Das Buch
So kann es in Österreich nicht mehr weitergehen! Vielleicht ist ja der sonderbare Schlagzeuger in der Band der erfolgreichen Sängerin Sisi Braunschweiger der Retter der Nation? Nach dem fulminanten Sieg von Sisi beim Eurovision Song Contest spendet Arthur Rett auch noch dem besten Fußballer des Landes eine Niere. Dass Kevin Papaya hoffentlich bald wieder Tore für Österreich würde schießen können, lässt Arthurs Popularität im Land in den Himmel steigen. Sein Freund, der Fußballfan Josef, bringt es auf den Punkt: "Arthur for President!" Nach einer schwierigen Vergangenheit mit einer bösen Mutter und einer missgünstigen Halbschwester scheint sich nun mit Elfi, der hübschen Heilmasseurin, alles in Arthurs Leben zum Besseren zu wenden. Der Roman erzählt eine Geschichte über die Grundübel Gier, Feigheit und Dummheit. Diese sind letztlich die Basis für Fremdenhass, religiösen Fanatismus und Korruption.
Der Autor
Ulrich Müller wurde als dritter Sohn eines Luftfahrttechnikers und einer Lehrerin 1967 in Graz geboren; er wuchs in einer kunstbegeisterten Großfamilie auf und übersiedelte im Alter von 20 Jahren nach Wien. Er studierte Forst- und Holzwirtschaft, arbeitete als Tischler, war als Techniker in einem Forschungsprojekt und in einem Möbelwerk tätig, bevor er dissertierte und eine Stelle als Universitätsassistent annahm. Danach folgte eine Beschäftigung als Gruppenleiter einer Forschungsgesellschaft. Der habilitierte Holztechnologe lebt in Wien und ist heute an der Universität für Bodenkultur Wien tätig. Mit 46 Jahren schrieb er seine Autobiografie ››Sehr blöd bin ich nicht‹‹. Mit ››Arthur Rett – Aufstieg und Fall eines Helden‹‹ hat der Autor seinen ersten fiktiven Roman verfasst.
Arthur Rett
Aufstieg und Fall eines Helden
1. Ausgabe
Juli 2016
Dr. Ulrich Müller
Komödiengasse 3/16
1020 Wien
Österreich
Für den Inhalt zeichnet der Autor verantwortlich.
Alle Rechte vorbehalten © Dr. Ulrich Müller
ISBN 978-3-7418-3786-9
epubli
Neopubli GmbH
Prinzessinnenstraße 20
10969 Berlin
Für alle Außenseiter!
Feigheit ist die Mutter der Moral
frei nach F. Nietzsche(1844 - 1900)
Die in diesem Buch dargestellten Geschehnisse und Namen sind völlig frei erfunden. Alle Parallelen zu verstorbenen oder noch lebenden Personen sind also völlig aus der Luft gegriffen. Dennoch ist es möglich, dass der eine oder andere Leser darauf besteht, sich oder andere reale Menschen in der Handlung entdeckt zu haben. Dafür gäbe es aus Sicht des Autors nur folgende Erklärung: Einerseits könnte es gelungen sein, eine Geschichte erzählt zu haben, die unter Umständen so geschehen hätte können. Andererseits könnte es sein, dass Typen, Verhaltensmuster und Eigenheiten, die die verschiedenen Gesellschaftsschichten hervorbringen und die insbesondere in Österreich anzutreffen sind, ausreichend gut beschrieben sind, sodass der Leser der assoziativen Annahme ist, sich oder andere wiederentdeckt zu haben. Falls dem Autor dies gelungen sein sollte, würde ihn das mit einer tiefen Befriedigung erfüllen. Denn das Interesse an den unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und der österreichischen Volksseele waren die wesentlichen Triebfedern dafür, dass er dieses Buch verfasst hat.
Dank
Das Grundkonzept dieses Buches ist in einem der zahllosen Gespräche mit Peter Marschik entstanden. Der Name des Romanhelden Arthur Rett war sein Einfall. Teile des Handlungsstranges, viele Situationen und fast alle Namen wurden gemeinsam entwickelt. Verschiedene Adaptionen, Änderungen und Verbesserungen wurden auf seine Anregungen hin vorgenommen. Peter Marschik ist daher ein besonderer Dank für das Gelingen dieses Romans geschuldet. In diesem Sinne ist „Arthur Rett“ auch sein Buch.
Inhalt
I Die Hochzeit
II Zweimal begraben
III Metamorphosis
IV Autriche, douze points
V Eine schwarze Niere
VI Das Mischpult
VII Das missglückte Attentat
VIII Waage, Aszendent Zwilling
IX Yoga und ein Joint
X Frau Puck
XI Das falsche Datum
XII Der Sieg
XIII Dienstpflichten
XIV Die Burka
XV Frischer Beton und schwarzes Wasser
XVI Grün, grün, grün ist meine liebste Farbe
XVII Späte Einsicht
Personenregister
Glossar und Übersetzung
I
Arthur stand ein wenig abseits von der Gesellschaft und blickte in den Garten. Hier hatte er seine Kindheit verbracht, und er kannte jeden Winkel dieses kleinen Reichs. Das Haus, ein zweistöckiger Barockbau, lag direkt an der Straße. Um es betreten zu können, musste man mehrere Stufen einer Steintreppe überwinden. Die geräumige Vorhalle erstreckte sich quer über die gesamte Gebäudebreite. Auch hier gab es eine Treppe, von deren Absatz man durch eine Glastüre auf einen kleinen Balkon gelangte. Von dort aus hatte man einen herrlichen Blick in den Garten. Das WC und dieser Balkon waren Arthurs Gefängnisse gewesen. Seine Halbschwester Erika oder Kaa, wie Arthur sie seit seiner Kindheit nannte, hatte sie genutzt, um Arthur, wenn Gäste da waren, wegzusperren. Stundenlang hatte er dann frierend und verzweifelt bettelnd vor dieser Glastüre gestanden und mit den kleinen Fäusten gegen die Scheibe getrommelt.
Links vom Vorraum ging es in den Salon. Auf der rechten Seite war die geräumige Küche untergebracht. Die Flügel der beiden Küchenfenster waren weit geöffnet, und man konnte im Inneren die Angestellten des Catering Services „Sonny & Tubbs“ bei ihrer Arbeit beobachten. Die jungen Damen und Herren steckten in weißen Hemden und schwarzen Hosen, um den Hals trugen sie breite, knallrote Krawatten und um die Hüften dunkelgraue Schürzen, die bis zu den Waden reichten. Zwischen ihnen agierte ein Koch mit weißer Kochhaube. Die ganze Mannschaft wurde von einem geschäftigen Herrn mit kahl geschorenem Kopf beaufsichtigt. Mit strenger Miene schritt er umher und verteilte seine Befehle.
Wo Arthurs Blick auch hinfiel, jeder Baum und jeder Strauch war mit irgendwelchen Erinnerungen an seine seltsame Kindheit verbunden. Es hatte sich fast nichts verändert seit damals. Alles stand noch an der Stelle, wo es seinem Gedächtnis entsprechend hingehörte, und er hatte ein fabelhaftes Gedächtnis.
Im schattigen Garten drängte sich die Hochzeitsgesellschaft. Um den Rasen zu schonen, waren rote Teppiche aufgelegt. Die Bäume waren mit Lampions und bunten Luftballons geschmückt. Entlang der Gebäudefront erstreckte sich auf der Gartenseite eine Terrasse. Etwa auf der Höhe der Küche hatte man eine Bühne errichtet. Dort hatten vor wenigen Minuten vier Musiker Platz genommen. Die Mitglieder des Streichquartetts rückten ihre Pulte zurecht und stimmten ihre Instrumente. Es war einer der wenigen schönen Sommertage dieses Jahres. Die Musiker in ihren schwarzen Anzügen litten unter der Hitze. Auf der Glatze des ersten Geigers glitzerten die Schweißperlen.
Arthur stand im Schatten unter einem der Apfelbäume und atmete erleichtert durch, als die Hitze durch einen leichten Windhauch etwas gemildert wurde. „HALLO!“ Er hörte Josefs laute und unverkennbare Stimme. Er drehte sich um und sah Josef über den Rasen schlendern. In der Hand hielt dieser eine kleine rote Kamera. Ohne die Kamera ging Josef nicht aus dem Haus, alles und jeder wurden damit zwanghaft abgelichtet. Seine Spezialität war das Schießen von Gruppenbildern, dafür arrangierte er dann immer mit launigen Worten die verschiedenen Personen. Soweit verfügbar wurden diese mit Kopfbedeckungen und Requisiten ausgestattet. Dann wurde die Kamera auf einem kleinen Stativ in Position gebracht und so eingestellt, dass mit dem Selbstauslöser drei Fotos von der meist dümmlich grinsenden Gesellschaft geschossen werden konnten.
Josefs Styling war abenteuerlich. Er trug eine weiße Hose, ein schwarzes Hemd, auf dem bunte Spielkarten aufgedruckt waren, ein hellblaues Jackett und, dazu passend, rote Raulederschuhe. Er musste in der Küche gewesen sein, denn er hatte eine Kochmütze auf. Sein rundes Gesicht war durch die Hitze und durch zahlreiche Schnäpse gerötet. Die Kochmütze versteckte das etwas schüttere Haar. Offensichtlich dachte er, die steife Gesellschaft könne etwas Auflockerung vertragen.
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