Bruno Cabanes (Hg.)
Unter Mitarbeit von Thomas Dodman |
Hervé Mazurel | Gene Tempest
Eine Geschichte des Krieges
Vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart
Aus dem Französischen
von Daniel Fastner, Felix Kurz
und Michael Halfbrodt
Die Übersetzung wurde durch das Centre national de livre gefördert.
Hamburger Edition HIS Verlagsges. mbH
Verlag des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Mittelweg 36
20148 Hamburg
www.hamburger-edition.de
© der E-Book-Ausgabe 2020 by Hamburger Edition
ISBN 978-3-86854-983-6
© der deutschen Ausgabe 2020 by Hamburger Edition
ISBN 978-3-86854-346-9
© der Originalausgabe 2018 by Éditions du Seuil
Titel der Originalausgabe: »Une histoire de la guerre.
Du XIXe siècle à nos jours«
Umschlaggestaltung: Wilfried Gandras unter Verwendung zweier Fotos aus dem Imperial War Museum, FEQ 967 (durchschossener Stahlbrustpanzer der Deutschen Wehrmacht aus dem Ersten Weltkrieg) und EQU 388 (ärmellose Schutzweste aus olivgrünem Nylon)
Ouvertüre Ouvertüre Aus dem Französischen von Daniel Fastner
Bruno Cabanes
Eine Geschichte des Krieges
1 Der moderne Krieg
David A. Bell
Einleitung
Jean-Vincent Holeindre
Den Krieg denken
Sir Hew Strachan
Der Zweck der Schlachten: Strategen und Strategien
Alan Forrest
Die Zeit der Bürgersoldat*innen
Christopher Kinsey
Die Söldner*innen, outgesourcte Soldat*innen
Samuel Moyn
Krieg und Recht
John R. McNeill
Umweltzerstörung
Michael Neiberg
Technologie ist nichts ohne Strategie
Katharine Hall
Das Drohnen-Zeitalter
Richard Overy
Der Aufstieg des Kriegsstaates
Jennifer Siegel
Der Preis des Krieges
Karen Hagemann
Die Heimatfront
Carl Bouchard
Nie wieder Krieg!
Caroline Elkins
Die Mythen des britischen Imperialismus
Adam Baczko
Guerilla und Aufstandsbekämpfung
Victor Louzon
China: Die Revolution als Krieg
John Lynn
Zeitalter des Terrorismus
Marius Loris
Die AK-47 erobert die Welt
2 Soldatische Welten
John Horne
Einleitung
Odile Roynette
Die »Fabrikation« von Soldat*innen
Jörg Echternkamp
Der Fahne dienen
Eric Jennings
Kombattant*innen aus den Kolonien
Hervé Mazurel
Die Freiwilligen
Mary Louise Roberts
Ist der Krieg reine Männersache?
Masha Cerovic
Die Welt der Partisaninnen und Partisanen
Manon Pignot
Kindersoldaten
Johann Chapoutot
Bedarf an Held*innen
Nicolas Offenstadt
Rebellen und Verweigerer
Fabien Théofilakis
Millionen Gefangene
Emmanuel Saint-Fuscien
Standhalten
Clémentine Vidal-Naquet
»Schreibe mir oft«
3 Kriegserfahrungen
Stéphane Audoin-Rouzeau
Einleitung
Erfahrungen von Soldat*innen
Hervé Mazurel
Eine Belastungsprobe für den Körper
Bruno Cabanes
Was tun mit den Toten?
Anne Rasmussen
Wunden und Verwundete
Nicolas Beaupré
Zeugnis ablegen
Thomas Dodman
»Sonderbare Gefühle aller Art«
Raphaëlle Branche
Der verwilderte Krieg in den Kolonien
Erfahrungen von Zivilist*innen
Richard Overy
Der Bombenkrieg, vom Boden aus betrachtet
Ken Daimaru
Schweigen über Hiroshima
Alya Aglan / Johann Chapoutot
Besatzungsregime
Laurence Bertrand Dorléac
Goya: Anatomie des Massakers
Robert Gerwarth
1914–1945: Die Gesellschaften machen mobil
Sheldon Garon
Japan: der Krieg der anderen?
Heather Jones
Hunger als Waffe
Christian Ingrao
Extreme der Gewalt
José Luis Ledesma
Den eigenen Nachbarn töten
Anne Rolland-Boulestreau
Bürgerkrieg in der Vendée
Raphaëlle Branche
Vergewaltigung: eine Kriegswaffe?
Daniel Cohen
Flüchtlinge und Vertriebene
4 Kriegsfolgen
Henry Rousso
Einleitung
Leonard V. Smith
Wien, Paris, Jalta: Frieden schließen
Bruno Cabanes
Kriegsheimkehrer*innen
Danièle Voldman
Aus Ruinen
Jochen Hellbeck
»Die Flamme Stalingrads ist erloschen«
Brian Jordan
Wer hat den Amerikanischen Bürgerkrieg wirklich gewonnen?
Annette Becker
Die Zeit der Trauer
Meredith H. Lair
Die Gespenster von My Lai
Thomas Dodman
Nerven und Neurosen
Annette Wieviorka
Der überlebende Zeuge
Élisabeth Claverie
Urteilen, die Wahrheit sagen, versöhnen
Hélène Dumas
Nach dem Völkermord: die Gacaca
Anhang
Chronologischer Abriss
Ortsregister
Personenregister
Dank
Aus dem Französischen von Daniel Fastner
Bruno Cabanes
Eine Geschichte des Krieges
»Wir befinden uns im Krieg.« Wie oft haben wir diese prätentiöse Erklärung von offizieller Seite schon vernommen? Seit dem 11. September 2001 gilt jedes Attentat bereits als »Kriegshandlung«. Der »Krieg gegen den Terrorismus« scheint endlos; zusätzlich drohen Cyberkriege, Kriege mit chemischen oder bakteriologischen Kampfstoffen und sogar die neuerliche Proliferation von Atomwaffen. Doch wenn wir uns »im Krieg« befinden, um welchen Krieg handelt es sich eigentlich? Heute haben die meisten Bürgerinnen und Bürger westlicher Staaten zu ihren Lebzeiten weder kriegerische Auseinandersetzungen in ihren Ländern noch eine Generalmobilmachung erlebt. In Frankreich muss man für die letzte formelle Kriegserklärung bis zum 3. September 1939 zurückgehen. Und doch war die französische Armee nach dem Zweiten Weltkrieg in Indochina im Kampfeinsatz, und eine ganze Generation war aufgerufen, in Algerien zu kämpfen. Von offizieller Seite wurde der »Algerienkrieg« – euphemistisch als »Ereignisse in Algerien« bezeichnet – lange Zeit geleugnet. Seit den 1960er Jahren hat sich Frankreich an über 30 Militäreinsätzen in seinen ehemaligen afrikanischen Kolonien beteiligt. Mehr als 11 000 französische Soldatinnen und Soldaten sind gegenwärtig von Afrika bis zum Nahen Osten im Einsatz. Für Jugendliche in den USA sieht es heute genauso aus. Sie haben ihr ganzes Leben lang in einem Land gelebt, das sich »im Krieg« befand – allerdings nicht in dem Sinne, wie ihre Urgroßeltern das Wort verstanden: Seit dem 4. Juni 1942 hat der Kongress keinen Krieg mehr erklärt (damals gegen Rumänien, Bulgarien und Ungarn). Das bedeutet aber nicht, dass die Vereinigten Staaten keine bewaffneten Einsätze, gelegentlich unter dem Mandat der Vereinten Nationen oder in Form von Spezialoperationen, fast überall auf der Welt durchgeführt hätten.
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