Justin Steinfeld - Ein Mann liest Zeitung

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Der autobiografisch geprägte Roman «Ein Mann liest Zeitung» erzählt die Geschichte des jüdischen Kaufmanns Leonhard Glanz aus Hamburg. Im Exil in der Tschechoslowakei zur Untätigkeit verdammt, verbringt er seine Zeit in Prager Kaffeehäusern mit dem Lesen von Zeitungen. Akribisch verfolgt er das politische Geschehen in der Tagespresse, und doch kann er sein eigenes Schicksal, das ihn in die Emigration trieb, nicht begreifen. Erinnerungen an ein verlorenes Leben, Beobachtungen auf der Straße und Gedanken über das in der Zeitung Gelesene, die oft weit in die Vergangenheit weisen, verbinden sich zu einem dichten Panorama der dreißiger Jahre.
Atmosphärisch und präzise, klug und poetisch fängt Justin Steinfelds einziger Roman den Hexenkessel Europa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ein. Ein großer, erst posthum erschienener Exilroman, der eine unerhörte Erfahrung zur Sprache bringt, die doch so viele traf und trifft: Die Erfahrung, nirgendwo mehr dazuzugehören.

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Das Geschäft ging nie sonderlich gut. Und die anderen Verdienste waren oft so gering, dass man sie als nennenswerte Einnahme nicht rechnen konnte. Jetzt, im neuen Deutschland, hatte sich das Geschäft ja etwas gehoben, der Sturmbannführer hatte etliche Anweisungen gegeben, bei Hutt zu kaufen. (Schließlich war er doch ein alter Kämpfer.) Aber so sehr hatte sich das Geschäft wieder nicht gehoben. Wenn Hermann Hutt sich den bequemen Ledersessel hat kaufen können, wenn er jetzt, statt der bröckeligen Zigarren aus Pfälzer Tabak, Hamburger Brasilzigarren rauchen konnte, so verdankte er es anderen Einnahmen. Die waren unter dem neuerwachten, deutschen Geist beträchtlich, das musste man schon sagen. (Zumeist betrugen sie mehr, als die Verdienste aus der Schlächterei.)

Draußen im Hof bellt der Hund. Gewiss wird der Lehrling draußen sein, der kann den Hund nicht in Ruhe lassen. Was hat er auf dem Hof zu tun? Und warum lässt er den Hund nicht in Ruhe? Der Lehrling ist überhaupt nicht gut zu dem Hund. Das darf man nicht dulden. Hermann Hutt ist seit vielen Jahren Mitglied des Tierschutzvereins. Er kann keinem Tier was zu Leide tun. Es gibt Menschen, die schlagen Fliegen so mit der Klatsche tot. Gewiss, Fliegen sind ein unangenehmes Geschmeiß. Im Sommer schwirren und wimmeln sie um jedes Stück Fleisch im Laden. Man muss Gazeüberzüge um das Fleisch tun. Aber Fliegen wollen ja auch leben.

Da ist nicht weiter verwunderlich, dass ein Schlächtermeister Mitglied des Tierschutzvereins ist. Das kann ursächliche Zusammenhänge haben. Gerade weil er von Berufes wegen Tiere töten muss. Wer weiß denn, wie er zu dem Beruf gekommen? Hat er sich ihn ausgesucht? Keineswegs. Sein Vater war schon Schlächtermeister gewesen. In eben diesem Laden. Sogar die grüne Plüschgarnitur stammte noch von Hermanns Eltern her. Er wurde Schlächter, so wie er eines Tages die Wohnungseinrichtung auch erbte. Und so, wie er auch den anderen Beruf mit den Nebenverdiensten mit übernahm. Als Gehilfe war er ja etliche Male mit gewesen, obwohl früher (und auch unter dem Kaiser) nicht viel Gelegenheit war.

Indessen kommt man doch nicht umhin, zu denken, dass dieses Mitglied des Tierschutzvereins, schon unzählige Tiere getötet hatte. Geschlachtet, ausgeweidet, zerlegt, mit bluttriefenden Händen und Armen bis zu den Ellenbogen hinauf. Und mochte keine Motte zerklatschen. Trennte er vorsorglich das berufliche von dem privaten Leben, dass er, wenn er Hände und Arme mit Schmierseife gewaschen, mit der Bürste geschrubbt hatte, den Schlächterkittel weggehängt und das dunkelblaue, zweireihige Jackett angezogen hatte, er ein anderer Mann war, mit Sehnsüchten und Gefühlen? Oder war er einfach, als ein anderer Mensch, ein Mann der Sachlichkeit? Mitglied des Tierschutzvereins, eben gerade, weil er Schlächter war. Einer fetten Kuh die Maske aufsetzen, mit einem einzigen treffsicheren Schlag den Bolzen ins Gehirn treiben, dass sie bewusstlos zur Seite umsackt, eigentlich schon aus dem Leben herausgenommen, und die in die Luft tretende Beine machen nur noch Reflexbewegungen, sodass der wirkliche Akt des Schlachtens sozusagen schon am Fleisch geschieht, an einer Sache die kein Wesen mehr ist, alles das ist eine korrekte, berufsmäßige Angelegenheit. Aber einen Schmetterling fangen und ihm die Flügel ausreißen, das ist Tierquälerei. Was sein muss, muss sein. Und was nicht sein soll, soll auch nicht sein. Die Innung der Schlächtermeister legt größten Wert darauf, dass mit den modernsten Werkzeugen und auf humane Art geschlachtet wird.

Human? Humanität? Humanismus? Geht das nicht die Menschen an? Wieso? Was? Hier wird auf humane Weise geschlachtet. Wieso den Menschen? Was wollen Sie damit sagen? Die Leute, die den Schlächtermeister Hutt immer so komisch ansehen. Die Pg-Kundschaft, die früher garnicht gekommen war. Und sie kam jetzt nur auf Befehl, besonders die Frauen. Nur ein paar Kerle kamen und klopften dem Meister auf die Schulter. Kerle waren das, die als brutale Schläger bekannt waren. Hermann Hutt wollte mit ihnen nichts zu tun haben. Immer seltener kam er in den Laden, er wollte sich von diesen Kerlen, mit dem breiten, vorgeschobenen Unterkinn nicht auf die Schulter klopfen lassen. Von denen nicht. Aber manchmal fragten sie nach ihm. Dann musste der Geselle ihn aus der Stube herausholen. Manchmal sagte der Geselle auch »Hutt ist verreist«. Er sagte nicht: der Meister, oder Herr Hutt. Dann grinsten die mit dem vorgeschobenen Kinn, mit den Schädeln, die unten breiter waren als oben, so wie Schweinsköpfe. Manchmal johlten sie dann auch und riefen »bravo« und »wacker, wacker!« und »Heil Hitler!«

An diesem ganz gewöhnlichen Tag, an dem die Stunden in die Zeit träufelten, für einen, der in seiner Stube sitzt, inmitten all der altgewohnten Dinge, von denen fast nie etwas fortkam, denn außer dem neuen Klubsessel wurde nur der alte Schreibtisch benutzt, um die Rechnungen für faule Kunden auszuschreiben und um die Bücher für die Steuerbehörden zu führen – das war übrigens so ein Sonderkapitel mit der Steuer. Die Geschäftsbücher waren tadellos in Ordnung. Sauber geschrieben mit einer Schrift, die beim einfachen Hinsehen gar nicht wie die eines Schlächtermeisters aussah. Eines solchen noch dazu. Sondern viel eher wie die Schrift eines Mädchens aus einer oberen Schulklasse. Noch dazu war alles mit violetter Tinte gerschrieben, er fand das so hübsch. Mit der geschäftlichen Buchführung hatte Hutt auch niemals Anstände gehabt. Aber eines Tages war da einer von der Steuer gekommen und hatte gefragt, mit halblauter Stimme, ob er, Hutt, nicht noch andere, wesentliche Einnahmen hätte, die zu versteuern seien. Da war Hutt einfach aufgestanden. War ganz ohne Eile aus der Stube, durch den Laden auf die Straße gegangen und als er nach zwei Stunden, die er in einer Konditorei verbracht hatte, wieder nach Hause kam, da war der Beamte natürlich fort. Und er kam auch nie wieder – an diesem gewöhnlichen Tage also (wo der eine, der Zeit hat, hier, der andere, der Zeit hat, dort, etwa auf dem ausgesessenen Leder eines Kaffeehauses, mit Weile seine Zeitung liest) sinnt Hermann Hutt über die Intervention des amerikanischen Gesandten in Sachen des zum Tode verurteilten Juden Helmut Hirsch nach, dessen Prozess er genau verfolgt hatte und der nun auf einmal ein amerikanischer Staatsbürger sein sollte.

Welch eine Komplikation. Sonst, war einmal ein Todesurteil gefällt, war die Sache klar. Früher, in der lauwarmen Weimarer Republik freilich ging es in zehn Fällen neunmal auf Begnadigung aus. Aber das Dritte Reich, das musste man sagen, hatte manchmal den süßen, benebelnden Duft eines Schlachthofes in vollem Betrieb. Etwas für Männer mit Nerven. Und Nerven hatte Hermann Hutt. Man kann sehr wohl mit violetter Tinte schreiben und doch Nerven haben. Man kann eine große Leidenschaft für Orchideen in Meissener Porzellanvasen zur Schau tragen und doch Nerven haben. Man kann frühmorgens durch ein Schlachthaus schreiten, mittags in einer Kirche sich trauen lassen und abends der Braut ein Smaragdkollier um die enthüllten Reize mohnreifer Weiblichkeit winden, wenn man Nerven hat. Und auch Hermann Hutt hatte Nerven. Und darum soll ein Urteil ein Urteil sein. Und kein Hasardspiel mit fauler Begnadigung.

Hitler war nicht für Begnadigung. Mochte er von allen usurpierten Rechten Gebrauch machen, von diesem nicht. Höchstens Frauenmörder hatte er begnadigt. Aber Hutt konnte das verstehen. Hermann Hutt hatte einen tiefen Hass gegen die Frauen.

Das war nicht immer so gewesen. Als er ein junger Bursche war, fest und stämmig, da hatte er mit heißer Sehnsucht zu manchen Mädchen hingeschaut. Wenn er am Sonntagnachmittag hinausging, irgendwo hin in ein Tanzlokal in der Vorstadt. Da saßen die Burschen zu zweien, zu dreien an den hölzernen, gescheuerten Tischen, tranken (ihre »Kugel hell«) Bier aus bauchigen Gläsern, waren lustig, erzählten Witze, frotzelten die Mädchen, tanzten, dass die weißen Stehumlegekragen alle Form verloren. Und er, Hermann Hutt, saß an einem Tisch allein, er hatte keine Freunde und so war es auch nicht lustig. Dann tanzte er zweimal, dreimal mit einem Mädel, das ihm gefiel. Lud es zu einem Glas Bier oder zu einer Portion Eis an seinen Tisch. Manch Mädchen hat da gesessen, eine Viertelstunde lang oder so, dann kam gewöhnlich ein anderes Mädel hinzu, sagte, sie müsse mit ihrer Freundin ein paar Worte sprechen. Dann tuschelten die zwei miteinander und das Mädel an seinem Tisch sah ihn auf einmal an, so. So, wie jetzt die Kunden oftmals im Laden. Stand dann auf, unter irgendeinem Vorwand und kam nicht wieder.

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