Erich Wiedemann - Unser Mann in Timbuktu

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Der aufregende und sensible Werkstattbericht eines Reporters, der 32 Jahre lang den Daumen am Puls des Weltgeschehens hatte. Erich Wiedemann erzählt, wie er Kriege, Verhaftungen, rhetorische Keilereien mit Politikern und die Fährnisse des Redaktionsalltags heil überstand. Er berichtet von einem Nachtflug im Flakfeuer über Afrika, von seiner Suche nach KZ-Arzt Josef Mengele und nach dem Bernsteinzimmer, von Schurken, Helden und Heiligen. Er zeigt faszinierende Innenansichten des bedeutendsten europäischen Printmediums. Und wir erfahren von ihm auch, warum Chefredakteur Stefan Aust, der «kleine Pontifex», von der eigenen Belegschaft gefeuert wurde, obwohl er den SPIEGEL heil durch die schwerste Krise seiner Geschichte gesteuert hatte.-

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Werner Detsch war Leserbriefredakteur. Mitte der fünfziger Jahre war er Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen und mit Adenauers KPD-Verbot in Konflikt geraten. Ein paar Wochen saß er in U-Haft, dann wurde er, soviel ich weiß, ohne Verfahren entlassen.

Tripolis schien mir gefährlicher als Pretoria. Der Mann, der mich verhörte, wollte wissen, wer meine Auftraggeber waren. Dass mich der Spiegel geschickt hatte, glaubte er nicht. Er war nervös, wenn auch korrekt. Kein Gebrüll, kein scharfes Wort. Er drehte ständig einen Bleistift in seinen Fingern. Manchmal klopfte er damit wie mit einem Trommelstock auf die Tischplatte.

Der Mann hatte es offenbar mit den Bronchien. Er spuckte in einer Stunde ein halbes Paket Papiertaschentücher mit gelbem Schleim voll. Seine pedantische Feindseligkeit gab mir Hoffnung. Solange sie noch die Anstrengung unternahmen, mir Aussagen und Geständnisse zu entlocken, beabsichtigten sie offenbar, mir den Prozess zu machen. Und so lange würden sie mich nicht kurzerhand erschießen und im Wüstensand verscharren. Bildete ich mir ein.

Neun Monate zuvor war Imam Moussa Sadr, der Führer der libanesischen Schiiten, der wegen seiner liberalen Haltung Gaddafis Missfallen erregt hatte, in Tripolis auf dem Weg vom Flughafen in sein Hotel verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Ich fürchtete, mir könnte das gleiche Schicksal drohen. Ich hatte Idi Amin zwar persönlich nicht gesehen. Aber wo der Clan war, da konnte der Clan-Chef nicht weit sein. Und ich konnte mit meinen Fotos den Nachweis führen, dass seine Familie in Tripolis Asyl genoss. Das Regime hatte ein starkes Interesse daran, das zu verhindern.

Mein ganzes Denken war auf ein einziges Ziel gerichtet: überleben. Sollte ich mir eine Verletzung zufügen, um ins Krankenhaus zu kommen, weil da die Aussicht vermutlich größer war, Kontakt nach draußen aufnehmen zu können? Es war klar, dass ich in Deutschland vermisst wurde. Der Spiegel würde etwas unternehmen, um mich zu finden und rauszuholen. Aber das würde dauern. Ich musste Zeit gewinnen.

Der Plan zur Selbstverstümmelung scheiterte daran, dass ich an kein passendes Werkzeug kam. Sie hatten mir alles abgenommen, und die Zelle war leer. Die Spiralen in der Matratze, die man vielleicht dazu hätte gebrauchen können, waren so fest vernäht, dass ich sie mit den Fingern nicht herauspulen konnte.

Überlebenswille reduziert den Menschen, wenn es schlimm kommt, auf sein animalisches Minimum. Wenn man an der letzten Schwelle zu stehen meint, macht er alle anderen Regungen und Werte platt: Moral, Ehre, Ekel, Scham. Mir kam der Gedanke, in der Toilette Fäkalien zu fressen, um krank zu werden. In den zwei Klos neben dem Zellentrakt war die Spülung kaputt, deshalb häufte sich darin der Kot. Es war zwar nicht auszuschließen, dass sie keinen Arzt holen und mich einfach verrecken lassen würden. Aber besser kämpfend und voll fremder Scheiße untergehen, als mit einem Genickschuss in der Wüste verrecken.

Ich kann die bulgarische Krankenschwester Kristiana Valcheva verstehen, die acht Jahre lang unschuldig in einem Gefängnis in Tripolis gefangen war und nach ihrer Freilassung 2007 sagte, sie habe keine Scham mehr empfunden, sondern nur noch Angst und Schmerzen, als Polizisten sie auszogen und dann mit einem Elektrostab folterten.

Heute bin ich nicht mehr so sicher, dass mein Plan funktioniert hätte. Der menschliche Körper ist ein robustes Behältnis. Meine alte Cousine, die als Gerichtsmedizinerin in der Sache einen gewissen Durchblick hatte, sagte mir später, außer ein bisschen Kotzen hätte es vermutlich nichts gebracht.

Außerdem wäre die Ausführung schon daran gescheitert, dass beim Defäkieren des Gefangenen die Klotür offenzubleiben hatte und einer der Wärter stets auf Tuchfühlung neben mir stand. Und ehrlich gesagt, ich bin mir auch nicht sicher, dass ich meine Ekelschwelle tatsächlich überwunden hätte. Ich ekelte mich ja sogar schon davor, mir meinen Hintern ohne Papier mit den Händen zu säubern.

Das seelische Fegefeuer setzte mir hart zu. Am sechsten Tag hätte ich vermutlich gestanden, dass ich in der Absicht gekommen sei, den drei Zentner schweren Idi Amin im Koffer zu entführen.

Ich bestritt auch gar nicht, dass ich hinter Amin her gewesen war. Aber ich hatte ja nur mit ihm sprechen wollen. Auch nach libyscher Rechtslage konnte das nicht strafbar sein.

Aus der Nazi-Zeit sind Geschichten von Häftlingen überliefert, die die Ungewissheit fast umgebracht hat und die in der Nacht, nachdem ihnen das Todesurteil vorgelesen worden war, wieder gut schliefen. Sie beweisen, dass drohendes Unheil in dem Moment an Schrecken verliert, in dem es eintritt. Denn der Mensch fürchtet den Tod nicht so sehr wie die Angst vor dem Tod.

Zwei-, dreimal gaben sie mir eine Beruhigungsspritze, obwohl ich mich widersetzte, weil ich Angst hatte, dass die Injektionsnadel dreckig war. Aber sie half nicht. In aller Frühe, noch bevor der Morgen graute, wurde ich immer wach. Dann tobten mir bizarre und sentimentale Gedanken durch den Kopf. Ich musste Mutter sagen, dass ich sie gern habe, wenn ich hier raus kam. Ich hatte sie einen Tag vor meiner Abreise nach Tripolis am Telefon herablassend behandelt. Ob Marion an mich dachte? Wo war der Pfennig mit unseren eingestanzten Initialen, den wir als Souvenir vom Hamburger Dom mitgebracht hatten? Ich trug ihn normalerweise in der Brieftasche. Ich musste aufpassen, dass ich ihn zurückbekam, wenn sie mich entließen.

Bei der Registrierung am Tag der Inhaftierung hatte mir der Wachhabende des Gefängnisses ein Blatt Papier und einen Bleistiftstummel mitgegeben. Ich sollte meine Personalien und ein Geständnis daraufschreiben. Das habe ich nicht getan. Später sprach auch niemand mehr davon. Der Bleistift und das Blatt Papier wurden vergessen. In meinem ganzen Leben habe ich nie wieder so viel Besitzerglück empfunden.

Ein Din-A4-Blatt ist eine unglaublich große Fläche. Ich hatte es sechsmal gefaltet, so dass ich es im Hosenbeinumschlag verstecken konnte. Nach meiner Rechnung konnte man, so, wie ich es nutzte, darauf vorn und hinten 80 000 Buchstaben unterbringen. Das waren fast so viele wie zwei Spiegel -Titelgeschichten Anschläge haben.

Das Papier und der Bleistiftstummel waren meine wichtigsten Waffen gegen den Wahnsinn. Am ersten Tag schrieb ich auf einem schmalen Streifen oben am Kopf des Blattes die US-Bundesstaaten auf, an deren Namen ich mich erinnerte. Ganz langsam und mit vielen Pausen. Ich kam mir hinterher selbst sehr gebildet vor, weil mir 47 von 50 Staaten eingefallen waren. Mir fehlten nur Delaware, Rhode Island und New Hampshire.

Ein paar Jahre danach habe ich den Test zu Hause noch mal gemacht. Diesmal fehlten mir sechs Namen. Ich glaube, heute wären es noch mehr. Woraus zu schließen ist, dass sich die Konzentrationsfähigkeit im Gefängnis leichter entfaltet als an einem Schreibtisch in Jesteburg in der Nordheide.

Am nächsten Tag hatte ich Poesie auf dem Zettel. Ich schrieb ein langes Gedicht von Dieter Hildebrandt über den Mann im Kabarett, der erst begeistert Beifall klatscht und dann, als er sich einen angetüttelt hat, alles beschissen findet. Ich hatte es mal in einer Sendung der Lach- und Schießgesellschaft gehört, mir das Manuskript schicken lassen und es dann auswendig gelernt, weil es mir so gut gefallen hatte. Die Gedächtnisübungen hielten die grauen Zellen beieinander, und sie halfen dabei, die Gegenwart ein bisschen zu verdrängen.

Und dann Schillers »Glocke«, allerdings mit großen Lücken. Ich habe auch noch die Primzahlen aufgeschrieben, die ich kannte. Aber damit kam ich nicht weit. Ich konnte gut rechnen, hatte aber immer Probleme mit der höheren Mathematik.

Den Zettel habe ich nicht mehr vollgekriegt. Irgendwann nachmittags wurde ich freigelassen. Ich glaube, nach sechs Tagen. Für mich waren sie wie sechs Wochen gewesen. Ein Mann in dunklem Anzug trat in meine Zelle, entfaltete ein Schreiben und sagte auf Englisch: »Sie sind frei. Die libysche Regierung hat entschieden, dass Sie sofort das Land zu verlassen haben.« Keine weitere Erklärung. Meinerseits Jauchzen in der Magengrube. Sie luden mich in den Mercedes, mit dem sie mich hergebracht hatten, lieferten mich bei der deutschen Botschaft ab und ließen sich vom Portier schriftlich den Empfang bestätigen.

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