Die rötlichgoldnen Kuppeln geben Glanz,
Schlafloser Glocken lauter heller Tanz.
Von Purpurwolken lässt herab auf dich
Die Muttergottes ihren Schutz, ihr Licht,
Und du stehst auf voll Wunderkraft von neuem …
Dass du mich liebtest, wirst du nie bereuen.
31. März 1916
Vorbei an Türmen den stillen
Haben die Plätze uns gejagt.
Ach, dieses schreckliche Brüllen
Junger Soldaten bei Nacht!
Du Herz, schlag schon, lauter!
Küss heiß, wie die Liebe es tut!
Ach, dieses Tierbrüllen, schaudernd
Das freche – ach! – das Blut.
Mein Mund brennt lodernd,
Mag die Miene – heilig sein.
Es glüht, ein Kästchen, golden
Die Iwerskaja-Kapelle mein.
Lass den Übermut, entzünde
Eine Kerze für uns still,
Damit uns beiden in der blinden
Nacht nicht werde, was ich will.
31. März 1916
Dein Name – ein Vogel in der Hand: verwundet,
Dein Name – Stückchen Eis auf der Zunge,
Eine einzige Bewegung der Lippen nur.
Dein Name – vier Buchstaben als Spur.
Ein Ball, gefangen rasch im Flug, so rund,
Eine silberne Schelle in meinem Mund,
Ein Stein, geworfen in einen stillen Teich,
Schluchzt so, wie nur dein Name heißt.
Im leichten Klappern der Hufe nachts
Dein dröhnender Name – Donner-Ersatz.
Genannt uns an der Schläfe, im Genick,
Wenn der Hahn am Gewehr leise klickt.
Dein Name – unmöglich zu glauben! –
Dein Name – ein Kuss auf die Augen,
Auf zartesten Frost unbeweglicher Lider,
Ein Kuss in den Schnee, ins Gefieder.
Quellklar, ein Schluck, eisig und blau,
Mit deinem Namen – schlaftief genau.
15. April 1916
O Muse der Klage, du herrlichste der Musen!
O wahnsinnige Brut aus lauter weißen Nächten!
Den Schneesturm schwarz schickst du herab auf Russland,
Und deine Schreie: die wie Pfeile uns durchbrechen.
Wir weichen jäh zurück, und ein dumpfes: Ach!
Das hunderttausendfache – schwört auf Anna
Achmatowa! Der Name: großer Seufzer, macht
Sich los, fällt in die Tiefe, in die unbenannte.
Gekrönt sind wir, dass wir mit dir hier unten
Auf Erde treten, unter einem – Himmelsdach!
Und wen dein tödliches Schicksal verwundet,
Hat sich ein letztes Lager ohne Tod gemacht.
In meiner klingenden Stadt brennen lockende Kuppeln,
Der blinde Bettler preist den Licht-Erlöser gut …
Ich aber schenk dir meinen Glockenjubel,
Achmatowa! – mein Herz leg ich für dich dazu.
19. Juni 1916
Hände sind mir gegeben – jedem beide entgegen
Zu strecken, beide! Lippen – um Namen zu geben,
Augen – um nicht zu sehen, hohe Brauen darüber –
Liebe zärtlich zu bestaunen, zärtlicher noch – Nicht-Liebe.
Und die Glocke dort, schwerer als Kreml-Glocken,
Unaufhaltbar schlägt sie und schlägt in meiner Brust –
Was ist das – wer weiß? – ich weiß nicht – vielleicht – gewiss –
Darf ich nicht zu lang Gast sein auf der russischen Erde?
2. Juli 1916
Weiße Sonne und niedrige, niedrige Wolken wie Zeichen,
Die Gärten, der Friedhof – vom Weiß einer Mauer umgrenzt,
Und auf dem Sand diese Reihen von Strohvogelscheuchen
Unterm Querholz so groß wie ein Mensch.
Ich häng am Zaun, lehn mich über die Pfähle,
Sehe: die Wege, die Bäume, Soldaten – verschanzt.
An der Pforte ein Weiblein, steht ganz in der Nähe,
Kaut schwarzes Brot, grob bestreutes mit Salz.
Womit erzürnten sie dich, diese gräulichen Katen,
Herr! Sag, wozu all den Menschen die Kugeln verpasst?
Brüllend der Zug, und dann brüllen Soldaten,
Hüllt sich in Staub das Geleise, das fernhin jetzt rast.
Sterben, nein! Besser, erst gar nicht geboren
Als dieses ärmliche, klägliche Sträflingsgeschrei
Von schwarzäugigen Schönen. Ach, all diese Horden
Singender Soldaten! O Herr, o mein Gott, steh uns bei!
Alexandrow, 3. Juli 1916
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