„Aber wenn ich angefallen werde, soll ich mich mit Vergnügen killen lassen?“ erwidert Alexander frech. „Hier in der Gegend geht allerhand vor.“
„Das scheint mir auch“, entgegnet Trettner ironisch. „Sagen Sie mal: Sie haben bereits drei Schuß irgendwann abgegeben... wo war das? Wann war das?“
„Es ist lange her. Bei einen Ausflug im Grunewald.“
„Lügen Sie doch nicht so dumm, Mann“, erwidert Trettner zornig. „Wenn Sie im Grunewald dreimal schießen, sind Sie innerhalb einer halben Stunde festgenommen, darauf können Sie sich verlassen.“
„Es war aber doch im Grunewald, und ich wurde nicht festgenommen“, erwidert Alexander gereizt. „Es war nachts und da war weit und breit keiner zum Festnehmen zu sehen.“
Browning und Dolch wandern in die Hände des Polizisten.
Der Kriminalrat wiegt die Brieftasche, in die er die Scheine wieder zurückgeschoben hat, in der Hand.
Dann gibt er sie Alexander zurück.
Mit einer hastigen Bewegung steckt dieser die Tasche ein. In dem Gesicht des Regierungsrates steht das Staunen sichtlich und für jeden zu lesen. Aber auch der Schutzpolizist starrt seinen Vorgesetzten verständnislos an.
Aber niemand spricht ein Wort. Dr. Hofer greift mit keiner Bewegung in die Vernehmung ein.
„Setzen Sie Ihren Hut auf“, sagt Trettner streng.
Mit einer fremden Bewegung kommt Alexander diesem Befehl nach.
„Der Hut ist Ihnen ja zu groß! Ist das überhaupt Ihr eigener Hut?“
„Es ist ein alter Hut. Irgendwer hat ihn einmal bei uns zurückgelassen!“
„Warum tragen Sie einen fremden Hut?“
„Ich habe ihn in der Eile erwischt. Ein Zufall!“
„In der Eile? So eilig hatten Sie es, auf Ihre Bierfahrt zu kommen? Setzen Sie mal den Hut tief in die Stirne! Schlagen Sie den Rockkragen hoch!“
„Ich denke nicht daran, mich hier zum Narren machen zu lassen!“
„Ich rate Ihnen, sich diese Sprache abzugewöhnen! Gehorchen Sie!“
Widerwillig gehorcht Alexander.
Trettner geht wieder in das Zimmer Gerda Holls.
Sie ist aufgestanden und hat Toilette gemacht.
Der Kriminalrat betrachtet sie einige Augenblicke überascht. Sie wirkt wie ein junges Mädchen, denn sie beherrscht die kleinen Kunstgriffe der Kosmetik vollkommen, ohne sie zu übertreiben.
„Wollen Sie mir folgen, Frau Holl?“
„Gern, Herr Kriminalrat!“
Kaum hat sie das Zimmer, in dem ihr Mann gestorben ist, zögernd betreten, da stößt sie einen Schrei aus.
Ihre Augen haften auf dem Mann, den sie nicht erkennen kann, den sie mit hochgeschlagenem Rockkragen und mit tief in die Stirne gedrücktem Hut sieht.
„Ist das einer der Männer, die heute nacht hier eingedrungen sind?“ fragt der Kriminalrat und setzt in einem Tone, den man als Beeinflussung auslegen konnte, hinzu: „Ich bin überzeugt, wir haben den Richtigen.“
„Ja“, erwidert Frau Gerda tonlos. Ich glaube auch“ —
Alexander reißt den Hut vom Kopf und schreit Frau Gerda Holl eine unflätige Redensart ins Gesicht.
„Ich nehme Sie fest“, sagt Trettner und winkt den Schutzpolizisten näher heran.
Der stellt sich hinter Alexander. Frau Holl senkt vor den funkelnden Augen dieses jungen Mannes die ihren.
„Bitte, Frau Holl“, sagt Trettner nachdrücklich. „Sehen Sie sich den Mann an. Ist das einer der Eindringlinge von heute nacht?“
Frau Gerda hebt den Kopf. „Ich habe weder das Gesicht des einen noch des andern gesehen, Herr Kriminalrat.“
Trettner setzt Alexander den Hut wieder so auf, daß das Gesicht unkenntlich wird. Alexander reißt den Hut wieder herunter. Ein Wink Trettners, und schon sitzt die eiserne Acht an dem Handgelenk des Festgenommenen.
„So,“ sagt der Kriminalrat aufatmend, „junger Mann, nun werden Sie sich hoffentlich ruhiger verhalten.“
Er schlägt Alexander wieder den Rockkragen hoch, drückt ihm den Hut von neuem ins Gesicht.
„Sahen so die Leute aus, die bei Ihnen eindrangen?“ wiederholt er seine Frage an Frau Gerda.
„Ja, Herr Kriminalrat, so sahen die Leute aus.“
„Würden Sie also in diesem Menschen einen der Leute wiedererkennen, die Sie überfallen haben?“
„Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, dieser und kein anderer ist der Mann, der mich mit einem Komplizen überfallen hat. Aber ich kann sagen: genau so sahen die Leute aus!“
Alexander ist ruhig geworden. Er gibt keinen Ton mehr von sich. Die Stahlfessel, an der der Schutzpolizist sein Handgelenk festhält, hat einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Er steht niedergeschlagen da und scheint sich in sein Schicksal zu ergeben. Von seiner Frechheit ist keine Spur mehr zu bemerken. Frau Holl hat sich wieder in ihr Zimmer zurückgezogen.
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