Kommunikationsdynamiken zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit

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Dieser Band ist einer großen Bandbreite an Phänomenen und interdisziplinären Fragestellungen im Umfeld der kommunikativen Übergänge zwischen medialer und konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit gewidmet. Neben der auch theoretischen Auseinandersetzung mit dem Koch-Oesterreicherschen Nähe-Distanz-Modell untersuchen die Beiträge insbesondere Spannungsfelder im Bereich von Standardisierungsprozessen, die Emergenz neuer Diskurstraditionen in der internetbasierten Kommunikation und die Konsequenzen der technisch bedingten Entkopplung von Mitteilung und Verstehen, die sprachlichen Übergänge bei Übersetzungen, die Dynamiken spezifischer Gesprächssituationen sowie Aspekte der Kommunikation in der Medizin und ihr differentialdiagnostisches Potenzial.

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Derartige Texte können daher als erste Zeugnisse der Emergenz eines genuinen ‚(sprach)puristischen‘ Diskurses in der Frühen Neuzeit betrachtet werden: Denn hier wird ein neuer Zusammenhang zwischen lexikalischen und grammatikalischen sowie ideologischen und gesellschaftlichen Normvorstellungen hergestellt – nicht zuletzt durch die literarisch-dialogische Form, den performativen Charakter und die Situierung am Hof – und von dieser sozialen Praxis und Situierung her werden ästhetische Grundanliegen (re-)formuliert. Auch stellen diese Werke – die z.B. im Fall der Prose Sprachtraktat und Grammatik in einem sind – insofern ungewöhnliche Orte der ästhetischen Reflexion dar, als sie keine prototypisch poetischen oder poetologischen Texte sind. Sie erlauben es somit nicht zuletzt, Fragen der Migration sprachpuristischer Argumentationsfiguren zwischen literarischen Texten und Fachtexten nachzugehen.

Und natürlich sind diese Texte wesentliche Orte der Questione della lingua , der gelehrten Diskussion um die Auswahl einer gemeinsamen sprachlichen Norm aus der Vielfalt der volgari , die im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Italien zur Verfügung standen (siehe u.v.a. Marazzini 1994, 2000, Serianni/Trifone 1993/94 und Vitale 1978). Dabei geht es den italienischen Humanisten um eine konzeptionell und medial klar definierte Sprache: Sie suchen nach einer – reinen, prestigeträchtigen – überregionalen Sprache für die Literatur, genauer gesagt für die Domäne der konzeptionellen Schriftlichkeit, der kommunikativen Distanz (siehe Koch 1988 und Koch/Oesterreicher 2011). Die verschiedenen zur Diskussion stehenden Optionen sind, wie wir wissen, diastratisch alle ähnlich markiert, unterscheiden sich jedoch auf der diatopischen und auf der diamesischen Ebene, d.h. der Konzeption für den mündlichen oder schriftlichen Gebrauch. Eine wichtige Option stellt die von Castiglione vertretene, diatopisch schwach markierte und eklektische Varietät der lingua cortigiana dar, welche nah am mündlichen Gebrauch des Hofes sein sollte – eine Option, die in Frankreich erfolgreich sein sollte, wo der eine Hof, anders als im politisch und kulturell plurizentrischen Italien, eine wesentliche Rolle in sprachlichen Fragen spielt. Eine weitere Option orientiert sich hingegen (diatopisch stark markiert) an der Schriftlichkeit der Corone , der großen florentinischen Autoren des 14. Jahrhunderts. Bembo schlägt ein sprachlich archaisches Normmodell vor, das auf dem für ihn zentralen Prinzip der imitatio basiert, was zugleich eine Strategie zur Selbstdarstellung und zur Gewinnung von Anerkennung darstellt (siehe Kablitz 1999: 137). Es ist aber auch ein relativ genau kodifiziertes Modell, das sich für eine einfache und rasche Reproduktion und Multiplikation anbietet, eben weil es in angesehenen älteren Texten fixiert ist und daher keinem weiteren historischen Wandel unterliegt (siehe Dessì Schmid 2017). Dies kommt wiederum den Interessen des venezianischen Verlegers und Freundes Bembos, Aldo Manuzio, sehr entgegen – gerade in einem Italien, in dem das Buch immer mehr zum virtuellen Ort der Kultur wird und somit seinerseits zur Einschränkung der kulturellen Rolle der Höfe beiträgt (siehe Mehltretter 2009; Trifone 1993: 427).

Auf politischer Ebene lässt sich parallel dazu im kleinstaatlichen Italien ein Verfall des Modells des Hofes beobachten, das in anderen europäischen Ländern zur gleichen Zeit floriert. So wird in vielfacher Hinsicht deutlich, warum dem eklektischen, mündlichen, schwierig festzuhaltenden höfischen Modell Castigliones, das auch einen Einblick in andere Normierungsfelder der frühneuzeitlichen Kultur gibt, in Italien weniger Erfolg beschieden ist und warum Bembo das literarisch angesehene schriftliche Modell der Corone wählt: Er erkennt die kulturelle Reichweite der florentinischen Literatur und fordert ihre Erhebung zur Sprache der italienischen Literatur, zur italienischen Sprache tout court – zu einer Sprache, die geeignet ist, in das kulturell maßgebende Europa Modelle des Klassizismus und der Renaissance einzubringen (siehe Dessì Schmid 2017). Es stellt sich allerdings die Frage, ob ein auf dem Prinzip der imitatio basierendes, sprachlich archaisches Normmodell schon deshalb ‚puristisch‘ ist. Bedeutet ,normieren‘ – d.h. eine Sprache klar, fest zu regeln – an sich schon ,puristisch‘ sein? Mit anderen Worten: Inwiefern können Bembos Prose als ein puristisches Werk angesehen werden?

Vielleicht hilft es, bei solchen Fragen das Werk Bembos aus zwei Perspektiven zu betrachten: einerseits aus derjenigen des ästhetischen, literarischen Grundanliegens seines Strebens nach einer reinen Sprache („la fiorentina lingua più regolata […], più vaga, più pura“, Bembo 1955 [1525]: 32); andererseits aus der Perspektive der institutionellen Anwendung, in der Nachfolge Bembos, des in seinen Schriften enthaltenen Normierungsmodells und deren Konsequenzen für die literarische Sprache und Praxis.

In den programmatischen Schriften und der lexikographischen Praxis Lionardo Salviatis als eines der wichtigsten Mitglieder der Accademia della Crusca sowie in den institutionellen Praktiken der Akademie wird die Transformation des Normmodells Bembos und der damit verbundenen Auffassung der Sprachreinheit evident: Die Accademia della Crusca macht sich in ihrer Kodifizierungsarbeit zwar dessen Thesen zu eigen, geht allerdings insbesondere mit dem Werk Salviatis weit darüber hinaus: Sie generalisiert das qualitative, auf imitatio auctorum basierende Selektionsprinzip des Normmodells Bembos in einer Weise, dass dieses de facto außer Kraft gesetzt wird – und damit wird der Mythos des Trecento als goldenes Zeitalter geschaffen. Es ist daher nicht abwegig zu behaupten, dass mit Salviatis metonymischer Verschiebung des imitatio -Prinzips von den Corone auf das Trecento insgesamt auch eine radikale Transformation, eine Umsemantisierung des Prinzips der Sprachreinheit stattfindet, die gleichsam als Geburtsurkunde des Purismus aufgefasst werden kann: Jedes sprachliche Beispiel dieser Epoche wird – unabhängig von seiner ästhetischen Qualität und dem Ansehen seines Autors – als ‚rein‘ erklärt.

Im folgenden Beispiel aus dem Vorwort des Vocabolario degli Accademici della Crusca wird diese radikale Ausprägung des Sprachpurismus sichtbar:

Nel compilar il presente Vocabolario […] abbiamo stimato necessario di ricorrere all’autorità di quelli scrittori, che vissero, quando questo idioma principalmente fiorì, che fu […] dall’anno del Signore 1300 al 1400 poco più, o poco meno: perché […] gli scrittori […] dal 1400 avanti, corroppero non piccola parte della purità del favellare di quel buon secolo.

(Vocabolario degli Accademici della Crusca, 1612, A’ lettori, 6)

Alle Wörter aller florentinischen Autoren des 14. Jahrhunderts – also nicht nur die Petrarcas und Boccaccios – werden konsequent in das Wörterbuch aufgenommen; alle anderen – also nicht nur Fremdwörter, sondern alle nicht altflorentinischen Wörter – werden aufs Strengste ausgeschlossen. Sie seien keine ‚reine Sprache‘, da spätere Autoren einen nicht geringen Teil der Reinheit der Sprache dieses hervorragenden Jahrhunderts verdorben hätten. Im Zitat wird aber auch die dynamische Wechselwirkung zwischen ästhetisch-literarischer, sozio-kultureller und politischer Sphäre sichtbar: Denn die formalen Qualitäten, die sich aus dem sprachlichen Reinheitsgebot ergeben (z.B. Klarheit, Natürlichkeit, Zierlichkeit, Eleganz der Sprache), sowie die Strategien der Autorisierung sind hier nicht zu trennen von der präskriptiven, sprachreinigenden Funktion und der sprachpragmatischen Dimension des Wörterbuchs.

Die Prosa und die Dichtung, die ‚ganze‘ Literatur des 14. Jahrhunderts, bilden somit aus ästhetisch-literarischer Perspektive die Grundlage des sprachlichen Reinheitsideals. Dieses konkretisiert sich praktisch in den sprachnormierenden Akten der Accademia – etwa in einem Wörterbuch, das die programmatischen Sprachideale in konkrete Sprachpraxis implementiert. Denn hinter solchen Akten erkennt man die soziale Logik der gebildeten Gesellschaft und, mit ihr, der politischen Macht: Das Wörterbuch ist nicht zufällig Concino Concini gewidmet, dem toskanischen Adligen und wichtigsten Berater Maria de’ Medicis am französischen Hof (was schon auf dieser Ebene die enge Verbindung zwischen Italien und Frankreich zeigt). Auch in der Folge zeigt die erfolgreiche Implementierung des Sprachreinheitsideals der Crusca wiederum eine dynamische Wechselwirkung zwischen diesen Polen: Autoren späterer Epochen werden sich in der künstlerischen Gestaltung ihrer Werke an der ‚reinen Sprache‘ orientieren, die auf die Praxis der Gelehrten und der Accademici zurückgeht.

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