Justin Steinfeld - Ein Mann liest Zeitung

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Der autobiografisch geprägte Roman «Ein Mann liest Zeitung» erzählt die Geschichte des jüdischen Kaufmanns Leonhard Glanz aus Hamburg. Im Exil in der Tschechoslowakei zur Untätigkeit verdammt, verbringt er seine Zeit in Prager Kaffeehäusern mit dem Lesen von Zeitungen. Akribisch verfolgt er das politische Geschehen in der Tagespresse, und doch kann er sein eigenes Schicksal, das ihn in die Emigration trieb, nicht begreifen. Erinnerungen an ein verlorenes Leben, Beobachtungen auf der Straße und Gedanken über das in der Zeitung Gelesene, die oft weit in die Vergangenheit weisen, verbinden sich zu einem dichten Panorama der dreißiger Jahre.
Atmosphärisch und präzise, klug und poetisch fängt Justin Steinfelds einziger Roman den Hexenkessel Europa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ein. Ein großer, erst posthum erschienener Exilroman, der eine unerhörte Erfahrung zur Sprache bringt, die doch so viele traf und trifft: Die Erfahrung, nirgendwo mehr dazuzugehören.

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Und heute ist er alleiniger Inhaber der Firma Glanz & Co, Kommandit Gesellschaft. Wie das? Über die Banken? Sie meinen, so wie in Amerika, wo man die Banken gegen einen Unternehmer loslassen kann, dass sie einem neue Kredite verweigern und die alten kündigen und mit allen möglichen Quertreibereinen das Leben unmöglich machen, bis man kapituliert. Nein, dazu war der Heckerle gar nicht gescheit genug. Und schließlich auch nicht groß genug. Sowas können doch nur die ganz Großen machen.

Viel einfacher. Ich sage Ihnen, viel einfacher. Der Mann war doch immer feige, aber 1933, gleich als die Nazis kamen, auf einmal warf er sich in die Brust. Wie ein Puter. Kam mit »Heil Hitler« ins Privatkontor. Ich bitte Sie, in meiner Firma. Und eines Tages kam er in einem braunen Hemd. In Breeches, und mit hohen Lederstiefeln. Ich bitte Sie, wie ein Trapper, in ein Hamburger Kaufmannskontor. Dass der Mann sich garnicht schämte. Über dreißig Jahre hatte man den Mann zur Bügelfalte erzogen und zum selbstgebundenen Schlips. Und nun stieg er herum, wie ein schlecht angezogener Unteroffizier. »Heckerle« sage ich, »Sie sind doch immer ein unpolitischer Mensch gewesen. Was machen Sie da für Mumpitz.« Da hätten Sie den Mann sehen sollen. Er lief ganz rot an an, ich dachte, es wäre ihm was, und wollte aufspringen und ihm den Rücken klopfen. »Herr Glanz«, brüllte er, »Sie scheinen nicht zu wissen in welcher Zeit wir leben. In einer Zeit des Aufbruchs, Herr, in einer Zeit des Umbruchs. Wenn ich will, dann drücke ich hier auf den Knopf« – er zeigte auf das Haustelefon –, »und ich lasse Sie abführen.« »Ach so«, sagte ich nur, »na, da gehe ich einstweilen ins Musterzimmer, bis Sie sich beruhigt haben.«

Von dem Zwischenfall wurde nicht mehr geredet, aber nach ein paar Tagen kam er an. »Herr Glanz, wie die Dinge liegen, ist es wohl besser, ich gehe jetzt mittags zur Börse. Wir müssen dort doch durch einen Arier vertreten sein.« Ich gab ihm keine Antwort und er ging einfach zur Börse.

Was soll ich Ihnen mit allen Einzelheiten erzählen? Wir hatten in Hamburg unsere Geschäfte immer als Gentlemen gemacht. Was man so fair nennt. Auch im Kriege. Auch in der Inflationszeit, wo alle möglichen Elemente sich ins Geschäft drängten. Aber Leute wie Michael in Berlin und Bosel in Wien, das war in Hamburg nicht möglich. Nicht mal Stinnes. Als der in Hamburg eine Filiale machte, Schiffe fahren ließ und in den Trade ging, na, wie lange hat es gedauert? Die Hamburger sagten, man müsse seriös sein. Aber sie meinten, man müsse Gentleman sein. Auf einmal hat das alles aufgehört. Ich spreche garnicht von dem Antisemitismus. Das ist ein Sonderkapitel. Das ist ein Kapitel von feiger Niedertracht und von Viecherei. Ich spreche hier jetzt nur vom Geschäft. Stellen Sie sich so einen Mann vor in SA-Uniform. Der ganze Kerl stinkt nach Schweiß und Leder. Mief, nannten wir das im Krieg. Aber damals waren wir eben Soldaten. Und sowas knallt nun mit den Hacken, anstatt ja zu sagen, und alles das. Wissen Sie, ich hatte auf einmal das Gefühl, der Heckerle denkt mit dem Hintern und redet mit den Hacken. Hat das was mit Gentleman zu tun? Und sowas macht jetzt in Hamburg Geschäfte. Das hätte der alte Schiffsreeder Krogmann erleben müssen, der in Winter und Sommer immer nur mit Cylinderhut zur Börse ging, dass sein Sohn in Wildwest-Uniform in Hamburg Bürgermeister spielt und zur Börse geht. Wenn ein Postdirektor in Wittstock an der Dosse oder ein Oberlehrer in Pforzheim auf einmal anfängt, Indianer zu spielen. Schön. Was geht es mich an. Aber ein Hamburger Kaufmann. Ich bitte Sie.

Also was soll ich Ihnen sagen. Eines schönen Tages, morgens um sechs Uhr, werde ich verhaftet. Von ein paar Lausejungs, die wie Krämerkommis aussahen. Und in vernünftigen Zeiten auch nichts anderes gewesen wären. Aber jetzt spielten sie Gestapo und der eine lief immer hinter dem anderen her und nannte ihn Chef. Der Chef stellte alle möglichen Fragen an mich und jedesmal, wenn ich etwas antworten wollte, brüllte er: »Schnauze.« Das war ein erstes Verhör. In meinem Leben hatte ich nichts mit der Polizei zu tun gehabt, und ich dachte mir, was kann das schon sein? Was können die wollen? Bei mir gibt es nichts zu verschweigen. Nichts gegen das Gesetz. Schließlich leben wir ja in einem Rechtsstaat. Im Ausland sollen so Ansichten verbreitet sein, dass in Deutschland unter Hitler kein Recht mehr bestehe. Na, also Übergriffe können mal vorgekommen sein. In der ersten Zeit. Aber die Regierung hat ja selbst gesagt, dass das Greuelnachrichten wären.

Sie machten bei mir Haussuchung. Kehrten das Unterste zuoberst. Drehten die Teppiche um. Dann kamen sie über meine Bibliothek.

Ich bin ein Kaufmann. Ich habe im Leben nie viel Zeit zum Lesen gehabt. Aber schließlich muss ein gebildeter Mensch ein paar ordentliche Bücher im Hause haben. Man braucht sie ja nicht alle gleich zu lesen, ich bitte Sie, wer liest heutzutage noch Goethe und Schiller und Shakespeare, aber haben muss man sie doch. Als die Kommis von der Gestapo zu Heinrich Heine kamen, riss der »Chef« die Bücher heraus und warf sie auf den Fußboden. Dabei war es eine ganz alte Ausgabe aus dem Jahr 1850 oder so, von Hoffmann & Campe. Ich hatte sie von meinem seligen Vater geerbt. »Das Schwein«, sagte der andere und stieß mit dem Fuß nach einem der Bücher, das auf der Erde lag. Denken Sie, mit dem Fuß nach einem Buch.

Ein paar Bücher von Heinrich Mann warfen sie dazu und Im Westen nichts Neues von Remarque und Petroleum von Upton Sinclair. Dann drei broschierte Bände Schwejk und zwei oder drei Romane von Traven. »Ein Marxistenschwein sind Sie also auch«, schrie der Chef und der Andere grinste. Schließlich sammelte sich ein ganzer Haufen Bücher auf der Erde und die beiden traten ungeniert darauf herum. Schließlich riefen sie einen SA-Mann herein, der vor der Tür gestanden hatte, er solle die Bücher runter schaffen, ins Auto. Der SA-Mann knallte mit den Hacken und grinste und sagte zu mir: »Das wird ja wieder ein lustiges Feuerchen geben.« »Und die Schreibmaschine holst du gleich hinterher«, rief der Chef im nach. Meine Reiseschreibmaschine stand offen auf meinem Schreibtisch. »Was wollen Sie mit meiner Schreibmaschine?«, fragte ich den »Chef.« »Schnauze«, brüllte der wieder, »damit hast du Schwein doch deine konspirativen Briefe geschrieben.« Nie in meinem Leben habe ich politische Briefe geschrieben und konspirative schon garnicht. Bei der ganzen Haussuchung war nichts und garnichts gefunden worden. Der »Chef« wollte einfach meine Schreibmaschine klauen. Vielleicht wollte er sie verkaufen, vielleicht gefiel sie ihm und er wollte sie für sich. Damals kamen mir zum ersten Mal Bedenken über das neue deutsche Recht. Ich dachte, ob an den »Greuelmärchen« nicht doch was Wahres dran sein sollte.

Unterwegs im Auto, durch wohlbekannte Straßen, dachte ich, was kann dir im Auto, mitten in der Stadt passieren? Und sagte zu dem »Chef«: »Das scheint mir eine Verhaftung zu sein. Darf ich fragen warum?« »Das weißt du Schwein besser als wir«, sagte der. Ich sah den Anderen an. Der sagte garnichts. Spuckte nur aus, mir direkt auf den Stiefel. So kam ich in das Hamburger »Stadthaus«, einem früheren Verwaltungsgebäude am Ende des Neuen Wall, Hamburgs vornehmster Geschäftsstraße. Jetzt ist das Haus Gestapo Zentrale. Und im Keller Folterkammer. Bitte sehr, Sie mögen es glauben oder nicht. Hier sind Folterkammern.

Genug und gut. Es lag eine Anzeige gegen mich vor, wegen Devisenschiebungen. Ich solle ein Teil meines Vermögens in fremden Valuten im Ausland angelegt haben. Unsere Firma hat große Geschäfte mit dem Ausland gemacht. Seit über fünfzig Jahren. Seit sie existiert. Natürlich hat es da Devisenüberweisungen hin und her gegeben. Das ist ja selbstverständlich. Aber nie habe ich einen Pfennig privaten Vermögens im Ausland angelegt. Mein Vater hatte immer gesagt: »Ein anständiger Hamburger Kaufmann tut das nicht.« Und so ist es verblieben. Leider, möchte ich heute sagen, denn hätte ich es anders gehalten, brauchte ich jetzt nicht im letzten Hemd hier zu sitzen. Im Übrigen hätte ich das ja ohne unseren Buchhalter und ohne Heckerle garnicht machen können. Ehrlich gesagt, ich hätte garnicht gewusst, wie man das praktisch anfängt. Ich habe mich doch um die Technik der Details niemals gekümmert. Als mein Prozess schließlich zur Verhandlung kam, nach vierzehn Monaten Untersuchungshaft, und was für Untersuchungshaft, hat unser Buchhalter als Zeuge auch so ausgesagt. Das hat ihn dann seine Stellung gekostet und der Mann ist verheiratet und hat zwei Kinder. Und ich habe ihn eigentlich nie besonders behandelt. Für Buchhaltungssachen habe ich mich nie interessiert. Heckerle war nicht zum Prozess als Zeuge erschienen. Warum nicht? Er war gar nicht geladen worden, obwohl mein Anwalt das beantragt hatte. Warum nicht? Weil doch die Anzeige gegen mich von ihm gemacht worden war. Jawohl, von Heckerle. Der seit über dreißig Jahren bei der Firma war. Der alles, was er war, durch die Firma geworden war. Der langjährige Prokurist und Freund der Familie. Mein Gott, ja. Zu großen Gesellschaften hatte mein seliger Vater ihn nicht geladen. Schließlich war er ja nur Prokurist und stand mit dem Fischbesteck auf Kriegsfuß. Aber drei, vier Mal jedes Jahr an Sonntagen, hat er an unserem Tisch gesessen. Und über alles hat man mit ihm gesprochen. Über die intimsten Dinge. Ich weiß noch, das ist jetzt dreißig Jahre her, ich stand damals vor der Matura. Das sagte mir mein Vater: »Komm mal heute Abend ins Büro, Heckerle möchte dich sprechen.«

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