Justin Steinfeld - Ein Mann liest Zeitung

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Der autobiografisch geprägte Roman «Ein Mann liest Zeitung» erzählt die Geschichte des jüdischen Kaufmanns Leonhard Glanz aus Hamburg. Im Exil in der Tschechoslowakei zur Untätigkeit verdammt, verbringt er seine Zeit in Prager Kaffeehäusern mit dem Lesen von Zeitungen. Akribisch verfolgt er das politische Geschehen in der Tagespresse, und doch kann er sein eigenes Schicksal, das ihn in die Emigration trieb, nicht begreifen. Erinnerungen an ein verlorenes Leben, Beobachtungen auf der Straße und Gedanken über das in der Zeitung Gelesene, die oft weit in die Vergangenheit weisen, verbinden sich zu einem dichten Panorama der dreißiger Jahre.
Atmosphärisch und präzise, klug und poetisch fängt Justin Steinfelds einziger Roman den Hexenkessel Europa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ein. Ein großer, erst posthum erschienener Exilroman, der eine unerhörte Erfahrung zur Sprache bringt, die doch so viele traf und trifft: Die Erfahrung, nirgendwo mehr dazuzugehören.

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Was hatte Heckerle für einen Auftrag? Er setzte sich mit mir auf das Ledersofa im Privatkontor und sagte, ein junger Mann wie ich, und unmittelbar vor dem Examen. Da müsse man freien Kopf haben und so. Ruhiges Blut und so. Na, und dann gingen wir nachher zusammen in ein Bordell. Und Heckerle suchte ein Mädchen für mich aus und schickte mich mit ihr »nach oben«. Es war ein sehr vornehmes Bordell, eine große Majestät von Dänemark soll da gestorben sein. Das war meine erste private Beziehung mit Heckerle. So standen wir mit dem Mann. Und der ging hin und zeigte mich bei der Staatsanwaltschaft wegen Devisenschiebung an, wo er wusste, dass kein Wort davon wahr sei.

Als ich endlich freigesprochen war und aus dem Gefängnis kam, erwartete mich am Tor der alte Anwalt unserer Firma, der mich auch verteidigt hatte. Wir stiegen in sein Auto. Als wir um die erste Straßenecke herum waren, klopfte er mir auf die Schulter. »Großartig«, sagte er. »Na, immerhin, nach vierzehn Monaten«, sagte ich. »Das meine ich nicht«, sagte er, »nur, dass wir hier heil um die Ecke gekommen sind. Es kommt nämlich oft vor, dass freigesprochene, von der Staatsanwaltschaft entlassene Leute hier von der Gestapo in Schutzhaft genommen werden und im K.Z. landen. Offen gestanden, ich hatte ein bisschen Angst.« »Na, und was nun?«, fragte ich. »Jetzt fahren wir zu mir nach Hause und frühstücken«, sagte er und zwinkerte mir dabei zu. »Aha«, dachte ich, »der Chauffeur. Auch schon spitzelverdächtigt.« Ich merkte, ich hatte in den vierzehn Monaten da drinnen doch etwas gelernt.

Wir fuhren über die Lombardsbrücke. Rechts die Wasser der Binnenalster und die Türme von Hamburg und die ganze City rundum. Und links die Außenalster, ganz weit und voll Sonne, Segelboote und Kastanienbäume und die Eichen vom Harvestehuder Weg. Zehntausendmal in meinem Leben bin ich wohl über die Lombardsbrücke gegangen oder gefahren. Und jedesmal, jedesmal habe ich einen Blick nach links und einem Blick nach rechts getan, über die Alster und über die Stadt. Jedesmal war ich dann ganz stolz und gerührt zugleich. Das ist so ein Gefühl, so ungefähr muss den Dichtern zu Mut sein. Wenn ich ein Dichter wäre, ich möchte Gedichte von der Alster machen. Wissen Sie, was die Alster ist? Ein sehr breiter Fluss, der mitten durch Hamburg geht, wie ein See? Das kann schon sein. Die Alster, das ist etwas Schönes, was sich nicht so sagen lässt. Das ist etwas Frohes mit tausend kleinen, fröhlichen Booten. Das ist ein Frieden, mitten im Lärm und Getriebe. Das ist ein frischer Wind am Morgen und eine selige Müdigkeit am Abend. Weiße, kleine Dampfer. Und Hängeweiden und Segelboote und Schwäne und ein Kanu, in dem man in der Sommernacht schlafen kann, wenn man zu faul ist, nach Hause zu paddeln, und morgens heraus aus dem Boot, ins Alsterwasser, ausgeschwommen und einen Kornschnaps hinterher am Uhlenhorster Fährhaus. Meinen Sie, das sei die Alster? Das ist doch alles nur ein Teil. Das ist doch nur Äußeres. Ich bin ja kein Dichter und ich glaube an nichts. Sonst möchte ich sagen, die Alster, das ist das Auge Gottes. Die Alster, das ist doch zu Hause. Das ist doch Heimat. Immer gewesen und ewig seiend.

Und nun will ich Ihnen mal was sagen. Dahier, ein etwas staubiges Kaffeehaus. Und ich eine überflüssige Vergessenheit. Und keine Heimat. Und eine Fremde, nasskalt wie das Wetter. Und wenn Sie mir nun sagen: hier ist der Zaubermantel aus Tausendundeiner Nacht. Steig auf und im Augenblick sind wir in Hamburg, an der Alster. Ich täte es nicht. Und wenn Sie mir sagten: Hier ist eine Tarnkappe dazu. Kein Mensch kann dich sehen und nichts könnte geschehen. Ich täte es nicht. Und täte es nicht, um alles Geld in der Welt noch dazu.

Die Alster? Die Heimat? Das ist doch das Gute. Aber da sind doch die Menschen. Da geht doch so viel um und ist das Böse. All die Gemeinheit, die Niederträchtigkeit, die Erbärmlichkeit, die Feigheit, der Verrat. Das verlegene Grinsen und nicht wissen, ob man grüßen soll. Das schnell in das nächste Haus laufen, in das nächste Schaufenster schauen. Loch in die Luft starren, mit rot angelaufenem Gesicht. Eine Dame in der Trambahn: Schaffner, der Kerl, der da neben mir sitzt, ist ja ein Judenlümmel, der kann doch draußen am Perron stehen. Sagen Sie ihm das bitte! – Da drüben, in dem kleinen Ecklokal, wo die Sonne auf die Fensterscheiben prallt, dass die blauen Alsterwellen darin spiegeln, da habe ich tausendmal nach der Börse gefrühstückt. Herr Glanz, geben Sie heute La Plata-Mais? Herr Glanz, nehmen Sie heute Donau-Gerste? Herr Glanz, was halten Sie von den Ernteaussichten in Canada? Herr Glanz, hier dürfen Sie nicht hinein. Hunden und Juden ist der Eintritt verboten. Schmeißt sie raus, die Judensau. Sowas sitzt hier in unserem Staatstheater! Ein besoffener SA-Mann torkelt dich an: »Herr, Sie wollen einen deutschen SA-Mann anrühren? Sie dreckiger Jude? Schnauze! Sonst lass ich Sie abführen.«

Nein. Keinen Zaubermantel. Da ist keine Heimat. Da ist keine Alster. Da ist kein Traum. Und keine Sehnsucht. Das Auge Gottes ward blind.

Übrigens auch mein alter Anwalt trug da ein Nazi-Parteiabzeichen mit Hakenkreuz im linken Rockaufschlag. Ich musste immerfort hinsehen. Nachher, bei ihm zu Hause, sagte er: »Na ja. Wenn ich das nicht hätte, wären Sie doch nicht hier. Entweder hätte ich Sie garnicht verteidigen können, oder es hätte gar keinen Sinn gehabt. Fünf Jahre Zuchthaus hätten Sie gekriegt, Glanz, wie garnichts.«

»Wo ich aber doch völlig unschuldig bin?«

»Und wenn Heckerle geschworen hätte?«

»Aber das wäre doch ein blöder Meineid gewesen. Jeder Bücherrevisor würde das doch nachgewiesen haben.«

»Ein arischer Eid, Glanz, ist niemals ein Meineid. Verstehen Sie doch, Mann.«

»Ich werde Herrn Heckerle sofort entlassen. Und wenn mich das jährlich ein Vermögen kostet.«

»Garnichts werden Sie. Sitzen Sie gut, Glanz? Ich meine, garnichts können Sie. Am wenigsten Heckerle entlassen. Der Mann ist doch – passen Sie gut auf, Glanz – der Mann ist doch Inhaber Ihrer Firma. Alleiniger Inhaber sogar. Dazu war doch alles inszeniert worden. Sie haben damit garnichts mehr zu tun. Die Firma ist ein national wichtiger Betrieb. Sie waren im Gefängnis. Und Heckerle wollte sich doch nicht zumuten lassen, einen »Zuchthäusler« und Juden dazu etwa zum Sozius zu haben. Na und das hat dann auch die Handelskammer eingesehen und ein entsprechendes Gutachten gegeben. Ja, Glanz, das tat die gleiche Handelskammer, in der ihr Vater jahrelang im Vorstand gesessen ist. Na, und dann kleine Eintragung im Handelsregister: Leonhard Glanz ist als Kommanditist ausgeschieden. Die Firma wird mit Aktiven und Passiven von Ernst Heckerle übernommen. So, Glanz. Jetzt wissen Sie Bescheid. Jetzt ist der Zahn gezogen. Wissen Sie, Glanz, ich werde in diesem Jahre siebzig Jahre alt, aber ich sage Ihnen, niemals in meinem Leben habe ich mich so geschämt, wie ich mich jetzt schäme vor Ihnen. Ja. Na, und nun wollen wir doch ’nen Happen frühstücken

Wie? Haben Sie was gesagt? Glanz, Sie werden mir doch jetzt nicht schlapp machen. Im U.G. haben Sie sich ordentlich gehalten. Ich weiß doch, was da vor sich geht, aber Sie haben sich gut gehalten. Das ist in unseren Kreisen eine Seltenheit. Na, nun machen Sie keine Geschichten. Wissen Sie, die Kommunisten? Alle Achtung. Wie die sich halten. Allen Respekt. Das muss man sagen. Eisern. Eisern. Aber die Leute aus unseren Kreisen? Kein Protokoll, das die nicht unterschrieben. Sie haben sich da tadellos gehalten, Glanz. Das muss man sagen. Na, und nun wollen Sie hier schlapp machen? Kommen Sie. Schiet is Dreck sin Broder. Gießen Sie einen Cognac drauf.

Wissen Sie, Glanz, wenn hier einer flennen wollte, dann müsste ich es sein. Wie stehe ich hier vor Ihnen? Ich stehe doch auf der Seite, die sich schämen müsste. Was kann Ihnen passieren? Sie werden für ein paar Wochen in ein Sanatorium gehen oder so. Na, und später wird man sehen. Besser ein paar Jahre ein bisschen das Leben genießen, als im Zuchthaus verbringen. Wer kann Ihnen was, Glanz? Sie stehen sauber da. Vor der Welt. Aber das wäre scheißegal. Glanz. Aber auch vor sich selbst. Das ist doch die Hauptsache. Mein ich. Aber der innere Schweinehund, Glanz, wer den nicht überwinden kann, der ist schlimm dran.

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