Eine Geschichte des Krieges

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In diesem monumentalen Buch beleuchten 57 internationale Wissenschaftler*innen unter Federführung des französischen Historikers Bruno Cabanes die zahlreichen Facetten kriegerischen Handelns vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
In den letzten zweihundert Jahren hat sich der Krieg zu einem Phänomen entwickelt, das alle Lebensbereiche betrifft und Gesellschaft, Politik, Kultur und Ökonomie verändert. Der moderne Krieg, zu dem oft Partisanenkämpfe, Terroranschläge, Massaker oder ethnische Säuberungen gehören und der immer häufiger als hochtechnologischer Cyberwar geführt wird, ist entgrenzt und richtet sich zunehmend auch gegen die Zivilbevölkerung. Und trotz eines immer ausgefeilteren Internationalen Völkerrechts schwindet die Orientierung an Regeln der Kriegführung.
Um den grundlegenden Wandel moderner Kriege zu analysieren, bedarf es einer Vielfalt der Disziplinen, und so bietet diese Geschichte des Krieges ein multiperspektivisches Panorama aus Geschichte, Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Ökonomie und Anthropologie. Die Expert*innen betrachten diese Veränderungen auch jenseits einer rein westlichen Perspektive in Japan, China, Indien oder Afrika und anderen Gegenden der Welt.
In ihrer außergewöhnlichen Vielfältigkeit verdeutlichen die Beiträge den Wandel des Krieges und ermöglichen es, den Krieg neu zu denken.

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Bruno Cabanes (Hg.)

Unter Mitarbeit von Thomas Dodman |

Hervé Mazurel | Gene Tempest

Eine Geschichte des Krieges

Vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Aus dem Französischen

von Daniel Fastner, Felix Kurz

und Michael Halfbrodt

Die Übersetzung wurde durch das Centre national de livre gefördert Hamburger - фото 1 Die Übersetzung wurde durch das Centre national de livre gefördert Hamburger - фото 2

Die Übersetzung wurde durch das Centre national de livre gefördert.

Hamburger Edition HIS Verlagsges. mbH

Verlag des Hamburger Instituts für Sozialforschung

Mittelweg 36

20148 Hamburg

www.hamburger-edition.de

© der E-Book-Ausgabe 2020 by Hamburger Edition

ISBN 978-3-86854-983-6

© der deutschen Ausgabe 2020 by Hamburger Edition

ISBN 978-3-86854-346-9

© der Originalausgabe 2018 by Éditions du Seuil

Titel der Originalausgabe: »Une histoire de la guerre.

Du XIXe siècle à nos jours«

Umschlaggestaltung: Wilfried Gandras unter Verwendung zweier Fotos aus dem Imperial War Museum, FEQ 967 (durchschossener Stahlbrustpanzer der Deutschen Wehrmacht aus dem Ersten Weltkrieg) und EQU 388 (ärmellose Schutzweste aus olivgrünem Nylon)

Inhalt

Ouvertüre Ouvertüre Aus dem Französischen von Daniel Fastner

Bruno Cabanes

Eine Geschichte des Krieges

1 Der moderne Krieg

David A. Bell

Einleitung

Jean-Vincent Holeindre

Den Krieg denken

Sir Hew Strachan

Der Zweck der Schlachten: Strategen und Strategien

Alan Forrest

Die Zeit der Bürgersoldat*innen

Christopher Kinsey

Die Söldner*innen, outgesourcte Soldat*innen

Samuel Moyn

Krieg und Recht

John R. McNeill

Umweltzerstörung

Michael Neiberg

Technologie ist nichts ohne Strategie

Katharine Hall

Das Drohnen-Zeitalter

Richard Overy

Der Aufstieg des Kriegsstaates

Jennifer Siegel

Der Preis des Krieges

Karen Hagemann

Die Heimatfront

Carl Bouchard

Nie wieder Krieg!

Caroline Elkins

Die Mythen des britischen Imperialismus

Adam Baczko

Guerilla und Aufstandsbekämpfung

Victor Louzon

China: Die Revolution als Krieg

John Lynn

Zeitalter des Terrorismus

Marius Loris

Die AK-47 erobert die Welt

2 Soldatische Welten

John Horne

Einleitung

Odile Roynette

Die »Fabrikation« von Soldat*innen

Jörg Echternkamp

Der Fahne dienen

Eric Jennings

Kombattant*innen aus den Kolonien

Hervé Mazurel

Die Freiwilligen

Mary Louise Roberts

Ist der Krieg reine Männersache?

Masha Cerovic

Die Welt der Partisaninnen und Partisanen

Manon Pignot

Kindersoldaten

Johann Chapoutot

Bedarf an Held*innen

Nicolas Offenstadt

Rebellen und Verweigerer

Fabien Théofilakis

Millionen Gefangene

Emmanuel Saint-Fuscien

Standhalten

Clémentine Vidal-Naquet

»Schreibe mir oft«

3 Kriegserfahrungen

Stéphane Audoin-Rouzeau

Einleitung

Erfahrungen von Soldat*innen

Hervé Mazurel

Eine Belastungsprobe für den Körper

Bruno Cabanes

Was tun mit den Toten?

Anne Rasmussen

Wunden und Verwundete

Nicolas Beaupré

Zeugnis ablegen

Thomas Dodman

»Sonderbare Gefühle aller Art«

Raphaëlle Branche

Der verwilderte Krieg in den Kolonien

Erfahrungen von Zivilist*innen

Richard Overy

Der Bombenkrieg, vom Boden aus betrachtet

Ken Daimaru

Schweigen über Hiroshima

Alya Aglan / Johann Chapoutot

Besatzungsregime

Laurence Bertrand Dorléac

Goya: Anatomie des Massakers

Robert Gerwarth

1914–1945: Die Gesellschaften machen mobil

Sheldon Garon

Japan: der Krieg der anderen?

Heather Jones

Hunger als Waffe

Christian Ingrao

Extreme der Gewalt

José Luis Ledesma

Den eigenen Nachbarn töten

Anne Rolland-Boulestreau

Bürgerkrieg in der Vendée

Raphaëlle Branche

Vergewaltigung: eine Kriegswaffe?

Daniel Cohen

Flüchtlinge und Vertriebene

4 Kriegsfolgen

Henry Rousso

Einleitung

Leonard V. Smith

Wien, Paris, Jalta: Frieden schließen

Bruno Cabanes

Kriegsheimkehrer*innen

Danièle Voldman

Aus Ruinen

Jochen Hellbeck

»Die Flamme Stalingrads ist erloschen«

Brian Jordan

Wer hat den Amerikanischen Bürgerkrieg wirklich gewonnen?

Annette Becker

Die Zeit der Trauer

Meredith H. Lair

Die Gespenster von My Lai

Thomas Dodman

Nerven und Neurosen

Annette Wieviorka

Der überlebende Zeuge

Élisabeth Claverie

Urteilen, die Wahrheit sagen, versöhnen

Hélène Dumas

Nach dem Völkermord: die Gacaca

Anhang

Chronologischer Abriss

Ortsregister

Personenregister

Dank

Ouvertüre

Aus dem Französischen von Daniel Fastner

Bruno Cabanes

Eine Geschichte des Krieges

»Wir befinden uns im Krieg.« Wie oft haben wir diese prätentiöse Erklärung von offizieller Seite schon vernommen? Seit dem 11. September 2001 gilt jedes Attentat bereits als »Kriegshandlung«. Der »Krieg gegen den Terrorismus« scheint endlos; zusätzlich drohen Cyberkriege, Kriege mit chemischen oder bakteriologischen Kampfstoffen und sogar die neuerliche Proliferation von Atomwaffen. Doch wenn wir uns »im Krieg« befinden, um welchen Krieg handelt es sich eigentlich? Heute haben die meisten Bürgerinnen und Bürger westlicher Staaten zu ihren Lebzeiten weder kriegerische Auseinandersetzungen in ihren Ländern noch eine Generalmobilmachung erlebt. In Frankreich muss man für die letzte formelle Kriegserklärung bis zum 3. September 1939 zurückgehen. Und doch war die französische Armee nach dem Zweiten Weltkrieg in Indochina im Kampfeinsatz, und eine ganze Generation war aufgerufen, in Algerien zu kämpfen. Von offizieller Seite wurde der »Algerienkrieg« – euphemistisch als »Ereignisse in Algerien« bezeichnet – lange Zeit geleugnet. Seit den 1960er Jahren hat sich Frankreich an über 30 Militäreinsätzen in seinen ehemaligen afrikanischen Kolonien beteiligt. Mehr als 11 000 französische Soldatinnen und Soldaten sind gegenwärtig von Afrika bis zum Nahen Osten im Einsatz. Für Jugendliche in den USA sieht es heute genauso aus. Sie haben ihr ganzes Leben lang in einem Land gelebt, das sich »im Krieg« befand – allerdings nicht in dem Sinne, wie ihre Urgroßeltern das Wort verstanden: Seit dem 4. Juni 1942 hat der Kongress keinen Krieg mehr erklärt (damals gegen Rumänien, Bulgarien und Ungarn). Das bedeutet aber nicht, dass die Vereinigten Staaten keine bewaffneten Einsätze, gelegentlich unter dem Mandat der Vereinten Nationen oder in Form von Spezialoperationen, fast überall auf der Welt durchgeführt hätten.

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