Wilhelm König - Grenzgänge

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In diesem Werk beschreibt Wilhelm König einen Einzelgänger und seine Erfahrungen mit Ost und Westdeutschland zu Zeiten der Teilung. Langsam aber stetig wird der Held Karl Simpel zu einem politisch bewussten Denken verleitet. Ein Umschulungslehrgang mit Flüchtlingen von der anderen Seite, eine sich anbahnende Beziehung mit einem Mädchen in der DDR und die immer zugrunde liegende Frage von Freiheit prägen seine Einstellung und die Dinge, für die Karl bereit ist sich einzusetzen.Wie der Name schon verrät, ist die Hauptperson dieser Trilogie Karl Simpel. Als eine Art schwäbischer Till Eulenspiegel sieht er die Welt durch seine ganz eigenen Augen und muss daher immer wieder lernen mit den Situationen umzugehen, die sich ihm präsentieren. Insbesondere die politischen Phasen, wie den Nationalsozialismus und die Teilung Deutschlands, erlauben ihm immer wieder zu lernen und zu wachsen.

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Zuvor war man vom Arbeitsamtsarzt untersucht worden. Ein Einarmiger mit Fronterfahrung. In meinen Augen war das kein Arzt, zum Heilen berufen. Eher war der dazu da, meinen Weg nach Heidelberg oder zu einer anderen Umschulung zu verhindern.

Er untersuchte nicht viel. Erst schaute er mich an, warf einen Blick in die Akten, dann wieder auf mich.

»Trauen Sie sich das zu?« fragte er. »Sie haben ja eine merkwürdige Vergangenheit!«

»Wieso merkwürdig?«

»Na, erst mimen sie den Dackel, dann erschießen Sie zwei Männer. Aber nicht irgendwelche, sondern gezielt zwei ehemalige Nazis, wie man das heute nennt.«

»Mimen, sagen Sie?«

»Nun, wenn es stimmt – dann ist die Umschulung doch vertane Zeit, und das Geld dafür hinausgeschmissen!«

»Das Geld kommt ja nicht von Ihnen«, sagte ich.

»Nein, sicher nicht; aber ich habe darüber zu wachen, daß es sinnvoll ausgegeben wird.«

»Und im Krieg haben Sie auch immer gewußt, was sinnvoll ist, Herr Doktor?« fragte ich frech.

Der Herr Doktor stutzte; runzelte die Stirn: »Aha! Daher weht der Wind. Habe ich es mir doch gleich gedacht.«

»Was gedacht?«

»Schluß der Debatte und der Untersuchung. Sie kriegen Bescheid. Ade!«

»Ade, Herr Doktor. Für Sie ist wohl ein Dackel ein Dackel – und bleibt es sein Leben lang?«

Keine Antwort ist auch eine Antwort, sagt man. Doch vielleicht hörte ich sie nicht mehr, weil ich in diesem Augenblick die Tür hinter mir zuzog. Und wenn ich ehrlich bin, wollte ich auch gar keine Antwort hören. Hoffentlich war das das letzte Mal, daß ich es mit dem zu tun habe – aber wer weiß, fuhr es mir durch den Kopf.

Mein Kopf? Unbewußt legte ich die rechte Hand auf die Stirn – was ist mit dem? Ich kanns doch; ich schaffs doch – ich bin doch begabt genug?

Ehe ich diese Prüfungen über mich ergehen ließ, hatte ich einen Berufsberater aufgesucht. Der kam schließlich auf die Idee mit dem Technischen Zeichner. Aber vorher hat er mich auch ausgefragt, hat in den Akten geblättert – woher die alle diese Unterlagen haben? Hier, in diesem Land und in dieser Gesellschaft, bist du für alle Zeiten registriert, abgestempelt, numeriert. Mitten im Aktenstudium schüttelte er immer wieder den Kopf. Schließlich klappte er den Ordner zu, holte tief Luft, stand auf, reichte mir die Hand und erklärte: »Also – wir probieren es! Es kann nur noch besser werden. Auf alle Fälle nicht schlechter – nehmen wir es mal an!«

Ich bekam schließlich meine Umschulung und freute mich. Freute mich allein über die Tatsache, wieder rauszukommen: aus meinen Verhältnissen – aus dem Dorf; aus dem Tal. Ich fuhr mit dem Zug zunächst bis in die nächste Stadt, talabwärts, stieg dort um und fuhr durch bis Heidelberg. Auch die bezahlten Heimfahrten, auf die ich mich dann nicht weniger freute, bewältigte ich mit der Bahn.

Ich hätte mit meinem Zimmer- und Lehrgangskollegen in dessen VW mitfahren können. Denn er stammte aus der Kreisstadt. Auf diese Weise hätte ich die Hälfte der Fahrtkosten frei gehabt, so wurde es auch in anderen Fällen geregelt. Aber ich wollte nicht. Erstens war die Mühle dauernd überladen, einerseits durch Ernsts – so hieß der Landsmann – eigenes Gepäck, dann durch den Kollegen, den er bis Pforzheim mitnahm, und dessen Gepäck. Zweitens war der Mann vom Krieg her hirnverletzt. Er litt unter Anfallen, so wie ich sie vom Heim her kannte. Die Anfalle – wöchentlich bis vierzehntäglich einmal – verliefen insgesamt sehr harmlos.

Für kurze Zeit – etwa eine halbe Minute lang, schätzte ich – verdrehte er mitten im Gespräch die Augen und hörte und sah nichts mehr. Das Gesicht behielt immer den gleichen lächelnden Ausdruck. Ernst wußte um seinen unheilbaren, unveränderlichen Zustand, ertrug ihn jedoch mit Geduld und Humor. Da hatte ich im Allgäu schlimmere Fälle erlebt: da stürzten die Männer wie von der Axt gefällte Bäume zu Boden und krümmten sich, Schaum stand ihnen vor den Lippen. Auch sie erholten sich, standen auf und spazierten herum wie jeder andere, Gesunde.

Daß Ernst und ich auf ein Zimmer kamen, war kein Zufall. Die Verwaltung dachte in diesem Fall wohl nach Landschaften und Regionen, und da wir beide aus einer Gegend kamen und vom selben Arbeitsamt geschickt wurden, war es nur folgerichtig, daß man uns zusammenlegte.

Das war auch keine schlechte Entscheidung. Nur in seinen bis unter den Himmel vollgeladenen Donnervogel wollte ich ums Verrecken nicht einsteigen.

Wir vertrugen uns bis zum Schluß sehr gut – freilich wurden wir keine Freunde. Lags am Altersunterschied? Er verkehrte nach Feierabend mit einer anderen Gruppe, Kollegen aus der Klasse. Manchmal stieß ich mit Karlheinz dazu. Und dann feierte die ganze Klasse auch mal gemeinsam. Gründe dazu gab es immer wieder: Lehrergeburtstag, bestandene Prüfung, Ausflüge.

Ernst hatte stets eine Flasche Whisky im Spind – »Englischen Korn« nannte er ihn, sei es aus Jux oder wirklich zur Tarnung. Nach seinen Angaben benötigte er ihn vorwiegend zur »Entfäulung« seiner Kiefer und Kauwerkzeuge, bereits vor dem Frühstück, und er bot mir ebenfalls einen Schluck an. Manchmal griff ich zu, aber nie vor dem Frühstück. Er trug ein hartes amerikanisches Gebiß, das er vor dem Schlafengehen nicht aus dem Mund zu nehmen brauchte. Deshalb die besondere morgendliche Mundpflege.

Die Gebäude waren damals noch ziemlich neu. Im allgemeinen wohnten alle zu zweit in zentralbeheizten Zimmern mit Blick auf die Straße und daran entlang aufgestellte Reihenhäuser. Nicht weit davon ein Flugplatz der Amerikaner. Nachts konnte man – auch mit weniger feinfühligen Ohren – das Rauschen der Autobahn hören. Auf dem Flugplatz landeten nur kleine Maschinen, die aber sicher so laut wie größere waren und eine willkommene Unterbrechung des Unterrichts darstellten. In den kleinen Pausen hielt man sich im Gang auf, die Raucher rauchten, öffneten die Fenster und blickten auf diesen Flugplatz. Zu den großen Pausen zog man hintereinander in den Speisesaal hinüber und schlürfte eine Fleischbrühe, pumpte sich mit Tee voll oder blies den Dampf von einer Tasse Kaffee. So lebte man miteinander in trautem Einverständnis, hoffte auf eine wirkliche Umkehr der Verhältnisse nach diesem Lehrgang, war gespannt, ob diese Zeit auch staatlich anerkannt wurde, und fühlte sich, durch das massenhafte Auftreten vergangener und gegenwärtiger Krankheiten, im Grunde wie ein Gesunder.

Alle waren sie auf eine Art »beschädigt«, die sich hier aus der ganzen Republik zusammengefunden hatten: Dem einen fehlte eine Hand oder ein ganzer Arm, dem andern ein Fuß oder ein halbes Bein; ein dritter bekam Anfälle – so wie Ernst –, hatte es am Herz oder litt unter einer Allergie, wie Friedhelm, der Kräutermann (so nannten wir ihn, weil er den ganzen Tag mit Kräutern und Arzneien beschäftigt war) und ich. Ach, und was mochte da noch alles beim einzelnen aus den Fugen geraten sein!

Das waren Leute wie ich: Handwerker, Büroangestellte, Kriegsteilnehmer – auch zwei ehemalige Kellner waren darunter. Jeder von ihnen hatte beim heimatlichen Arbeitsamt die gleiche Eignungsprüfung ablegen müssen: Strich, Zahl – Zahl, Strich! So auch Karlheinz, mein Brettnachbar in der Klasse. Er war in Heidelberg so etwas wie mein Freund und Kamerad. Wir spielten miteinander auch Schach, oft bis in die Nacht hinein, waren zeitweise geradezu schachsüchtig, wenn es das gibt. Es muß es geben, denn wir saßen oft bis nachts um drei im Aufenthaltsraum.

Karlheinz war ein paar Jahre älter als ich und hatte ein lahmes Bein; das steckte in einem Stahlmieder und war noch dünner als ein Arm. Die Haut war gerötet, Kniescheibe und Kniegelenk gegenüber Schenkel und Wade übermäßig ausgebildet. Er hatte Bauschlosser gelernt. Mit 19 Jahren erlitt er einen Betriebsunfall. Auf der Baustelle wurde er unter einem herabstürzenden schweren Warmwasserkessel begraben. Er war mehrere Wochen bewußtlos. Die Ärzte hatten ihn schon aufgegeben. Danach war er Vollrentner, wurde von Heim zu Heim, von Kur zu Kur gestoßen. Dann ein paar Jahre zu Hause – die Mutter pflegte ihn (ach, immer die Mütter!); jetzt war er hier. Er wollte wieder etwas arbeiten, und vielleicht war das ein Einstieg. Wir nannten ihn nur den Seemann, obwohl er nie zur See gefahren war. Aber er hatte davon geträumt, einmal auf einem Überseedampfer zu fahren. Er stammte aus Hannoversch Münden – »wo Fulda und Werra sich küssen/und es in der Weser büßen müssen«, lernte ich von ihm. Ja, doch: er hatte schon auf Schleppkähnen gestanden und mit Seeleuten verkehrt; es gab Ausreißversuche nach Hamburg und Bremen. Diese Zeit hatte zumindest sprachlich abgefärbt – zuerst auf ihn, und von ihm auf mich! Wenigstens in Einzelheiten.

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