Justin Steinfeld - Ein Mann liest Zeitung

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Der autobiografisch geprägte Roman «Ein Mann liest Zeitung» erzählt die Geschichte des jüdischen Kaufmanns Leonhard Glanz aus Hamburg. Im Exil in der Tschechoslowakei zur Untätigkeit verdammt, verbringt er seine Zeit in Prager Kaffeehäusern mit dem Lesen von Zeitungen. Akribisch verfolgt er das politische Geschehen in der Tagespresse, und doch kann er sein eigenes Schicksal, das ihn in die Emigration trieb, nicht begreifen. Erinnerungen an ein verlorenes Leben, Beobachtungen auf der Straße und Gedanken über das in der Zeitung Gelesene, die oft weit in die Vergangenheit weisen, verbinden sich zu einem dichten Panorama der dreißiger Jahre.
Atmosphärisch und präzise, klug und poetisch fängt Justin Steinfelds einziger Roman den Hexenkessel Europa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ein. Ein großer, erst posthum erschienener Exilroman, der eine unerhörte Erfahrung zur Sprache bringt, die doch so viele traf und trifft: Die Erfahrung, nirgendwo mehr dazuzugehören.

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Elf Uhr vormittags. Und Leonhard Glanz sitzt beim Morgenkaffee. Und es ist ganz egal. Es ist sogar schon Viertel nach.

Ganz egal.

Warum? Ach so, Sie meinen wieso? Leonhard Glanz hat doch gar kein Geschäft mehr. Leonhard Glanz hat doch gar keine Beschäftigung mehr. Hat keine Tätigkeit und nichts zu tun. Leonhard Glanz hat überhaupt nichts mehr. Nicht einmal Geld. Keine Angst. Das Frühstück wird er bezahlen. So viel hat er noch. Für zwei Wochen. Sagen wir mal, für drei Wochen. Wenn keine Mädchen dazwischenkommen, für vier Wochen. Was kosten hier wohl die Mädchen? Sagen wir, fünf Wochen im Höchstfall. Aber ist das Geld? Und dann, nach fünf Wochen und einem Tag? Leonhard Glanz hat nichts mehr. Garnichts. Leonhard Glanz ist ein Emigrant.

Vielleicht, vielleicht wird Leonhard Glanz, der Emigrant, zum ersten Mal in seinem Leben einen Beruf haben. Vielleicht. Wenn es auch vorläufig noch nicht danach aussieht. Kaffeehaussitzen und sonst alles egal Finden ist gewiss kein Beruf. Das wird einen Kampf geben. Da werden die Dinge aufeinander schmettern. Da werden die Trompeten blasen. Da werden sich die Riesen und Drachen in Harnisch werfen, auf in das Giftgas. Mit flatternden Fahnen und einstweilen noch haltender Bügelfalte. C-Dur und fortissimo. Leonhard Glanz hatte einmal eine Freundin, die spielte Klavier. Allegro moderato und so. Sie war blond und die Musik von Mendelssohn. Keine Ahnung hatte sie, was das für eine Rassenschande war. Mendelssohn und dann Leonhard Glanz. Als er sie zuletzt traf, zufällig auf der Straße, kam sie ihm mit hochgerecktem rechten Arm entgegen. Es war peinlich. Nicht zu sehr, weil Leonhard Glanz den »deutschen Gruß« der alten Römer ja nicht erwidern konnte, sondern weil sie – es war im heißen Sommer – eine farbige Seidenbluse trug und unter der Achsel war die Bluse feucht und die Farbe hässlich ausgeschwitzt. »Guten Tag«, sagte Leonhard Glanz, da fiel ihr erst das Rassenschänderische ihres Betragens ein. Der Arm fiel herunter, das eben noch lachende Gesicht zerfiel zu Angst. Sie blickte sich scheu um und ging schnurstracks in das nächste Haus. Es war der Laden der Beerdigungs-Gesellschaft St. Anschar. Pompöse Särge mit Beschlägen aus unechtem Silber standen in der Auslage. Es war das richtige Ende einer Liebschaft mit unechten Silberbeschlägen.

Aber nun endlich die Zeitung. Was liest ein Mann wie Leonhard Glanz zuerst in der Zeitung? Hinten, bei den Annoncen der Stellenmarkt. Allerdings wusste Leonhard Glanz aus nun bereits achttägiger Emigrantenerfahrung, dass ihn dieser Teil der Zeitung eigentlich am allerwenigsten anging. Er machte sich noch nicht strafbar, indem er die Rubrik der »offenen Stellen« las – die Überschrift schien ihm einen übelriechenden, medizinischen Beigeschmack zu haben. Hautkrankheit oder so –, aber er würde sich strafbar machen, wenn er sich um einen freien Arbeitsplatz bewarb. Emigranten dürfen keinen Arbeitsposten annehmen. Zwar gilt im Lande die Bibel. Sie findet mancherlei Auslegung. Je nachdem, ob das Kreuz dominierte, an dem einmal einer gestorben war, der gekommen war, um die Bibel zu erfüllen, oder der Kelch, in dem sein Blut aufgefangen worden war, oder gar die Doppeltafel, – Römisch I bis III und Römisch IV bis X – des Dekalogs jenes Volkes, das angab, besonderer Hüter der Bibel zu sein, dem Leonhard Glanz angehörte, das in dem Lande, aus dem er geflüchtet war, verrecken sollte und deswegen war Leonhard Glanz ja jetzt hier. Vertrieben aus dem Lande, aus der Stadt, aus dem Geschäft, das er doch vom Vater geerbt hatte. Was hat das eigentlich mit der Bibel zu tun? Achso. Ja.

Steht da nicht in der Bibel, dass der Mensch im Schweiß seines Angesichts sein tägliches Brot erwerben soll? Sechs Tage lang. Und nur am siebenten Tag soll er ruhen. Gilt das, oder gilt das nicht? Das gilt. Nur eben für Emigranten gilt es nicht. Gewiss, natürlich. Aber was wollen Sie denn? Hab ich was gesagt? Na, also. Die Bibel ist die Bibel. Und sie gilt auch auch für Emigranten. Darf ein Emigrant etwa morden? Darf er stehlen? Darf er lügen? Darf er falsch Zeugnis sprechen? Darf er begehren seines Nächsten Gut? Er darf es nicht. Die Bibel ist die Bibel.

Herr Glanz, Sie sind doch ein moralischer Mensch. Also was wollen Sie denn? Was haben Sie da auf einmal für merkwürdige Gedanken im Unterbewusstsein? Oder ist das schon gar kein Unterbewusstsein mehr? Das ist schon ein Zwischenbewusstsein. So rebellisches Zeug haben Sie doch früher nicht gedacht. Wie? Wenn man sich an zehn Fingern nachrechnen kann, an welchem Tage man seine Miete nicht wird bezahlen können, kein Frühstück, kein Mittagbrot, kein Abendessen. Was hat das mit der Bibel zu tun? Ich sage Ihnen, die Bibel ist die Bibel. Und was da steht, das steht. Nur der eine Satz da, von der Arbeit, der gilt nicht für Sie, Herr Glanz. Da ist eben eine Ausnahme. Weil Sie ein Emigrant sind, Herr Glanz. Bitte sehr. Tun Sie, was Sie wollen. Gehen Sie spazieren oder sitzen Sie im Kaffeehaus. Lassen Sie sich von der Sonne bescheinen oder werden Sie vom Regen nass. Werden Sie braun im Sommer, brechen Sie ein Bein beim Wintersport. Lesen Sie Bücher oder Zeitungen, spielen Sie Schach oder Billard oder Bridge, füttern Sie die Vögel im Park oder bohren Sie mit den Fingern in der Nase. Alles können Sie tun oder lassen. Nur das bisschen Arbeiten, Herr Glanz, nein, das dürfen Sie nicht.

Die Bibel, die Bibel, die Bibel. Von Emigranten steht nichts in der Bibel. Von der Wirtschaftskrise wird wohl eher etwas drin stehen. Aber von Emigranten? Ich weiß nicht. Übrigens da gibt es einen gelehrten Wunderrabbiner. Ich glaube in Munkacz oder so. Er trägt seidenen Kaftan und einen breiten Hut mit Pelzverbrämung. Vielleicht ist der, den ich meine, auch schon tot. Das macht nichts. Dann hat er sicher einen Sohn oder einen Schwiegersohn, der sein Geschäft geerbt hat. Wie? Geschäft mögen Sie nicht? Sie stoßen sich an dem Wort? Also sagen wir: einbringlichen Beruf. Der also den einbringlichen Beruf nebst der Würde und natürlich auch die Allwissenheit geerbt hat. Also den fragen Sie mal. Und der weise Wunderrabbi wird Ihnen bestimmt sagen und zeigen, was und wo es in der Bibel steht, dass die Emigranten nicht arbeiten dürfen. Nebst dem, was Ben Akiba dazu kommentiert hat und Meir ben Asarjo und der große Rambam. Denn der Wunderrabbi steht auf dem Boden der jeweils gegebenen Tatsachen. Jawohl, werter Herr Emigrant. Tatsache.

Mit dem großen Rabbi Löw, dessen Denkmal der Emigrant am neuen Rathaus gesehen hat, mit dem hat so ein Wunderrabbiner nichts zu tun. Komisch das Denkmal, wenn man in dieser Zeit aus Deutschland kommt. Der große jüdische Rabbiner mit langem Bart als Wahrzeichen vor dem Rathaus einer europäischen Hauptstadt. Wer war das noch? Der Mann, der den Golem besessen hat. Richtig, Paul Wegener hat das mal im Film gemacht. Einen künstlichen Menschen als Hausdiener. Eine billige Arbeitskraft, aber wahrscheinlich war der Anschaffungspreis sehr hoch. Sowas amortisiert sich nie. Die ganze Geschichte soll übrigens gar nicht wahr sein. Die Reste des Golems sollten im Dachspeicher der uralten Synagoge, der Altneuschul, aufbewahrt sein. Aber Egon Erwin Kisch soll da hineingestiegen sein, obwohl die jüdische Gemeinde es verboten hatte, und soll festgestellt haben, dass da nur Dreck und Staub war und gar kein Golem. Komisch, dieser Kisch und überhaupt. Ob der große Rabbi Löw wirklich vom Geheimnis um tot und lebendig wusste? Ob er eine Menschenform aus Lehm richtig lebendig machen konnte? Wahrscheinlich Blödsinn. Schade, dass es damals kein Patentamt gab. Dann wäre doch etwas darüber erhalten. Immerhin dieser Rabbi Löw, mit und ohne legendärem Geheimnis, hat einen irrsinnigen Kaiser in Bezirke des Menschlichen zu lenken gewusst. Das war schon was. Vielleicht war dieser wahnsinnige Kaiser sein Golem. Aber mit dem Wunderrabbi von Munkacz oder so, der eine direkte Telefonleitung zum lieben Gott hat und mit I-H-M jederzeit sprechen kann, über die wortwörtliche Lehre, damit kein Buchstabe um seinen Sinn komme und wenn auch der Geist darüber vom Satan geholt werde, mit diesem Wunderrabbi im seidenen Kaftan und dem gesunden Appetit und dem hohen Ansehen bei den Reichen der Gemeinde und im unnahbaren Respekt bei den Schnorrern, hat das nichts zu tun. Was heißt hier Rabbi Löw? Herr Glanz, Sie sind ein Emigrant. Und ein Emigrant ist ein Schnorrer. Sie sind noch keiner? Nun, Sie werden schon sehen.

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