Ulrich Mahlert
Instrumentalpädagogik
in Studium und Beruf
Eine persönliche Bestandsaufnahme
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
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Bestellnummer SDP 162
ISBN 978-3-79-578776-9
© 2021 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
Alle Rechte vorbehalten
Als Printausgabe erschienen unter der Bestellnummer ED 23404
© 2020 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
www.schott-music.com
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Nachdruck in jeder Form sowie die Wiedergabe durch Fernsehen, Rundfunk, Film, Bild- und Tonträger oder Benutzung für Vorträge, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags
Umschlaggestaltung: Schott Music GmbH & Co KG, Mainz
Coverfoto: Wassily Kandinsky »Gelb – Rot – Blau« © akg-images
Satz: Maren Blaschke
Lektorat: Monika Heinrich
Einleitung
1.Auftakt: Eine Rede an Studienabsolventen
2.Selbstwahrnehmungen und persönliche Lernwege
Musizieren als Bildung
Zusammenhang von Kunst und Pädagogik
Begrenztheit und Offenheit
Genauigkeit, Gründlichkeit
Fremdbestimmtheit und Autonomie
Musikwissenschaftlich verortete Instrumentalpädagogik
Menschenfreundliche Grundhaltung
3.Musikpädagogik – vorläufige und alltägliche Sichtweisen
Unklarheit
Verlegenheit
Euphemismus
Geringschätzung versus Heilserwartung
Verschwimmende Konturen
Oszillierende Sichtweisen
Vorstellungen von Studienanfängern
4.Zum Berufsfeld »außerschulische Musikerziehung«
Freiwilligkeit
Arbeit mit allen Altersgruppen
Vielfalt von Vermittlungsformen
Vielfalt musikalischer Soziotope und Stilbereiche
Freizeit
Kosten
Individualität
Gestaltungsspielräume
Arbeitsverhältnisse
Kombination von Tätigkeiten
Neue Anforderungen an Lehrende
Ausweitung auf benachbarte Berufsfelder
Offenheit musikalischer Bildung
5.Studium
Aufgaben und Profil, Spannungsfeld von Berufsausbildung und Bildung
Blick in die Geschichte
Bundesweite Koordinierung
Studiengänge, Inhalte, Fächer, Unterrichtsformen, Grundkonzeption
6.Studierende
Mein Verhältnis zu Studierenden
Diversitäten
Pädagogische Anliegen
Berufswünsche
7.Lehrende
Funktionen und Lehrerbilder
Lehrende in künstlerisch-pädagogischen Studiengängen
Lehrende, Studierende, Musik
Ideale
8.Das Fach Musikpädagogik / Allgemeine Instrumentaldidaktik
Geschichtliches
Fachliche Konzeptionen
Potenziale und Schwierigkeiten
Wertigkeit, Ansehen
Perspektiven
9.Lehren und Lernen im Fach Musikpädagogik / Allgemeine Instrumentaldidaktik
Lehren, Lernen
Leitideen
Arbeitsformen, Vermittlungstechniken, Verhaltensweisen
Herausforderungen, Perspektiven
10.Arbeit am musikpädagogischen Selbstkonzept
Bildung musikpädagogischer Selbstkonzepte im Studium
Elemente eines persönlichen musikpädagogischen Selbstkonzepts als Hochschullehrer im Fach Musikpädagogik / Allgemeine Instrumentaldidaktik
Musikpädagogisches Selbstkonzept im Berufsfeld Musizierpädagogik als lebenslange Aufgabe
11.Ausblick: Lebenskunst als Aufgabe von Musikschullehrenden
Gemeinsamkeiten von Musik, Musizieren und Lebenskunst
Musizieren als Lebenskunst vermitteln
Lebenskunst von Musikschullehrenden als Selbstsorge
Literaturverzeichnis
Grundlage dieses Buchs bilden Erfahrungen aus meiner über 30-jährigen Lehrtätigkeit im Fach Musikpädagogik / Allgemeine Instrumentaldidaktik an der Universität der Künste Berlin, in diversen Veranstaltungen an anderen Ausbildungsinstituten sowie in Fortbildungen an Musikschulen. Ich beschäftige mich mit Potenzialen und Problemen meines Fachgebiets in Ausbildung und Beruf. Daraus resultiert eine Bestandsaufnahme, die meine persönliche Sicht des Fachgebiets vermittelt.
Meine Ausführungen sind durchweg subjektiv und daher mehr essayistisch als streng wissenschaftlich. Fachliche Reflexion verbindet sich häufig mit Selbstreflexion. Die Darstellung eigener Sichtweisen und Erfahrungen soll Leserinnen und Leser 1in diversen musikpädagogischen Tätigkeitsfeldern stimulieren, ihre individuelle Lehrpraxis sowie ihre persönlichen Wege des Lehrens und Lernens zu bedenken. Handeln ist oft von unzureichend durchschauten Impulsen gelenkt. Sich selbst auf die Spur zu kommen, bleibt ein fortwährendes Desiderat für alle Lehrenden. Manche Überlegungen werden andere Auffassungen und auch Widersprüche auslösen. Ebendies dürfte fruchtbar sein, um das hier im Mittelpunkt stehende Fachgebiet und die in ihm geschehende Arbeit produktiv weiterzuentwickeln.
Ich habe die Arbeit an diesem Buch nach meinem Eintritt in den akademischen Ruhestand begonnen. In dieser Lebensphase gewinnt man zunehmend Abstand zur »Community« des eigenen Fachs, der man viele Jahre angehört hat. Darin liegen zugleich Verlust und Befreiung. Es fehlen mir manche mit aktuellen Fragen befassten Fachgespräche; andererseits fühle ich mich in meinem Schreiben weniger dem Blick des Fachkollegiums ausgesetzt und weniger an bestehende Konventionen wissenschaftlichen Arbeitens gebunden. Das »Draußensein« gewährt mehr Freiheit, vielleicht sogar eine gewisse Narrenfreiheit. Manches Kritisieren fällt dadurch leichter: das offene Ansprechen von prinzipiellen Problemen und Mängeln des Fachs, deren Lösung nicht in Sicht ist, wie auch von Missständen, vor denen die in diesem Fach Tätigen aus Überlebensgründen leicht die Augen verschließen. Solche Überlegungen können bis zu der Frage reichen, ob das Fach vielleicht gar zur Disposition gestellt werden könnte und sollte, jedenfalls in seinen jetzigen Formen.
Das Buch ist keine stringente Abhandlung, sondern hat eine lockere Fügung. Einige Fakten und Probleme spielen in mehreren Zusammenhängen eine Rolle. Sie kehren daher mehrfach wieder und werden aus verschiedenen Perspektiven bedacht, was andere Facetten an ihnen hervortreten lässt, gelegentlich auch zu voneinander abweichenden Auffassungen und möglichen Konsequenzen führt. Auch gibt es unbeantwortete Fragen, deren weiteres Bedenken an den Leser delegiert wird. Ich bevorzuge das Erwägen und Diskutieren von Möglichkeiten gegenüber dem Formulieren dezidierter Positionen. Ich traue mich, von mir selbst zu erzählen, nicht nur von positiven, sondern auch von negativen Erfahrungen, die üblicherweise unter Verschluss gehalten werden.
Die hier im Fokus stehende Musikpädagogik zielt auf die Fähigkeit, zum Musizieren anzuleiten. Im Blick auf diese Bestimmung würde sich sachlich als übergreifende Bezeichnung das Wort »Musizierpädagogik« anbieten. Der seit dem 17. Jahrhundert geläufige Begriff »musizieren« war vor allem im vergangenen Jahrhundert in der Jugendmusikbewegung gebräuchlich. Mittlerweile hat er sich weitgehend emanzipiert und wird für diverse Musikpraxen verwendet. Allerdings löst er bei Menschen mit musikgeschichtlichen Kenntnissen und so auch bei mir immer noch Assoziationen an die vormaligen Ideale von Spielmusiken alter und neuer Provenienz aus. Zudem ist »Musizierpädagogik« als Fachbezeichnung an Hochschulen bislang nicht üblich. Ich ziehe ihm daher den etablierten Begriff »Instrumentalpädagogik« vor. Auch dieser Begriff hat allerdings Schwachpunkte.
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