelte ihren Rücken. »Was ist los, Aislyn? Dich bedrückt doch was. Und du weißt, dass du über alles mit mir reden kannst.«

Ein trauriges Lächeln. »Ich weiß. Aber es ist wirklich nichts. Ich habe heute nur keine Lust, den Abend übend mit Tom und Jenny zu verbringen. Ich würde ihn viel lieber mit dir verbringen. Aber ich darf das Vorspielen nicht vergeigen. Buchstäblich. Das verstehst du doch?«

»Natürlich.«

»Singst du dein Lieblingslied für mich?«

»Was immer du willst.«

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