Hans Zippert - Die 55 beliebtesten Krankheiten der Deutschen

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In Deutschland gibt es mehr Krankheiten als Einwohner. Denn in diesem Land herrscht das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Die Menschen erwarten einfach, dass ihnen Ärzte, Krankenkassen und Wissenschaftler eine möglichst breite Palette an Krankheiten anbieten. Krankheiten sind wichtig für die Persönlichkeitsbildung, denn wir unterscheiden uns oft nur durch unsere Krankheiten voneinander. Krankheiten geben dem Leben oft erst einen Sinn. Deshalb sind die Deutschen gerne krank. Dabei haben sie oft einfach nur einen Knall oder nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dann gründen sie eine Selbsthilfegruppe und kämpfen solange, bis Tassen rezeptpflichtig werden und nur noch in der Apotheke zu bekommen sind. Es gibt erstaunlicherweise nur eine Form der Gesundheit, aber über 122 Millionen verschiedene Krankheiten. Ein Leben reicht nicht aus, um die alle mal bekommen zu haben. Hans Zippert hat deshalb die 55 beliebtesten Krankheiten am eigenen Leib ausprobiert. Lesen Sie seine spannenden Erfahrungsprotokolle und dann wissen Sie, welche Krankheit sich für Sie wirklich lohnt und von welcher Sie besser die Finger lassen. Ein unersetzliches Nachschlagewerk und Pflichtlektüre für alle Deutschen, die wissen wollen, welche Krankheit am besten zu ihnen passt.

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Hans Zippert

Die 55 beliebtesten Krankheiten der Deutschen

Im Selbstversuch getestet

– FUEGO –

– Über dieses Buch –

In Deutschland gibt es mehr Krankheiten als Einwohner. Denn in diesem Land herrscht das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Die Menschen erwarten einfach, dass ihnen Ärzte, Krankenkassen und Wissenschaftler eine möglichst breite Palette an Krankheiten anbieten. Krankheiten sind wichtig für die Persönlichkeitsbildung, denn wir unterscheiden uns oft nur durch unsere Krankheiten voneinander. Krankheiten geben dem Leben oft erst einen Sinn. Deshalb sind die Deutschen gerne krank. Dabei haben sie oft einfach nur einen Knall oder nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dann gründen sie eine Selbsthilfegruppe und kämpfen solange, bis Tassen rezeptpflichtig werden und nur noch in der Apotheke zu bekommen sind. Es gibt erstaunlicherweise nur eine Form der Gesundheit, aber über 122 Millionen verschiedene Krankheiten. Ein Leben reicht nicht aus, um die alle mal bekommen zu haben. Hans Zippert hat deshalb die 55 beliebtesten Krankheiten am eigenen Leib ausprobiert. Lesen Sie seine spannenden Erfahrungsprotokolle und dann wissen Sie, welche Krankheit sich für Sie wirklich lohnt und von welcher Sie besser die Finger lassen. Ein unersetzliches Nachschlagewerk und Pflichtlektüre für alle Deutschen, die wissen wollen, welche Krankheit am besten zu ihnen passt.

Anamnese

Grundsätzlich kann jeder Zustand, in dem man sich gerade befindet, als Krankheit gedeutet werden. Nicht immer ist gleich ein Name dafür zur Hand und oft passiert es, dass übereifrige Wissenschaftler zuerst ein Medikament entwickeln und die dazu passende Krankheit ist noch gar nicht entdeckt. Dieses Buch gibt einen Überblick über die 55 gängigsten Krankheiten, die in Deutschland auftreten können. Es zeigt keinerlei Heilungsmöglichkeiten auf, weder allopathische noch homöopathische. Es handelt sich nur um die Selbsterfahrungsberichte eines Mannes, der schon viel Leid gesehen und erlebt hat. Ich muss es wissen, denn dieser Mann bin ich.

Dass dieses Buch überhaupt existiert, ist auch das Ergebnis einer Krankheit. Ich kann nämlich nichts wegwerfen. Vor allem keine Texte, die ich irgendwann mal geschrieben habe. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn jeder Satz, der in Büchern steht, wurde schon mal geschrieben, sonst könnte man ihn ja gar nicht lesen, es sei denn, jemand erfindet ein Buch, das erst im Moment der Lektüre entsteht. Das vorliegende Werk enthält jedenfalls zum größten Teil Texte, die zuerst im Internet, auf den Blogseiten der Zeitschrift Cicero zu lesen waren. Weil ich aber erst einmal im Leben jemand getroffen habe, der diese Blogeinträge überhaupt gelesen hatte, bekam ich Angst, dass ich die Texte möglicherweise nur für diese eine Person geschrieben haben könnte und sie irgendwann komplett in den Tiefen des Netzes verschwinden würden und beschloss, sie in einem Buch zu versammeln. Ich hatte schlicht Angst, sie könnten verloren gehen, der Fachausdruck dafür lautet: Verlustangst.

Als ich mit meiner Textsammlung bei der letzten Buchmesse vor die Verleger trat, erklärten sie mir übereinstimmend, dass niemand ein Buch kaufen würde, in dem nur Kolumnen gesammelt sind, vor allem, wenn es sich um Kolumnen handelt, deren Leserzahl sich nicht messen lässt. Weil sie vielleicht gar nicht messbar ist. Aber auch sonst interessiert sich außerhalb von Zeitungen niemand für Kolumnen.

Das muss so sein, weil es jeder sagt. Vor einigen Jahren, als ich noch kein eigenes Buch veröffentlicht hatte, aber eine tägliche Kolumne in einer großen überregionalen Tageszeitung schrieb, dachte ich, dass es ja schade wäre, wenn die alle nur im Altpapier landeten und konzipierte eine Art Best-of-Sammlung. Ich kannte damals allerdings keinen Verleger und deshalb ließ ich mir von Freunden den Spitzenagenten Herrn Jessen empfehlen. »Ruf Jessen an!« war geradezu eine Zauberformel der damaligen Zeit. Dieser Jessen hatte einem Kollegen mit einem ziemlich schwer verdaulichen Werk einen ungeheuren Vorschuss und einem anderen mit einem komplett unausgegorenen Roman eine ebenso gigantische Vorauszahlung besorgt. Jessen würde also auch für meine Kolumnensammlung problemlos mindestens 30.000 Euro raushandeln. Ich hatte nichts weiter zu tun, als ihn einfach anzurufen und anschließend gleich meinen Anlageberater. Also rief ich Jessen an, nannte meinen Namen und erklärte ihm, was ich vorhätte. Er fragte nur kurz: »Kolumnen? Können Sie vergessen. Verkauft sich nicht.« Und damit war das Gespräch und meine literarische Karriere beendet.

Es dauerte einige Jahre bis ich mich von diesem Jessenschock erholte, aber ich hatte meine Lek­tion gelernt und die lautete: Niemals darf der Leser sofort merken, dass er es nur mit veralteten Kolumnen zu tun hat. Deshalb nannte ich das Buch, in dem die Kolumnen aus der Tageszeitung versammelt waren, nicht »Das Beste aus Zippert zappt«, sondern »Das Weltwissen der 48jähri­gen«. Ein Supertrick, dem tausende von Lesern auf den Leim gingen, Jessen sei Dank.

Das gleiche Verfahren kommt nun ebenfalls in diesem Werk zur Anwendung. Es handelt sich zwar auch nur um eine Sammlung von Kolumnentexten, aber man erkennt es nicht sofort. Ich selber merke es ja kaum. Das liegt an dem brillanten Titel: »Die 55 beliebtesten Krankheiten der Deutschen«. Kaum war mir dieser Titel eingefallen, zeigte ich ihn auf der Buchmesse meinen Verlegern. Die Texte waren immer noch die selben, aber plötzlich rissen sich zwei Verlage gleichzeitig um das Buch. Ich genoss den Vorgang, tauchte mehrmals am Tag am Hanser-Stand auf, wedelte mit meinen Manuskripten und marschierte wieder zur Edition Tiamat. Ich fand es einerseits berauschend, dass zwei Verlage mein Buch herausbringen wollten, fühlte mich andererseits deprimiert, weil sie ja nur an dem Titel interessiert waren, der aber immerhin auch von mir stammte. Man muss sich jedoch klarmachen, dass die meisten Bücher auf diese Weise entstehen. Jemand hat einen dicken Packen von verschieden langen Sätzen beisammen, die werden zwischen zwei Buchdeckel gepresst, damit sie nicht mehr wegkönnen und vorne klebt man dann einen Titel drauf, der möglichst interessant klingt. Also: »Die Angst des Tormanns beim Elfmeter« oder »Kritik der reinen Vernunft« oder »Fräulein Smillas Gespür für Schnee«. Eigentlich würde das schon reichen, man müsste gar kein Buch mehr dazu schreiben, das verdirbt meistens nur den schönen Titel.

Es gibt übrigens keine Möglichkeit, dieses Buch zu reklamieren oder Schadensersatzansprüche zu stellen, weil Sie dachten, es handele sich um 1-A- Non-Kolumnen-Ware, und nun merken Sie, dass das gar nicht stimmt. An keiner Stelle wurde Ihnen nämlich garantiert, dass es sich um ein kolumnenfreies Werk handelt. Tun Sie einfach so, als ob nichts wäre und lesen Sie weiter. Aber lassen Sie sich Zeit. Nehmen Sie sich höchstens 4 bis 5 Krankheiten auf einmal vor, erholen Sie sich anschließend ein wenig und setzen Sie die Lektüre am darauffolgenden Tag fort.

Verwahrlosung

Während ich mir zuhause unter High-Tech-Ein­satz mit allerlei Spezialbürsten für Brückenrei­nigung und Zahnfleischtaschenentleerung den Mundraum reinige, kommt unterwegs ein höchst zweifelhaftes Objekt namens Reisezahnbürste zum Einsatz. Das ist jedenfalls die Bezeichnung unter der die Bürste in meiner Familie firmiert. Es scheint mir eher unwahrscheinlich, dass die Reisezahnbürste in diesem Jahrtausend gekauft wurde, wenn ja, dann ganz zu Anfang, als man noch mit D-Mark bezahlen konnte. Wahrscheinlicher aber ist, dass die Bürste mindestens die DDR erlebt hat. Besagte Bürste ruht in einem von meinem Sohn im Waldorf-Kindergarten getöpferten Gefäß in einer schlecht beleuchteten Ecke des Bades und wartet auf ihren Einsatz. Irgendwann wird sie vollkommen überstürzt, weil das Taxi schon wartet, in ein geschmacklos gemustertes Reisenecessaire geworfen, das ich immer mit hochrotem Kopf bei der Gepäckdurchleuchtung ausleere, und dann hat die Bürste ihren großen Auftritt in einem luxuriösen Hotelbadezimmer in Arosa oder Teneriffa. Und irgendwie sehe ich sie dann zum ersten Mal wirklich und ich begreife: allein die Anwesenheit meiner Zahn­bürste senkt den Wert der betreffenden Immobi­lie um 25 Prozent.

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