Justin Steinfeld - Ein Mann liest Zeitung

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Der autobiografisch geprägte Roman «Ein Mann liest Zeitung» erzählt die Geschichte des jüdischen Kaufmanns Leonhard Glanz aus Hamburg. Im Exil in der Tschechoslowakei zur Untätigkeit verdammt, verbringt er seine Zeit in Prager Kaffeehäusern mit dem Lesen von Zeitungen. Akribisch verfolgt er das politische Geschehen in der Tagespresse, und doch kann er sein eigenes Schicksal, das ihn in die Emigration trieb, nicht begreifen. Erinnerungen an ein verlorenes Leben, Beobachtungen auf der Straße und Gedanken über das in der Zeitung Gelesene, die oft weit in die Vergangenheit weisen, verbinden sich zu einem dichten Panorama der dreißiger Jahre.
Atmosphärisch und präzise, klug und poetisch fängt Justin Steinfelds einziger Roman den Hexenkessel Europa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ein. Ein großer, erst posthum erschienener Exilroman, der eine unerhörte Erfahrung zur Sprache bringt, die doch so viele traf und trifft: Die Erfahrung, nirgendwo mehr dazuzugehören.

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I.A.H. Was ist das schon wieder? Internationale Arbeiter Hilfe? Es muss doch alles seine Grenzen haben. Ich bitte Sie, jeder Etat ist einmal erschöpft. Ich kann mich wirklich nicht noch höher engagieren. Tut mir leid. Aber damit sie nicht umsonst gekommen sind. Hier haben Sie fünfzig Pfennig. Aber tragen Sie mich nicht in die Liste ein. Schreiben Sie: N.N. oder so. Bitte sehr.

Den Nazis? Bitte schön, konnte man das wissen? Die kamen doch »getarnt.« Und wusste man es, ich bitte Sie. Konnte man denn ahnen? Ich war immer ein demokratischer Mensch. Ich war schon 1918 Mitglied der Deutsch-Demokratischen Partei gewesen. Damals, als wir aus dem Felde kamen, waren wir alle drin. Die ganze Börse. Ich war immer Demokrat. Und Demokrat sein heißt gerecht sein. Nach links und also auch nach rechts. Entweder oder. Und schließlich war ich Geschäftsmann. Und ein tüchtiger Geschäftsmann muss auch Rückassekuranz abschließen. Für alle Fälle. Das ist sogar Pflicht eines verantwortungsbewussten Kaufmanns. Da kann man doch nicht sagen, dass ich die Nazis unterstützt hätte. Ich habe da einfach so eine Versicherungsprämie bezahlt. Wer konnte denn wissen, dass die Kerle die Prämie nehmen und nachher keine Versicherung anerkennen? Auf solche Schweinerei konnte man doch nicht gefasst sein. Ich nicht. Ich war immer für Anstand und für Demokratie. Nach links, schön, aber auch nach rechts.

Nicht etwas reichlich mehr nach rechts? Ich bitte Sie, was soll man machen? Ich bin kein Bolschewist. Meinen Sie, dass einem die Nazis einen Moment sympathisch waren? Niemals. Aber man dachte, schön, sollen sie ran kommen. In drei Monaten zeigt sich, dass sie auch nichts ändern können. Dann ist der Rummel aus. Schutz des Privateigentums hatten sie doch gesagt. Konnte ich wissen, dass sie mir alles wegnehmen würden? Schlimmer hätten es die Bolschewisten ja auch nicht treiben können. Juda – verrecke! Na, wer hat das ernst genommen. Wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. So haben wir alle gedacht. Kann man einfach die Juden in Deutschland aus dem Wirtschaftsprozess ausschalten? Das kann man nicht, haben wir alle gedacht. Wie konnte man denn ahnen? Brechung der Zinsknechtschaft. Sehen Sie, das hat einem doch eingeleuchtet. Die Banken waren flüssig. Bares Geld war genug da. Aber brauchte man mal etwas für ein paar Tage, musste man Gott weiß was an Zinsen zahlen. Die Banken machten doch mit einem, was sie wollten. Schön, habe ich mir gesagt, lass sie auf der Straße rufen: Juda verrecke! Ich hör garnicht hin, wenn wir einen normalen Bankdiskont kriegen, der nicht nur auf dem Papier steht. Lauter Lüge. Banditen, sage ich Ihnen. Gangster. Notorische Verbrecher. Und die Welt schaut zu.

Da hatte ich einen Prokuristen. Heckerle heißt er. Der ist schon ewig bei unserer Firma. Als er fünfundzwanzig Jahre da war, bekam er eine wunderbare, goldene Uhr und die Prokura. Damals lebte mein Vater noch. Heckerle war ein tüchtiger, und ich sage Ihnen, ein anständiger Mensch. Sonst hätte doch mein seliger Vater ihm niemals Prokura erteilt. Und was ist er jetzt? Der größte Lump von der Welt.

Dass ich jetzt hier sitze, ohne einen roten Groschen, dass ich hier nach der Zeitung Stellung suche, wo ich doch genau weiß, dass es gar keinen Sinn hat, aber man muss doch wie, man kann ja nie wissen. Dass ich hier im Kaffeehaus herumsitze, anstatt etwas Vernünftiges zu tun. Draußen regnet es. Soll ich etwas spazieren gehen? Irgendwo muss der Mensch doch sein. Sehen Sie, alles das verdanke ich dem Heckerle. Ich selbst habe mit ihm eigentlich nie so recht freundschaftlich gestanden. Aber mein seliger Vater hat auf ihn geschworen. Wissen Sie, der Mann trug einen Schnurrbart und ich habe Männer mit Schnurrbart nie recht leiden können. Vor dem Krieg trug er einen langen Schnurrbart, mit hochgebogenen Spitzen. Ich erinnere mich noch ganz genau. Das war damals so eine Mode. Wegen des Kaisers. Unter dem hätte übrigens sowas nie passieren können. Der Mann hat auch seine Fehler gehabt. Gewiss. Man hat das damals nicht so gesehen. Aber solche Zustände wie jetzt? Ausgeschlossen. Bei der Freundschaft mit Ballin. Jedesmal, wenn der Kaiser zum Rennen nach Hamburg kam, hat er bei Ballin gefrühstückt. Der Kaiser saß da, so mir nichts-dir nichts, auf der Fensterbank und Ballin stand vor ihm und der Kaiser lachte, dass er sich die Schenkel klopfte. Unten standen die Menschen und sagten: Jetzt erzählt er ihm von dem großartigen Aufschwung der Hapag und der Kaiser freut sich. Und sie riefen: Hurrah! In Wirklichkeit hatte er ihm den neuesten jüdischen Witz erzählt. Ich weiß das genau. Von meinem seligen Vater, der hat doch den Ballin persönlich gekannt.

Was wollte ich doch sagen? Ja, der Heckerle. Nach dem Krieg ging er eine Zeitlang mit kurzem englischen Schnurrbart. Und dann ließ er ihn wieder lang wachsen. Kann sein, wegen Hindenburg, was weiß ich. Dabei war Heckerle nie politisch. Außer damals, zu Anfang der Inflationszeit. Weil doch damals jedesmal die Mark runter ging, wenn Clémenceau oder Poincaré am Sonntag eine Rede bei einer Denkmalsenthüllung und so gehalten haben. Jedesmal, wenn Clémenceau am Sonntag drohte, dass man Deutschland doch noch zerschmettern würde, war am Montag von der Mark ein Stück weg. Und Heckerle konnte ausrechnen, dass man die Devisen, die man bei der Reichsbank auf drei Monate Termin gekauft hatte, beinahe geschenkt bekam. Dabei war der Mann im Grunde patriotisch. Aber Stinnes war ja auch patriotisch und hat doch Millionen an der Marktpleite verdient. Aber wie gesagt, Heckerle war unpolitisch, ganz und gar. Manchmal habe ich mit ihm über dies und das politisch zu reden versucht. Wir saßen uns doch am Schreibtisch gegenüber. Jahre lang. Da redet man doch mal. Aber wie gesagt, es interessierte ihn nicht. »Was kann man damit anfangen«, sagte er, »wenn wir hundert tons Mixed-Mais gehandelt haben, dann weiß ich, was wir verdient haben. Aber Kommunisten und Nationalsozialisten und so … Meschugge.« Jawohl. Meschugge, sagte der Mann, obwohl er ein Arier ist, ein hundertprozentiger. Aber ich sage Ihnen, wenn die Juden so wären, wie die drüben sagen, dass sie sind, dann ist dieser Mann ein Jude. Einer? Zehn. »Heckerle«, sage ich, »die Dinge in der Sowjet-Union sollten doch zu denken geben.« »Sowjet-Union«, sagt er »existiert für mich garnicht. Man kann ja mit den Leuten gar nicht handeln. Die Industrie macht ja Geschäfte mit ihnen, und es heißt, sie sollen da tadellos abwickeln. Sogar ihre Wechsel lösen sie prompt ein. Na ja. Das ist ja kein Kunststück, wenn man im Inneren Millionen einfach verhungern lässt. Aber können Sie mit den Leuten eine Tonne Mais handeln, oder Gerste? Und was waren das früher für Geschäfte.«

Sehen Sie, so war dieser Mann. Er stammte aus ganz kleinen Verhältnissen. Die Eltern hatten eine kleine Wäscherei, ich glaube die Mutter hat selbst gewaschen. Als Heckerle als Lehrling zu uns kam, konnte er noch nicht einmal mit Messer und Gabel umgehen. Mein seliger Vater hat mir das erzählt. Und dann hat er es bis zum Prokuristen gebracht. Als mein Vater starb, meinte Heckerle, ich würde ihn zum Mitinhaber machen. Er hat mir nie ein Wort davon gesagt, so hinten herum hat man mir das zugetragen. Mit dem Expedienten hat er darüber geredet und mit dem Buchhalter. Aber vor mir kroch er. Genau wie er vor meinem Vater gekrochen hatte. Jawohl, Herr Glanz. Gewiss, Herr Glanz. Und jedesmal, wenn man aus dem Kontor ging, lief der Mann mit bis zum Ausgang und machte einem die Tür auf. Vielleicht hätte ich ihn wirklich damals zum Mitinhaber gemacht, wenn er einmal mit mir vernünftig darüber gesprochen hätte. Aber der Mann war doch ein Kriecher und unsere Firma eine erste Aufgabe an der Börse. Wissen Sie, da haben wir den alten Sloman an der Börse, von der Sloman Reederei. Der Mann hatte sich geweigert, im Rathaus zum offiziellen Kaiser-Diner zu erscheinen, weil man ihm gesagt hatte, er solle weiße Glacéhandschuhe anziehen. Der alte Sloman meinte, Handschuhe trüge er nur im Winter und auf der Straße, und wenn der Kaiser ihn nicht ohne Handschuhe begrüßen wolle, dann solle er es bleiben lassen. So waren diese Hamburger Kaufleute. Und dann dieser Heckerle.

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