Wolfgang Matz - 1857

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Drei bedeutende Werke der Weltliteratur am Beginn der Moderne.
Das Jahr 1857 ist literaturgeschichtlich betrachtet von großer Bedeutung: Mit Gustave Flauberts «Madame Bovary», Charles Baudelaires «Les Fleurs du Mal» und Adalbert Stifters «Nachsommer» erscheinen drei epochale Werke der modernen europäischen Literatur. Dabei gab es unter den Zeitgenossen mit Friedrich Nietzsche vermutlich nur einen einzigen Leser, der tatsächlich alle drei Bücher kannte und sie außerordentlich schätzte.
Wolfgang Matz geht in seiner Studie der Frage nach, ob dem gleichzeitigen Erscheinen der Werke nicht doch mehr zugrunde liegt als der Zufall. Alle drei Werke zeichnen sich durch eine äußerst markante Konstellation von ästhetischen Konzepten, Schreibweisen und biographischen Wegen zur Literatur aus, die für die gesamte Moderne prägend wurde. In seiner überraschenden Studie zeigt Matz auf, wie in einem historisch entscheidenden Augenblick drei Autoren zu ihrem Werk finden und wie drei Werke auf diesen Augenblick antworten. Durch die Verschränkung von Ästhetik und Biographie wird 1857 mit diesen drei grundverschiedenen Büchern zum Schlüsseljahr der Moderne.
Durchgesehene Neuausgabe.

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Nie ist die französische Literatur dem idealistischen Bildungsroman Deutschlands so nahe gekommen wie mit Flauberts Éducation sentimentale , dem großen Meisterwerk des Jahres 1869. Doch bereits die Éducation von 1845 versucht sich in der gleichen Richtung; der Roman erzählt den Prozess einer solchen Erziehung des Charakters als den Abschied von jugendlichen, romantischen Tagträumereien, erzählt ihn als Lehrjahre hin zu nüchterner, erwachsener Männlichkeit, mit einem Wort: als Desillusionierung. Jules und Henry haben ihre »éducation« in dem Augenblick vollendet, da sie sich die Hörner abgestoßen und sich mit ihrem Wünschen und Meinen in die bestehenden Verhältnisse eingefügt haben, da ihre romantischen Jugendlieben hinter ihnen liegen und sie, als Dichter der eine, als erfolgreicher Politiker der andere, ihre eigene Individualität und Existenz nicht mehr über Liebe, Herz oder Gefühl definieren. Die langen Schlusskapitel nach Henrys Rückkehr in die Heimat dokumentieren Flauberts Kampf mit diesem Problem: Die Liebe des Studenten Henry zu der verheirateten Madame Renaud gehört noch ganz zu der illusionären, schwärmerischen Romantik, die auch Novembre durchdrang; sie hat alles andere aus seinem Alltag verdrängt, seinen Bildungsroman zu einem Liebesroman gemacht, und der Zufall, dass Madame Renaud seinem Werben nachgibt, ermöglicht nun doch die romantische Tat par excellence: die Flucht des ungleichen Paares nach Amerika. Hier erst, durch die triviale Macht des Lebensalltags, lässt Flaubert die Desillusionierung beginnen, und als beide die Rückkehr nach Paris beschließen, da geschieht das beinahe nebenher, am Ende eines langsamen, fast unbemerkten und eher beiläufig registrierten Erosionsprozesses. Die Romantik stirbt keinen Heldentod mit großem Knall, sie stirbt ab, gerade einmal mit einem Seufzer. Dramatische Peripetien werden konsequent vermieden: Madame Renaud kehrt zurück zu ihrem Gatten, Henry widmet sich, vernünftig, das heißt pragmatisch, konventionell und bürgerlich geworden, seiner Berufslaufbahn und einer reichen Heirat.

Flaubert jedoch erzählt seine Éducation sentimentale 1845 vor allem als Liebesroman – im gleichen Moment, da der Roman überall erkennen lässt, dass er immer stärker hinstrebt zu einer Analyse gerade der anderen starken Kräfte, die solche lebensgeschichtlichen Lehrjahre prägen. Flaubert, in seinem Hass auf die mittelmäßige, dem »Grandiosen« feindliche und vom Ennui besessene moderne Gegenwart, spürt, vermag aber noch nicht zu gestalten, dass ein unversöhnlicher Gegensatz besteht zwischen der autonomen erotischen Leidenschaft und der pragmatischen, enggewordenen Welt, in der sie keinen Raum mehr findet. Nach Passion et vertu ist die Geschichte von Madame Renaud und Henry der zweite Anlauf Flauberts, die leidenschaftliche Liebe als Ehebruch zu erzählen, und in beiden Fällen, mit Mazzas Mord an ihrer Familie wie jetzt mit der Flucht auf dem Segelschiff ins Traumland Amerika, führt der Casus zu einigermaßen dramatischen, romantischen Konsequenzen. Doch so wie die »ideale Hure« aus Novembre für immer aus Flauberts Werk verschwand, so auch der Ehebruch in seiner literarischen, romantischen Gestalt, welche der Wirklichkeit der französischen Familie des neunzehnten Jahrhunderts einfach nicht mehr entsprach; es sollte nicht mehr lange dauern, bis Flaubert die trivialen Konsequenzen des zeitgenössischen Ehebruchs zeichnen sollte. Gerade der Begriff des »ennui moderne« enthält bereits eine Vorstellung, dass Gefühle nicht autonom sind, sondern äußeren Kräften und historischer Veränderung unterworfen. Die Dominanz des Erotischen ist also das letzte Relikt der Jugendschriften und der eigenen Jugend ihres Autors. Der Flaubert der Éducation sentimentale von 1845 beginnt seine Analyse der Gegenwartsgesellschaft erst zu bilden, und die eigene, individuelle Erfahrung des Vierundzwanzigjährigen ist eben immer noch ganz beschränkt auf das Erotische. Auch so könnte man es sagen: Um zu dem zu kommen, was in der frühen Éducation avant la lettre angelegt ist, fehlte dem Autor wie dem Buch noch die Klimax der politischen Desillusion, also die Revolution von 1848 und ihr Scheitern.

Es gibt eine bemerkenswerte Stelle, die beweist, wie genau Flaubert sich die Veränderungen im Gefühlshaushalt seiner Zeitgenossen angesehen hat – und besonders auch die Möglichkeiten, sie in der Literatur zu gestalten; diese Stelle findet sich in dem 1847 niedergeschriebenen Reisebericht Par les champs et par les grèves , doch die Überlegung geht offensichtlich zurück auf eine frühere Lektüre und Überlegung, nämlich auf Balzacs epochemachenden Roman La femme de trente ans , »diese unsterbliche Schöpfung! in der Antike unbekannt wie das Christentum«. Die Heldin selbst ist gemeint, wenn Flaubert fortfährt: »In dem, was als nutzlos weggeworfen wurde, neue Schätze an Plastizität und Gefühl ausgraben, im Universum der Liebe einen neuen Kontinent entdecken und Tausende von Menschen, die davon ausgeschlossen waren, zu seiner Bewirtschaftung auffordern, ist das nicht geistvoll und erhaben? Die Ausübung eines Geschlechts verlängern, ist das nicht fast die Erfindung eines neuen? Welchen Enthusiasmus haben wir erlebt! Es war wie die Entdeckung Amerikas: […] man wird sehen, was man nur flüchtig erspäht hat, man wird erforschen, was man nur leicht angerührt hat, die Mine ist noch neu, die Ader tief; durch diese Frage vorbereitet, werden andere ihr folgen, die nur nach einem großen Moralisten verlangen, einem großen Künstler, damit sie ans Tageslicht treten«. Flauberts »Enthusiasmus« beruht auf der großen Entdeckung, dass es Balzac gelungen war, durch die radikale Analyse von Psychologie und Physiologie seinem Roman und damit dem Roman schlechthin eine ganz neue Dimension zu eröffnen. La femme de trente ans , zerfahren bis hin zur Räuberpistole, kann Flaubert als Kunstwerk kaum überzeugt haben; elektrisiert hat ihn die Konsequenz: Wenn Balzac seine Heldin – allerdings war ihm Stendhal mit Madame de Rênal vorausgegangen – ausdrücklich über ihr Alter definiert, ein Alter nach der damaligen Konvention und Psychologie längst jenseits von erotischer, geschweige sexueller Leidenschaft, dann hat er mit ihr der Literatur einen bisher unbekannten Typus geschenkt, und zwar einen, der wahrer ist als das bisherige Bild von Weiblichkeit.

Wahrheit ist für Flaubert immer Desillusionierung. Mit dem, was er hier in Balzacs Kunst entdeckte, verlässt der französische Roman endgültig das achtzehnte Jahrhundert des Choderlos de Laclos. Flauberts frühere Figuren bedienten sich allzu oft noch der traditionellen Stilisierungen und Handlungsmotive; von nun an müssen sie sich an ihrer eigenen Gegenwart ausweisen. Doch der »Kontinent«, der sich eröffnet, verlangt nicht nur »nach einem großen Moralisten«, sondern nach »einem großen Künstler«! Die ästhetische Herausforderung ist für Flaubert eins mit der psychologischen. Für Madame Bovary ist die Balzac-Passage von 1847 gar nicht zu überschätzen, denn auch wenn der ästhetische Hasser des Bürgertums Flaubert zu etwas völlig anderem gelangte als der epische Chronist Balzac, die gnadenlos genaue Psychologie seiner berühmtesten Ehebrecherin wird genau das sein, was er in der Frau von dreißig Jahren als Zukunft des Romans erkannte: die Kritik des Bürgertums durch Analyse und darüber hinaus die äußerste Schärfung der Analyse durch die Sprache. Der konsequenteste, radikalste und damit auch genaueste Gebrauch der Sprache war für Flaubert nun aber unwiderruflich die Kunst, die Literatur.

Im Januar 1844 wurde Flaubert von der ersten Attacke der Krankheit überfallen, im Januar 1845 hatte er die Éducation sentimentale beendet, von April bis Juni dauerte die italienische Reise, bei der ihm in Genua Breughels Versuchung des heiligen Antonius die Idee zu einem neuen Werk eingab, doch die familiäre Katastrophe zu Beginn des Jahres 1846 unterbricht auch alle literarischen Pläne. Am 15. Januar stirbt mit einundsechzig Jahren der Vater Achille-Cléophas, am 21. Januar bringt Flauberts Schwester Caroline eine Tochter zur Welt, doch sie selbst stirbt am 22. März im Kindbett. Die eben noch lebendige Familie ist mit einem Schlag zerstört. Der Bruder Achille übernahm nunmehr das Amt des Vaters, den er eben noch bis zum Tode gepflegt hatte. Die Übriggebliebenen, Gustave, seine Mutter und Carolines Tochter, verließen das Hôtel-Dieu und zogen sich endgültig zurück nach Croisset, und damit ist nun auch von den Orten her die Existenz des Schriftstellers Flaubert unwiderruflich festgelegt. Abgesehen von Reisen wird Flaubert sein Leben an zwei Orten verbringen: hier Croisset, die Einsiedelei, die er mit seiner Mutter teilt, das Schreiblabor, das Gueuloir im Pavillon über der Seine; dort Paris, die literarischen Milieus, die Freunde aus Kunst und Gesellschaft. Im Juli 1846 lernte er da, im Atelier des Bildhauers James Pradier, auch die Schriftstellerin Louise Colet kennen, mit der er fast ein Jahrzehnt lang eine leidenschaftliche und höchst problematische Liaison führen wird. Der Flaubert der Jugendwerke und -briefe existiert nicht mehr. Die Katastrophe, die unmittelbare Erfahrung des Todes, hat den romantischen, pubertären Weltschmerz pulverisiert; durch die folgenden Briefe klingt die wirkliche Verzweiflung; an die Stelle der fernen Anbetung der imaginären Geliebten tritt eine wirkliche Frau. Flaubert führt von nun an das Leben eines Schriftstellers, und er wird, zumindest in Paris, als ein solcher behandelt – und hat doch nicht ein einziges Werk vorzuweisen. Flaubert hat, darüber hinaus, auch gar keinen Versuch unternommen, eines seiner zahlreichen Manuskripte, unter denen sich nun auch bereits drei umfangreichere Romane befinden, zu veröffentlichen, der erste Ansatz zu einem solchen Versuch wird erst die berühmte, in einem vollkommenen Fiasko endende Vorlesung der Tentation de saint Antoine im Jahre 1849, dann herrscht bis zum Erscheinen der Madame Bovary wiederum acht Jahre Schweigen. Diese erstaunliche Zurückhaltung ist das negative Zeichen für Flauberts Entscheidung zu einer radikal ästhetischen Existenz, in der nicht die Öffentlichkeit, nicht die Darstellung nach außen zählt, sondern nur das künstlerische Bewusstsein vom Gelingen oder Scheitern selbst. Und Flaubert war es vollkommen bewusst, den eigenen Kriterien nach war noch keines seiner Werke gelungen.

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