Grenzgänger – ein Mensch (er)findet sich selbst
Martin Pfaff
Copyright: © 2015 Martin Pfaff
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
E-book: ISBN 978-3-7375-4303-3
Buch: ISBN 978-3-7375-3863-3
Für meine Frau, meine Kinder und Enkel
und
für meinen Gymnasiallehrer Professor Dr. Franz Fürlinger:
Ohne ihre nachhaltige Ermutigung und ihr freundliches Drängen
wäre dieses Buch nicht geschrieben worden.
„Das Leben ist nicht primär eine Suche nach Vergnügen, wie Freud glaubte,
noch ein Streben nach Macht, wie Alfred Adler lehrte, sondern eine Suche nach Sinn.
Die größte Aufgabe für jeden Menschen ist es, den Sinn in seinem Leben zu finden.“
Harold Kushner,
Vorwort zu: Viktor E. Frankl, Man’s Search for Meaning
„Das, was du heute denkst, wirst du morgen sein
Der Weise formt sich selbst.“
Siddharta Gautama, genannt Buddha
„Verletze niemanden, sondern hilf allen, soweit du kannst.“
Arthur Schopenhauer,
Die Welt als Wille und Vorstellung
Das ist ein ganz und gar ungewöhnliches Leben, das Martin Pfaff in seinen Memoiren schildert. Eigentlich sind es mehrere Leben: Eines als erfolgreicher Wissenschaftler, eines als aktiver Politiker, der zwölf Jahre lang dem Bundestag angehörte, und eines als global orientierter Helfer und Gutachter. Wie er diese drei Stränge seines Lebens miteinander zu verbinden wusste und dabei als Grenzgänger zu sich selbst fand, ist schon eine Leistung besonderer Art. Das Buch verdient bereits deshalb große Aufmerksamkeit. Aber auch deshalb, weil es das Zerrbild vom Politiker, wie es in den Medien nicht selten dargeboten wird, überzeugend korrigiert.
Hans-Jochen Vogel, 11.März 2015
Prof. Dr. Martin Pfaff – früher SPD-Chef in Schwaben und Bundestagsabgeordneter – ist in seinen vorgelegten Memoiren eine bemerkenswert ehrliche Lebensbeschreibung gelungen. Zudem kann sie den Rang eines „Pharaonengrabes“ zeitgenössischer, sozialdemokratischer Sozialpolitik beanspruchen.
Nicht zuletzt kann sich der passionierte Segler auch gutschreiben, als Wissenschaftler wie Politiker Kurs gehalten zu haben. Heißt: für die sozial und wirtschaftlich Schwächeren Partei ergriffen zu haben.
Werner Reif, Augsburger Allgemeine Zeitung, 12.12.2014
Prof. Dr. Martin Pfaff beschreibt in seinem Buch seine einzigartige Reise: Ein Weg, der eine lange Suche wurde, mit dem Ziel, den Sinn des Lebens zu erkunden. Auf allen Ebenen hat der Autor Grenzen überwunden: Spirituelle, kulturelle, politische Grenzen ebenso wie Mauern im Inneren.
Das Buch beginnt mit der Jugend eines Mannes, dessen Kindheit vom Katholizismus geprägt ist, der nach Indien gelangt und dort die großen Religionen des Landes entdeckt. Prof. Dr. Martin Pfaff berichtet dem Leser über seinen äußeren und inneren Weg. Darüber wie er sich immer wieder neu erfinden muss, um die Welt um sich herum mit zu gestalten. Er ist dabei der ehrenamtliche Mitbegründer von Blindenschulen in Indien, wird Student an einer Us-amerikanischen Eliteuniversität und schafft eine außerordentliche wissenschaftliche Karriere in den USA und Deutschland. Durch sein politisches Engagement wird er schließlich Mitglied des Deutschen Bundestages in mehreren Legislaturperioden.
Gleichzeitig kommt es auf seinen Reisen immer wieder zu Begegnungen mit besonderen Menschen. Auch zu einer „Begegnung“ mit einem Mann, der beim Eintreffen des Autors in Indien längst gestorben ist, aber dessen Wirken als Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung immer wieder präsent ist: Subhas Chandra Bose. Gegenwärtig ist Subhas Chandra Bose auch, weil der junge Martin Pfaff dessen Tochter Anita kennenlernt, mit der er mittlerweile seit vielen Jahren verheiratet ist. So wird das Buch auch die Geschichte einer großen Liebe und Partnerschaft zwischen Mann und Frau gegen den Hintergrund Indiens, Nordamerikas und Europas.
Selten hat ein Autobiograf so viel von der inneren und äußeren Welt gesehen, selten spricht ein Autor aber auch so offen über seine eigene Sexualität, über seine Motivation zum sozialen Engagement, nicht nur über seine Erfolge, sondern auch über seine Misserfolge und Schwierigkeiten. Selten erkennt ein Mensch aber auch, welche Belohnungen ihm die Reise über alle Grenzen hinweg bescherte.
Impressum
Zum Inhalt
Einblicke und Ausblicke
1. Die erste Grenze: Ausbruch und Aufbruch
2. Ungarn: Wehe den Besiegten! (1939 bis 1947)
3. Österreich: Die Suche nach dem Selbst (1947 bis 1957)
4. Auf dem Landweg nach Indien: Auf den Spuren alter Kulturen (1957 bis 1958)
4.1. Von Baden bei Wien nach Teheran: Vorwärts in die Vergangenheit!
4.2. Von Teheran nach Lahore: Die verschlungenen Pfade der Bürokratie
5. In Indien: Hingabe und Erfüllung (1958 bis 1962)
5.1. Am Ziel meiner Suche
5.2. Der Pfad der Tat: „Göttliches Licht“ für die Blinden
6. Anita: Liebe ohne Grenzen (1961 bis heute)
7. Nordamerika: Zu neuen Ufern! (1962 bis 1974)
8. India Revisited: Die große Enttäuschung (1970 und 1976)
9. Deutschland: Die Heimat der Wahl (1971 bis heute)
9.1. Die Grundlagen: (1971 bis 1974)
9.2. Aufbau und Krise: (1975 bis 1980)
10. „Nur Segeln ist schöner!“ (1980 bis 2010)
10.1 Mein Heim auf dem Wasser
10.2 Die Suche nach dem sicheren Hafen
10.3 Über den Atlantik
11. Auf dem Weg zum „Gesundheitsweisen“ (1981 bis 1985)
12. An der Grenze zwischen Wissenschaft und Politik (1986 bis 1990)
13. Im 12. Deutschen Bundestag (1991 bis 1994)
Parteiarbeit in Augsburg und Schwaben sowie auf Bundesebene
14. Im 13. Deutschen Bundestag (1994 bis 1998)
15. Im 14. Deutschen Bundestag (1998 bis 2002)
16. In den Niederungen der SPD-Parteipolitik (1989 bis 2002)
17. Politik und Universität nach dem Bundestag (2002 bis 2006)
18. Der Weg ins Privatleben (2007 bis heute)
19. Die letzte Grenze: Rückblick und Ausschau
Danksagung
Einen frühen und für meinen Lebensweg bedeutsamen Hinweis bekam ich im Alter von sieben Jahren, als mich mein Vater mitten in der Nacht durch den Eisernen Vorhang von Ungarn nach Österreich brachte: dass Grenzen die Freiheit einengen und Lebenschancen mindern. Dass sie aber, sofern man den Mut hat, sie zu überschreiten – auch gegen Widerstände und organisierte Gewalt –, ein Tor zu mehr Freiheit bedeuten. Man muss nur bereit sein, das Tor aufzustoßen.
Um etwas Neues zu entdecken oder um über sich selbst hinauszuwachsen, musste ich im Leben oft an Grenzen gehen und diese überschreiten – ob beim Lernen, im Beruf oder in der Liebe. Auch wenn nicht alle Überschreitungen zu Neuentdeckungen führten: Eine Herausforderung stellten sie immer dar. Auch wenn meine Neugier nicht immer befriedigt wurde: Ich lernte oft dazu. Und mein Horizont erweiterte sich jedes Mal.
Die wichtigsten Erkenntnisse kamen unerwartet und oft auf schmerzliche Weise. Ich denke an die Erfahrung, dass das Verlangen nach Freiheit dann am intensivsten ist, wenn man eingesperrt ist, so wie ich mit neunzehn Jahren in einem syrischen Gefängnis, in Damaskus. Allein unter Kriminellen. Oder was es heißt, eine selbst auferlegte Pflicht zu erfüllen. Immer noch mit neunzehn Jahren half ich einem blinden indischen Pater, eine Blindenschule in Südindien zu gründen und diese unter schwierigen Bedingungen auszubauen. Oft wusste ich nicht, womit ich am nächsten Tag Lebensmittel für die blinden Kinder kaufen sollte, und lief dennoch nicht davon, zurück nach Europa. Fast vier Jahre lang hielt ich durch, bis die Schule auf einer soliden Basis etabliert war. Pflichterfüllung ist der falsche Ausdruck. Vielmehr scheint es eine Form der wahren Liebe zu sein, die größte Kräfte in einem Menschen mobilisiert, um sich für die Schwächsten einzusetzen. Ohne Lohn und ohne Erwartung eines Dankes von der Gesellschaft.
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