Bernhard Moshammer - Der mitteleuropäische Reinigungskult

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"Wir sind das souveräne Volk, wir sind Gottes auserwähltes Volk, ein gastfreundliches und weltoffenes. Wir empfangen die Welt mit offenen Armen, zeigen ihr unser Land, zeigen ihr, wie wir aussehen, uns kleiden, sprechen und leben."
Julius Aschmann fühlt sich nach einer mystischen Erscheinung berufen und gründet eine Bewegung, den Mitteleuropäischen Reinigungskult. Die Kultur soll gerettet werden, das bunte Fest der Vielfalt endlich ein Ende haben. Doch Aschmanns Rettungszug scheint über gut besuchte Esoterikmessen und Gasthaushinterzimmer nicht hinauszuführen – bis er auf die charismatische Julia Mantz trifft.
Anton Wagenbach, eben noch preisgekrönter Musikkritiker, trennt sich von seiner langjährigen Freundin und nimmt sich eine Auszeit in Brighton. Er ist von Aschmann fasziniert und will endlich ein Buch über ihn schreiben. Er nützt die Zeit der Recherche für eine Reise zu sich selbst.
Ein kluger und leidenschaftlicher Roman über Politik und die Freiheit der Kunst.
Sehr lesenwert!

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Letztendlich war es also das – nicht der Inhalt seiner Rede, sondern das Blut, der fiktionalisierte Skandal –, was Anton Wagenbach für einen Augenblick ins Zentrum der popkulturellen Aufmerksamkeit seines Landes hievte. Blut verkaufte sich immer noch besser als Musik oder Prominenz. Minuten später waren die Fotos und Videos online, bald war von dem scheinheiligen Musikjournalisten zu lesen, der eben noch, seinen edlen Preis in Händen, schwülstig von den Möglichkeiten der Menschen- und Weltverbesserung gepredigt und kurz darauf den nächsten Krieg angezettelt hatte. Barbara bestand darauf, dass er die Nacht in seiner alten Wohnung verbrachte und schrieb um drei Uhr morgens eine SMS: Das war’s. Ich hab keine Lust mehr und das macht auch keinen Sinn mehr .

Am nächsten Tag ging sie nicht ans Telefon. Sie schrieben sich aggressive, traurige und zärtliche Nachrichten, bedauerten den Weg, den romantische Gefühle gezwungen waren zu gehen, das große Ende war gekommen, das wussten beide und daran gab’s nichts zu rütteln. Anton wollte es schon auf der Party erkannt und beschlossen haben, Barbara konterte, kam immer wieder auf seinen Satz mit den Kindern und ihre von ihm konsequent ignorierte biologische Uhr zurück, worauf er gar nicht näher eingehen wollte, ja nicht eingehen konnte , also legte er neue, gleichsam uralte Vorhaltungen auf den Tisch, die wiederum sie wegwischen musste – irgendwann brach Barbara das kindische Pingpong der Verletzungen und Verletztheiten ab. Anton holte seine Sachen und zog wieder in seine kleine Wohnung, zelebrierte die Einsamkeit mit einer ungesunden Melange aus Schlaflosigkeit, vernachlässigter Körperhygiene, Fernsehen und Alkohol, und wollte endlich seinen Roman schreiben.

Nach drei Monaten trafen sie sich an einem neutralen Ort, in einem Café im ersten Bezirk. Sie saßen zwischen gestressten Touristen und nervösen Tauben. Ihre doch ganz natürliche Art, die für sie so typische Nüchternheit erschien ihm plötzlich unerträglich. Er fragte sich, wie er es acht Jahre mit dieser Frau ausgehalten hatte. Ja, er erwog sogar die Möglichkeit, dass sie tatsächlich verrückt war – in einem klinischen Sinn. Sie ließ sich immer treiben, von links außen nach rechts außen, von den höchsten Höhen bis ganz nach unten. Er konnte ihr nicht mehr folgen, ihr nicht gerecht werden, und er bezweifelte, dass irgendjemand das konnte. Selbstverständlich hatte sie kein Problem mit dem Alleinsein, hatte sogar schon einen Neuen im Visier, nichts Festes, sie wolle es langsam angehen, sagte sie leise, wobei sie ihren Blick starr auf ihre Kaffeetasse hielt. Für Antons zunehmende Verwahrlosung zeigte sie kein Verständnis, mehr noch: kein Interesse. Sein Bart war ungepflegt, seine Haare fettig, seine Haut speckig und unrein – es ekelte sie regelrecht vor ihm. In ihren Augen war er zurückgekippt in eine kindliche Trotzphase, eine egozentrische, womöglich analfixierte und, wie sie meinte, typisch männliche Reaktion auf Zurückweisung und wiedergewonnene Freiheit, mit der er, narzisstisch wie er nun einmal sei, nicht umgehen könne. Sie habe diese Männerfantasien satt und auch nie verstanden. Warum war es ihnen der größte Traum, sich gehen zu lassen, ungewaschen vor dem Fernseher rumzuhängen, ungesundes Zeug zu fressen, Fußball und Pornos zu schauen und haltlos Bier zu saufen? Es war einfach nur lächerlich infantil, aber gut, er konnte tun, was immer er wollte, sie würde ihm nichts mehr vorschreiben. Höflich erkundigte sie sich nach seinem Romanprojekt, was Anton anständig fand. Er wollte schon groß ausholen, erkannte aber umgehend ihr Desinteresse, ihre zur Seite rollenden Augen – als ob sie sich nach innen drehen, verstecken wollten – verrieten ihm, dass sie die Frage gleich wieder bereute, also entschied er sich für eine eher knappe, kryptische Antwort, sprach von seiner intensiven Recherche, die ihn bald nach England führen würde. Er sei hinter einem Mann her, der untergetaucht, ja offenbar auf der Flucht sei, einem ominösen Rechtsradikalen. Sein Name: Julius Aschmann.

Schon ein Jahr zuvor, erinnerte sich Barbara, hatte Anton angefangen, von diesem Mann zu reden, hatte sich aufgebracht gezeigt, weil dieser mit der Veröffentlichung rechter Zeitgeistparolen aufgefallen war. Ein reaktionärer St. Pöltner Lehrer? Wie skandalös, hatte Barbara verächtlich geätzt. Aber nein, so Anton schockiert, Aschmann sei ein verdammter Nazi. Um das behaupten zu können, müsse er sich schon eindringlicher mit ihm beschäftigen, hatte sie ihn belehrt, freilich hasse sie das alles, aber wenn er gefährliche Nazis jagen wolle, solle er besser oben anfangen, in den ausgetrockneten Hügeln der sogenannten Parteienlandschaft, einer kalten und unwirtlichen, öden, luftarmen Gegend.

»Registrierst du meine Sprache?«, hatte sie dabei selbstbewusst gelacht. » Ich sollte schreiben, nicht du

Diese Leute müsse er jagen, die hätten alle ideologischen Dreck am Stecken, und jetzt im einundzwanzigsten Jahrhundert werde ihnen der Dreck wieder bereitwillig vom Stecken geleckt, war sie fortgefahren, erinnerte sich Barbara jetzt.

»Die Sache mit der großen Aufarbeitung war doch immer schon eine große Lüge, findest du nicht? Das waren doch immer nur Bücher, Gedichte und Zeitungsartikel, politische Festtagsreden, Theaterstücke oder Filme. Ich als Schauspielerin weiß das, ich bin mittendrin in dieser Aufarbeitungsszene, und das ist auch wichtig und richtig, aber mitunter, so ehrlich muss ich sein, bin ich auch nur ein Teil der großen Lüge. Diese Stücke und Filme werden dem Publikum ja regelrecht aufgezwungen. Im Grunde will das keiner sehen und hören, aber das traut sich auch niemand auszusprechen, also nicken alle betroffen, werfen verstohlene Blicke auf ihre Uhren oder kehren nach der Pause nicht mehr zurück. Die Attacken und Volksbeschimpfungen unserer Schriftsteller und Künstler der Nachkriegsjahrzehnte sind vom Publikum nie geschätzt worden, immer nur von ihresgleichen, von den Selbstgerechten, die sich über alle und alles erhaben meinen, nur weil sie in Universitäts- oder Kunstkreisen verkehren, die haben vom eigentlichen Leben der Leute keine Ahnung – will sagen: Wir haben keine Ahnung. Das Spucken auf das eigene Land und seine Geschichte ist zur Pflichtübung geworden, zu einer Art Normalität. Der Österreichhass hat sich unter den Intellektuellen mit der Zeit etabliert. Bernhard, der alte Trachtenträger, hat ihn zum Humor hochstilisiert, seit damals lacht jener Teil des Volkes, der sich immer noch ungeniert Intelligenz nennt, lauthals darüber, lacht sich kaputt, wenn auf einer Bühne in einem Stück das Wort ›Nazi‹ oder gar ›katholischer Nazi‹ fällt. Wie lustig! Oder wenn die Erna in Schwabs Präsidentinnen sagt: ›Du bist ja eine Nazi!‹ Ein fulminanter Lacher. Und das nennen sie dann Geschichtsaufarbeitung, weil sie in Wahrheit auch nicht wissen, wie sie mit dieser Geschichte umgehen sollen. Weil das keiner weiß. Weil man in Wahrheit mit dieser Geschichte gar nicht umgehen kann. In Wahrheit haben wir nämlich keine Wahl. Die Verdrängung ist unumgänglich, wenn man als ein in dieses Land Hineingeborener so etwas Unverschämtes wie ein glückliches Leben anstrebt. Wie, wenn nicht mit Verdrängung, soll man denn dieser Schuld gegenübertreten? Unser Dilemma ist, dass wir gar keine Wahl haben, dass wir alle damit leben müssen, mit der Geschichte, mit der Wahrheit, mit der Schande und mit der Schuld.

Der Holocaust ist zum goldenen Götzen, zur Cash Cow, zur Klagemauer, zur kulturtouristischen Attraktion verkommen, zum Ausstellungsmarathon, zum literarischen Bestsellerstoff, der schlecht gelaunte Leser, seriöse Rezensionen, Stipendien und Preise verspricht, womöglich Friedenspreise. Wenn also jetzt einer mit seinem Kunstschlauch die österreichische Gesellschaft ordentlich vollspritzt, nicken ein paar Großstadtköpfe betroffen mit denselben oder wackeln amüsiert mit ihren Großstadtschultern, während das Volk dazu schweigt, sich wundert, sich die Pisse von den Schultern streicht oder wütend zurückbrunzt. Und nun, in den herrlichen Zeiten der gottverdammten sozialen Medien, ist das große Schweigen beendet, das Volk brüllt und scheißt zurück – und dies, so unerträglich das ist, ist nun einmal die Gegenwart, der Shitstorm ist die Realität dieses verfluchten Jahrhunderts. Dazu kommt, dass Österreich nur ein Fliegenschiss auf der Weltkarte ist und alle Länder und Gesellschaften dieses Planeten dieselben oder ähnliche Leichen im Keller horten. Das alles ist, wie wir also sehen, nur normal – eine endlose, ekelhafte Aneinanderreihung des Immergleichen: Krieg, Mord, Trauma, Lüge, Korruption und so weiter.«

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