»Aber …«, will Paul gerade protestieren.
Doch schon fällt ihm Lilly ins Wort: »Das ist eine gute Idee, Oma.
Dort habt ihr sicher viel Spaß.«
Amelie nickt wacker dazu.
»Ach, und wenn wir eh dabei sind, Verschiedenes zu verändern: Könnten wir nicht über ein neues Menü an Weihnachten abstimmen? Es ist mir wirklich wichtig. Ich will kein fettes Zeug essen. Diese Gans widert mich schon lange an«, traut sich Lilly die Gunst der Stunde zu nutzen. »Wer ist für ein neues Menü?«, fragt sie in die Runde.
Die Mädchen strecken ihre Hand hoch. Ich schließe mich an.
»Die Mehrheit«, konstatiert Lilly. »Ich danke euch.«
Einen Moment lang ist es ganz still am Tisch. Ich höre die Küchenuhr ticken. Meinem Mann ist der Löffel auf dem Weg vom Teller zum Mund stehen geblieben.
Doch dann lacht Irene.
Sie lacht!?
»Aber wir werden jetzt nicht über Weihnachten an sich und über den Christbaum und über Geschenke abstimmen!«, erklärt sie gespielt streng. »Und wir werden nicht die Christmette auslassen und stattdessen einen Horrorfilm anschauen.«
Sie lacht immer noch.
Ich schaue in meine Gemüsesuppe und frage mich, ob wohl irgendetwas drin ist, was da nicht reingehört. Psychedelische Substanzen? Falsche Pilze? Oder hat Irene bloß zu viele Zimtsterne gegessen?
Egal.
Ich atme erstmals seit langem wieder richtig durch. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, ein wohltuendes, befreites. Fröhliche Weihnachten!
Vor dem Schlafengehen kommen meine Zwillinge zu mir und umarmen mich. Zärtlichkeiten von Teenagern sind rar. Ich nehme die Streicheleinheiten dankbar an und erwidere sie gern.
»Wolltest du Leo wirklich ausladen?«, will Amelie wissen.
»Ja«, antworte ich. »Ich lasse ihn doch nicht ungestraft meine Mädchen belästigen.«
»Danke«, sagt Lilly. »Das war voll stark! Du bist eine coole Mutter.«
»Manchmal«, relativiert Amelie lachend.
»Oft«, meint Lilly.
Ich werde sie bei Gelegenheit an diese Expertise erinnern.
Am zweiten Adventssonntag wandern wir von Rothenthurm über den Katzenstrick nach Einsiedeln. Schnee, so weit das Auge reicht, dazu über uns ein kitschig blauer Himmel. Die Mädchen wollten auf den Einsiedler Weihnachtsmarkt, Paul wünschte sich ein wenig Bewegung an der frischen Luft. So kommen alle auf ihre Kosten. Der Weihnachtsmarkt in Einsiedeln ist sehr stimmungsvoll und erstreckt sich durchs ganze Dorf bis zum Klosterplatz. Wozu muss man dafür heute noch in deutsche Großstädte fahren? Zuerst essen wir Bratkäse und trinken Punsch, anschließend schauen wir uns jeden der 130 Stände an, bis wir nicht mehr stehen und gehen können und vor Kälte bibbern.
Das war eine gute Idee!
Solche Unternehmungen werden immer seltener. Schade, es tut gut, so als Familie unterwegs zu sein.
Wir kommen glücklich und müde heim.
Den Adventskaffee bei Irene hat nicht einmal Paul vermisst.
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