Hilfe, war das hoch!
Hoch genug, dass sie sich noch mal beide Beine brechen konnte. Warum hatte sie nicht auf Tristan gehört und war auf dem Boden geblieben? Aber sie konnte es einfach nicht ertragen, dass er sich allein in Gefahr brachte. Obwohl das dumm war, denn inwiefern sollte sie ihm eine Hilfe sein?
Ein Windstoß fegte durch das Wäldchen und der Baum schwankte noch mehr. Den Griff noch fester umklammernd, gestattete sie sich einen Augenblick der Feigheit, bevor sie ihre Finger löste und nach der nächsten Sprosse fasste, um weiterzuklettern.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Tristan sie besorgt beobachtete. Sie rang sich ein beruhigendes Lächeln ab, das aber zur Grimasse entgleiste. Als er sah, dass sie entschlossen voranging, kam er hastig hinterher, um sie erneut zu überholen.
Ihr Kopf reichte jetzt über die Kante der Plattform. Leer. Jedenfalls auf den ersten Blick. Weiter hinten kam tatsächlich eine Art Dach zum Vorschein – oder eigentlich nur eine ausgefranste alte Plane, die längst zusammengesackt war und einen wirren Haufen bildete.
Darunter konnte alles Mögliche sein.
Oder nichts.
Als sie Tristan unbeholfen über die Kante klettern sah, krabbelte sie schnell hinterher. Die Holzplanken waren dick und stabil, aber sie mussten lange Zeit der Witterung ausgesetzt gewesen sein und Dylan vertraute nicht darauf, dass die Seile und Nägel halten würden. Sie zog ihre Knie an und ging mit dem Rücken zum Baumstamm in die Hocke. Ihr Blick fiel auf ein kurzes Holzstück in greifbarer Nähe und sie hob es auf, wild entschlossen, auf alles einzuprügeln, was auf sie zuschoss, während Tristan langsam und vorsichtig auf die Plane zuschlich.
Dort kauerte er sich nieder, streckte zögernd die Hand aus und packte die zerfransten Ränder des dicken Materials. Er hielt inne, die Plane in der Hand, und warf ihr einen Blick über die Schulter zu. Sie nickte, verlagerte ihr Gewicht, um besseren Halt zu finden, und umklammerte ihre improvisierte Waffe noch fester. Dann holte sie tief Luft.
Wenn jemand ein Pflaster mit einem Ruck abriss, dann Tristan. Zack, und fertig. Statt die Abdeckung vorsichtig beiseitezuschieben, zog er sie einfach zurück, um das, was sich darunter verbarg, ans trübe Tageslicht zu bringen. Dylan erhob sich halb, die Beine sprungbereit, dann erstarrte sie.
Die Plattform war leer.
Aber dort, in den Holzbrettern, traten tiefe Kratzspuren zutage und die Oberfläche glänzte in einem blutigen Rot, das ihr den Magen umdrehte. Während sie noch fassungslos hinstarrte, streckte Tristan die Hand aus und strich mit den Fingern über die Furchen im Holz. Als er seine Hand zurückzog, glänzten seine Fingerspitzen feucht.
»Ein Dämon«, flüsterte sie. Tristan hatte recht behalten.
»Wir kommen zu spät«, murmelte er, den Blick über das weite Land gerichtet, das hier und da zwischen den Bäumen durchschimmerte. »Er kann jetzt überall sein.«
Ihr Herz hämmerte so heftig in ihrer Brust, dass es wehtat.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte sie.
Tristan gab keine Antwort.
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