Justin Steinfeld - Ein Mann liest Zeitung

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Der autobiografisch geprägte Roman «Ein Mann liest Zeitung» erzählt die Geschichte des jüdischen Kaufmanns Leonhard Glanz aus Hamburg. Im Exil in der Tschechoslowakei zur Untätigkeit verdammt, verbringt er seine Zeit in Prager Kaffeehäusern mit dem Lesen von Zeitungen. Akribisch verfolgt er das politische Geschehen in der Tagespresse, und doch kann er sein eigenes Schicksal, das ihn in die Emigration trieb, nicht begreifen. Erinnerungen an ein verlorenes Leben, Beobachtungen auf der Straße und Gedanken über das in der Zeitung Gelesene, die oft weit in die Vergangenheit weisen, verbinden sich zu einem dichten Panorama der dreißiger Jahre.
Atmosphärisch und präzise, klug und poetisch fängt Justin Steinfelds einziger Roman den Hexenkessel Europa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ein. Ein großer, erst posthum erschienener Exilroman, der eine unerhörte Erfahrung zur Sprache bringt, die doch so viele traf und trifft: Die Erfahrung, nirgendwo mehr dazuzugehören.

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Na, nun kommen Sie mit nach nebenan. Sehen Sie, da hat man uns nen netten Frühstückstisch gedeckt. Kommen Sie. So. Nun erst mal nen Cognac. Und dann so’n schönes Stück geräucherten Aal. Lange nicht gehabt? Wie? Na, sehen Sie. Sie erlauben schon, dass ich Ihnen auflege. Es hätte ja auch unsere alte Marie servieren können, Sie kennen sie doch, Glanz, von früher her. So’n bisschen dick, mit roten Backen. Na ja. Was soll ich Ihnen vorflunkern. Also sie hat mir gesagt, ich könne nicht von ihr verlangen, dass sie einem Juden serviert, der noch dazu und so … Na, was soll ich machen? Nicht einmal rausschmeißen kann ich sie, zeigt sie mich an, bin ich der reingefallene.

Ne, ne. Nun meinen Sie, sie müssen mich beruhigen? Ne, ne. Ich sage Ihnen ja, wenn einer von uns zweien zu flennen hätte, dann müsste ich es sein. Nehmen Sie Pumpernickel, Glanz, frischen westfälischen Pumpernickel. Nur Butter kann ich Ihnen nicht anbieten. Butter ist in dieser Woche mal wieder knapp. Und hier, Kotelett, Glanz, kaltes Kotelett mit Kartoffelsalat. Hat Ihr Vater schon immer gern gegessen. Was ich sagen wollte … Wie? … Meine Frau? Es geht ihr gut. Danke. Sie lässt sich entschuldigen. Ja. Eigentlich sollte ich sagen, sie hätte rüber müssen, nach Rotherbaum, zur Schwägerin, die krank sei. Aber die Schwägerin ist garnicht krank. Und meine Frau ist auch nicht drüben in Rotherbaum. Ich werde Ihnen doch nichts vorflunkern. Glanz. Nicht wahr? Sie ist einfach weggegangen, was weiß ich. Sie meinte, sie sei das der Rücksicht auf die Schwester schuldig. Die Schwester ist doch mit einem Blunck verheiratet. Und der Blunck ist doch ein Vetter von dem Staatsrat Blunck, der jetzt, ich glaube, in der Reichskulturkammer sitzt und der oberste von den Dichtern ist. Hat sich in der Dichterakademie glatt auf den Stuhl von Thomas Mann gesetzt. Na, ich habe ihn noch gekannt, den Hans Friedrich Blunck, als er noch beim sozialdemokratischen Senat der Stadt Hamburg schnorren gegangen ist. Damals habe ich ihm gesagt: Hans Friedrich, den Sozikurs mache ich nicht mit. Da hat er gelächelt, so ein bisschen von oben herab. Na, und jetzt? Der kann’s. Der ist in allen Sätteln gerecht. Der ist mit allen Hunden gehetzt. Der ist mit allen Wassern gewaschen. Und da stehe ich nun dazwischen. Mit Ihnen kann ich ja reden, Glanz. Aber sonst? Mit meiner eigenen Frau kann ich doch nicht mehr reden. Das ist doch alles, ich weiß nicht wie. Dazu bin ich siebzig alt geworden. Und muss das Dings da tragen. Und der innere Schweinehund, Glanz. Um den komm ich nicht rum. Mit siebzig ist man kein Draufgänger mehr, Glanz. Sie? Sie sagen: Mi könt ji all mal Götz von Berlichingen. Aber ich. Ich muss da mitmachen, wo es mich angekotzt, bis da hinauf. Kommen Sie, Glanz, noch nen Cognac. Ich muss den schlechten Geschmack runterspülen.«

In seine Wohnung ist der vielleicht gar nicht so gleichgültige Mann Leonhard Glanz nicht mehr gegangen. Dort war, trotz des Protests des Anwaltes vor Monaten schon alles beschlagnahmt worden. Es stellte sich heraus zu Unrecht, aber da war schon alles fort. Alles ausgeplündert, was einem Plünderkommando brauchbar erschienen war. Was übrig blieb, ging in einen größeren Koffer.

Vielleicht wäre dieser Mann nun in ein Sanatorium gegangen. »Weißer Hirsch« bei Dresden, oder so. Der Anwalt hatte gesagt, dass Glanz eine auskömmliche Rente aus seiner alten Firma würde beziehen können. Er hatte Heckerle einfach gesagt, dass er mehr wüsste, als dem neuen Chef aus Schiebung angenehm sei. Da hatte der sofort ein Angebot gemacht. Leonhard Glanz wäre lieber in ein belgisches Bad gegangen, raus aus dem Lande. Aber er hatte keinen Pass. Der war von den Plünderern mit beschlagnahmt worden. Würde auch wohl keinen neuen Pass bekommen. Hatte auch einen Widerwillen dagegen, mit irgendwelchen Amtspersonen in Berührung zu kommen. Und endlich, hätte er einen Pass bekommen, so hätte es Wochen gedauert, bis er eine Bewilligung erhalten hätte, das notwendigste Geld mitzunehmen. Das schien unmöglich. Und gerade das »Unmögliche« sollte geschehen. Bei Gott – fragen Sie den Rebbe von Muncacz – und bei den Nazis ist nichts unmöglich.

Ein Zwischenfall bewahrte den Mann Leonhard Glanz davor, in einem Meer von Gleichgültigkeit für uns unterzugehen oder für sich selbst in solchen Zustand zu verfallen. Der Zwischenfall ereignete sich in einem Park, in dem Leonhard Glanz schon ein dutzendmal um eine Rasenfläche herumgelaufen war. Ein noch dazu einsamer Park. Auf einmal kam Heckerle des Wegs. Warum von mehr als einer Million Einwohner gerade Heckerle vorbeikam, als Leonhard Glanz, zum ersten Mal in seinem Leben, da allerdings ausgiebig, in diesem Park spazieren ging, bleibt ungeklärt. Zufall oder Fügung. Je nachdem, woran einer glaubt. Gewiss, Heckerle wohnte in dieser Gegend. Die Adresse kannte Glanz. Er hatte also so hingehen oder vor dem Hause sich postieren können. Aber dass Heckerle durch den Park gehen würde, war keineswegs sicher, kaum wahrscheinlich. Er hätte viel eher zur Hauptstraße durchgehen können, zur Haltestelle der elektrischen Bahn. Oder zum Standplatz der Taxis, an der Ecke vor dem Park. Arrivierte Nazis fahren ja gern Auto.

Heckerle kam also des Wegs in einer neuen SA-Kluft. Mit silbernem Firlefanz auf dem Hemdkragen. Der Mann hatte sich also schon eine höhere Charge kaufen können. Als er auf einmal vor Glanz stand, schien er keineswegs überrascht zu sein. Wie sollten denn auch zwei Männer, die viele Jahre lang in dieser Stadt das Leben gemeinsam verbracht hatten, an gleicher Strippe ziehend, wie sollten sie sonderlich überrascht sein, wenn sie einmal einander begegneten. Heckerle war sich im ersten Augenblick der Infamie der letzten Monate gar nicht bewusst. Wann denkt denn schon ein Schurke daran, dass er ein Schurke sei. Er blieb einfach stehen und sagte: »Guten Tag, Herr Glanz«, und lächelte. Wahrhaftig lächelte, gerade wie in alter Zeit, wo er, der Prokurist, immer ergeben zu lächeln bemüht war, wenn er den Chef traf.

Hatte Leonhard Glanz irgendetwas geplant? Es ist kaum anzunehmen. Nun war Leonhard Glanz auch keineswegs ein gewiegter Kriminalist und nicht einmal ein Mann, der sich irgendwie auf Psychologisches verstand. Allein, als er dieses faulen Lächelns ansichtig wurde, wusste er, dass er gleichsam Oberwasser hätte.

Der Hass. Der Hass. Der Hass. Welch eine Unsumme von Hass hatte sich doch in Leonhard Glanz angesammelt. Anfangs war es nur Zorn und Wut gewesen. Aber seit er bei einem Verhör von einem Lümmel in Hemdenuniform, der höchstens achtzehn Jahre alt war, zum ersten Mal geohrfeigt worden war, fing der Hass an, sich in ihm zu entwickeln. Er hatte das vorher garnicht gekannt, wie das ist, wenn man hasst. Zu Hause, seine Mutter, seine gute Mutter, hatte ihn zur Liebe erzogen. Man muss die Menschen lieben und wohltätig sein. Hass? Das ist doch etwas Zerstörerisches. Auf einmal war der Hass da. Nicht Zorn und Wut oben auf der Haut. Hass, ganz tief innen. Vielleicht wäre dieser Hass nicht gekommen, hätte Leonhard Glanz nachgegeben. Jawohl. Devisen verschoben. Ja, ein paar hundert Pfund in London. Und ein paar tausend Dollar in New York. Und in der Schweiz? Auch ein paar tausend Francs. Sehen Sie, auf einmal erinnern Sie sich. Warum nicht gleich so. Dann hätten Sie sich und uns allen das sparen können. Aber da kam der Hass. Wer hätte gedacht, dass der Hass ein Baustein sein könne, zur Wahrheit.

Diese ganze Hochspannung an aufgespeichertem Hass schlug auf den braunhemdigen Heckerle nieder als ein atmosphärischer Niederschlag. Der Betroffene spürte es zunächst garnicht. Aber kam es jetzt zum Kampf, so musst er von Anfang an der Unterlegene sein. Der Blitzschlag des Hasses musste ihn zerschmettern.

Heckerles Lächeln zog sich in die Länge. Da aber Glanz seinen Gruß nicht erwidert hatte und überhaupt nichts sagte, meinte er: »Na, Glanz, wie kommen Sie denn daher?«

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