Wolfgang Matz - 1857

Здесь есть возможность читать онлайн «Wolfgang Matz - 1857» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

1857: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «1857»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Drei bedeutende Werke der Weltliteratur am Beginn der Moderne.
Das Jahr 1857 ist literaturgeschichtlich betrachtet von großer Bedeutung: Mit Gustave Flauberts «Madame Bovary», Charles Baudelaires «Les Fleurs du Mal» und Adalbert Stifters «Nachsommer» erscheinen drei epochale Werke der modernen europäischen Literatur. Dabei gab es unter den Zeitgenossen mit Friedrich Nietzsche vermutlich nur einen einzigen Leser, der tatsächlich alle drei Bücher kannte und sie außerordentlich schätzte.
Wolfgang Matz geht in seiner Studie der Frage nach, ob dem gleichzeitigen Erscheinen der Werke nicht doch mehr zugrunde liegt als der Zufall. Alle drei Werke zeichnen sich durch eine äußerst markante Konstellation von ästhetischen Konzepten, Schreibweisen und biographischen Wegen zur Literatur aus, die für die gesamte Moderne prägend wurde. In seiner überraschenden Studie zeigt Matz auf, wie in einem historisch entscheidenden Augenblick drei Autoren zu ihrem Werk finden und wie drei Werke auf diesen Augenblick antworten. Durch die Verschränkung von Ästhetik und Biographie wird 1857 mit diesen drei grundverschiedenen Büchern zum Schlüsseljahr der Moderne.
Durchgesehene Neuausgabe.

1857 — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «1857», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Während der Sommerferien 1836 machte Flaubert im Seebad Trouville die Bekanntschaft der sechsundzwanzigjährigen, also elf Jahre älteren Élisa Foucault, die mit dem Musikverleger Maurice Schlésinger und der gemeinsamen Tochter zusammenlebte, als seine Ehefrau galt und selbst den Namen Élisa Schlésinger führte. Diese Begegnung, ihre Folgen und mehr noch ihre ausgebliebenen Folgen, ist die eigentliche Schlüsselszene all jener Werke Flauberts, die irgendwie durch autobiographische Motive geprägt sind – von den Mémoires d’un fou bis hin zur großen Éducation sentimentale des Jahres 1869; und Splitter, Bruchstücke werden sich verfremdet selbst in Madame Bovary und Salammbô finden. In jenem Sommer entbrannte der junge Mann nun in einer Leidenschaft für Élisa Schlésinger, die nur noch verstärkt wurde durch ihre Unmöglichkeit. Die Hauptszenen dieser Liebe zwischen Sommergästen in Trouville genießen bei Biographen und anderen Flaubertiens höchsten Ruhm: Élisas am Strand vergessener Bademantel, den Gustave vor der Flut rettet, und ihr Dank für den galanten jungen Herrn; Gustaves Blick auf den üppigen Busen der stillenden Mutter, die auf immer sein Schönheitsideal bestimmen sollte; der Eifersüchtige, der sich nächtens unter dem ehelichen Schlafzimmerfenster seinen wollüstigen und hassvollen Träumereien hingibt; der Abschied und die Rückkehr ein Jahr später in ein Trouville ohne Élisa. All das wird sich wirklich zugetragen haben, doch all das kennen wir nur aus der Literatur. In Flauberts unendlichem Briefwechsel gibt es verborgene Anspielungen auf Élisa; die Liebe selbst und ihre Wirklichkeit jedoch hat er anderen gegenüber nie erwähnt. In der Literatur aber erfährt seine Geschichte so viele Veränderungen, Verfremdungen, Verdichtungen, dass nicht viel mehr zu erschließen ist als die äußeren Fakten und Daten. Élisas eigentliche Bedeutung für Flaubert, ihre Stilisierung zu seiner unmöglichen Liebe, zum lebenslangen Wunschbild, zur vollkommenen Inkarnation weiblicher Erotik, all das ist durch die Literarisierung so stark gefiltert, dass die Erzählungen selbst, die Bildlichkeit der Szenen, die Dialoge, die Empfindungen des Helden, seine Reflexionen nach dem Abschied, unmöglich – wie dennoch allzu oft geschehen – als biographische Tatsachen genommen werden können. Élisa wurde für Flaubert zugleich zu einer realen und zu einer literarischen Figur. Denn als er ihr wenige Jahre später in Paris wiederbegegnete und zu ihr und Maurice Schlésinger einen durchaus regelmäßigen gesellschaftlichen Verkehr aufnahm, da stand er vor einer Frau, die inzwischen, und selbstverständlich ohne ihr Wissen, bereits »Maria« geworden war, Hauptfigur eines Romans mit dem Titel Mémoires d’un fou . Gewiss lebte Flauberts Verliebtheit auch in der empirischen Realität einige Jahre weiter, doch kann man sicher sein, dass die literarische die wirkliche Frau langsam verdrängte.

Die Liebe Flauberts kam erst zu sich selber, als sie den– biographisch gesehen denkbar geringen – realen Auslöser hinter sich gelassen, als sie sich verwandelt hatte in Erinnerung, ins Imaginäre. Das Imaginäre des Schriftstellers aber ist seine Literatur, und so kann man im wörtlichen Sinne sagen, dass die eigentliche Liebe Flauberts nicht die wäre, die man am Strande von Trouville biographisch rekonstruiert wiederfinden würde, sondern die in seinen Büchern zu Sprache gewordene. Die Frage, ob das in den Mémoires , in Novembre und der Éducation Erzählte den Tatsachen entspricht, ist zwar berechtigt, verfehlt aber ein Wesentliches der Flaubertschen Lebenswirklichkeit: Für ihn war das Schreiben selbst zum Erleben geworden. Dass er mit diesem Bilde der hoffnungslos geliebten Frau einer alten Tradition folgte, war dem Leser und Kenner Flaubert selbstverständlich bekannt; in seiner Konsequenz zeichnete er aber bereits jetzt eine Erfahrung, die dann Marcel Proust für die Moderne kanonisch machte: die Erinnerung als eigentlichen Kristallisationspunkt der Erfahrung. Als der Erzähler ein Jahr später zurückkehrt an den Strand von Trouville und Maria dort nicht wiederfindet, überlässt er sich einem überwältigenden Gefühl, gemischt aus Trauer, Verzweiflung und Wollust: »Als ich mich niederließ auf dem Gras und sah, wie die Halme sich unter dem Winde beugten und die Wellen auf den Strand rollten, da dachte ich an sie, und in meinem Herzen erschuf ich von neuem all jene Szenen, in denen sie gehandelt, gesprochen hatte. Diese Erinnerungen waren Leidenschaft.« »Ces souvenirs étaient une passion« – eine Passion, die im unübersetzbaren Doppelsinn des Lateinischen Leiden ist und Leidenschaft.

Die Begegnung mit Maria ist die einzige längere Passage der Mémoires , die im anekdotischen Sinne so etwas besitzt wie eine konsistente Handlung; der größte Teil des Textes besteht dagegen aus Reflexionen, Invokationen, inneren Monologen des Erzählers, der seine Stimmungen so intensiv wie möglich auf Papier festzuhalten sucht. Hier findet sich der junge Flaubert unmittelbarer als in jedem anderen Werk; der metaphysische Weltschmerz des Erzähler-Ich ist ganz offenkundig derselbe, den man auch aus Flauberts Briefen kennt. Hier liegt aber auch die Schwäche dieses ersten ausgeführten Versuchs zu einem umfangreichen Text: Die Überhöhung zum metaphysischen Weltschmerz und die pseudo-philosophischen Grundsatzfragen nach dem »Sinn des Lebens« verstärken diese Liebesgeschichte nicht, sie schwächen sie ab, und die proustische Verwandlung in Erinnerung kann nicht gelingen, wenn die Ereignisse in der Realität erst zwei Jahre zurückliegen. Flaubert antizipierte eine Erfahrung, die er nicht haben konnte: »O Maria, Maria, geliebter Engel meiner Jugend, du, die ich erblickt habe in der Frische meiner Jugend«, das sind die Worte eines Siebzehnjährigen über eine zwei Jahre zurückliegende Begegnung, die er in den Sommerferien immer noch zu wiederholen hofft, und sie können nicht anders sein als durchtränkt von Pose und Klischee. Noch fehlt Flaubert das genaue Bewusstsein für die Balance von Handlung und Reflexion, von Realismus und Überhöhung; noch weiß er nicht umzugehen mit seiner wirklichen und seiner imaginierten Erfahrung, und noch fehlt ihm die sprachliche Selbstkontrolle, die ihm bereits in Novembre , vier Jahre später, die Entgleisungen der Mémoires verbieten wird.

Im autobiographischen Gehalt scheint Novembre an die Mémoires anzuschließen, denn hier wird in der Begegnung mit Eulalie Foucauld das auf Élisa Schlésinger folgende Kapitel aus Flauberts eigener Éducation sentimentale erzählt. Der entscheidende Schritt aber liegt anderswo: In der Art, wie Flaubert seine Geschichte erzählt, vollzieht sich der Abschied von seinen romantischen Jugendwerken. Eulalie ist zwar tatsächlich die zweite Frau in Gustave Flauberts Leben; als Marie, als die literarische Gestalt, zu der ihr Liebhaber sie macht, wird sie in seinem Werk jedoch etwas vollkommen Neues. Der Erzähler von Novembre beginnt mit dem schon gewohnten Weltschmerz und Ekel des jungen Mannes, bevor er auch hier zur Liebesgeschichte gelangt, als eigentlichem Zentrum des »Romans« – so hat Flaubert laut dem Tagebuch der Goncourts Novembre selbst genannt. Maria in den Mémoires folgte noch ganz dem romantischen Wunschbild der vergeblich geliebten, angebeteten, unerreichbaren, aber gerade deshalb zu jeder erinnernden Verklärung prädestinierten Frau; Marie in Novembre ist eine Prostituierte, mit der ein junger Mann zum ersten Mal die körperliche Lust erlebt. Naturgemäß enthält auch die Gestalt der Marie, von den Goncourts nicht grundlos »putain idéale« genannt, höchst romantische Züge; die eingeschaltete autobiographische Erzählung Maries geht nicht aus von wirklicher Erfahrung, sondern von der typisierten, idealisierenden, geradezu synthetischen Vorstellung einer gleichsam philosophischen Prostituierten, die durch ihre nymphomanische Sinnlichkeit, durch einen unstillbaren sexuellen Erfahrungshunger unfähig geworden sei zu wirklicher Liebe. Es gibt keinen weiteren Text von Flauberts Hand, in dem die Reste literarischer, romantischer Klischees so unmittelbar dastehen neben den analytischen, klaren Passagen des reifen Schriftstellers. In den Mémoires gibt es eine Angebetete, deren eigentlicher Reiz ihre Unerreichbarkeit ist, und die Phantasien von Leiden und Schmerz des Liebenden; Novembre dagegen ist die analytische Zergliederung zweier Psychen und, mehr noch, ihrer äußeren Lebensumstände. Jedoch als Analyse des entstehenden sexuellen Verlangens in der Pubertät ist dieses unveröffentlichte Jugendwerk in der ganzen Literatur seiner Zeit wohl ohne Beispiel. Von Anfang an das Nebeneinander: Steht dort auch wieder die bekannte Verfluchung der korrupten, verfaulten Gegenwart, so spürt Flaubert nun doch, dass seine Kritik sich nicht beschränken kann auf die immer neue Überbietung der Metaphern von Fäulnis und Verfall. Die »totale Zerstörung«, von der er träumt, lässt sich nicht bewerkstelligen durch rituelle Invektiven und romantischen Überschwang. Wonach er sucht, das ist zum ersten Mal das Instrumentarium der Madame Bovary , die Analyse und der Stil.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «1857»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «1857» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «1857»

Обсуждение, отзывы о книге «1857» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x