Justin Steinfeld - Ein Mann liest Zeitung

Здесь есть возможность читать онлайн «Justin Steinfeld - Ein Mann liest Zeitung» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Ein Mann liest Zeitung: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Ein Mann liest Zeitung»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Der autobiografisch geprägte Roman «Ein Mann liest Zeitung» erzählt die Geschichte des jüdischen Kaufmanns Leonhard Glanz aus Hamburg. Im Exil in der Tschechoslowakei zur Untätigkeit verdammt, verbringt er seine Zeit in Prager Kaffeehäusern mit dem Lesen von Zeitungen. Akribisch verfolgt er das politische Geschehen in der Tagespresse, und doch kann er sein eigenes Schicksal, das ihn in die Emigration trieb, nicht begreifen. Erinnerungen an ein verlorenes Leben, Beobachtungen auf der Straße und Gedanken über das in der Zeitung Gelesene, die oft weit in die Vergangenheit weisen, verbinden sich zu einem dichten Panorama der dreißiger Jahre.
Atmosphärisch und präzise, klug und poetisch fängt Justin Steinfelds einziger Roman den Hexenkessel Europa am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ein. Ein großer, erst posthum erschienener Exilroman, der eine unerhörte Erfahrung zur Sprache bringt, die doch so viele traf und trifft: Die Erfahrung, nirgendwo mehr dazuzugehören.

Ein Mann liest Zeitung — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Ein Mann liest Zeitung», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Und nun sollen in Spanien die Neger die Retter der Nation sein? Germanische Blondlinge kämpfen Seite an Seite mit krollhaarigen Negern? Vierzehn Jahre schwarze Schmach? Und auf einmal sollen Negersoldaten so malerisch sein? Da stimmt doch etwas nicht. Und ich sehe doch ganz genau, was da nicht stimmt. Der Führer muss davon erfahren. Der Führer muss da Ordnung machen. Ich werde ihm einen Brief schreiben.

Schreibe deinen Brief an den Führer, wenn du wieder daheim sein wirst, alter Kämpfer. Es war einmal ein seltsamer Mensch und erhabener Dichter, Friedrich Hölderlin, der schrieb auf kleine Zettelchen Briefe an den lieben Gott und warf sie zum Fenster hinaus. Es bleibe dahingestellt, ob diese Briefe angekommen sind. Aber dein Brief, alter Kämpfer, wird nicht beim Adressaten ankommen, nur du hast eine Chance, dabei im Konzentrationslager zu landen. Aber bei jener Art des Mutes, die eine so hervorragende Eigenschaft der landläufigen Nazis ist, wirst du den Brief ja garnicht erst schreiben. Weil du ja auch ganz genau weißt, dass der Führer ganz genau informiert ist, über das, was in Spanien getrieben wird. Und was hülfe das deinem Schneider, der dir aus seinem letzten englischen Stoff einen Anzug gemacht hat? Sein ganzes Leben lang hat der als braver Schneider Röcke zugeschnitten und genäht, Hosen gebügelt, Flicken kunstvoll eingesetzt. Und selbst nie einen ordentlichen Anzug getragen, weil es nicht reichte, von vorne nicht und von hinten nicht. Und jeder übrige Groschen sollte für den Jungen sein, dass der eine ordentliche Erziehung hätte und eine gute Schulung und einmal etwas werden sollte. Hoch hinaus sollte es mit dem Jungen. Und nun liegt er, ein zerschmetterter Ikarus, irgendwo in baskischer Erde von Irun. Die vornehmen Badegäste von Biarritz haben damals mit Feldstechern zugesehen, wie er mit brennendem Flugzeug abstürzte. Deine Sorgen und Nöte. Deine Entbehrungen und Hoffnungen. All die tausend kleinsten Freuden, die du dir dein Menschenleben durch versagtest, dass ein Tag war wie der andere, ein leeres Stroh. Du kleiner Mann mit dem großen Bügeleisen. Mit dem heißen Bügeleisen in der kleinen Werkstube, dass du immer hast hüsteln müssen. Und dann kamen deine Feiertage, wo du Fähnchen geschwenkt hast und Fackel getragen und Heil gerufen, mit dünner, etwas lädierter Stimme, und hast dich als große Sache gefühlt, weil auf einmal die Juden da waren, auf die du heruntersehen konntest. Und nun liegt dein Leben und dein Hoffen, dein Königreich liegt da, ein namenloses Grab zwischen namenlosen Gräbern von Irun. Und deine Frau, du kleiner Mann, mit dem großen Bügeleisen? Die immer so grau aussah, wie ihre Kleider waren und auch so fadenscheinig? Oh, die ist jetzt eine Heldenmutter. Heldenmutter inkognito. Und wenn es niemand sieht – sie ist ja viel allein –, dann darf sie sich die Augen ausweinen bei Tag. Und ihre Muttertränen fallen auf dich nieder, in der Nacht. Glühende Tropfen, die durch die Haut brennen und tief hinein, bis in das Herz. So ruf doch Heil. So trag doch deine Fackel.

Warum denn das? Für wen denn? Für was denn? Kleiner Mann mit dem großen Bügeleisen, wie soll man dir das sagen? Alter Kämpfer von der »Kraft durch Freude«, wie soll man dir das sagen? Ein Glück, dass ihr nur Gespinste seid, der Fantasie des Mannes Leonhard Glanz, der mit der ersten Seite der Zeitung nicht zurechtkommen kann, obwohl er schon anfängt, sich in der Zeit auszukennen. Aber er weiß das auch nicht. Und obwohl er nun schon tagelang mancherlei Zeitungen gelesen hat, kennt er sich da nicht aus. Denn in den Zeitungen steht es nicht drin.

Da ist der General Franco. Gott des Krieges? Der hat damals einen Militärputsch machen wollen. Höchstens dreimal vierundzwanzig Stunden meinte er zu brauchen, um Spanien um zweihundert Jahre zurückschieben zu können. Was will er denn? Er will die Stiergefechte in Spanien verewigen. Das spanische Volk meint, man könne zu seiner Bildung und Erheiterung auch etwas anderes tun. Zum Beispiel Bücher lesen. Oder wenn es eine Schau sein sollte, könnte man in gutes Theater gehen. Aber General Franco meint, Kraft durch Freude in spanisch-nationalem Sinne, das ist: Stiergefecht. Er meint, Kultur ist Stiergefecht. Und darum schießt er die Theater von Madrid zusammen und die Bibliotheken, legt er die heilige Geistigkeit von Guernica mit Bomben in Trümmer. Mehr weiß der General Franco nicht. Aber schließlich führt man keinen Krieg, nur weil der eine unter Kultur Stiergefecht versteht und der andere Bücher. Der General Franco ist kein Gott des Krieges. Er trägt nur gerne Orden. Viereckige, runde und zackige, einerlei, wenn sie nur blitzen und blank sind. Es gibt mehr solcher Kriegsgötzen, die sich mit Silberblech und Goldblech behängen, mit Schnüren und Firlefanz. Die Urindianer von Amerika hatten in dieser Sitte viel mehr Geschmack entwickelt, wenn sie sich Kronen aus bunten Federn aufsetzten. Aber nicht jeder kann es bis zum Indianerhäuptling bringen. Winnetou bleibt eine unerfüllte arische Sehnsucht und wenn man auch alle Klassiker verbrennen würde und nur Karl May übrig ließe.

Da ist der Mann Juan March. Der macht sich garnichts aus Orden. Der weiß überhaupt nicht, woraus er sich etwas macht. Dem geht es um die 650 Millionen Dollar, die er in das Franco-Unternehmen hineingesteckt hat, gewiss nicht aus Liebe zu irgendwem und zu irgendwas. Aber der Ursache des Krieges sind wir hier doch schon greifbar näher. Man merkt schon wie und was. 650 Millionen Dollar sind eine Menge Geld, auch dann, wenn man es zum Teil von den werten Kollegen der spanischen Hautefinance bekommen, zum anderen Teil aus dem spanischen Tabakmonopol herausgeplündert hat.

Auf in den Kampf, Torero. Jedesmal, wenn du dir ein Päckchen schwarzer Cigaretten gekauft hast, um besser husten und zielsicher spucken zu können, hast du eine Steuer in Juans Marchs Kriegskasse gezahlt. Vielleicht ist die Fliegerbombe, die dein eigenes Kind erschlagen hat, auch mit deinem eigenen Geld bezahlt. Und du weißt es nicht einmal. Caballeros, es lebe das Tabakmonopol!

Leonhard Glanz, pass auf. Alter, ehrlicher Hamburger Getreidehändler. Prima Börsenaufgabe. Sichere Kontraktsunterschrift. Pass auf.

Dein Kollege Juan March hat vor einem Menschenalter noch mit Zwiebeln gehandelt. Ob’s nun canadischer Weizen ist oder spanische Zwiebel, das wäre am Ende einerlei. Nur hat er nicht, wie du, sich in wohlformulierten Kontrakten bewegt, er hatte seine Zwiebeln gleich vor sich auf der Karre und verkaufte sie stückweise oder in Bündeln, je nachdem.

Wir haben nichts gegen Zwiebeln. Zwar sagen die echtbürtigen Nazis, Zwiebel sei der Juden Speise. Was aber nur innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches recht ist, solange es nützt, etwa als Ersatz für einen Punkt des sozialistischen Programms, den man für die Dauer des Dritten Reiches schuldig zu bleiben fest entschlossen ist. Sonst: Nichts gegen Zwiebeln. Das Geld, das sich Juan March damit als Anfangskapital verdient hat, riecht nicht nach Juden.

Juan March wurde aber jetzt nicht etwa Zwiebelhändler en gros. Nein, hier trennen sich seine Wege von denen etwa des Kaufmanns Leonhard Glanz. Juan March zog dem Leben bürgerlicher Ordnung ein Leben indianischer Beweglichkeit vor. Er wurde Tabakimporteur. Allerdings einer, der bei seinen Tabakimporten niemals den Steuerbehörden ihre Taxen bezahlte. Er importierte längs den Küsten des Mittelmeers. Zumeist bei der Nacht und an einsamen Stellen. Ein brillantes Schmugglergeschäft. Den späteren, großen amerikanischen Alkoholschmugglern aus der Trockenperiode mindestens ebenbürtig, umso mehr, als das Unternehmen von etwas anarchischem Kleinimport von Fall zu Fall, zum Großimport, zur Versorgung ganzer Märkte überging. Dazu war sogar ein allgemeiner Mittelmeer-Zollfrieden abgeschlossen worden. Die bösen Feinde, die Zöllner, wurden versöhnt, sie partipizierten sogar an dem Geschäft. Juan March studierte damals eifrig die Geschichte der Petroleumkönige, Eisen- und Stahlkönige und anderer Könige, mit dem Vorsatz, auch einer zu werden. Ob in der Türkei oder in Ägypten, in Spanien, Marokko oder gar in Marseille, das war noch nicht heraus. Gute Freunde hatte er dort schon überall.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Ein Mann liest Zeitung»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Ein Mann liest Zeitung» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Ein Mann liest Zeitung»

Обсуждение, отзывы о книге «Ein Mann liest Zeitung» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x