Ihm entworfen und geschnitten,
Dem Degen kühn und milde,
Den Eber auf dem Schilde,
Wie er ihm auch den Helm entwarf
Und oben drauf, so heiß und scharf
Als der Minne Qualen,
Der feurgen Pfeile Stralen,
Und Manches noch, das wunderbar
Und wie nach Wunsch zu schauen war,
Bildete dem jungen Mann;
Wie Jungfrau Kassandra dann,
Jene weise Trojerin,
All ihre Kunst und allen Sinn
Ganz allein darauf gewandt,
Daß sie Tristans Gewand
Bereite und schmücke
Zu einem Meisterstücke
Der Kunst, so auserlesen
Als Sie im Stand gewesen,
Deren Geist im Himmel, wie man meint,
Von den Göttern ward gefeint –
Was hätte das viel andre Macht
Als wie ich es vorher erdacht,
Da ich Tristans Geleite
Versah zu seiner Schwertleite?
Stimmt ihr meiner Meinung bei,
Ich will nicht bergen wie die sei:
Hoher Muth und volles Gut,
Wer zu den Zwein Geräthen thut
Bescheidenheit und höfschen Sinn,
Die Vieren wirken immerhin
So viel und gut als Einer kann.
Ja nicht Kassandra noch Vulcan
Möchten Ritter beßer rüsten
Als es diese Viere wüsten.
Da nun die vier genannten Kräfte
So tüchtig sind zu dem Geschäfte,
Das Schwertgeleit zu zieren,
Befehlen wir den vieren
Unsern Freund Tristanden.
Die nehmen ihn bei Handen
Und schmücken uns den jungen Mann
(Da es nicht beßer werden kann)
Mit dem Gezeug und mit dem Schnitt
Wie sein Geleit auch bei dem Ritt
Geschmückt ist und bereitet.
So sei Tristan geleitet
Zu Hof und auch zum Ringe:
Er ist in jedem Dinge
Den Gesellen ebengleich,
Eben zierlich, eben reich;
Ich meine nur an dem Gewand,
Das da nähte Frauenhand,
Nicht an dem angebornen Kleid,
Das des Herzens Kammer leiht,
Was sonst sie heißen edeln Muth,
Der den Mann macht wohlgemuth
Und adelt Leib zumal und Leben:
Dieß Kleid ward ihm gar schön gegeben;
Den Gesellen nicht das gleiche.
Ja, weiß Gott, der muthesreiche,
Der ehrbegierge Tristan
Legt' erlesne Kleider an,
Die von Ansehn und von Zier
Nicht ihres Gleichen hatten hier.
Er übertraf an schönen Sitten
Und Zucht sie All, die mit ihm ritten;
Nur allein an dem Gewand,
Das da nähte Frauenhand,
War kein Unterschied des Kleids:
Das trug der Hauptmann des Geleits
Den Andern eben schlecht und gut.
Nun war der Jüngling reich an Muth,
Der Vogt von Parmenîe
Und seine Messenîe
Mit ihm ins Münster gekommen
Und hatten Messe vernommen
Und empfangen auch den Segen
Wie Brauch ist allerwegen.
Herr Marke nahm Tristanden,
Seinen Neffen, da zu Handen,
Und legt' ihm Schwert und Sporen an.
»Sieh«, sprach er, »Neffe Tristan,
Nun dir dein Schwert gesegnet ist
Und du zum Ritter worden bist,
So bedenke was den Ritter preist,
Und auch dich selber, wer du seist,
Und hab vor Augen allezeit
Deine Geburt und Edelkeit.
Sei an Demuth unbetrogen,
Sei wahrhaft und wohlgezogen,
Sei den Armen hold und gut
Und mit den Reichen hochgemuth.
Laß deinen Leib in Würde schaun;
Ehr und minne alle Fraun.
Sei immer mild und immer treu,
In Mild und Treue täglich neu,
Und mein Ehrenwort verpfänd ich dir,
Daß Gold und Zobel nicht die Zier
Dem Sper bringt und dem Schilde
Wie Treue thut und Milde.«
Hiemit bot er den Schild ihm dar,
Küsst' ihn und sprach: »Nun, Neffe, fahr
Und gebe Gott nach seiner Kraft
Dir Heil zu deiner Ritterschaft:
Sei immer höfisch, immer froh.«
Da versorgte Tristan eben so
Die Gefährten Mann für Mann,
Wie ihm der Oheim gethan
Mit Sper und Sporn und Schilde.
Demuth, Treue, Milde,
Die legt' er eines Jeden Kür
Mit sinnreicher Lehre für.
Dann aber ward nicht lang verweilt,
Zum Ritt und Buhurd geeilt
Ward, das glaubet auf mein Wort.
Doch wie sie sich getummelt dort,
Wie sie mit Schäften stachen,
Und wie manchen sie zerbrachen,
Das mögen die Garzone sagen,
Die sie zusammen halfen tragen:
Ich bin ihr Buhurdieren
Nicht da zu bekroijieren.
Doch zu Einem Dienst erbiet ich mich:
Ich wünsche ihnen williglich,
Daß sich ihr aller Ehre
In allen Dingen mehre
Und ihnen ritterliches Leben
Zur Ritterschaft Gott möge geben.
Trug jemals Einer stätes Leid
Bei währender Glückseligkeit,
So trug Tristan dieß stäte Leid
Bei währender Glückseligkeit
Wie ich euch nun bescheiden will:
Ihm war ein volles Maß und Ziel
Verliehn in zweien Dingen,
Im Leid und im Gelingen.
Denn Alles, was er nur begann,
Gelingen fand er stäts daran
Und war doch immer Leid dabei.
Wie ungleich dieses jenem sei,
Doch waren diese Gegenstücke,
Stätes Leid zu stätem Glücke
Gesellet bei dem einen Mann.
»So helfe Gott euch, sagt uns an:
Tristan hat nun das Schwert genommen,
Und ist zu reichem Glück gekommen
Mit ritterlicher Würdigkeit:
Laßt hören, welche Art von Leid
Er hat bei solchem Glücke?«
Weiß Gott, in Einem Stücke,
Das stäts mit Leid ein Herz befieng
Und auch dem seinem nahe gieng:
Daß ihm der Vater war erschlagen,
Wie er den Marschall hörte sagen,
Das that ihm weh in seinem Muth.
Also war Übel da bei Gut,
Bei Gewinn Verlust, bei Liebe Leid;
So geschieht es Manchem jederzeit.
Es zweifelt Niemand daran,
Es liegt bei dem jungen Mann
Haß dem Herzen näher an,
Als bei einem reifern Mann.
Über aller neuen Würdigkeit
Schwebte Tristan stäts das Leid
Und das verborgne Ungemach,
Von dem er keiner Seele sprach,
Das ihm Riwalinens Tod
Und Morganens Leben bot;
Mit Sorgen lag dieß Leid ihm an.
Der sorgenvolle Tristan
Und sein getreulicher Rath,
Der den Namen von der Treue hat,
Der tugendreiche Foitenant,
Rüsteten alsbald am Strand
Mit allem Zeuge, das da Noth
Und das ihnen sich die Fülle bot,
Eine herrliche Barke:
So kamen sie vor Marke.
Tristan sprach: »Lieber Herre mein,
Es soll mit euern Hulden sein,
Daß ich nach Parmenîe fahr
Und nach euerm Rathe nehme wahr,
Wie es uns da sei bewandt
Um die Leut und um das Land,
Von dem ihr sprechet, es sei mein.«
Der König sprach: »Freund, das soll sein.
Wie schwer ich dein auch mag entbehren,
Die Bitte will ich doch gewähren.
Fahr heim gen Parmenîe
Mit deiner Massenîe:
Und bedarfst du noch der Ritter mehr,
Die nimm nach Willen und Begehr.
Nimm dir Rosse, Silber, Gold
Wie dus bedarfst, ich bin dir hold,
Und was du brauchst, des nimm genug.
Wen du dir gesellst beim Zug,
Dem biet es so mit Gute
Und geselliglichem Muthe,
Daß er gern dein Diener sei
Und dir mit Treue stehe bei.
Viel lieber Neffe, leb und thu
Wie dir dein Vater räth dazu,
Der getreue Rual, der hier steht,
Der große Treu an dir begeht,
Und immer hat an dir begangen.
Und läßt dich Gott den Wunsch erlangen,
Daß du Alles wohl verrichtest
Und deine Sache schlichtest
Nach Frommen und nach Ehren,
So sollst du wiederkehren;
Kehre wieder her zu mir.
Ich gelob und leist es dir,
Meine Treu empfang in deine Hand,
Daß ich dir mein Gut und Land
Zu gleichen Stücken theile;
Und lägs an deinem Heile,
Daß du mich solltest überleben,
Seis ganz zu eigen dir gegeben,
Читать дальше