„Die Kleine, die erst noch mit der weißhaarigen Dame sprach?“ lächelte der Mann augenzwinkernd. „Nee, gehört hab’ ich nichts. Die Alte schrie zu laut. Aber erfahren kann ich’s leicht, wenn’s Ihnen etwas wert ist, Herr.“
„Wie wollen Sie das erfahren?“
„Der Schofför,“ grinst der Eckensteher gemütlich. „Der dicke Hansen. Den kenn’ ich so genau wie meine Mutter. Ich kenn’ überhaupt alle Schofföre. Und mit dem dicken Hansen hab’ ich mal auf der Nörrebo-Wache gesessen. Der hat seinen Standort oben am Triangel, Österbro. Brauch’ nur da ein bißchen herumzulungern und ihn abzupassen.“
Die Hoffnung in Peter Bruhns Augen verstärkt sich. „Das wäre famos. Ich möchte sehr gern wissen, wohin die Dame gefahren ist, ich meine: ihre Adresse möcht’ ich gerne haben.“
„Gemacht, Herr. Aber bis Österbro hinaus ist ’ne ordentliche Strecke. Ich bin kein Marathonläufer, Herr. Bis ich zu Fuß da rauskomme, bin ich bis an die Ellenbogen verschlissen. Und mit der Straßenbahn kann ich nicht fahren. Vorhin hatt’ ich noch einen Fuffziger, aber den hab’ ich verloren. Ich hab’ ’n böses Loch im Stiefel.“
Bruhn zieht lächelnd ein Zweikronenstück aus der Tasche. „Hier haben Sie Vorschuß. Wenn Sie mir Nachricht bringen können, mach’ ich den Fünfer voll, verstanden?!“
„Klar, mein Herr!“ Der Mann schnappt das Geldstück und zaubert es mit behendem Schwung in seine Rocktasche. „Besten Dank. Morgen früh um zehn bin ich wieder hier. Wenn Sie dann mal rausschauen wollen — ich verkehre nicht gern im Hotel d’Angleterre.“
Peter Bruhn sieht dem Mann lächelnd nach, der gemütlich in der Richtung der nächsten Straßenbahnhaltestelle davonschlendert, und überlegt einen Augenblick, ob er da eben richtiggehend von einem Eckensteher geneppt worden ist oder nicht.
Frau von Gejerstramm sitzt an einem Kaffeetisch, als Peter Bruhn in das Hotel zurückgeht. Aber sie hat Menschenkenntnis genug, um zu wissen, daß sie jetzt den Mann nicht anreden darf, wenn sie sich nicht eine entscheidende Absage holen will. Außerdem hat sie Zuwachs bekommen. Ihr Neffe Lothar und die Dame, die Frau von Gejerstramm als eine „große Partie“ bezeichnet, sind ebenfalls aus dem Hotel gekommen und haben an dem Tisch Platz genommen.
„Wer ist eigentlich der Gentleman?“ sagt die Dame, die von Frau von Gejerstramm mit Frau Smith-Lessons angeredet wird, Peter Bruhn interessiert nachblickend. „Sie saßen ja vorhin mit ihm zusammen in der Halle.“
„Einer meiner Klienten,“ bemerkt Frau von Gejerstramm würdevoll und entzieht mit vorwurfsvollem Seitenblick ihrem Neffen das dritte Stück Sahnentorte, das er sich eben auf den Teller gelegt hat.
„Ein guter Kopf.“ Frau Smith-Lessons paßt ihre geschmeidige Figur nachlässig der Lehne des Korbsessels an. „Warum stellen Sie mir den Herrn nicht vor?“
„Herr Bruhn ist bereits vergeben, Frau Smith. Eine sehr glückliche Partie. Für Sie, meine Teure, habe ich etwas Besseres in Aussicht.“
„Danke, ich weiß.“ Frau Smith wirft einen gelangweilten Blick auf ihren Tischnachbar.
Frau von Gejerstramm seufzt tief. Unglaublich, wie schwer es die Leute einem machen! Frau Smith-Lessons wäre so gerade die richtige Frau für Lothar gewesen, und der Junge ist rein verschossen in sie. Aber Frau Smith scheint sich für Herrn Peter Bruhn zu interessieren. Und der wieder bändelt mit einem kleinen Mädel an, das ... Kinder, Kinder, warum macht ihr eigentlich euch selbst und einer erfahrenen Frau das Leben so sauer!
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.