Hans Zippert
Würden Sie an einer Tortengrafik teilnehmen?
199 Fragen und 197 Antworten zu den Allgemeinen Geschäftsbedingungen für das Leben in Deutschland
FUEGO
Dieses Buch gibt Antworten auf alle Fragen, die Sie sich jemals gestellt haben und darüber hinaus auch noch Antworten auf 171 weitere Fragen, die Sie sich leider bisher nicht gestellt haben. Zum leichteren Verständnis sind hin und wieder Grafiken eingestreut, die aber ebenfalls Antworten geben. Arbeiten Sie alle Texte sorgfältig durch und unterbrechen Sie den Autor nicht. Sollten Sie am Ende tatsächlich noch Fragen haben, wiederholen Sie die Lektüre und fragen Sie sich dann, ob das wirklich nötig war.
Hätte dieses Buch auch einen anderen Titel haben können?
Geplant war ursprünglich: »Wie ich mich einmal im Bordbistro übergeben musste und Horst Lichter ein neues Aktionsgericht daraus machte«.
Warum müssen Elektrogeräte immer so schnell kaputt gehen?
Die durchschnittliche Lebensdauer von durchschnittlichem Technikquatsch beträgt fünf Jahre, dann muss das Gerät durch etwas Flacheres ersetzt werden. Reparaturen sind so gut wie unmöglich. Die technikquatscherzeugende Industrie ist selber verzweifelt und versteht auch nicht, warum die schönen Apparate immer so schnell kaputt gehen. Die Branche steht unter einem ungeheuren Druck. Ständig müssen neue Geräte entwickelt und auf den Markt geworfen werden, weil die alten jederzeit ihren Geist aufgeben können. Da ist es natürlich möglich, dass vollkommen überforderte Arbeiter in einem schlecht beleuchteten Billiglohnland versehentlich Schwachstellen in die Geräte einbauen, obwohl sie gar keine Anweisungen dafür haben. Niemand weiß, wie man diese Entwicklungen stoppen kann. Experten raten dazu, neu gekauften Technikquatsch möglichst schnell nach Hause zu transportieren, weil das Gerät bereits unterwegs oder während des Auspackens für immer kaputt gehen kann. Auch die Technikquatschhersteller wollen reagieren und die Garantiezeit auf neunzig Minuten senken.
Kann man bedenkenlos durch einen deutschen Tunnel fahren?
Deutsche Autofahrer können bedenkenlos in deutsche Tunnel einfahren. Das behauptet der Direktor des Instituts für Straßenwesen in Aachen. Wobei wir uns ganz nebenbei fragen, was sind das eigentlich für Straßenwesen, mit denen die sich da in Aachen beschäftigen? Leben die in Nothaltebuchten und ernähren sich von alten Sanifair-Gutscheinen? Doch abgesehen von diesen ominösen Straßenwesen ist das natürlich eine gute Meldung: Wir Deutschen können bedenkenlos in jeden deutschen Tunnel reinfahren. Zurzeit besteht eine so gut wie hundertprozentige Sicherheit, dass man aus jedem Tunnel, in den man reinfährt, am Ende wieder rauskommt. Sollte das nicht der Fall sein, war es kein Tunnel sondern irgendetwas anderes, eine Garage zum Beispiel oder eine Radarfalle, die von Straßenwesen aufgestellt wurde. Bekanntlich teilt sich ja die Menschheit in zwei Gruppen: diejenigen, die bedenkenlos durch einen Tunnel fahren und diejenigen, die voller Bedenken im Tunnel unterwegs sind. Wenn man aber länger als zwei Stunden bedenkenlos durch einen Tunnel fährt, sollten einem vielleicht schon Bedenken kommen.
Gibt es ein Leben nach dem Smartphone?
Die Mehrheit der Teenager in Deutschland besitzt ein Smartphone. Das ergab eine Telefonumfrage. Demnach benutzen 85 Prozent ein Smartphone aber weniger als 0,04 Prozent der Jugendlichen haben ein Faxgerät und nur 25,4 Prozent können damit umgehen. Das ist das Ergebnis einer Faxumfrage. Die alte Kulturtechnik des Faxens droht zu verschwinden. Die ständige Rektorenkonferenz ist beunruhigt, Eltern schlagen Alarm und schicken Protestfaxe an die zuständigen Stellen, Ärzte gründen Selbsthilfegruppen für ehemalige Faxer. Die abendländische Kultur geht gnadenlos den Bach runter. Nur 0,0004 Prozent der Jugendlichen besitzen einen Walkman und versuchen damit zu telefonieren, auch der Discman, der Kassettenrekorder, das Vierspurtonband, der Diaprojektor, der VHS-Recorder, das CB-Funkgerät und die Melodica sind aus den Zimmern unserer Kinder weitgehend verschwunden. Experten rechnen damit, dass auch das Smartphone in etwa zwei Jahren durch irgendetwas anderes ersetzt wird. Eine sprechende Kartoffel, ein W-lan-fähiges Kaninchen oder eine Brille, durch die man durchgucken und dahinter die Welt sehen kann.
Haben Sie einen durchschnittlichen Penis?
Britische Forscher haben »die Penis-Daten von 15.000 Männern weltweit verglichen«. Diese Meldung schlug hohe Wellen in der Penisfachpresse. Aber wo findet man diese Penisdaten? Gibt es Länder, in denen neben Größe und Augenfarbe auch die Länge des Penis im Ausweis angegeben wird? Ist es vorstellbar, dass man eines Tages bei der Einreise in bestimmte Staaten gebeten wird, die Hose zu öffnen? Kann man sein iPhone demnächst nicht nur mit einem Fingerabdruck entsperren, sondern auch mit einem anderen Körperteil? In der Meldung heißt es, die Daten stammen »aus Studien, deren Teilnehmer ihren Penis professionell vermessen ließen«. Wie wird ein Penis professionell vermessen? Oder anders gefragt, wie sieht eine unprofessionelle Penisvermessung aus? Jedenfalls weiß man jetzt, dass die durchschnittliche Länge des durchschnittlich professionell vermessenen Penis im »schlaffen Zustand« bei 9,16 cm liegt. Die Zahlen dürften der »großen Mehrheit der Männer« zeigen, dass ihr Penis im »normalen Bereich« liegt, heucheln die britischen Wissenschaftler. Wer gibt solche Forschungen in Auftrag? Und warum werden die Ergebnisse solcher Vermessungsaktionen überhaupt veröffentlicht? Soll man bei Manufactum einen handgeblasenen Penismessbecher kaufen oder soll der Beruf des Penismessdieners wieder populär gemacht werden?
Wie viele Bücher über Ursula von der Leyen muss man haben?
Ursula von der Leyen krempelt das Verteidigungsministerium komplett um. Alte Strukturen sollen abgeschafft, die Behörde muss wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt werden: gewinnorientiert und supereffektiv. Als Begleitmaterial sind zwei Biografien erschienen, die Ursula von der Leyen aus verschiedenen Perspektiven zeigen, einmal von vorne und einmal von schräg hinten. Diese Bücher sollte jeder Angestellte des Ministeriums lesen, damit er weiß, warum und von wem er bald gefeuert wird. Deutschland wird sich auf keinen Krieg mehr einlassen, den es nicht wirtschaftlich gewinnen kann, darauf dürfen sich der Rest der Welt und vor allem unsere Nato-Partner verlassen. Die Produktion von kriegerischen Auseinandersetzungen wird schon länger in Regionen ausgelagert, in denen Arbeitskräfte billiger sind. Die Ministerin lässt im Moment alle Waffen durchzählen und alle Aktenordner inspizieren. Überraschendes Zwischenergebnis: die Aktenordner sind gefechtsbereit, die Waffen nicht. Zur Stärkung der Kampfkraft will das Ministerium die Gesamtauflage der von-der-Leyen-Biografien aufkaufen, um sie als Wurfgeschosse einzusetzen.
Kann der deutsche Soldat in der Kaserne überleben?
Die Horrormeldungen über den Zustand der Bundeswehr häufen sich. Erst waren es nur die Waffen, Flugzeuge, Schiffe und Hubschrauber. Nun sind auch noch die Kasernen in einem völlig desolaten Zustand. Kasernenministerin von der Leyen konstatierte einen »enormen Modernisierungsbedarf« und will 750 Millionen Euro investieren, um alles mal wieder nett zu tapezieren. Dazu muss aber festgestellt werden, wie viele Kasernen es überhaupt gibt, denn über die Hälfte sind nicht an das Stromnetz angeschlossen. Man kann dort noch nicht einmal anrufen, um sich die schrecklichen Zustände schildern zu lassen. Fast alle Kasernen wurden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr gereinigt, die Toiletten sind kaum benutzbar, aber immerhin gibt es fließendes Wasser, man kann nur nicht voraussagen, wo es gerade fließen wird. Heizungen existieren nicht, die unteren Dienstgrade müssen die Reifen der Geländefahrzeuge verbrennen. Die Soldaten schlafen in doppelstöckigen Erdhöhlen und ernähren sich von Pilzen, Flechten und Tannenzapfen, hin und wieder wird schweren Herzens ein Pferd der Kavallerie oder ein Feldwebel geschlachtet.
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