Justin Steinfeld - Ein Mann liest Zeitung

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Der autobiografisch geprägte Roman «Ein Mann liest Zeitung» erzählt die Geschichte des jüdischen Kaufmanns Leonhard Glanz aus Hamburg. Im Exil in der Tschechoslowakei zur Untätigkeit verdammt, verbringt er seine Zeit in Prager Kaffeehäusern mit dem Lesen von Zeitungen. Akribisch verfolgt er das politische Geschehen in der Tagespresse, und doch kann er sein eigenes Schicksal, das ihn in die Emigration trieb, nicht begreifen. Erinnerungen an ein verlorenes Leben, Beobachtungen auf der Straße und Gedanken über das in der Zeitung Gelesene, die oft weit in die Vergangenheit weisen, verbinden sich zu einem dichten Panorama der dreißiger Jahre.
Atmosphärisch und präzise, klug und poetisch fängt Justin Steinfelds einziger Roman den Hexenkessel Europa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ein. Ein großer, erst posthum erschienener Exilroman, der eine unerhörte Erfahrung zur Sprache bringt, die doch so viele traf und trifft: Die Erfahrung, nirgendwo mehr dazuzugehören.

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1) Es sind offenbare Fälle von Selbstverstümmelung festgestellt worden.

2) Es ist festgestellt worden, dass Soldaten Verbände getragen haben, obwohl sie in Wirklichkeit garnicht verwundet waren.

3) Es ist festgestellt worden, dass wirklich Verletzte von Leuten begleitet werden, die dazu keineswegs beauftragt waren und selbständig solche Gelegenheiten ausnutzten, um sich aus der Feuerlinie zu entfernen.

Weiter wird da stehen, dass der General zur Abstellung solcher Missstände höchst drakonische Maßnahmen anordnet, zum Beispiel: sofortiges Erschießen im Fall der Selbstverstümmelung. Der General wird nicht unterlassen zu bemerken, dass die »gerechte Strafe« des Erschießens an Selbstverstümmlern bereits in fünf Fällen vollzogen worden sei.

Womit, wenn man die wichtigtuerischen Randbemerkungen weglässt, bewiesen wäre, dass die italienischen »Freiwilligen« auf der Seite des spanischen, ordentragenden Generals Franco gar keine Freiwilligen sind, sondern für Interessen, die nicht die ihren sind, in den Krieg kommandierte, arme Soldaten, die einen Finger oder mehr drangeben, um nur dem Gemetzel zu entgehen, der Chance, als Kämpfer gegen Recht und Freiheit totgeschossen zu werden. Dass aber, wie in der großen Zeit, der Hauptfeind einmal wieder hinten steht, mit »gerechter Strafe« des Erschießens für alle, die ihr Leben lieben, und nicht wissen, wofür sie es wagen sollten.

Aber das kennen wir doch längst. Es braucht kein Buch in Weiß zu kommen, um uns so bekannte Dinge zu erzählen. Auch dass die neuen Römer keine Kriegshelden sind, erfährt die Welt nicht zum ersten Mal. Und das, was sie nun eigentlich sympathisch macht, das eben will Mussolini, der Duce, nicht, dass im Wege über das Weißbuch sich etwa in Italien selber etwas darüber herumspräche. Denn daheim wird so getan als ob, … als ob zum Beispiel immerfort gesiegt würde.

Und das Nichtinterventionskomitee des Völkerbundes tut so, als ob ein mit dem Todesstrafenkommando hinter sich an die Front geschleifter Söldner als Landsknecht des internationalen Faschismus, gleich sei einem Vorkämpfer der für Spaniens Freiheit kämpfenden, internationalen Brigade.

Leonhard Glanz, verknautschter Mann, dessen Gedanken jetzt anfangen, gleich noch unbeholfenen Schmetterlingen aus den Puppen auszuschlüpfen, fällt dir bei diesen Betrachtungen eines zeitverschwendenden Zeitungslesers gar nichts ein, was dich angehen könnte? Nichts, als nur zu moralischer Entrüstung antreibendes Erstaunen? Und wenn du nun gar im Zorn mit der Hand auf den Tisch schlagen wirst, dass die drei Gläser mit dem schon lauwarm gewordenen Wasser, die ein vorsorglicher Piccolo dir hinstellte, auf den Nickelteller überpantschen, was dann? Was ist geholfen, geändert, wenn der in Ewigkeiten gerichtete, Hilfe heischende Blick an der nächsten Wand lange hängen bleiben wird? Was ist, um deinen schönen, großen Hass? Gar nicht zu gebrauchen? Nichts noch fällt dir ein? Du hier oben. Ohne Arbeit und Beschäftigung. Und da unten alle Mann an der Front für die Freiheit. Na? Fällt dir garnichts ein? Nein. Noch nicht. Nichts, was uns veranlassen könnte, die Harfe zu schlagen und die Zimbeln oder etwas ortsangepasster, Beifall zu trampeln. Nichts fällt dir ein, was uns veranlassen könnte, dieses Buch jetzt und hier in die nächste Ecke zu hauen und zu sagen: Gut und sehr gut. Und der Rest interessierte weder Schreiber noch Leser. – Vorläufig tust auch du nur so, als ob mit dir etwas Ordentliches los wäre, vorläufig bist auch du nur ein Als-Ob-Mann. Wie sollte es anders sein in dieser Zivilisation des Als-Ob, in der du keine Ausnahme bist, sondern ein Durchschnittstyp. Ein wenig mehr erscheinen, als man ist? Bitte. Warum nicht. Vielleicht wirst du morgen sein, was du heute zu sein vorgibst. Der eine möchte gerne Box-Weltmeister im Schwergewicht sein. Oder Napoleon. Oder Diktator des Weltmarktpreises für Zahnstocher in Zellophanpackung. Oder lieber Gott. Die Ideale sind unterschiedlich. Aber diese Existenz im Als-Ob, das ist schlimm. Das ist böse. Das ist Barbarei. Das treibt nicht welchen Zielen zu, das stösst hinab. In die falsche Genügsamkeit, in die Lebensverlogenheit. Talmi als Wertmesser alles Menschlichen. Der Mensch, nicht mehr im Dasein vom Schicksal geformt, getrieben, gehämmert, gehärtet, gefeilt und als Präzisionsarbeit vollendet. Der Typ, fix und fertig gestanzt, als ob das ein Mensch sei.

Wie viele Bücher, Leonhard Glanz, hast du gelesen? Wirklich gelesen, nicht auf Eisenbahnfahrten mit ihnen die Zeit totgeschlagen. Was stand denn eigentlich in den Büchern? Richtig, richtig. Wozu braucht ein gestanzter Mensch überhaupt Bücher zu lesen? Er liest auf sechs Zeilen, was ein Anderer über das Buch in die Zeitung schreibt, dann weiß er genügend Bescheid, um mitzureden. Hauptsache, dass man über ein Buch reden kann, als ob man es gelesen hätte.

Da geht ein Fotograf hin und macht von einem Haufen Schotter aus der Froschperspektive eine Aufnahme, dass das fertige Foto mit Licht und Schlagschatten nachher wie eine Kreuzung des Popokatépetl mit einem Schachbrett aussieht. Und nun steht ihr vor diesem Stückchen stibitzter Natur auf Bromsilberpapier, du, und der Fotograf, und das ganze gestanzte Publikum und staunt den gelungenen Trick an, als ob da ein Kunstwerk sei. Und der kleine Techniker von einem Fotografen hält sich für einen Rembrandt, obgleich er noch nicht einmal eine Ahnung hat, was Lovis Corinth eigentlich ist. Ist, lieber Freund. Nicht wer das war. Darüber hast du ja gelesen. Was das ist!

Wohin gehen Sie heute Abend? Ins Konzert? Was ist denn da heute? Beethovens Siebente? Ach so, Beethoven. Ich gehe immer zu Furtwängler. Furtwängler ist, was früher Nikisch war und bei Nikisch war schon meine selige Mutter abonniert. Wieso müssen Sie aber ausgerechnet heute ins Konzert gehen? Wissen Sie, ich habe einen so wunderbaren Grammophonapparat zu Hause. Mit elektrischem Antrieb. Da hab ich eine Giannini-Platte. Ich sage Ihnen, genau als ob die Giannini im Nebenzimmer steht und singt. Wie die Schumann-Heink, als ich noch jung war. Wollen Sie nicht? Radio haben Sie selbst alle Tage? Was Sie für ein komischer Mensch sind.

Als ob. Als ob. Als ob. Als ob das noch Menschen seien. Als ob das noch Persönlichkeiten wären. Als ob sie noch eine Seele hätten. Als ob sie noch vom Geist getragen würden. Als ob sie noch sich des Verstandes bedienten. Als ob sie noch für oder wider Gott kämpften, ihn anbeteten oder ihn herunterholten vom Piedestal, um selbst eine bessere Welt schaffen zu helfen. Als ob sie noch weinen könnten um alle die Sachen, die schmählich vertan sind. Als ob sie noch jubilieren könnten, ob einer Rose, die aufgeblüht ist, oder einer Fabrikbelegschaft, die nach sechs Wochen schweren Streiks sich eine Lohnerhöhung erkämpfte. (Ich bitte Sie, das mit der Rose war so hübsch und nun kommen Sie gleich wieder mit so sozialistischen Bemerkungen.) Als ob, als ob, als ob.

Serienware. Gestanztes Blech. Rasierklingen vom laufenden Band. Gepresste Knöpfe aus Bakelit. Messingschrauben, Groß für Groß. Genormte Schränke, die Wäsche links, die Kleider rechts. Anzüge von der Stange mit auswattierten Schultern, sieben komma fünf Zentimeter, Pariser Mode, alles schottisch, der Popo wird in diesem Jahre vorne getragen. Achtung: Auf die Kalorien kommt es an. Achtung: Auf die Vitamine kommt es an. Die Volksschule, die Mittelschule, die Hochschule, je nach Portemonnaie. Liefern den Jahrgang fix und fertig. Das brauchen Sie nicht zu wissen, das wird im Examen nicht gefragt. Dass da auch nicht. Aber dieses, das kommt bestimmt dran. Fix und fertig, der genormte Mensch. A, Klassiker und fremde Sprachen. B, Rechnen und Radiobasteln. C, Kunst und Fußballregeln.

Ich bin der Mensch des Als-Ob. Ich habe keine Weltanschauung. Ich tue auch nicht, als hätte ich eine, und hoffe auch nicht, dass sie mir schon nachwachsen wird. Ich habe die Spielregeln, als ob ich eine Weltanschauung hätte. Ich bin ein nationaler Guatemalteke. Guatemala, erwache! Madagaskar, erwache! Andorra, erwache! Bravo, die Nationalhymne. Warum nehmen Sie den Hut nicht ab? Sie wussten das nicht? Sie kennen die Nationalhymne von Honduras nicht?

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