Justin Steinfeld - Ein Mann liest Zeitung

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Der autobiografisch geprägte Roman «Ein Mann liest Zeitung» erzählt die Geschichte des jüdischen Kaufmanns Leonhard Glanz aus Hamburg. Im Exil in der Tschechoslowakei zur Untätigkeit verdammt, verbringt er seine Zeit in Prager Kaffeehäusern mit dem Lesen von Zeitungen. Akribisch verfolgt er das politische Geschehen in der Tagespresse, und doch kann er sein eigenes Schicksal, das ihn in die Emigration trieb, nicht begreifen. Erinnerungen an ein verlorenes Leben, Beobachtungen auf der Straße und Gedanken über das in der Zeitung Gelesene, die oft weit in die Vergangenheit weisen, verbinden sich zu einem dichten Panorama der dreißiger Jahre.
Atmosphärisch und präzise, klug und poetisch fängt Justin Steinfelds einziger Roman den Hexenkessel Europa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ein. Ein großer, erst posthum erschienener Exilroman, der eine unerhörte Erfahrung zur Sprache bringt, die doch so viele traf und trifft: Die Erfahrung, nirgendwo mehr dazuzugehören.

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Hermann Hutt geht wieder nach Hause. Aber nicht ruhig. Er hat schrecklichen Hunger. Wie immer, wenn er aufgeregt ist. Er isst Schweinskotelett mit grünen Bohnen. Das ist ihm nicht genug. Er lässt sich ein Beefsteak braten. Das isst er, ohne etwas dazu, nur mit sehr viel Senf. Er kann nicht begreifen, dass er wehrlos sein soll. Ein deutscher Mann gegen einen Amerikaner.

Dieser Helmut Hirsch soll erst 21 Jahre alt sein, sagen sie. Beinahe noch ein Junge. Das ist eine besondere Art. Hermann Hutt hat da die Vision, dass ihr Blut heller sei, als bei den älteren, völlig Erwachsenen. Als Fachmann würde er das bestätigen und er ist doch wahrscheinlich der Fachmann mit der größten Erfahrung auf der Welt. (Außer vielleicht in China, wo sie mit dem Schwert enthaupten. Gleich, wo sie einen erwischen. Manchmal mitten auf der Straße. Das ist nicht gut. Das ist gemeines Handwerk. Das ist keine Feier. Kein Rausch und keine Hochzeit.)

Und da will ihn dieser Fremde, dieser jüdische Indianer, um sein Fest bringen? Aber der Führer wird solche Eingriffe nicht dulden. Er aber, Hermann Hutt, kann garnichts machen, als nur in dem Sessel sitzen und in sich hinein giften. Ihm ist zu Mute wie einem, der langsam am Rost gebraten wird.

»Draußen ist die Frau vom Standartenführer Künneke und will ein halbes Kilo Fett haben«, kommt der Geselle in die Stube.

»Na, was geht das mich an?«

»Sie hatte nach der Fettkarte aber nur noch ein Viertel Kilo zu kriegen.«

»Wenn es aber die Frau Künneke ist?«

»Das habe ich auch gedacht. Aber es kann durchaus sein, dass das eine Falle ist. Und dann kommt eine Anzeige. Was weiß man denn heutzutage?«

Ja, was weiß man heutzutage? Da hängt die Existenz vielleicht davon ab, ob man einer Frau Standartenführerin ein Viertel Kilo Fett gibt, oder nicht. Und wenn man es ihr nicht gibt und beruft sich auf das allgemeine Wohl, dann beschwert sie sich vielleicht bei ihrem Mann und später bekommt man irgendeinen Stunk. Solche Sachen auch noch.

(»Ja, was stehen Sie denn da, sagen Sie doch lieber, was man machen soll«, herrscht er den Gesellen an. Aber der weiß doch nicht. Darum fragte er gerade.)

»Geben Sie es ihr. Geben Sie es ihr nicht. Machen Sie, was Sie wollen.«

»Aber auf Ihre Verantwortung.«

Natürlich auf seine Verantwortung. Alle haben es auf ihn abgesehen. (Da liegt auch noch die blödsinnige Zeitung, mit der das ganze Elend anfing. Die Menschen trampeln auf ihm herum. Und er trampelt auf der Zeitung herum.) Das ist ja nicht zum Aushalten. Am liebsten möchte er weinen. Draußen geht gerade die Frau Künneke aus dem Laden. Sie bedankt sich beim Gesellen und gibt ihm sogar die Hand. Vielleicht wird doch noch alles gut. Der Führer wird diesem Amerikaner sagen, er solle sich zum Teufel scheren. Und Hermann Hutt erhält sein Recht. Den Mann unterm Beil für das Herz und das Geld für den Hass und die Rache.

Wirklich, das ist auch des Führers Ansicht, dass sich dieser Amerikaner zum Teufel scheren möge. Erstens, dieser Mann hat die Hand gegen ihn, den Führer erheben wollen. Zweitens, dieser Mann ist ein Judenlümmel und kein Amerikaner. Ebenso wenig, wie ein Jude Deutscher sein kann, kann er Amerikaner oder sonstwas sein, sondern nur ein Jude. Wenn das die Welt noch nicht begriffen hat, so ist es höchste Zeit, dass dieselbe es begreifen zu lernen alsbald in den Stand gesetzt werde. Drittens kann eine derartige provokatorische Einmischung weder in das deutsche Recht, das hier gesprochen hat, noch in die deutsche Souveränität, die innerhalb der Reichsgrenzen von jedermann, sei er wer er sei oder auch nicht sei, zu respektieren, geduldet werden …

So ist des Führers Meinung. Der sich der Ministerpräsident und General Göring vollinhaltlich anschließt. Der General begreift überhaupt nicht, warum man um ein solches Arschloch so viel Worte macht.

Der Minister und Doktor Goebbels kann nicht umhin, auf die öffentliche Meinung des Auslandes hinzuweisen. Der deutschen Presse hat er in dieser Sache weise Zurückhaltung auferlegt. Im Ausland hat sich einmal wieder die Ansicht gebildet: »Sie werden es nicht wagen.« Worauf man nur mit einem Lacher erwidern kann. Das ist schon oft die Meinung des Auslandes gewesen. Dann haben sie es gewagt. Und nichts ist geschehen. (Wer wagt, gewinnt zwar nicht immer, denn was ist mit so einem jüdischen Kopp denn schon zu gewinnen. Aber zu verlieren ist schließlich auch nichts.)

Nur der Reichsbankpräsident und Finanzchef Dr. Hjalmar Schacht hat Bedenken. Eine amerikanische Anleihe bekäme man im Augenblick so und so nicht. Nicht, weil Wallstreet nicht wolle, sondern weil sie im Augenblick garnicht könne. (Aber man habe drüben die öffentliche Meinung mit der Sache des Kardinals und mit dem La Guardia genugsam belastet.) Die heute abgelehnte Anleihe kann aber zu einer zugesagten von morgen werden.

(Wenn die Sache in Spanien jetzt richtig klappt, brauchen wir die Amerikaner überhaupt nicht mehr. Dann kriegen wir genug Erz, Eisen, Kupfer und alles, was wir wollen. Ist die Meinung des Generals. Werden wir bekommen?, bedenkt der Finanzmann. Hat nicht die London-City in Rio Tinto und anderweitig die Hand drin? Und kann sich die Hand von London-City nicht eines Tages da stärker erweisen, als die Abmachung mit der Deutschen Metall Aktiengesellschaft? Und wenn Herr von Schröder und Schröder-London die Sache dann nicht biegen können?)

So wird die Sache doch wohl zu kompliziert. Wegen eines Judenlümmels (der den Führer ermorden wollte) wird ja nicht die (ganze) internationale haute-finance (und Industrie) mobilgemacht. So bläst man keine Luftballons auf. Der Fall steht nicht weiter zur Erörterung. Der Amerikaner bekommt eine höfliche, eine sehr höfliche, aber bestimmte Ablehnung. Und fertig.

Der Schlächtermeister und Scharfrichter Hermann Hutt wird seinen Mann bekommen. Er hat es garnicht nötig, sich so aufzuregen, dass er so viel essen und Natron nehmen muss. Dass er nachts nicht schlafen kann und lotterig angezogen, mit offenem Kragen und ohne Schlips, mit Paletot und ohne Hut, durch die Straßen strolcht, durch Bordelle tost, dort baumwollene Handlungsgehilfen frei hält, damit sie seinem heiseren Grölen als Gesang applaudieren, und in spätester Nachtstunde vor einem Zeitungsgebäude herumlungert, um das erste Exemplar zu erstehen und nachzusehen, ob da etwas zum Fall Helmut Hirsch steht. Um Häuserblocks kreist er, so, wie seine Gedanken lustmörderisch kreisen. Könnte er sie aussprechen, welche grässliche Qual täte sich auf. Gespenstischer noch, als seine aschfahle, verlotterte Erscheinung, aus der ein aufgedunsenes Gesicht manchmal grinst und manchmal schamlos weint. Da steht er, im Schein der Laterne, an den eisernen Pfahl gelehnt, mit flatterndem Blick und fiebernden Händen die nassen, nach Petroleum riechenden Zeitungsseiten durchsuchend (eine Parodie des heiligen Sebastian). Und auch das ist, auch so ist ein Mensch, wenn die Schändlichkeit der Welt ihn dazu macht. Und nun kommt da ein humpelnder Verlumpter und bettelt ihn an. Dabei ballt er die Hand zur eisernen Faust und schlägt sie dem Bettler mitten ins Gesicht. Der fällt um und bleibt liegen. Hermann Hutts Gespenst aber trollt sich stolpernd nach Hause. Denn wieder stand nichts in der Zeitung.

Den Mann und das Geld, das Geld und den Mann, das Geld den Mann, den Mann, den Mann, das Geld.

Mal kriechen die Stunden, mal stolpern sie, mal sind sie weg (hast du nicht gesehen). Eines Nachts kommt Hutt nach Hause, Hass im Hirn und mörderische Vorstellungen und Dunst vom Alkoholfusel. Eine Salamiwurst nimmt er aus dem Laden mit. Schneidet mit dem Taschenmesser grobe Klötze ab und schlingt die schmatzend herunter. Dabei fängt er an, sich im Wohnzimmer auszukleiden. Erst das Jackett und dann die Weste, die mitten im Zimmer auf dem Boden liegen bleiben. Dann den einen Stiefel, den hält er in der Hand und weiß nicht, was er will. Soll er den Stiefel in die Lampe schmeißen? Da fällt sein Blick auf einen Fleck auf dem Schreibtisch. Ein viereckiger Fleck. Ein geschlossenes Telegramm. Er kann es nicht aufmachen, der Stiefel ist dazwischen. Verdammter Stiefel. Jetzt reißt er’s auf. Das Telegramm. Das Telegramm. Er fängt an zu tanzen, rund um den Ledersessel. Mit einem gestiefelten Fuß und einem in der wollenen Socke mit einem Loch an der Hacke. Morgen früh muss er fahren. Nein, es ist ja schon morgen. Heute früh muss er reisen. Und am nächsten früh um sechs Uhr wird Helmut Hirschs Hinrichtung sein. Ein Bär tanzt um den Sessel, immer ein harter und ein dumpfer Tritt. Ein Bär, mit einem Beil in den Tatzen. Er hat seinen Mann und er kriegt sein Geld. Und der Tanzbär frisst das letzte, große Stück Salamiwurst auch noch auf

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