Aline Sax
Aus dem Niederländischen
von Eva Schweikart
EINE STADT, ZWEI STAATEN EINE STADT, ZWEI STAATEN Nachdem Deutschland 1945 den Zweiten Weltkrieg verloren hatte, teilten die Siegermächte das Land unter sich in vier Besatzungszonen auf: eine französische, eine britische, eine amerikanische und eine sowjetische. Die bisherige Hauptstadt Berlin, komplett innerhalb der sowjetischen Besatzungszone liegend, wurde ebenfalls in vier Sektoren gegliedert. Zwischen den westlichen Siegermächten und der kommunistischen Sowjetunion ergaben sich in vielerlei Hinsicht Differenzen. Zu einem Konsens kam es nicht, weil beiden Machtblöcken daran gelegen war, ihren Einfluss in Europa auszuweiten. Im Mai 1949 wurden die westlichen Besatzungszonen zu einem neuen Staat mit dem Namen Bundesrepublik Deutschland (BRD) vereinigt. Ebenfalls 1949, im Oktober, wurde auch die sowjetische Besatzungszone zu einem eigenen Staat und erhielt den Namen Deutsche Demokratische Republik (DDR). Im Prinzip waren die beiden deutschen Staaten unabhängig, standen jedoch weiterhin stark unter dem Einfluss der ehemaligen Besatzer. In der BRD als kapitalistischem Staat manifestierte sich vor allem der Einfluss der Vereinigten Staaten von Amerika (USA). In der DDR wurde eine kommunistische Regierung installiert. Wie in der Sowjetunion wies das dortige System Züge einer strengen Diktatur auf und zielte darauf ab, politische Gegner mundtot zu machen. Wirtschaftlich gesehen entwickelte sich die BRD – unter anderem dank amerikanischer Unterstützung – wesentlich schneller als die DDR, welche die schwerfällige sowjetische Planwirtschaft übernommen hatte. Zwischen den beiden deutschen Staaten entstand eine Kluft, und der zunehmende Wohlstand Westdeutschlands erweckte bei vielen Ostdeutschen Neid. In Berlin wurden die Westsektoren ebenfalls zusammengefasst: Als Westberlin waren sie der BRD zugeordnet, der Ostteil der Stadt hingegen (Ostberlin) gehörte zur DDR. Die Stadt Berlin wurde zum Brennpunkt des Kalten Kriegs.
JULIAN NIEMÖLLER 1961
EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
SIEBEN
ACHT
NEUN
ZEHN
ELF
ZWÖLF
DREIZEHN
VIERZEHN
FÜNFZEHN
SECHZEHN
SIEBZEHN
ACHTZEHN
NEUNZEHN
ZWANZIG
EINUNDZWANZIG
ZWEIUNDZWANZIG
DREIUNDZWANZIG
VIERUNDZWANZIG
FÜNFUNDZWANZIG
SECHSUNDZWANZIG
SIEBENUNDZWANZIG
ACHTUNDZWANZIG
NEUNUNDZWANZIG
DREISSIG
EINUNDDREISSIG
MARTHE LENTZ 1977
EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
SIEBEN
ACHT
NEUN
ZEHN
ELF
ZWÖLF
DREIZEHN
VIERZEHN
FÜNFZEHN
SECHZEHN
SIEBZEHN
ACHTZEHN
NEUNZEHN
ZWANZIG
EINUNDZWANZIG
ZWEIUNDZWANZIG
DREIUNDZWANZIG
VIERUNDZWANZIG
FÜNFUNDZWANZIG
SECHSUNDZWANZIG
SIEBENUNDZWANZIG
ACHTUNDZWANZIG
NEUNUNDZWANZIG
SYBILLE NIEMÖLLER 1989
EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
SIEBEN
ACHT
NEUN
ZEHN
ELF
ZWÖLF
DREIZEHN
VIERZEHN
FÜNFZEHN
SECHZEHN
SIEBZEHN
ACHTZEHN
NEUNZEHN
ZWANZIG
EINUNDZWANZIG
ZWEIUNDZWANZIG
DREIUNDZWANZIG
VIERUNDZWANZIG
FÜNFUNDZWANZIG
SECHSUNDZWANZIG
SIEBENUNDZWANZIG
ACHTUNDZWANZIG
NEUNUNDZWANZIG
DREISSIG
NACHWORT
DIE AUTORIN
Nachdem Deutschland 1945 den Zweiten Weltkrieg verloren hatte, teilten die Siegermächte das Land unter sich in vier Besatzungszonen auf: eine französische, eine britische, eine amerikanische und eine sowjetische. Die bisherige Hauptstadt Berlin, komplett innerhalb der sowjetischen Besatzungszone liegend, wurde ebenfalls in vier Sektoren gegliedert.
Zwischen den westlichen Siegermächten und der kommunistischen Sowjetunion ergaben sich in vielerlei Hinsicht Differenzen. Zu einem Konsens kam es nicht, weil beiden Machtblöcken daran gelegen war, ihren Einfluss in Europa auszuweiten.
Im Mai 1949 wurden die westlichen Besatzungszonen zu einem neuen Staat mit dem Namen Bundesrepublik Deutschland (BRD) vereinigt. Ebenfalls 1949, im Oktober, wurde auch die sowjetische Besatzungszone zu einem eigenen Staat und erhielt den Namen Deutsche Demokratische Republik (DDR). Im Prinzip waren die beiden deutschen Staaten unabhängig, standen jedoch weiterhin stark unter dem Einfluss der ehemaligen Besatzer.
In der BRD als kapitalistischem Staat manifestierte sich vor allem der Einfluss der Vereinigten Staaten von Amerika (USA). In der DDR wurde eine kommunistische Regierung installiert. Wie in der Sowjetunion wies das dortige System Züge einer strengen Diktatur auf und zielte darauf ab, politische Gegner mundtot zu machen.
Wirtschaftlich gesehen entwickelte sich die BRD – unter anderem dank amerikanischer Unterstützung – wesentlich schneller als die DDR, welche die schwerfällige sowjetische Planwirtschaft übernommen hatte. Zwischen den beiden deutschen Staaten entstand eine Kluft, und der zunehmende Wohlstand Westdeutschlands erweckte bei vielen Ostdeutschen Neid.
In Berlin wurden die Westsektoren ebenfalls zusammengefasst: Als Westberlin waren sie der BRD zugeordnet, der Ostteil der Stadt hingegen (Ostberlin) gehörte zur DDR. Die Stadt Berlin wurde zum Brennpunkt des Kalten Kriegs.
Ich roch an der Bettwäsche, dass ich im Westen war. Im Osten gab es keine Waschmittel mit Blumenduft. Schlaftrunken drehte ich mich um und schaute zum Fenster. Das erste Morgenlicht fiel durch einen Vorhangspalt ins Zimmer. Ich versuchte, meinen Traum von den Erinnerungen zu trennen, die sich langsam und bruchstückhaft wieder einstellten.
Gestern, nach der Arbeit, waren wir ins Chitchat gegangen, einen beliebten Club, in dem auch viele Amerikaner verkehrten. Wir hatten getanzt und getrunken. Zu viel getrunken. Es war spät geworden. So spät, dass ich keine Lust mehr hatte, noch über die Grenze zu gehen.
Und da war ein Mädchen gewesen … wie hieß sie doch gleich? Ich hatte sie im Chitchat kennengelernt. Sie war mit einer Freundin dort, und diese Freundin wiederum war eine Bekannte von Walter.
Kurzes dunkles Haar. Gute Tänzerin. Paula. Genau, Paula hieß sie.
Langsam drehte ich mich wieder auf die andere Seite. Neben mir lag niemand. Da war nur ein Abdruck auf dem Kopfkissen.
Sie hatte mir angeboten, bei ihr zu übernachten, weil sie ganz in der Nähe wohnte. Ich dachte angestrengt nach, konnte mich aber nicht mehr erinnern, wann wir das Chitchat verlassen hatten und was danach gewesen war. Hatten wir …? Ich hob die Bettdecke an und sah, dass ich meine Unterhosen und die Socken trug. Die übrigen Kleider lagen auf dem Boden verstreut.
Im angrenzenden Raum hinter dem Perlenvorhang hantierte jemand mit Geschirr. Noch einmal schnupperte ich am Kissenbezug, dann hob ich die Beine über die Bettkante. Wenn ich mich langsam bewegte, waren die Kopfschmerzen erträglich. Ich machte mir nicht die Mühe, mich anzuziehen, und ging – so wie ich war – hinüber.
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