Horst S. Daemmrich - Sinnsuche und Krise

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Die AutorInnen deutschsprachiger Gegenwartsliteratur erlebten zahlreiche politische und gesellschaftliche Umbrüche: die Nachkriegszeit, die Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands, das Ende des Kalten Kriegs, zuletzt die Neuen Medien und die Digitalisierung. Der Verlust sinnstiftender Ideale und festgefügter Weltbilder prägen ihre Werke, die das Unbestimmte, Unübersichtliche literarisch zu erfassen suchen. Brüche und Orientierungslosigkeit bestimmen häufig auch Stil und Struktur der labyrinthischen Erzählschichten, die mit Zitaten, künstlerischer Selbstreflexion oder theoretischen Überlegungen angereichert sind. Anhand zentraler Themen wie Selbstverwirklichung, Liebesfähigkeit und Erkenntnis verhandeln die Texte das Bemühen ihrer Figuren, sich selbst in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verorten, und eröffnen dem Lesepublikum Perspektiven für die eigene Sinnsuche in wechselvollen Zeiten.

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Beide versuchen, in der Bejahung des Augenblicks dem Dasein Orientierung zu geben. Beide träumen von einer besseren Welt. Der Erzähler gibt seinen Träumen in der Kunst feste Kontur. Sein Freund dagegen wird ruheloser Weltenbummler, der sich in nahen und fernen Ländern, in Frankreich, Griechenland, den Kanarischen Inseln, Argentinien, in Hafenstädten und Dschungeldörfern, ständig verliebt sorglos Kinder zeugt, die er scheinbar innig liebt, die ihn jedoch nicht dazu bewegen können, sesshaft zu werden. Die Erzählungen in der Nacht, an denen sich der Erzähler mit eigenen Geschichten beteiligt, kreisen um wiederkehrenden Aufbruch, Reisen, Sehnsucht und Liebeserfahrungen jeder Art. Die Ekstase im Leben beherrscht den Gesichtskreis: Rausch in intimen Beziehungen, Rausch im Trinken, Rausch im seligen Augenblick. Das Ganze ist ein Versuch, das Entzücken im Dasein einzufangen. „Ganz ohne ein eigenes Glück lässt sich von Glück nicht sprechen. Es gibt welche, die schöpfen nicht aus einem Mangel, sondern aus dem Überfluss.“ (137) WidmerWidmer, Urs gelingt es, diese Fülle auf einen Augenblick zu bannen. Dann steht Egon auf und geht zurück in die Weite.

Die literarisch anspruchsvollste Erzählung WidmersWidmer, Urs ist Das Paradies des Vergessens (1990). Die Erzählung thematisiert unterschiedliche Aspekte im Entstehen eines literarischen Textes: Phantasie, Entwurf der Hauptfigur, Niederschreiben, Einstellung des Autors zu der von ihm geschaffenen Figur, Nähe und Distanz, Verhältnis zum Verleger, zur Umwelt und zu anderen Autoren. In der Erzählung überschneiden und durchkreuzen sich die fiktive Welt des Romans und die fiktive, aber als real geschilderte WirklichkeitWirklichkeit, in der sich der Autor bewegt. Das ErzählverfahrenErzählverfahren dieser Form des magischen RealismusRealismus ermöglicht die Schilderung von Szenen, in denen sich der Autor auf die Suche nach der von ihm erfundenen Figur des alten Mannes macht, mit ihm spricht und mit ihm surreale Ereignisse beobachtet.13 Erzählt werden vier und andeutungsweise eine fünfte Geschichte. Im Mittelpunkt des Geschehens steht das Leben eines Autors, seine Beziehung zur Umwelt, seine literarischen Bemühungen und seine Beobachtungen während des Schaffensprozesses. Inhaltlich gleichberechtigt sind die in der Erzählung geschilderten Abenteuer eines alten Mannes, der an Gedächtnisschwund leidet, Symptome eines Alzheimer-Patienten hat, alles, selbst seine Kindheit und Jugendfreunde vergessen hat, aber kindlich voller Phantasie die Welt liebevoll betrachtet. Im Gegensatz zu ihm wirkt die Figur des Verlegers zuerst außerordentlich geschäftstüchtig. Aber auch dieser scheinbar nur an Bestsellern interessierte Macher und Zocker ist zugleich humorvoll als weltfremder, erheiternd wirkender Zeitgenosse entworfen. Er verliert ein Manuskript des Autors, geht mit ihm auf Radtouren, feiert, trinkt und isst mit ihm, übersieht, wie dieser seine Freundin Cécile verführt und wird am Ende unter 80.000 umstürzenden Bänden eines von ihm gedruckten Erfolgsromans begraben.

Nahtlos integriert in das Geschehen sind nicht nur die phantastischen Vignetten aus dem Leben der Figuren und possierlich kritische Szenen gegenwärtiger Zustände in der Schweiz, sondern auch die verwirrenden Leseeindrücke des Autors, in denen WidmerWidmer, Urs die kritisch wägenden und unkritisch einfühlsamen Erfahrungen des Lesepublikums beschreibt. Cécile Pavarottis großer Wurf, „Der Fall Papp“, parodiert einerseits das Verlangen, an Bestsellern Gewinne zu erzielen. Andererseits dient die einfältige Handlung – ein Millionärskind macht große politische Karriere – dazu, das Handeln und Denken von Politikern lächerlich zu machen. Obwohl tiefernst im Anspruch, wirkt es erheiternd, wenn der Autor versucht, die Phantasie gegen die ständigen Ansprüche der krassen WirklichkeitWirklichkeit zu verteidigen. Seine Welt ist die dadaistischere Kunst. Er liest beispielsweise einen scheinbar von Cécile geschriebenen Roman, der ihr stellenweise bekannt ist, aber auch fremd scheint und möglicherweise von ihm selbst stammt. Da er meistens vergisst, was in seinem Manuskript stand, machen sich alle von ihm geschaffenen Figuren selbständig. Der Autor hat ein Liebesverhältnis mit Cécile; der alte Mann wird mit der Verwarnung, besser auf ihn aufzupassen, in sein Haus gebracht. Die Radtour führt zu dem Ort, „wo später Delphi gebaut werden sollte“ (63), und es fängt an zu schneien, während die sommerliche Sonne scheint. Schließlich geraten alle in Gefahr, zum Spielball unerwarteter Ereignisse zu werden. Das Dasein erhält jedoch Sinn durch die ständigen MetamorphosenMetamorphose, die zugleich magisch und realistisch den Eindruck einer fortwährenden Erneuerung des Lebens erwecken. Das Ganze ist eine Liebeserklärung an den hoffnungsvollen Blick in die Zukunft, die bewahrte Phantasie und die Fähigkeit, die Welt aus der Perspektive der Verzauberung zu sehen.

Die literarischen Ortsbestimmungen des Romans Im Kongo (1996), in denen Übergänge von der Realität in sowohl fiktiv exotische als auch spielerisch absurde, dadaistische Räume jederzeit möglich werden, sind der Kongo und scheinbar undurchdringliche, für den Erzähler aber dennoch begehbare Wälder. Der Roman setzt ein mit einer Beschreibung des Waldes, der das Elternhaus des Erzählers umringt und dessen Kindheit beschützt. Am Ende seiner Abenteuer, in denen sich exotische Reisen, Traumfahrten und MetamorphosenMetamorphose durchdringen, bejaht der Erzähler Kuno Lüscher die untrennbare Verknüpfung seines Lebens und verallgemeinernd des Lebens aller Menschen mit dem Wald. „Der Wald: das alles Beherrschende ist aber der Wald. Er ist überall, er umzingelt dich. Er schweigt und ist doch voller Stimmen, die du nicht deuten kannst. Menschenwesen? Tiere? Geister? Er ist bewegungslos und kommt dir, ob du nun achtsam bist oder nicht, unaufhaltsam näher. Er wird dich, wenn du dich nicht wehrst – und auch wenn du es tust –, überwuchern, früher, später. Du wirst ihm nicht entgehen.“14 Im Roman ist der Wald das Uranfängliche, der Urgrund der menschlichen Psyche. Auch die erheiternde Inszenierung von Kunos Reise in den Kongo, der nach seiner Verwandlung in einen schwarzen Häuptling und Brauereibesitzer seine neue Heimat wird, maskiert kaum eine Entdeckungsfahrt ins Innere der menschlichen Phantasie. Unausgesprochen, mehrdeutig und anspruchsvoll sind Anklänge von GoethesGoethe, Johann Wolfgang naturwissenschaftlichen Überlegungen. WidmerWidmer, Urs, der 1992 Joseph Conrads Heart of Darkness neu übersetzte und mit einem Nachwort versehen hat, kennt sicherlich Conrads Faszination für Goethes Bemühung, die Eigenart des Typischen und das Wesen der Urpflanze zu bestimmen. Bei Conrad taucht im Bericht des Sehens, Erkennens und Fangens eines seltenen Schmetterlings im afrikanischen Urwald unvermittelt ein Hinweis auf Goethes Denken auf, in dem sich Sehen, Erkennen und Verstehen wechselseitig bedingen. In Widmers Roman wird die Reise in den Kongo zur Erkenntnisreise und Lebensfahrt zum Urgrund des Seins. Wünsche und Ängste, Sex und Liebe, Machttrieb und Leiden, Bejahung der Jugend und des Alterns bestimmen das Leben Kunos. Zu Beginn der Erzählung klagt Kuno, er habe kein Schicksal; am Ende ist es deutlich, dass sein Schicksal stellvertretend für alle ist, die sich, betäubt von der Fülle vorüberfliegender Eindrücke, hinaussehnen aus dem Wirrwarr der Zeit. Der Wald ist die Heimat. Er ist Anfang und Ende. Die Metamorphose erfüllt die Sehnsucht nach Entselbsten und Verselbständigung. Zugleich ermöglicht sie, durchaus humorvoll, die Verjüngung des Erzählers in einen jugendlichen Liebhaber. Darüber hinaus zwingt uns die Erzählung ständig über Unwahrscheinliches und Undenkbares nachzudenken.

Das ErzählverfahrenErzählverfahren, ein magischer RealismusRealismus, gibt dem Fiktiven größeren WahrheitsgehaltWahrheitsgehalt als der Realität. Es wird vom Erzähler selbst an einer Stelle des Romans durch Kursivschrift hervorgehoben: „ Weil es nichts Wirkliches in den Städten gibt – ich weiß es, ich sage es euch –, wird das Unwirkliche wirklich “ (91). Trotzdem ist der Aufbau des Romans übersichtlich angelegt. Der Erzähler Kuno berichtet drei Lebensläufe: seinen eigenen, den seines besten Freundes und den seines Vaters. Kuno ist sechsundfünfzig und arbeitet seit dem einunddreißigsten Lebensjahr als Pfleger in einem Altersheim, in das sein Vater eingeliefert wird, nachdem er aus Versehen auf einen Postboten geschossen hat. Kuno säubert das Zimmer für den Vater, unterhält sich mit Herrn Berger, einem freundlichen Zimmernachbarn. Er klagt laut: „Einzig ich habe kein Schicksal“ und gesteht dann, er habe der atemberaubend schönen Schwester Anne einen Liebes- und Heiratsantrag gemacht. Anne lachte und beschied ihn mit der Redewendung, mit der sie jeden ablehnt: „Da können Sie warten, bis Sie schwarz sind.“ (16, 18) Der Handlungsverlauf beglückt Kuno dann mit dem außerordentlichen Schicksal seiner MetamorphoseMetamorphose und der rauschhaften Vereinigung mit Anne, die ebenfalls beim Osterbocktrinken in Kisangani völlig schwarz wird.

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