Wolfgang Borchert - Wolfgang Borchert - Draußen vor der Tür

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Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür: краткое содержание, описание и аннотация

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Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt der Soldat Beckmann nach Deutschland zurück. Er ist Invalide. Die Kriegserlebnisse haben ihn traumatisiert. In Deutschland trifft er auf eine Gesellschaft, die von Kriegsgeschichten und psychologischer Aufarbeitung nichts wissen will. Beckmann bleibt draußen vor der Tür.
Das Kriegsheimkehrdrama «Draußen vor der Tür» von Wolfgang Borchert erschien 1947, kurz vor Borcherts Tod. Viele deutsche Kriegsheimkehrer identifizierten sich mit Borcherts Darstellung und verhalfen dem Stück zu großer Bekanntheit.

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Titelseite Wolfgang Borchert Draußen vor der Tür Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will Hans Quest gewidmet

Auftretende Personen Auftretende Personen Beckmann, einer von denen seine Frau, die ihn vergaß deren Freund, der sie liebt ein Mädchen, dessen Mann auf einem Bein nach Hause kam ihr Mann, der tausend Nächte von ihr träumte ein Oberst, der sehr lustig ist seine Frau, die es friert in ihrer warmen Stube die Tochter, gerade beim Abendbrot deren schneidiger Mann ein Kabarettdirektor, der mutig sein möchte, aber dann doch lieber feige ist Frau Kramer, die weiter nichts ist als Frau Kramer, und das ist gerade so furchtbar der alte Mann, an den keiner mehr glaubt der Beerdigungsunternehmer mit dem Schluckauf ein Straßenfeger, der gar keiner ist der Andere, den jeder kennt die ELBE. Ein Mann kommt nach Deutschland. Er war lange weg, der Mann. Sehr lange. Vielleicht zu lange. Und er kommt ganz anders wieder, als er wegging. Äußerlich ist er ein naher Verwandter jener Gebilde, die auf den Feldern stehen, um die Vögel (und abends manchmal auch die Menschen) zu erschrecken. Innerlich – auch. Er hat tausend Tage draußen in der Kälte gewartet. Und als Eintrittsgeld musste er mit seiner Kniescheibe bezahlen. Und nachdem er nun tausend Nächte draußen in der Kälte gewartet hat, kommt er endlich doch noch nach Hause. Ein Mann kommt nach Deutschland. Und da erlebt er einen ganz tollen Film. Er muss sich während der Vorstellung mehrmals in den Arm kneifen, denn er weiß nicht, ob er wacht oder träumt. Aber dann sieht er, dass es rechts und links neben ihm noch mehr Leute gibt, die alle dasselbe erleben. Und er denkt, dass es dann doch wohl die Wahrheit sein muss. Ja, und als er dann am Schluss mit leerem Magen und kalten Füßen wieder auf der Straße steht, merkt er, dass es eigentlich nur ein ganz alltäglicher Film war, ein ganz alltäglicher Film. Von einem Mann, der nach Deutschland kommt, einer von denen. Einer von denen, die nach Hause kommen und die dann doch nicht nach Hause kommen, weil für sie kein Zuhause mehr da ist. Und ihr Zuhause ist dann draußen vor der Tür. Ihr Deutschland ist draußen, nachts im Regen, auf der Straße. Das ist ihr Deutschland.

Vorspiel

Der Traum

1. Szene

2. Szene

3. Szene

4. Szene

5. Szene

Impressum

Wolfgang Borchert

Draußen vor der Tür

Ein Stück, das kein Theater spielen

und kein Publikum sehen will

Hans Quest gewidmet

Auftretende Personen

Beckmann, einer von denen

seine Frau, die ihn vergaß

deren Freund, der sie liebt

ein Mädchen, dessen Mann auf einem Bein nach Hause kam

ihr Mann, der tausend Nächte von ihr träumte

ein Oberst, der sehr lustig ist

seine Frau, die es friert in ihrer warmen Stube

die Tochter, gerade beim Abendbrot

deren schneidiger Mann

ein Kabarettdirektor, der mutig sein möchte, aber dann doch lieber feige ist

Frau Kramer, die weiter nichts ist als Frau Kramer, und das ist gerade so furchtbar

der alte Mann, an den keiner mehr glaubt

der Beerdigungsunternehmer mit dem Schluckauf

ein Straßenfeger, der gar keiner ist

der Andere, den jeder kennt

die ELBE.

Ein Mann kommt nach Deutschland.

Er war lange weg, der Mann. Sehr lange. Vielleicht zu lange. Und er kommt ganz anders wieder, als er wegging. Äußerlich ist er ein naher Verwandter jener Gebilde, die auf den Feldern stehen, um die Vögel (und abends manchmal auch die Menschen) zu erschrecken. Innerlich – auch. Er hat tausend Tage draußen in der Kälte gewartet. Und als Eintrittsgeld musste er mit seiner Kniescheibe bezahlen. Und nachdem er nun tausend Nächte draußen in der Kälte gewartet hat, kommt er endlich doch noch nach Hause.

Ein Mann kommt nach Deutschland.

Und da erlebt er einen ganz tollen Film. Er muss sich während der Vorstellung mehrmals in den Arm kneifen, denn er weiß nicht, ob er wacht oder träumt. Aber dann sieht er, dass es rechts und links neben ihm noch mehr Leute gibt, die alle dasselbe erleben. Und er denkt, dass es dann doch wohl die Wahrheit sein muss. Ja, und als er dann am Schluss mit leerem Magen und kalten Füßen wieder auf der Straße steht, merkt er, dass es eigentlich nur ein ganz alltäglicher Film war, ein ganz alltäglicher Film. Von einem Mann, der nach Deutschland kommt, einer von denen. Einer von denen, die nach Hause kommen und die dann doch nicht nach Hause kommen, weil für sie kein Zuhause mehr da ist. Und ihr Zuhause ist dann draußen vor der Tür. Ihr Deutschland ist draußen, nachts im Regen, auf der Straße.

Das ist ihr Deutschland.

Vorspiel

(Der Wind stöhnt. Die Elbe schwappt gegen die Pontons. Es ist Abend. Der Beerdigungsunternehmer. Gegen den Abendhimmel die Silhouette eines Menschen.)

Der Beerdigungsunternehmer (rülpst mehrere Male und sagt dabei jedes Mal): Rums! Rums! Wie die – Rums! Wie die Fliegen! Wie die Fliegen, sag ich.

Aha, da steht einer. Da auf dem Ponton. Sieht aus, als ob er Uniform an hat. Ja, einen alten Soldatenmantel hat er an. Mütze hat er nicht auf. Seine Haare sind kurz wie eine Bürste. Er steht ziemlich dicht am Wasser. Beinahe zu dicht am Wasser steht er da. Das ist verdächtig. Die abends im Dunkeln am Wasser stehn, das sind entweder Liebespaare oder Dichter. Oder das ist einer von der großen grauen Zahl, die keine Lust mehr haben. Die den Laden hinwerfen und nicht mehr mitmachen. Scheint auch so einer zu sein von denen, der da auf dem Ponton. Steht gefährlich dicht am Wasser. Steht ziemlich allein da. Ein Liebespaar kann es nicht sein, das sind immer zwei. Ein Dichter ist es auch nicht. Dichter haben längere Haare. Aber dieser hier auf dem Ponton hat eine Bürste auf dem Kopf. Merkwürdiger Fall, der da auf dem Ponton, ganz merkwürdig. (Es gluckst einmal schwer und dunkel auf. Die Silhouette ist verschwunden.) Rums! Da! Weg ist er. Reingesprungen. Stand zu dicht am Wasser. Hat ihn wohl untergekriegt. Und jetzt ist er weg. Rums. Ein Mensch stirbt. Und? Nichts weiter. Der Wind weht weiter. Die Elbe quasselt weiter. Die Straßenbahn klingelt weiter. Die Huren liegen weiter weiß und weich in den Fenstern. Herr Kramer dreht sich auf die andere Seite und schnarcht weiter. Und keine – keine Uhr bleibt stehen. Rums! Ein Mensch ist gestorben. Und? Nichts weiter. Nur ein paar kreisförmige Wellen beweisen, dass er mal da war. Aber auch die haben sich schnell wieder beruhigt. Und wenn die sich verlaufen haben, dann ist auch er vergessen, verlaufen, spurlos, als ob er nie gewesen wäre. Weiter nichts. Hallo, da weint einer. Merkwürdig. Ein alter Mann steht da und weint. Guten Abend.

Der alte Mann (nicht jämmerlich, sondern erschüttert): Kinder! Kinder! Meine Kinder!

Beerdigungsunternehmer: Warum weinst du denn, Alter?

Der alte Mann: Weil ich es nicht ändern kann, oh, weil ich es nicht ändern kann.

Beerdigungsunternehmer: Rums! Tschuldigung! Das ist allerdings schlecht. Aber deswegen braucht man doch nicht gleich loszulegen wie eine verlassene Braut. Rums! Tschuldigung!

Der alte Mann: Oh, meine Kinder! Es sind doch alles meine Kinder!

Beerdigungsunternehmer: Oho, wer bist du denn?

Der alte Mann: Der Gott, an den keiner mehr glaubt.

Beerdigungsunternehmer: Und warum weinst du? Rums! Tschuldigung!

Gott: Weil ich es nicht ändern kann. Sie erschießen sich. Sie hängen sich auf. Sie ersaufen sich. Sie ermorden sich, heute hundert, morgen hunderttausend. Und ich, ich kann es nicht ändern.

Beerdigungsunternehmer: Finster, finster, Alter. Sehr finster. Aber es glaubt eben keiner mehr an dich, das ist es.

Gott: Sehr finster. Ich bin der Gott, an den keiner mehr glaubt. Sehr finster. Und ich kann es nicht ändern, meine Kinder, ich kann es nicht ändern. Finster, finster.

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