Erich Wiedemann - Unser Mann in Timbuktu

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Unser Mann in Timbuktu: краткое содержание, описание и аннотация

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Der aufregende und sensible Werkstattbericht eines Reporters, der 32 Jahre lang den Daumen am Puls des Weltgeschehens hatte. Erich Wiedemann erzählt, wie er Kriege, Verhaftungen, rhetorische Keilereien mit Politikern und die Fährnisse des Redaktionsalltags heil überstand. Er berichtet von einem Nachtflug im Flakfeuer über Afrika, von seiner Suche nach KZ-Arzt Josef Mengele und nach dem Bernsteinzimmer, von Schurken, Helden und Heiligen. Er zeigt faszinierende Innenansichten des bedeutendsten europäischen Printmediums. Und wir erfahren von ihm auch, warum Chefredakteur Stefan Aust, der «kleine Pontifex», von der eigenen Belegschaft gefeuert wurde, obwohl er den SPIEGEL heil durch die schwerste Krise seiner Geschichte gesteuert hatte.-

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Ich erkannte das Haus gleich wieder. Es war der Kabusch, ein Betonkäfig mit vergitterten Fenstern, in dem die Geheimpolizei ihre unerledigten Fälle verwahrte. Ein Taxifahrer hatte mir erzählt, wozu er diente, als wir zwei Tage zuvor daran vorbeifuhren.

Verhaftet zu werden ist ein brutaler Schock, fast so schlimm, wie wenn einem das Genick gebrochen wird, glaube ich. Von einer Sekunde auf die nächste ist man nicht mehr sein eigener Herr. Der Gedanke, völlig fremdbestimmt zu sein, und die Aussicht, es lange zu bleiben, legten sich mir wie Würgeeisen um den Hals. Es war ein Sturmtief der Gefühle, und ich hatte Mühe, meinen Schließmuskel unter Kontrolle zu halten. Die Seele ist ein sehr verletzliches Organ.

Sie sperrten mich wortlos ein. Das Licht blieb an. Meine Zelle war zweimal zweieinhalb Meter groß. Sie hatte einen Fußboden aus Kacheln mit Zwiebelmuster und gekalkte Wände. In der Zelle stand nachts ein eisernes Bettgestell, das morgens entfernt und abends wieder zurückgebracht wurde.

An den Wänden hatten frühere Häftlingsgenerationen ihre Spuren hinterlassen, in die Wand eingeritzte Figuren, Hieroglyphen und Piktogramme. Es waren auch Sprüche in lateinischer Schrift dabei. Der kürzeste: »Merde.«

Im Vergleich zu den anderen fünf Zellen hatte meine den Vorteil, dass man mit ein bisschen Übung erkennen konnte, ob es Tag oder Nacht war. Wenn man einen Klimmzug an der Luke über der Zellentür machte, sah man tagsüber in der entferntesten Ecke des überdachten Vorhofes einen Schimmer Tageslicht. Für die Insassen der benachbarten Zellen, die nicht in den Hof blicken konnten, war es Tag, wenn der Wärter das Licht anknipste, und Nacht, wenn er es wieder ausknipste.

Nachts meinte ich, Kindergeschrei zu hören. Dann Orgelmusik, Bach oder Buxtehude, das konnte ich nicht unterscheiden. Es waren Halluzinationen.

Am Abend nach meiner Festnahme und auch am folgenden Tag gab es nichts zu essen. Das war keine Schikane. Es wurde irgendein Jahrestag gefeiert. »Tag der Vertreibung der Italiener«, glaube ich. Deshalb war die Küche geschlossen. Es störte mich nicht, weil ich sowieso keinen Appetit hatte. Zu trinken gab es nur Wasser. Am dritten Tag wurde ein Blechteller mit zwei Marmeladenbroten durch die Klappe in der eisernen Tür geschoben. Ich mümmelte ein wenig an den Broten herum und schob sie nach einer halben Stunde durch die Klappe zurück.

Danach wurde täglich zweimal Hühnchen mit gemischtem Salat oder Fleisch mit Brot gereicht. Alles durchaus appetitlich angerichtet. Doch der Magen verweigerte die Annahme. Angst macht satt.

Nachts träumte ich, dass ich in einem libyschen Gefängnis war. Am nächsten Morgen, als ich erwachte, stellte ich fest, dass es kein Traum war. Ich fiel in Panik, stand eine Weile zitternd und würgend in der Mitte der Zelle. Bis einer der Wärter durch die Klappe in der Tür rief: »Mister, take it easy!«

Ich versuchte, mit den Wärtern ins Gespräch zu kommen. Aber sie waren wortkarg. Sie konnten auch nur ein paar englische Floskeln: »What’s your name? Where do you come from? You like football?« Und ich konnte auf Arabisch nur grüßen, zählen und ein bisschen fluchen.

Am dritten Tag fingen die Kapos an, mich zu schikanieren. Wenn ich schlafen wollte, drehten sie vor der Tür ein Transistorradio auf. Dann war es wieder eine Stunde ganz still, bis plötzlich die eiserne Klappe in der Tür aufflog. Vielleicht hatten sie den Auftrag, mich mit Psychoterror weich fürs Verhör zu klopfen.

Einmal wurde ich für anderthalb Stunden mit den Händen an das vergitterte Fenster in der Zellentür gekettet. Es war nicht schmerzhaft. Aber ich hatte noch niemals vorher einen derartigen Totalverlust meiner Autonomie erlebt. Ich hing an der Kette, die Knie gegen die Zellentür gepresst, und konnte mir nicht mal den Schweiß von der Stirn wischen. Hinterher war ich nicht mehr derselbe.

Die Jungs, die mich bewachten, waren keine Sadisten. Ich hatte den Eindruck, dass ihnen die Quälerei selbst zuwider war. Einer hauchte sogar einmal »Sorry« durch die Luke, nachdem er mich mit seinem Geschrei geweckt hatte.

Ich wurde in der ganzen Zeit nie körperlich misshandelt. Was mich verwunderte, weil Libyen auf den schwarzen Listen von Amnesty International als harter Folterstaat geführt wurde.

Am Vormittag des dritten Tages wurde ich zum Verhör gebracht. Auf dem Weg dorthin musste ich eine lederne Gesichtsmaske tragen. Ich hörte die Kakophonie des Verkehrs, einen Muezzin, ein landendes Flugzeug. Welchen Vorteil brachte es den Schergen, wenn der Gefangene nichts sehen konnte? Es nützte ihm doch nichts, wenn er wahrnahm, wo er war und wohin er gebracht wurde. Er konnte ja ohnehin nicht weglaufen.

Es war das uralte Repressionsritual, das Panik und Verunsicherung generieren sollte. Auch die gefangenen Iraker in Abu Ghraib müssen Gesichtsmasken tragen, wenn sie zum Verhör abgeholt werden. Wer nichts sehen kann, der ist dem Sehenden untertan.

Isolation, Schlafentzug, die Erniedrigung, die erzwungene Untätigkeit sind wirksame Foltermethoden. Die Zellenwand begann sich nach ein paar Tagen mit psychedelischen Bildern zu beleben. Nachts geisterten Stimmen durch den Raum. Ich versuchte, mir auszurechnen, wie lange es dauern würde, mit der Büroklammer, die ich am Flughafen geklaut hatte, die Zellentür aus den Fugen zu kratzen. Depersonalisierung nennt das der Fachmann. Wenig später war ich reif für die Inquisition. Am fünften Tag hörten die Schikanen ebenso plötzlich auf, wie sie begonnen hatten.

Es war meine zweite Knasterfahrung. Die erste hatte ich 1964 in Südafrika gemacht. Ich war in der Hauptstadt Pretoria im Haus indischer Freunde verhaftet worden. Unter Kommunismusverdacht, wie es hieß. Der »suppression of communism act« war ein Allerweltsparagraph. Er umfasste sonderbare Delikte, unter anderem auch die »Fraternisierung mit rassisch Andersartigen«. Ich hatte unter dem Dach eines »Gujarati-Kaffers« genächtigt, wie die Inder genannt wurden. Das war hier schon Rassenschande.

Bei der Durchsuchung meines Zimmers im Haus meiner Gastgeber beging ich die Dummheit, einen Zeitungsartikel, den ich für die Neue Ruhr Zeitung in Essen geschrieben hatte, aus der Schreibmaschine zu ziehen, um ihn aufzuessen. Der Kommissar, der die Veranstaltung leitete, warf sich auf mich und riss mir das Manuskript aus dem Mund, bevor ich es runterwürgen konnte.

Es stand gar nichts Gefährliches darin. Dass die Schwarzen unterdrückt und sich die Ungerechtigkeiten irgendwann rächen würden, das konnte man in vielen Artikeln in der westlichen Presse lesen. Aber der Kommissar wertete meinen Text als Beweis dafür, dass ich Südafrika kommunistisch hatte unterwandern wollen.

Die Haft und die Verhöre brachten mich seelisch auf null. Die zwei Polizisten spielten mit mir das uralte Inquisitionsspiel Good-cop-bad-cop. Manchmal stundenlang. Einmal knallte mir der Böse einen Hanfstrick auf den Tisch und schrie mich an: »Häng dich selbst auf, du baumelst sowieso.«

Der Kulturattaché der westdeutschen Botschaft, der am nächsten Tag zu Besuch kam, beruhigte mich. »So schnell hängen sie hier keinen und ein Greenhorn wie Sie schon gar nicht.« Es dauerte dann noch vier Tage, bis der Staatsanwalt begriffen hatte, dass ich tatsächlich ein harmloser Ignorant war. Am fünften Tag ordnete er meine Freilassung und sofortige Ausweisung an.

Tags drauf saß ich in einer viermotorigen Constellation von Trek Airways. Der Flug dauerte vier Tage. Erste Etappe Johannesburg – Entebbe, zweite Etappe Entebbe – Kairo, dritte Etappe Kairo – Malta, vierte Etappe Malta – Luxemburg.

Ich habe die Geschichte später in ideologischen Standortdebatten beim Spiegel gern ausgeschlachtet. Wenn mich die Kollegen wegen antikommunistischer Tendenzen in meiner Berichterstattung schalten, trumpfte ich mit meiner Knasterfahrung auf: »Ich und Antikommunist? Ich bin der einzige Spiegel -Redakteur außer Werner Detsch, der schon mal als Kommunist im Gefängnis saß.«

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