Ursula Isbel - Reiterhof Dreililien 8 - Wenn der Sommer geht

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Reiterhof Dreililien 8 - Wenn der Sommer geht: краткое содержание, описание и аннотация

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Spannender achter Teil der Dreililien-Pferdebuchreihe!Seit ihrer Zeit in Österreich steht für Nell fest: Sie möchte Gärnterin werden! Doch wie soll sie das nur ihrem Vater klar machen? Der hat für seine Tochter nämlich ganz andere Pläne. Auch auf dem Reiterhof gibt es Streit. Reitlehrer Mikesch möchte drei alte Rennpferde auf dem Hof unterbringen – gegen den Willen von Gutsbesitzer Morberg. Gibt es einen Weg, wie Mikesch Herrn Morberg doch noch überzeugen kann?Mit dem Umzug aufs Land ändert sich Nells Leben komplett: Neue Umgebung, neue Freunde, neue Liebe. Auf dem Reiterhof Dreililien entdeckt der Teenager ihre Leidenschaft für Pferde und findet in Jörn, dem Sohn des Reiterhofbesitzers, ihre erste große Liebe. Im Laufe der zehn Bände, die sich über vier Jahre erstrecken, erlebt Nell so manche Abenteuer, Hindernisse und Turbulenzen auf Dreililien.

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Ursula Isbel

Reiterhof Dreililien 8 - Wenn der Sommer geht

Saga

Reiterhof Dreililien 8 - Wenn der Sommer geht Cover Bild: Shutterstock Copyright © 1994, 2019 Ursula Isbel und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726219654

1. Ebook-Auflage, 2019

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

1

Der erste Vogel sang, als ich erwachte. Die klaren, süßen Triller der Drossel fielen wie Tropfen in die Stille des Spätsommermorgens. Ich schlug die Augen auf und sah mich in meinem Zimmer um. Zweieinhalb Wochen war ich fort gewesen, hatte in Österreich in einer Gärtnerei gearbeitet. Es war schön, wieder zu Hause zu sein, in meinem eigenen Bett aufzuwachen, mit dem vertrauten Blick auf das Fenster zwischen schrägen Wänden und dem kühlen Duft der Rosen, die sich bis zum Dach hochrankten.

Jemand hatte einen Strauß Wiesenblumen gepflückt und auf den Bambushocker neben mein Bett gestellt. Ich schlug die indianische Decke zurück und schwang die Beine über die Bettkante. Sogar die Flickenteppiche unter meinen Füßen fühlten sich vertraut an wie alte Freunde.

Auf dem Schreibtisch stand ein Foto meiner Mutter in hellem Holzrahmen. Ich nahm es in beide Hände und dachte wieder einmal, wie ähnlich wir uns doch waren. Ich hatte ihr rotes, lockiges Haar geerbt, ihre braunen Augen, den herzförmigen Gesichtsschnitt und sogar die dunklen, geraden Brauen.

„Du, ich glaube, ich werde Gärtnerin“, sagte ich zu dem Bild. „Wie findest du das? Ich hab das Gefühl, daß es mir Spaß machen würde...“

Sie sah mich mit ihren sanften, ein wenig traurigen Augen an. „Ich vermisse dich noch immer, weißt du“, sagte ich leise. „Manchmal. Aber sonst ist mein Leben schön. Es könnte gar nicht besser sein.“

Ich blies die dünne Staubschicht vom Glas und stellte das Foto auf seinen Platz zurück. Das Dachfenster stand weit offen; ich ging hin und lehnte mich hinaus. Noch stand der Mond hinter den Wäldern, doch über dem Gebirge färbte sich der Himmel schon rosig. Die Wiesen und Koppeln lagen im Morgendunst. Rehe grasten am Waldrand, und Dreililiens Ziegeldächer glänzten vom Tau.

Ich schloß die Augen und atmete den Duft dieses Septembermorgens ein – eine unvergleichliche Mischung von Heu und Pferden, von Rosen, feuchtem Gras und Fichtenwald.

Nach einer Weile zog ich meine Stallkleider an und steckte eine große Packung Kekse in die Brusttasche meiner Latzhose. Leise ging ich in die Küche hinunter, nahm mir einen Apfel und ein Butterbrot und verließ das Haus. Meine Gummistiefel standen wie immer auf dem Vorplatz. Ich schlüpfte hinein und ging den Kiesweg entlang zwischen den Haselnußsträuchern nach Dreililien.

Die Drossel hatte aufgehört zu singen, doch jetzt waren andere Vögel aufgewacht. Wildtauben gurrten eindringlich in den Hecken, und aus Dreililiens Innenhof kamen Schwalben gesegelt, schossen zwitschernd durch den Torbogen aus und ein oder saßen dicht aneinandergedrängt auf dem Dachfirst wie Perlen an einer Schnur.

Sonst war noch alles still, wie ausgestorben; so still, daß ich einen verrückten Augenblick lang das Gefühl hatte, ich wäre noch immer in Hobendoblers Gärtnerei und sei nur im Traum nach Hause zurückgekehrt.

Doch nichts konnte wirklicher sein als der Stall. Ich öffnete die Tür, und alles war so, wie ich es kannte, wie es sein sollte – die großen, edlen Köpfe über den Boxwänden, die glänzenden Augen, die mir forschend entgegensahen, das Scharren und Stampfen und Schnauben, die Wärme der Tierleiber und der herbe Geruch von Pferdemist und Urin – und dann ein helles, geliebtes Gewieher über all den anderen Geräuschen...

Lange stand ich in Hazels Box, die Arme um ihren Hals geschlungen, und flüsterte ihr allerhand dummes, zärtliches Zeug ins Ohr, wie sehr ich sie vermißt hätte, und daß sie meine Schönste wäre, meine Gute, das beste Pferd der Welt – bis es Joschi in der Nachbarbox zu bunt wurde. Plötzlich bekam ich von hinten einen derart kräftigen Puff zwischen die Schulterblätter, daß ich umgefallen wäre, wenn Hazel nicht so dicht neben mir gestanden hätte.

Ich drehte mich zu Joschi um und mußte lachen, so komisch vorwurfsvoll war ihr Pferdegesicht; wie das einer alten Tante, der man zu spät zum Geburtstag gratuliert. Sie rümpfte die Nase und zog die Oberlippe hoch, daß man ihre riesigen gelblichen Zähne sah; eine Angewohnheit, die die meisten Ferienreiter anfangs ziemlich erschreckte, bis sie begriffen, daß es Joschis Art war, um Leckerbissen zu betteln.

Als ich die Keksschachtel öffnete, streckte Joschi ihre Zunge heraus, so weit sie nur konnte. Die Oberlippe hatte sie noch immer hochgezogen und gekräuselt, und ich sagte ihr, daß sie höchst unvorteilhaft aussähe, was ihr jedoch offensichtlich egal war. Sie rückte immer näher und wäre am liebsten über die Zwischenwand geklettert, wenn sie gekonnt hätte. Von hinten bedrängte mich Hazel, so daß ich Platzangst bekam. Rasch gab ich ihr und Joschi je einen Keks und verzog mich schleunigst auf die Stallgasse.

Dann verteilte ich weiter Kekse – an Katama und Marnie, Emily, Solveig, Vroni, Jule, Julka und all die anderen. Dabei mußte es sehr genau und gerecht zugehen, sonst hätte es Streit gegeben.

In Rapunzels ehemaliger Box stand nun Polly, eine unserer Nachkömmlinge. Sie war zweieinhalb Jahre alt und durfte erst in einem halben Jahr zugeritten werden. Die Jährlinge waren den ganzen Sommer über draußen auf der Koppel; aber Jungpferde hatten wir nur wenige, weil Herr Moberg sie meist schon früh verkaufte – zu früh, wie wir fanden. Doch für uns war es eigentlich immer zu früh, wenn eines von den Pferden Dreililien verlassen mußte.

Die ersten schwachen Sonnenstrahlen fielen durch die Stallfenster, als ich meine Begrüßungsrunde beendet hatte. Ich ging in die Sattelkammer, um Hazels Putzzeug zu holen. Mit Kardätsche, Bürste, Hufkratzer und Mähnenkamm bewaffnet, kehrte ich auf die Stallgasse zurück und entdeckte, daß die Stalltür offen war. Auf der Schwelle stand Mikesch im Sonnenlicht, unverschämt gut aussehend mit seinen gelockten schwarzen Haaren, den unglaublich blauen Augen, umrahmt von langen Wimpern, den schwarzen Brauen und der wohlgeformten Kinnpartie, die jetzt von Bartstoppeln geziert war. Wieder einmal verstand ich, weshalb so viele Reitschülerinnen sich auf Anhieb in ihn verliebten, und weshalb fast jede Frau im Umkreis von zwanzig Meilen eine Schwäche für Mikesch hatte. Und wer weiß, vielleicht hätte auch ich mich schon längst in ihn verliebt, wenn Jörn nicht gewesen wäre.

„Ich hab mich schon gefragt, wer hier so früh herumgeistert“, sagte er und nahm mich mitsamt dem Putzzeug in die Arme. „Hallo, Nell – gut, daß du wieder da bist. Ich hab dich vermißt!“

„Ich dich auch. Dich, die Pferde, euch alle... Es ist so schön, wieder zu Hause zu sein! Sag, läßt du dir einen Bart wachsen?“ Er nickte. „Ich hab das ständige Rasieren satt. Wie war’s in Österreich?“

„Nicht schlecht“, sagte ich. „Wenn man mal von der Entfernung absieht.“

„Jörn meint, das Gärtnern hätte dir Spaß gemacht?“ Er hielt mich ein Stück von sich ab und sah mir prüfend ins Gesicht.

„Ja, das hat es wirklich. Vielleicht werd ich sogar mal Gärtnerin.“ Ich sagte es mit einem Lachen, weil ich selbst noch nicht genau wußte, ob es mir ernst damit war.

„Gärtnerin? Das würde nicht schlecht zu dir passen“, erwiderte Mikesch unerwartet.

Eigentlich hatte ich immer gedacht, ich wäre jemand, zu dem überhaupt nichts paßt – jemand ohne besondere Interessen oder Fähigkeiten, sozusagen ein hoffnungsloser Durchschnittstyp. Jetzt entdeckte ich langsam, daß das offenbar doch nicht ganz stimmte.

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